Sondernummer s6 / August 2013 Ein Magazin des ⏐ ⏐OberösterreichU⏐N<strong>at</strong>urschutz im Internet:www.land-oberoesterreich.gv.<strong>at</strong>n.post@ooe.gv.<strong>at</strong>UAbteilungINFn<strong>at</strong>urschutzbund ⏐ Oberösterreich im Internet:www.n<strong>at</strong>urschutzbund-ooe.<strong>at</strong>ooenb@gmx.netRMATIV<strong>Bäume</strong>Lebensqualität in Stadt und LandINHALTDie Städte von morgenbrauchen ausreichendund vielseitig nutzbareGrünflächen, umdie zunehmendenAnforderungen derstädtischen Gesellschaft zuerfüllen. <strong>Bäume</strong> sind dabeidas tragende Elementstädtischen Grüns (AstridHamm).Foto: J. LimbergerLebewesen Baum.....................................4Leistungsbilanz Baum..............................6Der Boden als Lebensraum unter demBaum ........................................................6Einen Baum pflanzen …..........................8Artgerechte Baumhaltung ....................9Lebensgrundlage Baum ....................... 12Totholzhege…......................................13Geschnittene <strong>Bäume</strong>............................14Wundreaktion.......................................16Salzschäden an Straßenbäumen...........17Mistel – wie ein Embryo aus dem Ei.. .18Pilz und Baum – zwei Partner..............19Rechtliche Situ<strong>at</strong>ion in Zusammenhangmit <strong>Bäume</strong>n..........................................20Häufige Fragen und Annahmen...........22Bücher....................................................24¡EDITORIALLiebe Leserinnen und Leser!Lange schon war es überfällig, ein Heftüber <strong>Bäume</strong> zusammenzustellen. Sie verbesserndas Klima in unseren Städtenund Dörfern, filtern Schadstoffe aus derLuft und produzieren Sauerstoff. Ihr lebendigesGrün im Sommer durchbrichtdas Grau von Städten, gliedert die Landschaftund macht sie erlebenswert. Schonseit langen Zeiten stehen Menschen mit<strong>Bäume</strong>n in einem Nahverhältnis. FranzSchubert h<strong>at</strong> in seinem Lied „Am Brunnenvor dem Tore“ den Lindenbaum besungen.Der Baumsch<strong>at</strong>ten lädt zur Rastan heißen Sonnentagen ein, das Säuselndes Windes in seinen Blättern beruhigtGeist und Seele.Doch an vielen Orten lässt sich in denletzten Jahren ein Bruch dieser Beziehungfeststellen. Entlang von Straßenfallen jedes Frühjahr ganze Baumreihen.Sie müssen unserem Rausch nachGeschwindigkeit und immer größererAbenteuerlust (n<strong>at</strong>ürlich ohne Bezug aufEigenverantwortung) bei gesteigertemSicherheitsbedürfnis weichen. Vielerortswerden <strong>Bäume</strong> ohne Fachkenntnis brutalgestutzt und so dem schleichenden Verfallpreisgegeben. In vielen modernenPlanungsarbeiten spielen sie nur nocheine behübschende Rolle und stehen verlorenauf krankgestylten und zugepflastertenoder asphaltierten Plätzen. Vielerortswerden sie umgeschnitten, weil ihreBlätter und Samen – um Gottes Willen– unser heißgeliebtes Auto beschmutzenkönnten. Oft nicht einmal auf Friedhöfenwerden sie geduldet, müssen unseremübertriebenen Ordnungssinn weichen.Nicht gedenk den Leistungen, die diese<strong>Bäume</strong> für den Menschen und für dieN<strong>at</strong>ur bringen. Vögel singen in ihrenKronen und bauen dort ihre Nester. Eichhörnchenfinden auf ihnen ihre Nahrungund in den Höhlen alter <strong>Bäume</strong> findenFledermäuse, Eulen und andere TiereUnterschlupf und Kinderstube.<strong>Bäume</strong> sind ihr ganzes Leben und auchim langsamen Tod würdevoll und schön.Wenn sie abzusterben beginnen, bietensie mehr Organismen, von Pilzen überFlechten, Moosen und Insekten, Lebensraumals in ihren potenten Jahren. IhrTod dauert, wenn der Mensch nicht mitseinem Ordnungssinn eingreift und sieentfernt, noch einmal so lange wie dieZeit ihres Heranwachsens.Kurzum, wir sollten <strong>Bäume</strong> wiederschätzen lernen. Ohne sie wären Städtetrostlose Wüsten, unsere Landschaft hättekeine Orientierungspunkte und Wegzeichenmehr.Rückschnitt- und Sanierungsmaßnahmensollten, wenn unbedingt nötig,Fachleute vornehmen, und wir solltenuns an diesen mächtigen Zeichen derSchöpfung erfreuen.In diesem Sinne wünsche ich Ihneneine erbauliche Lektüre.IhrJosef LimbergerObmann ⏐n<strong>at</strong>urschutzbund⏐OberösterreichMedieninhaber, Herausgeber, Verleger: N<strong>at</strong>urschutzbund Oberösterreich Schriftleitung Josef Limberger Redaktionsteam Dr. Martin Schwarz, Josef Limberger - alle: 4020 Linz,Promenade 37, Telefon 0 732 / 77 92 79 Gesamtherstellung oha-druck Gmbh, Kremstalstraße 93, 4050 Traun. Hergestellt mit Unterstützung des Amtes der Oö. Landesregierung,Abteilung N<strong>at</strong>urschutz. Die mit Namen gekennzeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungeneingesandter Manuskripte vor.INF RMATIVSeite 2 s6/2013
¡EDITORIALLiebe Leserinnen und Leser!„Als Baum wird im allgemeinenSprachgebrauch eine holzige Pflanzeverstanden, die aus Wurzel, einem darausemporsteigenden, hochgewachsenenStamm und einer belaubten Krone besteht“.Soweit eine populäre Definitiondes Begriffs „Baum“. Doch wir alle wissen,dass uns <strong>Bäume</strong> n<strong>at</strong>ürlich viel mehrbedeuten, als diese knorrige Definitionglauben macht. Gleichzeitig haben sieaber auch eine kulturelle Bedeutung, erfuhrenkultische Verehrung und waren– oder vielmehr sind – Träger einer uraltenSymbolik der Beständigkeit. Nichtzuletzt – und das sage ich auch in meinerEigenschaft als Wohnbaureferent –h<strong>at</strong> der Baum gerade in dicht verbautenstädtischen Gebieten auch wertsteigerndeEigenschaft für die Immobilie und hilftdem Menschen sich wohl zu fühlen.Ich persönlich verbinde viel mit demWort Baum: als Ort des Spiels meinerKindheit und frühen Jugend, als begeisterterHobbygärtner im kleinen Obstgartenund nunmehr auch als Jäger. Was unsan der Landschaft so selbstverständlicherscheint, ist es in Wahrheit aber nicht.Denn eines der faszinierenden Elementeam Baum ist für mich die Balance zwischenfreiem Wuchs und Pflege, zwischenmenschlichem Eingreifen und demLauf der N<strong>at</strong>ur.Doch der wichtigste Zugang scheint mirjener über den Schutz zu sein. Die Erhaltung,das aktive Schützen und Pflegen vonBeständen ist ein zentraler Faktor, auch inder Abteilung für N<strong>at</strong>urschutz des LandesOberösterreich. Nicht ausschließlich umder <strong>Bäume</strong> selbst willen – das moderneWort Umwegrentabilität, eigentlich einBegriff aus den Wirtschaftswissenschaften,erhält in diesem Zusammenhang eineneue Bedeutung: Gesunde Baumbeständesichern auch den Lebensraum für eineVielzahl an Arten und tragen somit entscheidendzur Vielfalt in Oberösterreichbei. Und nicht zuletzt: Wer möchte schonin einer Umwelt leben, die lediglich ausBeton besteht? Das gilt vor allem und geradefür die Stadt.Eine Umgebung ohne Baum ist fürMenschen in unseren Gegenden einfachnicht vorstellbar – und auch nicht wünschenswert.Es ist im Grunde egal, obder Baum Forschungsgegenstand, Nutzpflanzeoder Objekt der Beschauung ist– in jedem Falle ist er unverzichtbarerBestandteil unseres Lebens.IhrDr. Manfred HaimbuchnerN<strong>at</strong>urschutz-Landesr<strong>at</strong><strong>Bäume</strong><strong>Bäume</strong> sind für mich immer dieeindringlichsten Prediger gewesen.Ich verehre sie, wenn sie in Völkernund Familien leben, in Wäldern undin Hainen.Und noch mehr verehre ich sie,wenn sie einzeln stehen.Sie sind wie Einsame.Nicht wie Einsiedler,welche aus irgendeiner Schwächesich davongestohlen haben,sondern wie große, vereinsamte Menschen,wie Beethoven und Nietzsche.In ihren Wipfeln rauscht die Welt,ihre Wurzeln ruhen im Unendlichen;allein, sie verlieren sich nicht darin,sondern erstreben mit aller Kraftihres Lebens nur das eine:ihr eigenes, in ihnen wohnende Gesetzzu erfüllen,ihre eigene Gestalt auszubauen,sich selbst darzustellen.Nichts ist heiliger,nichts ist vorbildlicherals ein schöner,starker Baum.Wenn ein Baum umgesägt worden istund seine nackte Todeswunde derSonne zeigt,dann kann man auf der lichten Scheibeseines Stumpfes und Grabmalsseine ganze Geschichte lesen:in den Jahresringen und Verwachsungensteht aller Kampf, alles Leid,alle Krankheit,alles Glück und gedeihen treu geschrieben,schmale Jahre und üppige Jahre,überstandene Angriffe, überdauerteStürme.Hermann HesseSeite 3INFRMATIV