Zur Vertragspraxis der Kaufpreiszahlung in den Tablettes Albertini ...

ZUR VERTRAGSPRAXIS DER KAUFPREISZAHLUNG 217Wenn Weßel meint, die Kaufpreiszahlung sei als zwingendes Erfordernisfür den Eigentumsübergang in den Ravennater Papyri genanntund damit ein Beweis für die Geltung des Prinzips in der Spätantike,so verwundert zunächst die Stellung im Formular, nämlich erstNACH der Beurkundung der traditio 46 .Hingegen wird in den Tablettes Albertini die KaufpreiszahlungVOR der Übergabsklausel beschrieben, doch sieht Weßel dort keinennotwendigen Zusammenhang zwischen Kaufpreiszahlung und Eigentumserwerb.2) Wenn nun aber die Kaufpreiszahlung tatsächlich konstitutiv fürden Eigentumsübergang wäre (wie dies zumindest nach Pringsheimfür das hellenistische Recht galt 47 ), müsste die Übergabe nicht mehreigens so ausführlich beschrieben werden. Doch in beiden Quellenstellensind mit der Beurkundung von causa und traditio die Voraussetzungenfür den Eigentumserwerb dokumentiert. In beiden Urkundenformularenist der Traditionsformel sogar ein eigener Abschnittgewidmet.Weßel legt überzeugend dar, dass in der in den Tablettes Albertinirekonstruierten dreiteiligen Übergabsformel – trotz der Verwendungvon transferre – die traditio des Kaufgegenstandes gemeint war 48 . Fürihn hatte die traditio in den Tablettes Albertini außerdem dieselbeFunktion wie in klassischer Zeit 49 .Der Vergleich der Übergabsformel der Tablettes Albertini mit derin P. Tjäder 36, weil sie ihr „am ähnlichsten 50 “ sei, veranlasst Weßelallerdings nicht dazu, von seiner Einordnung der Kaufpreiszahlung alskonstitutives Element für den Eigentumserwerb in den RavennaterKaufpapyri abzugehen.Außerdem fällt auf, dass in beiden Dokumenten der Ausdruck inperpetuum/in perpetuo im Rahmen der traditio verwendet wird. Sieht46 Dies kann mit der Anwendung des Manzipationsformulars auf das Traditionsformularzusammenhängen. Da dort die Kaufpreiszahlung kein essentiale des Geschäftswar, brauchte sie erst am Schluss des Kontexts vermerkt zu werden. Vgl WOLFF,Römische Grundstückskaufverträge aus dem Vandalenreich, in: TR 14 (1936), 410.47 PRINGSHEIM, Der Kauf mit fremdem Geld, 1f und passim.48 KAISER, Rezension zu WEßEL, Das Recht der Tablettes Albertini (Berlin 2003), in:SZ 122 (2005), 309.49 WEßEL, Das Recht der Tablettes Albertini, 151f.50 WEßEL, Das Recht der Tablettes Albertini, 148.Revue Internationale des droits de l’Antiquité LII (2005)