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Kein Zwang! Kein Zwang! - Lundbeck

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<strong>Zwang</strong>serkrankungen<strong>Zwang</strong>serkrankungen<strong>Kein</strong> <strong>Zwang</strong>!<strong>Kein</strong> <strong>Zwang</strong>!Information für Patienten und AngehörigeInformation für Patienten und AngehörigeLUNDB-1886 01/2011


Habe ich ordentlich zugesperrt?Kennen Sie das Gefühl? Sie sitzen morgens im Autound plötzlich sind Sie sich nicht mehr sicher, ob Siedas Licht abgedreht oder die Türe abgesperrt haben.Die meisten denken nun wahrscheinlich, dass sicheralles in bester Ordnung ist. Schließlich drehen sieimmer das Licht ab und versperren auch immer dieHaustüre. Warum also sollte es heute anders sein?Mit einigermaßen ruhigem Gewissen werden sieihren Weg fortsetzen.Bei manchen Menschen ist das anders. Sie werdenimmer wieder zurückfahren – egal, wie weit sieschon von zu Hause entfernt sind. Um noch einmalalles zu kontrollieren und noch einmal … und wahrscheinlichnoch einmal. Diese Menschen leiden untereiner <strong>Zwang</strong>sstörung. Eine innere Stimme „zwingt“sie dazu, bestimmte Handlungen auszuführen oderbestimmte Gedanken zu denken. Meist sind sie sichder Unsinnigkeit ihrer Handlungen bewusst.


Lieb gewonnene „Macke“ oder<strong>Zwang</strong>serkrankung?Jeder von uns hat gewisse Ticks, die wir uns nurschwer abgewöhnen können oder wollen, wie z.B.gewisse Essgewohnheiten oder das Schlafen auf einerbestimmten Seite des Bettes. Diese kleinen „Macken“machen oft das Besondere an einem Menschen ausund werden vielleicht manchmal belächelt, aber dennochakzeptiert.Wenn jedoch diese „Gewohnheiten“ zum <strong>Zwang</strong>werden und die „Macke“ den normalen Tagesablaufbeeinträchtigt oder gar unmöglich macht, sprichtman von einer Krankheit: Der Betroffene wäscht sichnicht nur einmal die Hände, sondern 50 Mal, dieWäsche in den Schränken ist wie mit dem Maßbandsortiert oder jeder Bleistift muss an einem ganz bestimmtenPlatz liegen. Hände waschen oder Ordnunghalten an sich ist nicht ungewöhnlich, nur die Häufigkeitder Ausführung ist bei Menschen mit <strong>Zwang</strong>sstörungenstark übertrieben.<strong>Zwang</strong>shandlungen und <strong>Zwang</strong>sgedankenZu den häufigsten <strong>Zwang</strong>shandlungen gehören:• Kontrollzwänge: Ist das Licht abgedreht?Habe ich den Herd ausgeschaltet?Sind alle Türen verschlossen?• Waschzwänge: extrem häufiges Händewaschenoder Duschen• Ordnungs- und Putzzwänge• <strong>Zwang</strong> zum Sammeln von nutzlosen GegenständenZu den häufigsten <strong>Zwang</strong>sgedanken gehören:• zwanghafte Angst vor Infektionen, Ansteckungmit Krankheiten• zwanghaftes Zweifeln: Habe ich die Türe auchwirklich zugesperrt?• zwanghafte Vorstellungen/Bilder: z.B. vonFlugzeugkatastrophen, Unfällen• zwanghafte Impulse: z.B. mit dem Auto in eineMenschenmenge zu fahren


Anzeichen einer <strong>Zwang</strong>serkrankungWer an einer <strong>Zwang</strong>serkrankung leidet, ist oft zusätzlichauch von anderen seelischen Problemen betroffen,die das Leben erschweren. Dies reicht von unangenehmenGefühlen wie• Angst vor Ablehnung• Unsicherheit bei Entscheidungen• Hoffnungslosigkeit, Niedergeschlagenheit bis zuernsthaften Erkrankungen wie• Depressionen• Angststörungen• SchizophrenieAls Folge einer <strong>Zwang</strong>serkrankung kann es zu körperlichenSchäden wie Hautkrankheiten (Waschzwang),Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes oder Herz-Kreislauf-Beschwerden kommen.Dauer der <strong>Zwang</strong>serkrankungNach wie vor werden <strong>Zwang</strong>serkrankungen gesellschaftlichtabuisiert und von den Betroffenen meistverheimlicht. Mit fatalen Folgen: Viele Menschenhaben eine bis zu 15 Jahre dauernde – unnötige– Leidensgeschichte hinter sich, ehe sie erstmalsHilfe in Anspruch nehmen. Dabei sind <strong>Zwang</strong>serkrankungengut behandelbar (siehe Kapitel „<strong>Zwang</strong>& Therapie“). Doch nur ein Arzt kann die richtigenMaßnahmen setzen, um dem Patienten die verloreneLebensqualität wiederzugeben. Daher: Je rascherprofessionelle Unterstützung gesucht wird, umsoschneller kann der <strong>Zwang</strong> besiegt werden!Wer ist davon betroffen?Grundsätzlich gilt: Eine <strong>Zwang</strong>serkrankung kann jedentreffen. Ein größeres Risiko, daran zu erkranken,haben unter Umständen diejenigen, deren Elternan einer <strong>Zwang</strong>serkrankung oder Angststörung leidenbzw. gelitten haben. Etwa 2–3% aller Menschenerkranken einmal in ihrem Leben an einer <strong>Zwang</strong>serkrankung.Männer und Frauen sind etwa gleich häufigbetroffen, die Krankheit kann jedoch unterschiedlichverlaufen.Bei Männern:• eher Kontrollzwänge• Beginn oft im Jugendalter• verstärkt sich schleichend bis zurBehandlungsbedürftigkeitBei Frauen:• eher Wasch- und Sauberkeitszwänge• Beginn: oft aprupt, häufig zwischen 20 und 30Jahren


<strong>Zwang</strong> & TherapieDie besten Erfahrungen hat man mit der Kombinationvon medikamentöser Therapie (Einnahme von Antidepressiva)und Psychotherapie (vor allem Verhaltenstherapie)gemacht. In den meisten Fällen kommtes bei dieser dualen Behandlungsmethode zu einervollständigen Heilung!Medikamentöse TherapieBei der <strong>Zwang</strong>serkrankung kommt es im zentralenNervensystem zu einem Mangel des BotenstoffesSerotonin. Moderne Antidepressiva wie Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) helfen, den Mangelan Botenstoffen wieder auszugleichen und dasGleichgewicht wieder herzustellen.• Antidepressiva wirken nicht sofort. Bei den meistenSubstanzen vergehen bis zum Eintritt der Wirkungeinige Tage bis Wochen.• Die verschiedenen Antidepressiva wirken bei jedemMenschen ein wenig anders. Falls das verschriebeneMedikament nach einigen Wochen Ihrer Meinungnach zu wenig wirkt oder unangenehme Nebenwirkungenhat, sollten Sie das Medikament keinesfallsabsetzen, sondern die Symptome mitIhrem Arzt besprechen.• Diese Medikamente werden auch sehr erfolgreichin der Behandlung verschiedener anderer Erkrankungeneingesetzt (Angststörungen oder Depressionen).• Wichtig: Moderne Antidepressiva führen zukeinerlei Abhängigkeitserscheinungen und veränderndie Persönlichkeit nicht!Dauer der medikamentösen BehandlungUm Rückfälle zu vermeiden, ist es äußerst wichtig,die Therapie ausreichend lange fortzusetzen.• Antidepressiva sollten so lange eingenommenwerden, bis der Arzt feststellt, dass die Erkrankungabgeklungen ist.• Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlteine Fortführung der Behandlung über einen Zeitraumvon mindestens 6 Monaten nach Abklingender Symptome.Auch wenn es Ihnen besser geht:Setzen Sie Ihr Medikament niemalsohne Absprache mit Ihrem Arzt ab!


Tipps für Betroffene• <strong>Zwang</strong>serkrankungen sind kein Schicksal! Sie solltenIhr Leiden weder verstecken noch einfach hinnehmen!• Sprechen Sie Ihre Angehörigen auf Ihre Erkrankungan. Wenn jemand an einer <strong>Zwang</strong>sstörung leidet,ist oft die ganze Familie in Mitleidenschaft gezogen.• Die <strong>Zwang</strong>serkrankung ist heilbar. Suchen Siedaher so rasch wie möglich professionelle Hilfebeim Arzt Ihres Vertrauens.Tipps für Angehörige• Suchen Sie für sich und den Betroffenen Hilfe vonaußen.• Unterstützen Sie den Betroffenen durch Lob fürjeden Fortschritt und haben Sie Verständnis fürkleine Rückschläge.• Vermeiden Sie es auf liebevolle Art, bei den<strong>Zwang</strong>sritualen mitzumachen („Ich würde dir dasgerne abnehmen, weil ich dich unterstützenmöchte, aber ich weiß, dass ich dir damit nichtwirklich helfe!“).• Die Behandlung einer <strong>Zwang</strong>serkrankung erfordertviel Kraft, Geduld und Zeit von allen Beteiligten!Innenwelt PatientenmagazinJa, ich möchte die innenweltim Gratis-Abo lesen...Ihr Abo Vorteile:Bequem. Kostenlose Zustellung.Direkt zu Ihnen nach Hause.Informiert. <strong>Kein</strong>e Ausgabe verpassen.4x pro Jahr Top-Infos für mehrLebensqualität von Seele und Körper.Jetzt bestellen!Einfach per Post: Redaktion innenwelt,Sommerergasse 14, 1130 WienFlott per Fax: +43/1/879 35 57Bequem per E-Mail: redaktion@innenwelt.atNameVornamePLZ/OrtStraße/Nr.Tel.E-MailWeitere Informationen finden Sie aufwww.innenwelt.atDie in dieser Broschüre verwendeten personenbezogenen Bezeichnungen treten der besseren Lesbarkeithalber nur in einer Form auf, sind aber natürlich gleichwertig auf Frauen und Männer bezogen.

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