<strong>Ethisch</strong> han<strong>de</strong>ln <strong>lernen</strong> (<strong>SS</strong> <strong>2004</strong>, <strong>Prof</strong>. <strong>Simon</strong>) <strong>von</strong> Anke Heinz. Mehr Skripte unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>S. 26Entwicklung geschieht eine Vergeistigung <strong>de</strong>r Natur, es zeigt sich ein edukativausgelegter Fortschrittsoptimismus. Der Heranwachsen<strong>de</strong> soll einen Bezug sowohl zurZukunft, aber auch zur Gegenwart aufbauen.Erziehung ist eine Einführung und Einübung in die Lebensgemeinschaft,aber Erziehung ist auch dafür verantwortlich, daß <strong>de</strong>r Zögling zu einer freien,mündigen Person wer<strong>de</strong>n kann. Dafür konstatiert Schleiermacher drei Grundaufgaben<strong>de</strong>r Erziehung: Behütung, Unterstützung und Gegensteuerung. Behütet soll <strong>de</strong>rHeranwachsen<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n vor Überfor<strong>de</strong>rung, Gefahren und Schä<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nen er selbstnicht gewachsen ist. Man muß ihm aber auch einen Raum geben, <strong>de</strong>r ihm selbsttätiges<strong>Han<strong>de</strong>ln</strong> sichert und ermöglicht. Unterstützt wer<strong>de</strong>n soll das Gute im Jugendlichen.Seine Zuversicht soll geweckt und gestärkt wer<strong>de</strong>n, die ihn immer handlungsfähigermacht. Die Gegensteuerung bezieht sich auf das Böse und Schädliche, das <strong>de</strong>m Sinn<strong>de</strong>r Erziehung entgegenstehen kann.Die ethische Erziehung darf nicht nach einer Seite, Gesellschaft o<strong>de</strong>r Zögling,hin aufgelöst wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r unauflöslichen Dialektik muß auch hier Rechnung getragenwer<strong>de</strong>n.Schleiermachers Mo<strong>de</strong>ll beeinflußte viele Pädagogen sowohl <strong>de</strong>r Weimarer Zeitals auch solche nach 1945, z.B. Wilhelm Dilthey (1833-1911) o<strong>de</strong>r Wolfgang Klafki.3.7. Johann Friedrich Herbart: Didaktik als Lehre vom erziehen<strong>de</strong>n UnterrichtHerbart wur<strong>de</strong> 1776 in Ol<strong>de</strong>nburg geboren und starb 1841 in Göttingen. SeineLehre steht in Kantscher Nachfolge. 1806 schrieb er seine „Allgemeine Pädagogik aus<strong>de</strong>m Zwecke <strong>de</strong>r Erziehung abgeleitet“. Herbart war Philosoph und Pädagoge.Ausgangspunkt ist bei Herbart die Bildsamkeit <strong>de</strong>s Zöglings. Als Ziel <strong>de</strong>rErziehung sieht er die Selbstfindung <strong>de</strong>s Zöglings an, die darin besteht, das Gute zuwählen und das Schlechte zu verwerfen. Dadurch entstehe Charakterbildung undTugend.Dabei han<strong>de</strong>lt es sich um eine realistische psychologische Position: Die Weltsteht uns objektiv gegenüber und ist in ihren Gesetzen prinzipiell erkennbar. Die Seeleals ein Gefüge <strong>von</strong> Vorstellungen enthält auch <strong>de</strong>n Willen <strong>de</strong>s Menschen. Dieser Willeist über solche Vorstellungen an die Wirklichkeit gebun<strong>de</strong>n. Die Vorstellungen wer<strong>de</strong>nreflektierend bearbeitet und gelangen dann zu Klarheit und Ordnung, zu einergeordneten Bewußtheit. So kommt es zur Ausbildung eines Gedankenkreises 14 , <strong>de</strong>r14 ???
<strong>Ethisch</strong> han<strong>de</strong>ln <strong>lernen</strong> (<strong>SS</strong> <strong>2004</strong>, <strong>Prof</strong>. <strong>Simon</strong>) <strong>von</strong> Anke Heinz. Mehr Skripte unter www.<strong>vaticarsten</strong>.<strong>de</strong>S. 27Motivationsgrund eines vom Willen geleiteten <strong>Han<strong>de</strong>ln</strong>s ist. Die Wirklichkeit <strong>de</strong>r Weltwird in Gedanken gleichsam nachkonstruiert.Herbart zufolge ist Unterricht immer erziehen<strong>de</strong>r Unterricht, Erziehungimpliziert immer auch Unterricht. Die Bildung <strong>de</strong>s Gedankenkreises ist für ihn einwesentliches Ziel <strong>de</strong>r Erziehung, die <strong>de</strong>m Heranwachsen<strong>de</strong>n Moralität, Charakterstärkeund Tugend vermitteln soll.Sittliches <strong>Han<strong>de</strong>ln</strong> soll aufgrund <strong>von</strong> Einsichten geschehen, die durchWahrnehmung <strong>von</strong> Gutem und Schönem gewonnen wer<strong>de</strong>n (ästhetischer Zugang zurSittlichkeit). Es geht um die Bestimmung und Weiterführung <strong>de</strong>s Interesses am sittlichen<strong>Han<strong>de</strong>ln</strong>. Die I<strong>de</strong>en <strong>de</strong>r Vernunft, nämlich innere Freiheit, Vollkommenheit,Wohlwollen, Recht und Billigkeit sollen in <strong>de</strong>m Unterricht, welcher zur sittlichenCharakterstärke beiträgt, geför<strong>de</strong>rt und gestärkt wer<strong>de</strong>n, so Herbart. Er nennt zu diesemZweck drei Mittel <strong>de</strong>r Erziehung:1. Regierung: Hierbei geht es um die Bestimmung und Ordnung <strong>de</strong>s äußerenVerhaltens <strong>de</strong>s Lernen<strong>de</strong>n. Disziplin ist die Voraussetzung <strong>de</strong>s Lernens.2. Zucht: Hier soll die innere Haltung <strong>de</strong>s Lernen<strong>de</strong>n, die Bildung <strong>de</strong>s Willensund <strong>de</strong>r Einsicht mit pädagogischem Takt und Autorität gestärkt wer<strong>de</strong>n(Gesinnungsbildung, Ermutigung).3. Unterricht: Ziel <strong>de</strong>s Unterrichts ist es, <strong>de</strong>n Gedankenkreis klären, weiten,för<strong>de</strong>rn und ordnen zu helfen, und zwar im Rückgriff auf die Erfahrungen <strong>de</strong>rSchüler.Herbart konstatiert vor diesem Hintergrund drei Formen <strong>von</strong> Unterricht: a)darstellen<strong>de</strong>n Unterricht (neue Erfahrungen wer<strong>de</strong>n vorgestellt), b) analytischenUnterricht (vorliegen<strong>de</strong> Erfahrungen wer<strong>de</strong>n analysiert), c) synthetischen Unterricht (dievorliegen<strong>de</strong>n Erfahrungen wer<strong>de</strong>n geklärt, geordnet, zusammengeführt). In allen Fällenist es wichtig, daß <strong>de</strong>r Unterricht geglie<strong>de</strong>rt abläuft.Das sog. Herbartsche Stufenschema, das sich an Schemata <strong>de</strong>r Psychologieorientiert, spricht <strong>von</strong> vier verschie<strong>de</strong>nen Elemente <strong>de</strong>r Unterrichtsartikulation:1. Klarheit <strong>de</strong>s EinzelnenIn dieser Phase <strong>de</strong>r Wahrnehmung geht es um die Analyse <strong>de</strong>r Situationdurch <strong>de</strong>n Lehrer, mit <strong>de</strong>m Ziel, Klarheit zu schaffen. Der Lehrer muß sichdabei an <strong>de</strong>m orientieren, was <strong>de</strong>r Schüler schon weiß und was er sichvorstellen kann. Die Vorstellungen wer<strong>de</strong>n dann in ihrer je gegeben Lageerkannt und erlernt.
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