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Schutzgebiete im Unstrut-Hainich-Kreis

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Lehnert E., U. Fickel, R. Halle, R. Weise,W. Hochstrate, M. Fiegle & R. Faupel<strong>Schutzgebiete</strong> <strong>im</strong><strong>Unstrut</strong>-<strong>Hainich</strong>-<strong>Kreis</strong>


<strong>Schutzgebiete</strong> <strong>im</strong><strong>Unstrut</strong>-<strong>Hainich</strong>-<strong>Kreis</strong>3


InhaltsverzeichnisEinleitung ................................................................................................................ 6Flächennaturdenkmale ............................................................................................. 9Im Haurieden 10Weinberg 12Auf dem Weinberg und <strong>im</strong> Kirchgrund 13Wolfsmilchsteppe 14Kalkkopf 16Breiter Berg 17Steinbruch am Landgraben 19Adoniswiese am Forstberg 20Ziegeleigrube 22Steinbruch am Bärental 24Buchseewiese 26Ringteich bei Peterhof 28Wacholderdrift 29Senkig 31Badensee 32Schmetterlingswiese 34Kälberteich 36Horsmarscher Grund 38Rähmenbrunnen 40Z<strong>im</strong>merbach 42Geschützte Landschaftsbestandteile ........................................................................... 45Bahndamm Wendehausen/Diedorf 46Wichtelgrund 48Tongrube Kirchheilingen 50Bothenheilinger Herzberg 52Naturschutzgebiete ..................................................................................................... 55Grabsche Berge 56Großer Horn 59Klosterschranne - Faulunger Stein 62Kühmstedter Berg 65Sonder 66<strong>Unstrut</strong>tal zwischen Nägelstedt und Großvargula 68Volkenrodaer Wald 71Flachstal 74Z<strong>im</strong>merbachtal - Hellerbachtal 79Herbslebener Teiche 81Landschaftsschutzgebiete ........................................................................................ 85Natur- und Nationalpark .......................................................................................... 89Natura 2000 Gebiete ............................................................................................... 93Literatur- & Quellenübersicht ................................................................................... 965


EinleitungDer Naturschutzgedanke ist, sieht man vomSchutz einzelner Objekte ab, noch relativ jung.Von einigen Kleinigkeiten abgesehen, scheinendie Gedanken von FLOERICKE (1909) hundertJahre später durchaus noch eine gewisse Aktualitätzu haben:„...Zwei Jahrtausende sind eine verschwindendwinzige Zeitspanne, wenn wir sie an denJahrmillionen unseres Planeten messen, unddoch, wie gründlich hat es der Mensch verstanden,innerhalb dieser kurzen Frist die Naturumzumodeln. Einst der eherne Tritt römischerLegionen und der jauchzende Jagdruf wilderGermanen - heute der hämorrhoidenkranke Bürokratin dumpfer Amtsstube und das flanierendeGigerl mit dem Monokel <strong>im</strong> Auge auf der asphaltiertenund elektrisch beleuchteten Straße,einst undurchdringliche Urwälder mit knorrigenRiesenbäumen, belebt von Wildpferden, Bären,Elchen und Auerochsen - heute eintönige Nadelwälderohne Unterholz mit schnurgeradenWegen, deren militärisch gedrillte und fein säuberlichin Reihen ausgerichtete Stämme höchstensnoch das Herz des Holzhändlers rascherschlagen lassen, und in denen ein paar kümmerliche,halbzahme Rehe unter dem Schutzevon Gesetzen bei Wildleckpulvern und anderenApothekermitteln ihr Dasein fristen, bis sie derFörster zum erstem Mai gegen Einhändigungeines ‚blauen Lappens‘ von Jagdfexen abschießenläßt, die mit Zielfernrohr und ‚künstlichemSchmalreh‘, mit ‚Freßkobern‘ und Rotsponpullenfür ein paar Stunden per Automobil dem Häusermeereder Großstadt entflohen sind; einstunermeßliche Sümpfe und Moräste, w<strong>im</strong>melndvon kreischenden Scharen unzähligen Wassergeflügels- heute langweilige, tote und stummeRübenfelder, so weit das Auge reicht, auf denenhöchstens ein armseliger Lampe verdrosseneinherhoppelt, dem zu Ehren <strong>im</strong> Winter einstattliches Aufgebot von bis an die Zähne bewaffnetenhinauszieht auf die verschneite Flur.Ja, wir habens herrlich weit gebracht!...“Was würde der Autor wohl zu unseren heutigenProblemen des Artenschwundes und derglobalen Erwärmung sagen, meinen viele vonuns doch, vor hundert Jahren sei alles bessergewesen?Mit dem Reichsnaturschutzgesetz von 1935wurde der Naturschutz erstmalig in Deutschlandeinheitlich und umfassend geregelt. DreiSchutzgebietskategorien wurden eingeführt.Naturdenkmale (§ 3), Naturschutzgebiete (§ 4siehe Auszug) und in § 5 Sonstige Landschaftsteile.Die Regelungen des Reichsnaturschutzgesetzesblieben nach dem II. Weltkrieg zunächstGrundlage des Naturschutzes in beiden TeilenDeutschlands. In der Bundesrepublik Deutschlandblieb es bis 1976 gültig, in der DDR nurbis 1954. Schutz und Pflege der Natur für denMenschen wurden mit dem neuen Naturschutzgesetz,dem „Gesetz zur Erhaltung und Pflegeder he<strong>im</strong>atlichen Natur“ vom 4. August 1954,Grundsatz des Umgangs der Gesellschaft mitder Natur. Zu Beginn der siebziger Jahre wurdedieses Gesetz durch das „Gesetz über dieplanmäßige Gestaltung der sozialistischen Landeskulturin der Deutschen DemokratischenRepublik - Landeskulturgesetz“ (Gesetzblatt derDDR I, Nr. 12) ersetzt. Dieses Gesetz entsprachdem Gesamtanliegen der Führung der DDR,eine entwickelte sozialistische Gesellschaft zugestalten, in der alle Bereiche, auch die Naturund die sie verändernde und gestaltende Tätigkeitdes Menschen, in Übereinst<strong>im</strong>mung mitden gesamtgesellschaftlichen Zielen entwickeltwerden sollten.6


Insbesondere die Mehrzahl der Flächennaturdenkmale(FND) in unserer Region wurdenauf Grundlage dieses Gesetz in den achtzigerJahren ausgewiesen. Nach der Wiedervereinigungkamen vergleichbar die geschütztenLandschaftsbestandteile (GLB) hinzu. Bei denNaturschutzgebieten findet die Ausweisungsperiodein den frühen sechziger Jahren und inder Nachwendezeit ihren Niederschlag. An deneinzelnen Perioden wird deutlich, dass für dieAusweisung von <strong>Schutzgebiete</strong>n nach Naturschutzrechtstets der gesellschaftliche Konsenserforderlich ist. Gerade in den Zeiten des politischenUmsturzes war die Begeisterung fürNatur- und Umweltschutz groß und wurde vonbreiten Bevölkerungsteilen mitgetragen. Aktuell,in Zeiten wirtschaftlicher Engpässe, ist nichtnur das Interesse an Fragen des Naturschutzesdeutlich geringer, sondern auch die Chancen,neue Gebiete auszuweisen.Seit dem 01. März 2010 gilt das Bundesnaturschutzgesetz- Gesetz über Naturschutz undLandschaftspflege (BNatSchG) erstmals, seitdem Reichsnaturschutzgesetz, wieder als in allenBereichen und Bundesländern unmittelbargeltendes Recht. Die §§ 21-30 definieren aktuelldie unterschiedlichen nationalen Schutzgebietskategorien.Hinzu treten Schutzgebietskategorienauf der Grundlage europäischen Rechts[NATURA 2000 Schutzgebietssystem - mit FFHGebieten (Flora - Fauna - Habitat) und Vogelschutzgebieten(VSG)], geregelt <strong>im</strong> § 32 desBNatSchG.Nicht nur für den Laien wird es zunehmendschwieriger, die einzelnen Kategorien hinsichtlichihrer Rechtsgrundlage und Zielsetzung zudifferenzieren. In der hier vorgelegten Publikationstehen die nationalen <strong>Schutzgebiete</strong> <strong>im</strong> Vordergrund.Sofern sie sich gleichzeitig innerhalbdes NATURA 2000 Schutzgebietssystems befinden,wird dies erwähnt (vgl. auch WIESNER etal. 2008). Die Naturdenkmäler des Landkreiseswurden bereits in dieser Reihe vorgestellt (vgl.WEISE et al. 2007).Angaben zu Flora und Fauna. Heute ist für dieAusweisung eines <strong>Schutzgebiete</strong>s eine umfassendeErfassung und Darstellung des Inventarsin einem so genannten Schutzwürdigkeitsgutachtenerforderlich. Für einige Gebiete konnteauf solche Gutachten zurückgegriffen werden.Was in einem Schutzgebiet nach Naturschutzrechterlaubt ist und welche Nutzungen undFreizeitaktivitäten eingeschränkt sind, ist in denjeweiligen Schutzgebietsverordnungen verankert.Diese wurden bei der Ausweisung einesjeden Gebietes durch Rechtsverordnung veröffentlicht.Diese Verordnungen sind bei der Naturschutzbehördedes Landkreises einsehbar.Zur Entwicklung eines <strong>Schutzgebiete</strong>s, seinerTier- und Pflanzenwelt oder aber auch zum Erhaltseiner geologischen Besonderheiten bedarfes zuerst einer Formulierung des Schutzzielesund daraus abgeleitet einer Beschreibung vonMaßnahmen, wie dieses Ziel erreicht werdenkann. Dies erfolgt <strong>im</strong> Rahmen der Erarbeitungeines Pflege- und Entwicklungsplanes. Dieserist dann Handlungsleitfaden für die Bewirtschaftungder Flächen, die Besucherlenkung und alleweiteren Fragen des Managements. Leider liegennicht für alle Gebiete solche Grundlagenvor. Zudem müssten darüber hinaus Kontrollenstattfinden, um sicher zu stellen, dass diedefinierten Ziele tatsächlich zum gewünschtenErfolg führen bzw. um regulierend das Pflegekonzeptstets neu anzupassen. Hier stehen wirnoch an der gleichen Front, an der ProfessorFloericke, den wir eingangs zitierten, vor 100Jahren stand.In den kurzen Darstellungen zu den einzelnen<strong>Schutzgebiete</strong>n wird auf die Charakteristika desNaturraumes, der Pflanzen- und Tierwelt eingegangen.Grundlage dazu bildet der Kenntnisstandzu den Gebieten, der sehr unterschiedlichist. Für Naturschutzgebiete wie „Großer Horn“oder „Kühmstedter Berg“, beide 1961 unterSchutz gestellt, gibt es nur wenige aktuelle7


Flächennaturdenkmale9


Im HauriedenLage:westlich von AmmernGemarkung:AmmernGröße:1,8 haUnterschutzstellung: 1983Das FND mit nahezu rechteckigem Umrissliegt, eingebettet in die Ackerflur, am nordwestlichenHangfuß des Weinberges <strong>im</strong> Übergangzum Schildbachtal <strong>im</strong> Norden. Das Gebiet wird<strong>im</strong> Westen durch einen ca. 1,5 m tiefen Meliorationsgraben,<strong>im</strong> Norden durch einen Feldwegund <strong>im</strong> Osten durch eine Ackerfläche begrenzt.Die mittlere Höhenlage liegt bei 245 m ü. NN.Den wertvollsten Teil des FND bildet ein etwa0,6 ha großes Feuchtgebiet. Im südlichen Teildieser Feuchtwiese befindet sich eines der wenigenVorkommen des Breitblättrigen Knabenkraut(Dactylorhiza majalis) als wertgebendeArt des Gebietes. Eine Erfassung der blühendenExemplare seit 1981 zeigt, dass der Bestand inden letzten Jahren, offensichtlich durch fehlendePflegemaßnahmen, fast erloschen ist. Vorallem der starke Bewuchs durch das Echte Mädesüß(Filipendula ulmaria) ist vermutlich eineUrsache für den starken Rückgang.Das Orchideenvorkommen ist von besondererBedeutung, da die Art <strong>im</strong> Thüringer Beckenund seinen Randlagen nur selten vorkommt undihre Vorkommen auch dort stark rückläufig sind.Im Zentrum des Feuchtgebietes breitet sich einGrauweidengebüsch (Salix cinerea) stark aus.Der <strong>im</strong> Westen der Feuchtwiese angrenzende,etwa 25 m breite Gebüschstreifen verschiedenerWeidenarten schirmt diese gegendie Hauptwindrichtung ab und beeinflusst sodas Mikrokl<strong>im</strong>a positiv.Die Nordwestecke des FND wird von zweialten Schwarzpappeln (Populus nigra) begrenzt.Im Süden steigt das Gebiet zur Kuppe desWeinbergs leicht an. An dem etwa 10° steilenNordhang ist ein durch Schafe beweideter Magerrasenprägend.Erwähnenswert sind Vorkommen von Sumpfdotterblume(Caltha palustris), Herbstzeitlose(Colchicum autumnale), Wiesen-Schaumkraut(Cardamine pratensis) und Weinrose (Rosa rubiginosa).Bis Anfang der 1980er Jahre befandsich an einem Wassergraben in der Feuchtwieseauch ein Vorkommen des Sumpf-Herzblattes(Parnassia palustris).Regelmäßig können rastende Kiebitze (Vanellusvanellus) während der Zugzeit <strong>im</strong> Gebietbeobachtet werden. Ein Brutnachweis konnteAnzahlBestandsentwicklung des Breitblättrigen Knabenkrautes10


isher nicht erbracht werden.Bei ausreichenden Niederschlagsmengenkommt es <strong>im</strong> nördlichen Gebiet zur Ausbildungeines temporären Flachgewässers, welchesdann vor allem vom Grasfrosch als Laichplatzgenutzt wird. Weitere festgestellte Amphibiensind Erdkröte (Bufo bufo), Teichfrosch (Pelophylaxkl. esculenta) und Teichmolch (Lissotritonvulgaris; Syn.: Triturus vulgaris).Zum Erhalt des Breitblättrigen Knabenkrautessollte unbedingt die südliche Feuchtwiese <strong>im</strong>Spätsommer nach der Samenreife gemäht werden.Des weiteren sollten etwa alle 5 Jahre beigefrorenem Boden die Grauweiden <strong>im</strong> Zentrumder Feuchtwiese stark und bodennah zurückgeschnittenoder besser gerodet werden. DasSchnittgut sollte aus der Fläche geräumt oderzumindest am Ostrand abgelagert werden, umdort ein begrenzendes Gebüsch zu initiieren.Breitblättriges KnabenkrautFND Haurieden <strong>im</strong> Oktober 200911


WeinbergLage:nördlich AltengotternGemarkung:AltengotternGröße:0,4 haUnterschutzstellung: 1983Bei dem Flächennaturdenkmal handelt essich um eine aufgelassene Sandgrube über denSchichten des oberen Gipskeupers.In dieser Grube sind Höhenschotter des <strong>Unstrut</strong>systemsaufgeschlossen, die einem sandigenWarventon auflagern. Die Länge der Profilwandbeträgt ca. 20 m, die Mächtigkeit desProfils max<strong>im</strong>al 3 m.Die Schichtenfolge repräsentiert die Landschaftsgenesedes Mühlhäuser Beckens unmittelbarvor der in unserem Gebiet ältestenVereisung, dem Elsterglazial. Diese wird aufdie Zeit vor ca. 300.000 Jahren datiert. DerWarventon stellt offenbar den Rest eines Eisstauseesdar, der durch die nachelsterzeitlicheLandschaftsentwicklung (Absenkung des MühlhäuserBeckens – beckenwärtige Verlagerungder <strong>Unstrut</strong>) als bisher einziger und letzterSachzeuge dieser Landschaftsgenese <strong>im</strong> Territoriumerhalten ist.Das Schutzziel besteht darin, den Erhalt derHochterrasse des Mittelpleistozän zu gewährleisten.Darüber hinaus ist die Sandgrube jedochauch Lebensraum für Grabwespen- und verschiedeneWildbienenarten.Wie bei allen Steinbrüchen oder ehemaligenAbbaugruben, in denen kein Hartgestein gewonnenwurde, setzen nach Beendigung derAbbautätigkeit Verwitterungsprozesse ein. Deshalbist das FND langfristig gefährdet.Aus naturschutzfachlicher Sicht ist die gesamteHügelkette nördlich von Altengotternvom „Roten Berg“ über den „Weinberg“ bis hinzum „Tiefen Tal“ und dem „Gotterschen Herzberg“bzw. weiter östlich dem „Bothenheilingerund Großwelsbacher Herzberg“ bedeutend. Zunennen sind in dieser Aufzählung ebenfalls der„Breite Berg“ bei Bollstedt sowie die „GrabschenBerge“. Dieser Gebietskomplex wurde auf Grundseiner besonderen Artenausstattung als europäischesSchutzgebiet (FFH-Gebiet) „Keuperhügelund <strong>Unstrut</strong>niederung bei Mühlhausen“geschützt. Hervorzuheben sind insbesonderePflanzenarten mit einer subkontinentalen Verbreitung.So ist das auf Wegen der MühlhäuserHohle und des Tiefen Tales zu findende Hartgras(Sclerochloa dura) die Pflanzenart unsererRegion mit der höchsten Kontinentalitätszahl.Mit dieser Kennzahl wird die Abstufung der Kontinentalitätder Pflanzen beschrieben. Sie trifftAussagen über die Verbreitung der Pflanzen ineher ozeanischen oder kontinentalen Gebieten.Ein Wert von 1 steht für euozeanisch, ein Wertvon 5 für intermediär und ein Wert von 9 füreukontinental. Eine hohe Kontinentalitätszahlweist auch auf Unempfindlichkeit gegenüberFrost hin, da mit zunehmender Kontinentalitätauch die Gefahr der Starkfröste wächst.Weinberg, Aufnahme 200712


Auf dem Weinberg und <strong>im</strong> KirchgrundLage:Keuperhügel zwischen Grabe und BollstedtGemarkung:BollstedtGröße:2,8 haUnterschutzstellung: 1980Das Schutzgebiet „Auf dem Weinberg und<strong>im</strong> Kirchgrund“ ist Bestandteil des Naturschutzgebietes„Grabsche Berge“. Die reicheAusstattung mit seltenen, geschützten undgefährdeten Pflanzen berechtigt dessen Unterschutzstellung.Als Weinberg wird der Hügel östlich der VerbindungsstraßeBollstedt – Grabe bezeichnet.Hier verläuft in Höhe der Grenzen des Sportflugplatzesdie östliche Grenze des Naturschutzgebietes.An dieser Stelle ist die Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe) zu finden.Der steil nach Süden geneigte Hang ist reichbestückt mit dem Frühlings-Adonisröschen(Adonis vernalis). Die Grasfläche enthält außerdemviel Aufrechte Trespe (Bromus erectus),dazwischen gute Bestände von GroßblütigerBraunelle (Prunella grandiflora) und vereinzeltdie Garten-Schwarzwurzel (Scorzonera hispanica).Auf der Höhe des Weinberges wächst dasZierliche Hartheu (Hypericum elegans), diesesfindet hier seinen nordwestlichsten Punkt inThüringen. Nach Berichten von Zeitzeugensollte in den 1950er Jahren dieses Gebiet bereitsunter Schutz gestellt werden. Die entsprechendenUnterlagen sind nicht mehr vorhanden.Es wurde militärisches Übungsgelände.Noch heute findet man auf dem Weinberg Restevon Schützenlöchern. Erst 1980 erfolgte danneine wirksame Unterschutzstellung. Das ZierlichesHartheu wächst besonders in diesen Einsenkungen.Bemerkenswert ist, dass auf demWeinberg die sonst auf den Grabschen Bergenhäufigen Arten Steppen-Spitzkiel (Oxytropispilosa) und Dänischer Tragant (Astragalus danicus)fehlen. Am südlichen Rand des Weinberges,am Übergang zur Ackerfläche, wachsenRunder Lauch (Allium scorodoprasum ssp. rotundum),Rauhaariger Eibisch (Althaea hirsuta),Sommer-Adonisröschen (Adonis aestivalis) undAcker-Haftdolde (Caucalis platycarpos). Aufeine bemerkenswerte Beobachtung soll nochverwiesen werden. Am Abhang des Weinbergesfallen in noch erkennbaren Reihen Rosenheckenauf. In den 1950er Jahren gab es eine Aktionzum Sammeln he<strong>im</strong>ischer Heilkräuter, dazugehörten auch die Hagebutten. So kam es zuAnpflanzungen von Rosenhecken am Weinberg.Ein indirekter Nachweis für diese Feststellungist, dass hier die Kleinblütige Rose (Rosa micrantha)vorkommt. Das ist eine Art sonnigerStandorte, die in Thüringen nur gelegentlichgefunden wird. Ihr Vorkommen bei Grabekönnte auf diese Anpflanzungen zurückgeführtwerden. Der nach Norden gerichtete Hang desWeinberges zeigt auf seiner Talsohle vielfachruderale Eigenschaften. So gibt es einen reichenBestand der Wollkopf-Kratzdistel (Cirsiumeriophorum). Auf einem alten Fahrweg wächstneuerdings das kontinental geprägte Hartgras(Sclerochloa dura).Zierliches Hartheu13


WolfsmilchsteppeLage:Keuperhügel zwischen Grabe und BollstedtGemarkung:BollstedtGröße:4,9 haUnterschutzstellung: 1980Auch das Flächennaturdenkmal „Wolfsmilchsteppe“ist Bestandteil des Naturschutzgebietes„Grabsche Berge“. Als Wolfsmilchsteppewird die große südexponierte Fläche des Kalkmagerrasenswestlich der OrtsverbindungsstraßeBollstedt/Grabe bezeichnet. Es ist diegrößte zusammenhängende Fläche von Kalkmagerrasender Grabschen Berge. Quer zurHangneigung wird sie von einzelnen Runsendurchzogen. Dies sind Erosionsschluchten, diedurch abfließenden Niederschlag entstehen. Inder Strauchschicht findet man verschiedene Rosen-und Weißdorn-Arten.Namensgebend gibt es reichliche Vorkommender Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguieriana),natürlich auch Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbiacyperissias). Wie an vielen Stellen derGrabschen Berge wird auch die Wolfsmilchsteppein den Monaten März/April vom Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis) geprägt.Die gesamte Vegetation wird von einer Vielzahlfür Kalkmagerrasen typischer Arten best<strong>im</strong>mt.Von den Gräsern sind die AufrechteTrespe (Bromus erectus) und die Fieder-Zwenke(Brachypodium pinnatum), von den Sauergräserndie Frühlings-Segge (Carex caryophyllea)zu nennen. Von den Schwingel-Arten ist derFurchen-Schwingel (Festuca rupicola) vertreten.An vielen Stellen wachsen der Triften-Tragant(Astragalus danicus), die Zottige Fahnenwickeoder Steppen-Spitzkiel (Oxytropis pilosa), derFrühblühende Thymian (Thymus praecox), KleinerWiesenknopf (Sanguisorba minor), KleinesMädesüß (Filipendula vulgaris), Sichelmöhre(Falcaria vulgaris), Acker-Steinquendel oderSteinkölme (Acinos arvensis), OrientalischerBocksbart (Tragopogon orientale) und <strong>im</strong>merwieder der Knollen-Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus).In der Mitte des Gebietes findet man diesonst auf Äckern wachsende Acker-Haftdolde(Caucalis platycarpos). Die Kalkmagerrasen derGrabschen Berge sind ausgesprochen arm anOrchideen. Einzig die Große Händelwurz (Gymnadeniaconopsea) wurde gefunden, und in denletzten Jahren gibt es zunehmende Beständeder schönen Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera).In den letzten Jahren wurden erstmals zweiweitere Orchideenarten gefunden: das Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea) und die Helm-Orchis (Orchis militaris). Es wird sich zeigen, obdiese Arten dauerhaft he<strong>im</strong>isch werden. In einerSenke <strong>im</strong> westlichen Teil der Wolfsmilchsteppesteht die in Nordwest-Thüringen seltene Karthäuser-Nelke(Dianthus carthusianorum). Amsüdlichen Ende der Wolfsmilchsteppe geht diesein eine ehemalige Ackerfläche über, die heuteals Grünland genutzt wird. Am unmittelbarenRand und <strong>im</strong> Schutz von Hecken wachsen hierdie seltenen Arten Rauhaariger Eibisch (Althaeahirsuta), Rundblättriges Hasenohr (Bupleurumrotundifolium), Runder Lauch (Allium scorodoprasumssp. rotundum) und Feld-Rittersporn(Consolida regalis).14


Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguieriana)15


KalkkopfLage:Keuperhügel zwischen Grabe und BollstedtGemarkung:KleingrabeGröße:3 haUnterschutzstellung: 1980Das FND Kalkkopf ist Bestandteil des NSGGrabsche Berge. Für Lage, Geologie, Kl<strong>im</strong>a undVegetation gelten <strong>im</strong> Wesentlichen die dort gemachtenAussagen. Die reiche Ausstattung mitseltenen, geschützten und gefährdeten Pflanzenberechtigen die Unterschutzstellung.Die räumliche Zuordnung des FND bereitetallerdings einige Schwierigkeiten. Der namensgebendeKalkkopf ist eine Anhöhe von 234 mN.N. nahe des nördlichen Steilabbruches zurNotter. In die Unterschutzstellungsunterlagenvon 1980 wurden allerdings die Flurstücke desso genannten Birntales eingetragen. Es bestehtein offensichtlicher Widerspruch zwischen gewählterNamensgebung und den ausgewähltenFlurstücken. Es wird offen bleiben, welcheFlurstücke vor Jahrzehnten geschützt werdensollten, eine Ursachenklärung dieses Widerspruchesist heute nicht mehr möglich. Durchdie Ausweisung der gesamten Grabschen Bergeals Naturschutzgebiet hat dieses Problem auchnur noch historische Bedeutung. Im Folgendensoll auf den naturschutzfachlichen Wert der Gesamtflächehingewiesen werden.Im nördlichsten Teil des NaturschutzgebietesGrabsche Berge befindet sich das Plateau desKalkkopfes, hier wurden Spuren einer frühgeschichtlichenBesiedlung festgestellt. Der Steilabbruchin Richtung Westen ist sicher auf denGipsabbau vergangener Jahrzehnte zurückzuführen.Der Westabfall ist stellenweise ruderalisiertund z.T. dicht mit Hecken bewachsen.Wichtige Arten, die auf dem windexponiertenPlateau wachsen, sind gute Bestände vomHaar-Pfriemengras (Stipa capillata) und vomSteppen-Spitzkiel (Oxytropis pilosa). An einigenStellen wurde auch die Garten-Schwarzwurzel(Scorzonera hispanica) gefunden. Die für dieGrabschen Berge typischen Arten Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguierana) und Frühlings-Adonisröschen(Adonis vernalis) kommenhier ebenfalls vor. Auf dem Plateau des Kalkkopfesblüht der Große Ehrenpreis (Veronicateucrium).In den Mulden unterhalb des Kirchbergesund auf dem Plateau des Kalkkopfes wurdenvor längerer Zeit Obstplantagen mit dem Cha-rakter von Streuobstwiesen angelegt. UnsereVorfahren wussten sehr gut, dass auf dendurchlüfteten Böden die Süßkirschen besondersgut gedeihen. Heute entsprechen dieseAnlagen nicht mehr den Anforderungen einermodernen Obstproduktion, trotzdem stehen <strong>im</strong>Frühsommer etliche dieser Süßkirschbäume involler Blüte und fruchten regelmäßig. Östlichdes Kalkkopfes schließt sich ein nach Nordengerichteter steiler Taleinschnitt, das Birntal, an.Hier wachsen große Bestände vom Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis), in guten Jahrensicher mehr als tausend Exemplare.Kalkkopf16


Breiter BergLage:Keuperhügel östlich von BollstedtGemarkung:BollstedtGröße:3 haUnterschutzstellung: 1980Das Gebiet des FND Breiter Berg liegt etwaeinen Kilometer östlich des Ortsteiles Bollstedtin der Gemeinde Weinbergen. Es handelt sichum einen Keuperhügel mit Gipsanteilen. Aneinigen Stellen findet man Platten von Marienglas,einer glasartigen, durchsichtigen, kristallinenForm von Gips (Unterer Gipskeuper).Der Breite Berg besteht aus einem südwestexponiertenKalkmagerrasen mit sehr wertvollenAckerrandstreifen. Die Kuppe des BreitenBerges ist mit Kiefern aufgeforstet, sowohl derhe<strong>im</strong>ischen Wald-Kiefer (Pinus sylvestris) alsauch der südeuropäischen Schwarz-Kiefer (Pinusnigra). Die nach Süden ausgerichteten Flächensind in den letzten Jahren stark verbuscht,hier sind Pflegearbeiten dringend erforderlich,sonst verlieren diese Flächen ihren naturschutzfachlichenWert.Der besondere Wert des Gebietes liegt vorrangig<strong>im</strong> Vorkommen seltener, geschützterund gefährdeter Pflanzenarten. Auf den Kalkmagerflächenwird eine Vielzahl von Insektengefunden, die z.T. diese seltenen Pflanzenartenals Nahrungsgrundlage benötigen.Von den seltenen Pflanzenarten des <strong>Schutzgebiete</strong>ssollen die folgenden aufgeführt werden:Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis),Steppen-Wolfsmilch (Euphorbia seguieriana)und Steppen-Spitzkiel (Oxytropis pilosa) aufdem südwestexponierten Kalk-Magerrasen. Anden Randgebieten der umgebenden Äcker findetman Ackerkohl (Conringia orientalis) und Acker-Haftdolde (Caucalis platycarpos). Am Übergangvom Kiefernforst zu den südexponierten Hängenwächst das Große Windröschen (Anemonesylvestris). Auf diesen Hängen werden seit einigenJahren stark wechselnde Bestände derBienen-Ragwurz (Ophrys apifera) und seit langemauch die Große Händelwurz (Gymnadeniaconopsea) gefunden. Im Jahre 2009 wurde hiererstmals für die Region um Mühhausen dasDreizähnige Knabenkraut (Orchis tridentata,heute Neotinea tridentata) nachgewiesen. Esist abzuwarten, ob diese Orchidee an diesemStandort he<strong>im</strong>isch wird. Die wertvollste und dasGebiet charakterisierende Pflanze ist aber dieGoldhaar-Aster (Aster linosyris), die vorrangigam östlichen Ende des <strong>Schutzgebiete</strong>s in z.T.beträchtlichen Beständen gedeiht.Das kleine Gebiet verdient unsere Aufmerksamkeitund unseren Schutz. RegelmäßigePflegearbeiten, wie Schafhut, notfalls Grasmahdund das Entfernen der Schwarz-Kiefern-Schösslinge sind nötig, um das SchutzgebietBreiter Berg zu erhalten.17


Breiter BergBienen-Ragwurz (Ophrys apifera)18


Steinbruch am LandgrabenLage:zwischen Struth und Eigenrieden am LandgrabenGemarkung:EigenriedenGröße:1 haUnterschutzstellung: 1980Das Gebiet gehört zu den „NordwestlichenRandplatten des Thüringer Beckens“. Die Jahresmitteltemperaturliegt bei 7-8 °C und dieMittlere Jahresniederschlagsmenge bei 600-650 mm.Das Schutzgebiet wird <strong>im</strong> Wesentlichen durcheinen mit Wasser gefüllten aufgelassenenSchaumkalk-Steinbruch gebildet. Die Geländeoberkanteliegt <strong>im</strong> Süden bei 460 m NN und fälltnach Norden auf ca. 450 m NN ab. Diese Höheentspricht auch in etwa dem Wasserstand desGewässers, das <strong>im</strong> Norden in Richtung MühlhäuserLandgraben entwässert wird. Da selbstin trockenen Jahren der Wasserstand nur geringfügigsinkt, kann vermutet werden, dassdas Gewässer auch von einer Quelle gespeistwird.Die Ufer des Gewässers werden durch verwittertesKalkgestein gebildet. Insbesonderein der westlichen Uferböschung finden die Geburtshelferkrötendarin ihren Unterschlupf.Das überwiegend steile Ufer wird von GemeinenEschen, Rotbuchen, Berg-Ahorn, Stieleichenund Weiden gesäumt.Im Gewässer hat das Laichkraut (Potamogetonnatans) bereits eine Fläche von mehrerenQuadratmetern überzogen. NachfolgendeAmphibien wurden an dem Gewässer bishernachgewiesen: Geburtshelferkröte, Erdkröte,Grasfrosch, Kammmolch, Bergmolch undTeichmolch.Der ehemalige Steinbruch in Herbstfarben.Erdkrötenpaarung19


Adoniswiese am ForstbergLage:nördlich von Grabe am Rande des StandortübungsplatzesGemarkung:KleingrabeGröße:1 haUnterschutzstellung: 1983Die Flora der Hügelketten östlich Mühlhausensist durch das Vorkommen des Frühlings-Adonisröschens (Adonis vernalis) bekannt. Einbedeutendes Vorkommen liegt außerhalb derKeuperhügel ca. 1,5 km nördlich des OrtsteilesGrabe der Gemeinde Weinbergen auf dem MTBBlatt Schlothe<strong>im</strong> <strong>im</strong> Viertelquadranten 4729/32.Das Gebiet kann vom Ort Grabe der GemeindeWeinbergen aus zu Fuß erreicht werden. Vonder B 249 in Richtung Schlothe<strong>im</strong> wird an derRechtskurve in Richtung Ortsmitte auf einenFahrweg in Richtung Norden gegangen. Balderreicht man das FND Adoniswiese. Das FNDgrenzt unmittelbar an ein militärisches Schutzgebiet,ein Teil von ihm gehört sogar dazu unddarf demzufolge nicht betreten werden.Es handelt sich um eine Trockenrasenfläche,die <strong>im</strong> Westen von einem Steingraben und <strong>im</strong>Osten von Ackerflächen begrenzt wird. DerSteingraben schneidet die Ceratitenschichten(mo kt) des oberen Muschelkalkes an. Im Südenbegrenzt ein Weg das Gebiet.Auf Grund der flachen Bodenkrume wurdedie Fläche zur Schafhut genutzt. Über dieJahrzehnte entstand der für diese Bedingungentypische Kalk-Magerrasen, auf dem Pflanzen leben,die mit wenigen Nährstoffen auskommen.Durch Düngertrift aus den benachbarten Ackerflächenwachsen auch Grünlandpflanzen, diemehr Nährstoffe <strong>im</strong> Boden vertragen.Auf dieser Fläche wachsen neben verschiedenenArten der Kalk-Magerrasen in großenBeständen das Frühlings-Adonisröschen und anden angrenzenden Ackerrändern das Sommer-Adonisröschen (Adonis aestivalis), beide sindin der Roten Liste Thüringens der geschütztenArten erfasst.Die Unterschutzstellung erfolgte 1983. Ineinem Gutachten aus den 1990er Jahren wurdendie Gründe für diese Unterschutzstellungnochmals bestätigt.20


Frühlings- (unten) und Sommer-Adonisröschen (oben) in Blüte21


ZiegeleigrubeLage:westlicher Ortsrand, nördlich der ehemaligen BahnlinieGemarkung:KörnerGröße:0,4 haUnterschutzstellung: 19831978 stellte das Werk in Körner der VEB ZiegelwerkeHöngeda seine Produktion ein. DasGelände wurde nachfolgend von der Gemeindegenutzt. Ein Aufschluss <strong>im</strong> westlichen Bereichdes früheren Ziegeleigeländes konnte als Anschauungsobjektfrei gelegt und erhalten werden(vgl. WÄTZEL 1995).Die rechtliche Sicherung als Flächennaturdenkmalerfolgte bereits am 07.07.1983 durchden Mühlhäuser <strong>Kreis</strong>tag. In der Schutzgebietsausweisungwurde darauf verwiesen, dass essich um ein bedeutsames Lössprofil handelt,welches beispielhaft die Kl<strong>im</strong>a- und Erdgeschichteder Region dokumentiert.Es bedarf jedoch auch einer dauerhaftenPflege des Aufschlusses, um den Demonstrationszwecken- nicht nur für Wissenschaftler- gerecht zu werden. Besonders interessant istdie Sichtbarkeit der verschiedenen Löss-Schichten<strong>im</strong> Profil. Das Thüringer Becken gehört wieauch die Magdeburger oder die Hildeshe<strong>im</strong>erBörde zu den großen Lösslandschaften Mitteldeutschlands.Löss ist ein homogenes, feinkörniges undmeist ungeschichtetes Sed<strong>im</strong>ent, das entsteht,wenn Schluff (ein Sed<strong>im</strong>entgestein mit einerKorngröße von 0,002 - 0,063 mm Durchmesser)bei fehlender Vegetationsdecke ausgeblasenwird und sich nach einem kilometerweiten Lufttransportin Bereichen mit dichterer Vegetationwieder ablagert. Dieser „echte“ Löss wird auchFlug-Löss genannt. Schwemm-Löss entsteht,wenn Löss durch Wasser abgetragen wird undsich anderenorts wieder ablagert.Als junge Deckschicht hat Löss eine hellgelbebis gelblich-braune Farbe. Im trockenen Zustandbesitzt er eine hohe Standfestigkeit undkann senkrechte Hänge von bis zu 15 m Höhebilden.Der <strong>im</strong> Profil sichtbare Löss entstand in verschiedenenPerioden der Weichselkaltzeit (ca.vor 115.000 bis vor 10.000).Mit der Warmzeit begann die Bodenbildungunter dem spezifischen Einfluss von Kl<strong>im</strong>a,Wasserhaushalt, Relief, Bodenorganismen undVegetation - nicht zuletzt auch durch menschlicheTätigkeit. Aus Löss entstanden die fruchtbarstenBöden der Gegend (z. B. Schwarzerdeoder Parabraunerde), gefördert durch seinegünstige mineralogische Zusammensetzung,den Kalkgehalt, die gute Durchlüftung und Wasseraufnahmefähigkeit.Die Böden sind fruchtbar,tiefgründig, leicht zu bearbeiten und somitdie ertragreichsten für die Landwirtschaft (idealfür den Anbau von Weizen und Zuckerrüben).Aber auch Feldhase und Feldhamster liebendiese tiefgründigen Landschaften und kommenso nicht selten in Konflikt mit ihren motorisiertenKontrahenten.Interessante Lebensräume für Fauna und Florastellen manche „Lücken <strong>im</strong> Löss“ dar. Dies istzum Beispiel bei den in der Gegend bekanntenKeuperhügeln der Fall, die nur eine geringe Bodenauflagebesitzen und somit für den Ackerbauuninteressant sind. Hier entstanden (mithilfeextensiver Schafbeweidung) Trocken- undHalbtrockenrasen mit einzigartiger Artenvielfalt.Das besonders geschützte Frühlings-Adonisröschenist sicher die bekannteste und prächtigsteArt - zu bewundern <strong>im</strong> Frühjahr in den naheliegenden<strong>Schutzgebiete</strong>n „Grabsche Berge“ südlichvon Grabe in ca. 3,5 km Entfernung.22


FeldhaseLössaufschlussZiegeleigrube <strong>im</strong> November 2009Feldhamster23


Steinbruch am BärentalLage:östlich von MarolterodeGemarkung:MarolterodeGröße:0,8 haUnterschutzstellung: 1983Bei dem FND „Steinbruch am Bärental“ handeltes sich um ein geologisches Flächennaturdenkmal,einen aufgelassenen Kalksteinbruch.Dieser befindet sich ca. 500 m nordöstlich derGemeinde Marolterode am Südhang des AllmenhäuserWaldes, auf dem Messtischblattund der Geologischen Karte Blatt Ebeleben <strong>im</strong>Viertelquadranten 4730/ 32.Um zum Bärental zu gelangen, biegt man inMarolterode kurz vor Ortsende in östlicher Richtungauf einen Fahrweg nach Norden ab underreicht auf der linken Seite das Schutzgebiet.Der Steinbruch ist am Südhang des AllmenhäuserWaldes terrassenförmig aufgeschlossen.Seine N-S- und seine W-E- Ausdehnung beträgtjeweils etwa 100 m. Zwischen Oberkante undBruchsohle beträgt die Höhendifferenz ca. 15m.Im Wesentlichen sind die Schichten desoberen Muschelkalkes von der Basis des Trochitenkalkes(mo k) bis zu den unteren Ceratitenschichten(mo kt) erschlossen. Durch die ausgezeichneteErschlossenheit der Steinbruchwändeist er als geologisches Lehrbeispiel geeignet.Darüber hinaus ist er ein Fossilienfundort.Der Steinbruch liegt <strong>im</strong> Zentrum des Schlothe<strong>im</strong>erGrabenbruches und gewährt einenguten Überblick über diesen Landschaftsausschnitt.Von hier aus ist die fast einen Kilometerbreite Grabenzone zwischen der Sonder amsüdlichen Rand und dem Südhang des AllmenhäuserWaldes gut zu erkennen. Neben seinerBedeutung als geologisches Naturdenkmalkonnten in unmittelbarer Nähe des FND auchbemerkenswerte Pflanzen gefunden werden. Sowurde am Rand des Steinbruches erstmals dassehr seltene Flammen-Adonisröschen (Adonisflammea) nachgewiesen. Im Steinbruch wurde<strong>im</strong> Jahre 2008 erstmals für Thüringen die GrünblütigeWicke (Vicia melanops) entdeckt (vgl.FICKEL & FICKEL 2009).Steinbruch am Bärental24


Schutzgebiet in Verbuschung, 200825


BuchseewieseLage:nördlicher Ortsrand vom Ortsteil Schacht PöthenGemarkung:MenterodaGröße:4 haUnterschutzstellung: 1983Das Schutzgebiet wurde ursprünglich durcheine in einer flachen Erdfallsenke liegendeFeuchtwiese gebildet. Alljährlich <strong>im</strong> Frühjahrwird diese ausschließlich durch Niederschlagswassergroßflächig überflutet. Die Senke liegtin der herzynisch verlaufenden Klüftungszonedes Schlothe<strong>im</strong>er Grabenbruches. Das Gebietliegt unmittelbar nördlich der Siedlung SchachtPöthen bei einer Höhe von 360 m NN. Den geologischenUntergrund bilden Schichten des unterenKeuper.Das Flächennaturdenkmal ist eines der artenreichstenLaichgewässer <strong>im</strong> <strong>Kreis</strong>. Seit 1983wird es intensiv durch den ehrenamtlichenNaturschützer Herrn Pritschow beobachtet. Erübernahm auch die regelmäßige Betreuung desseit 1992 während der Amphibien-Frühjahrswanderungdurch die Naturschutzbehörde errichtetenSchutzzaunes an der westlich des Gebietesvorbeiführenden Straße Schacht Pöthen–Menteroda. Hierdurch konnte ein langjährigerumfassender Überblick der zum Laichgewässereinwandernden Amphibien geschaffen werden.Ende der 1980er Jahre wurde durch die fürNaturschutz zuständige Abteilung des <strong>Kreis</strong>es<strong>im</strong> Nordwesten der Feuchtwiese ein Komplexoffener Gewässer geschaffen, wodurch dasFND zweifellos aufgewertet wurde. Das zeigtsich auch in den stetig gewachsenen Fangergebnissenam oben genannten Schutzzaun.Insbesondere nahm die Zahl der Erdkröten undGrasfrösche zu.Da <strong>im</strong> FND Buchseewiese neben den <strong>im</strong> Frühjahrschnell erwärmten Flachwasserzonen derFeuchtwiese auch größere und tiefere Offenwasserflächenvorhanden sind, bildet das Gebietnahezu opt<strong>im</strong>ale Lebensbedingungen fürAmphibien.Bisher konnten <strong>im</strong> Schutzgebiet folgendeAmphibien- und Reptilienarten nachgewiesenwerden: Erdkröten (Bufo bufo), Grasfrösche(Rana temporaria), beide in großer Zahl, dieKnoblauchkröte (Pelobates fuscus), Kreuzkröten(Bufo calamita), Wasserfrösche (Pelophylaxspec.; Syn. Rana spec.), Wechselkröten (Bufoviridis), Laubfrösche (Hyla arborea), Teichmolche(Lissotriton vulgaris; Syn.: Triturus vulgaris),Kammmolche (Triturus cristatus) undmöglicherweise auch Fadenmolche (Lissotritonhelveticus; Syn.: Triturus helveticus).In Anbetracht der <strong>im</strong> nördlichen Landkreisgeringen Gewässerdichte hat das Schutzgebietauch während des Vogelzuggeschehen als„Trittstein“ große Bedeutung. So wurden hierauf dem Zug unter anderem Bekassinen (Gallinagogallinago), Bruchwasserläufer (Tringa glareola),Flussregenpfeifer (Charadrius dubius),Flussuferläufer (Actitis hypoleucos), Waldwasserläufer(Tringa ochropus) und Zwergtaucher(Tachybaptus ruficollis) beobachtet.Nach FICKEL & FICKEL (2008) wurden aktuellauch einige botanische Besonderheiten <strong>im</strong>Gebiet nachgewiesen, so das Spiegelnde Laichkraut(Potamogeton lucens) von dem bislang nurein Fund von 1960 in einem ca. 5 km entferntenGewässer bekannt war. Des Weiteren wurdendas Zwerg-Laichkraut (Potamogeton pusillus)und das Haarblättrige Laichkraut (Potamogetontrichoides) als Neufund für die Region kartiert.Bisher war von Letzterem nur ein Fundort fürganz Nord-West-Thüringen bekannt. Der großeBestand der Seekanne (Nymphoides peltata)mit ihren großen gelben Blüten geht sicher aufeinen Gartenflüchtling zurück.26


Ringteich bei PeterhofLage: nördlich der Raststätte „Peterhof“ an der B 249Gemarkung:MühlhausenGröße:0,1 haUnterschutzstellung: 1983Der Ringteich hat seinen Ursprung in einerBefestigungsanlage aus dem Hochmittelalter(vgl. GRIMM & TIMPEL 1972). Die auch als„Schlößchen“ bekannte Anlage wird durch einenabgerundet quadratischen Hügel von etwa 1,5m Höhe über Wasserspiegel und 13,5 m Durchmessergebildet. Dieser wird von einem etwa3 m breiten Wassergraben umgeben. Im Ostenist die Insel über eine Steinbrücke zu erreichen.Das kleine Schutzgebiet liegt auf einer Höhevon 360 m NN. Im Süden, Westen und Nordenwird das Gebiet von Laubmischwald, vorwiegendPappeln, umschlossen. Das Gebiet istauch mit Waldh<strong>im</strong>beeren (Rubus idaeus) bestanden.In der Mitte der Insel steht eine Stieleiche(Quecus robur) mit einem Stammumfang von2,6 m in 1,50 m Höhe, damit dürfte sie um die150 Jahre alt sein.Die Flora am Gewässer wird gekennzeichnetdurch Sumpfseggen (Carex acutiformis)mit dichtem Bewuchs am Südufer, FlutendemSchwaden (Glyceria fluitans), Ästigem Igelkolben(Sparganium erectum), Gemeinem Froschlöffel(Alisma plantago-aquatica) und Schw<strong>im</strong>mendemLaichkraut (Potamogeton natans).Kleine Wasserlinsen (Lemna minor) bedecken<strong>im</strong> Sommer oft die ganze Wasserfläche.Als Laichhabitat ist das Gewässer insbesonderefür den Kammmolch (Triturus cristatus) vonBedeutung. Weitere vorkommende Amphibienartensind Bergmolch (Ichthyosaura alpestris;Syn.: Triturus alpestris), Teichmolch (Lissotritonvulgaris; Syn.: Triturus vulgaris), Erdkröte (Bufobufo) und Grasfrosch (Rana temporaria).In den Jahren 1982/83 wurde das Gewässerdurch Naturschutzhelfer und Mühlhäuser Schülervon Holz, Glas und Plaste beräumt. Durchden Forst wurde 1989/90 der Pappelbewuchsam Nordufer zurück geschnitten. Etwa 1993erfolgte eine Aufforstung der östlich liegendenBrachfläche mit Eichen und Winter-Linden und1995 wurde das Gewässer auf Veranlassung derUnteren Naturschutzbehörde des Landkreisesvon Schlamm beräumt.Kammmolch, unser größter, aber auch seltenster Schwanzlurch28


WacholderdriftLage:westlich von Oberdorla, entlang der Straße nach HeyerodeGemarkung:OberdorlaGröße:6,8 haUnterschutzstellung: 1983Das 6,8 ha große, in einer Höhenlage zwischen279 und 334 m ü. NN, am Nordostranddes <strong>Hainich</strong> gelegene Schutzgebiet umfasst dieetwa 1.250 m lange, langgestreckte Wacholderheidenordwestlich von Oberdorla. Sie ist durchdie langjährige Beweidung eines nicht ackerfähigenErosionsgrabens mit Schafen entstanden.Das Gebiet liegt fast vollständig <strong>im</strong> Bereichdes Oberen Muschelkalks, der nach Osten hinleicht abgedacht ist und dort unter den Mergelschichtendes Unteren Keupers verschwindet.Die Wacholdertrift wird auch heute nochmit Schafen, gefördert über Landschaftsprogramme,durch einen ortsansässigen Schäferbeweidet. Im Osten ist bei fast vollständigerBesonnung ein Furchenschwingelrasen entwickelt.Im Westen sind die Magerrasenflächendurch alte Fichten überschattet und von Gräsernmesophiler Standorte geprägt. Die Trift istlocker mit Wacholderbüschen durchsetzt, dievon den Schafen bekanntlich kaum befressenwerden. Als Weideunkraut ist auch die DornigeHauhechel in großer Anzahl vorhanden. Im Ostenfällt eine jüngere Lindenreihe auf, die denFeldweg an der südlichen Schutzgebietsgrenzebegleitet. In der Mitte n<strong>im</strong>mt eine Sproßkolonieder Schlehe fast die gesamte Breite ein undbehindert den Durchgang der Schafherde. DasGebiet wird <strong>im</strong> Norden durch die Landstraßezwischen Oberdorla und Heyerode begrenzt, <strong>im</strong>Süden durch die Ackerflur. Im Osten grenzt eineObstanlage an.Als wertgebende Pflanzenarten treten <strong>im</strong> äußerstenOsten der Gute Heinrich (Chenopodiumbonus-henricus) und <strong>im</strong> Zentrum der HochroteLöwenzahn (Taraxacum rubicundum) in zahlreichenExemplaren auf. Am Ostrand konnte2006 außerdem ein Einzelexemplar der GrünlichenWaldhyazinthe (Platanthera chlorantha)gefunden werden, während das Zierliche Tausendgüldenkraut(Centaurium pulchellum) inder Fläche nicht mehr nachgewiesen werdenkonnte. Das Vorherrschen von Weideunkräuternund das Vordringen von Gehölzen zeigteinen Grad von Unterbeweidung an, der vermutlichv.a. aus dem Fehlen von Ziegen in derHerde herrührt.In den achtziger Jahren erfolgten durch ehrenamtlicheNaturschützer des <strong>Kreis</strong>es Mühlhausenund Studentengruppen aus Mühlhausenmehrfach Pflegeaktionen, wobei vorwiegendWildrosen aus den Wacholderbüschen geschnittenwurden.Die Wacholdertrift hat auch kulturhistorischeBedeutung für Oberdorla, säumt sie doch denWeg zum Lindenrondell am Waldrand, einemFestplatz und Naherholungsgebiet von Oberdorla.Bemerkenswert ist auch der Ausblick,den man von hier über die Vogtei und die StadtMühlhausen bis zur Hainleite und den FahnerschenHöhen hin hat. Die Offenhaltung derWacholdertrift ist daher auch zum Erhalt derBlickbeziehungen vom Waldrand aus in die Fernedes Mühlhäuser Beckens zu gewährleisten.29


Wacholderdrift (rechts der Straße), November 200930


SenkigLage:<strong>im</strong> Waldgebiet <strong>Hainich</strong> westlich von OberdorlaGemarkung:OberdorlaGröße:2 haUnterschutzstellung: 1980Be<strong>im</strong> Senkig handelt es sich um einen Abschnittdes oberen Seebachgrunds etwa 6 kmnordwestlich von Oberdorla. Der Senkig liegtinnerhalb des geschlossenen Waldgebietes desnordwestlichen <strong>Hainich</strong> in einer Höhenlage vonetwa 390 m ü. NN. Es befindet sich am Nordranddes Oberdorlaer Holzes, eines großen,geschlossenen und daher dunklen Buchen-Plenterwaldes. Der geologische Untergrundwird best<strong>im</strong>mt von den plattigen Kalkschichtenund mergeligen Zwischenlagen des UnterenMuschelkalks, die Hänge von den Mergeln desMittleren Muschelkalks. Das Kalkgestein wirdseit Jahren auf einer Fläche von etwa 10 ha zurVerwendung als Straßenschotter und Werkstein(Schaumkalkbänke) <strong>im</strong> Tagebau abgebaut.Unter Schutz steht eine 1,36 ha große Flächeeines aufgelassenen Bereiches des Steinbruches,in dem sich in einer Mulde zwischenzwei ehemaligen Abbauwänden Wasser gesammelthat. Der so entstandene Tümpel wirdvon Amphibien und anderen Lebewesen kleinerStillgewässer als Lebensraum genutzt. Es handeltsich also um ein Biotop aus zweiter Hand.Wertgebend sind vor allem die Vorkommender Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans).Entomofaunistische Untersuchungen durchROMMEL erbrachten Nachweise seltener Falterarten.In den 1980er Jahren wurden folgendeArten von ihm nachgewiesen:Eulenfalter (Brachyionycha nubeculosa),Sumpfwiesen-Perlmutterfalter (Clossiana selene),Spanner (Colostygia olivata), Spanner(Discoloxia blomeri), Spanner (Epirrita christyi),Spanner (Euphya biangulata), Spanner(Eupithecia selinata), Spanner (Jodis lactearia),Spanner (Idaea sylvestraria), Braunauge (Lasiommatamaera), Kleiner Eisvogel (L<strong>im</strong>entis camilla),Senfweißling (Leptidea sinapis), Spanner(Perizoma blandiata), Eulenfalter (Phlogophorameticulosa), Spanner (Semiothisa signaria),Spanner (Theria pr<strong>im</strong>aria), Spanner (Trichopteryxcarpinata).Seltene Pflanzenvorkommen <strong>im</strong> FND Senkigsind Rundblättriges Wintergrün (Pyrola rotundifolia;seit 1991 bekannt) in einer ehemaligenAbraumhalde sowie das Trugdoldige Habichtskraut(Hieracium cymosum; 2007 erstmalsnachgewiesen).Insgesamt handelt es sich überwiegendum Arten, die auf besonntes Offenland angewiesensind. Um dem Artenschutzziel desGebietes gerecht zu werden, ist der Erhaltdes Offenlandcharakters wichtigstes Ziel. Dasheißt, Aufforstungen sowie sukzessive natürlicheWiederbewaldung sollten vermieden undzurückgenommen werden. Der bestehendeTümpel, welcher <strong>im</strong>mer wieder austrocknete,wurde mittlerweile durch einen Folienteich, ersetztum als Laichgewässer bestand zu haben.Freizeitnutzungen, wie Feuer machen und Zelten,sollte entgegengewirkt werden.Senkig inmitten des NordhainichsGeburtshelferkröte mit Eiern31


BadenseeLage:östlich von Obermehler inmitten landwirtschaftlicher FlächeGemarkung:GroßmehlraGröße:2,5 haUnterschutzstellung: 198332Der Badensee liegt, allseitig von Ackerflächenumgeben, in einer flachen Erdfallsenke bei einerHöhe von 275 m NN. Er wird durch Schicht- undNiederschlagswasser gespeist und in RichtungNordosten durch einen Graben entwässert.Bereits auf dem in den Jahren um 1890 erstelltenMesstischblatt MTB-VQ 4727/ 24 „Schlothe<strong>im</strong>“ist der Badensee als ein See mit einigenKartenzeichen für die Verlandung dargestellt.In der „Flora von Nordthüringen“ erstellt vomSondershäuser Botaniker LUTZE (1892), werdeneinige Pflanzenarten beschrieben, welcheschon längere Zeit nicht mehr belegt werdenkönnen - so das Schmalblättrige Laichkraut (Potamogetonlucens = P.n x zizii), welches als ausgestorbengilt, das Ähren-Tausendblatt (Myriophyllumspicatum), letzter Nachweis 1949, unddas Zungen-Hahnenfuß (Ranunculus lingua) mitletztem Nachweis 1960.Die Schwanenblume (Butomus umbellatus)und das Spiegelnde Laichkraut (Potamogetonlucens) wurden auch schon länger nicht mehrnachgewiesen.Als aktuell erwähnenswerte Pflanzenart istdie Sumpf-Gänsedistel (Sonchus palustris) zunennen. Das Gewässer ist allseitig von Weidenumstanden.Gesicherte Amphibiennachweise liegen fürErdkröte (Bufo bufo) und den Grünfrosch-Komplex (Rana spec.) vor. Da es sich bei demTeichfrosch (Rana kl. esculenta) um eine Bastardformvon Seefrosch (Rana ridibunda) undKleinem Wasserfrosch (Rana lessonae) handelt,können die Erkennungsmerkmale stark variieren.Für eine sichere Artbest<strong>im</strong>mung kann unterUmständen nur eine umfangreiche genetischeUntersuchung Klarheit bringen. Von einer eindeutigenArtfestlegung wird hier deshalb abgesehen.Mehrfach wurden auf dem Gewässer ein brütendesSchwanenpaar (1994 / 2008), Blesshühner(Fulica atra) auch zwei Paare der Reiherente(Aythya fuligala) beobachtet.Wegen drohender Verlandung wurde das Gewässerin den Wintermonaten 1992/93 ausgebaggertund mit dem Aushub das Ufer erhöhtund befestigt. Dabei mussten acht vollbeladeneLastkraftwagen mit Autoreifen, Kraftstoffbehälternund sonstigem Schrott, darunter auchgrößere Mengen Munition, abtransportiert werden.Der größte Müllanteil dürfte Hinterlassenschaftder sowjetischen Streitkräfte vom benachbartenFlugplatz gewesen sein.Rufender Teichfrosch


Badensee inmitten der Agrarlandschaft33


SchmetterlingswieseLage:südl. der Straßenkreuzung Windeberg - MenterodaGemarkung:Saalfeld, WindebergGröße:2,9 haUnterschutzstellung: 1980Das 2,9 ha große, nahezu rechteckige FNDSchmetterlingswiese befindet sich auf einemMuschelkalkplateau zwischen Menteroda undSaalfeld der so genannten Thomasecke, amSüdwestrand der Mühlhäuser Hardt. Es liegt aufSaalfelder Gemarkung und befindet sich somitauf dem nördlichsten Zipfel der Fluren Mühlhausens.Das Gebiet ist leicht nach Südwesten geneigtund besteht aus, locker mit Fichten und Kiefernverschiedenen Alters bewachsenen, wechselfeuchtenMagerrasenbrachen. Die Fläche wird<strong>im</strong> Norden durch einen Entwässerungsgrabenbegrenzt. Der Bodenstandort kann als wechselfeuchtklassifiziert werden. Dies steht <strong>im</strong>Zusammenhang mit den tonig verwitterndenGesteinen des Oberen Muschelkalks. Die Tonrückständesorgen für eine Versiegelung desansonsten wasserdurchlässigen Kalkgesteinsund zeitweisen Wasserstau nach Regenperiodenoder der Schneeschmelze.1993 wurden 119 Pflanzenarten nachgewiesen,darunter das in Thüringen gefährdetezierliche Tausengüldenkraut (Centaurium pulchellum).Die Artenliste weist viele Arten der Magerrasenund zahlreiche Wechselfeuchtezeigerauf, die den Standort charakterisieren. In letzterZeit wurde ein großes Vorkommen der GemeinenNatternzunge (Ophioglossum vulgatum)nachgewiesen. Die Flora, der Strukturreichtumder Fläche sowie die Waldrandlage bedingeneine vielfältige Falterfauna. Sie wurde zwischen1991 und 1993 von ROMMEL (Ammern) untersucht.Von den dabei nachgewiesenen 229 Falterartenwaren 10 in Thüringen vom Aussterbenbedroht oder gefährdet. Aktuell werden noch 4der genannten Arten in Thüringen als in ihremBestand gefährdet angesehen. Im Einzelnenhandelt es sich dabei um den C-Falter (Polygonac-album), die Goldene Acht (Colias hyale),den Goldfalter (Palaeochrysophanus hipothoe),den Großen Fuchs (Nymphalis polychloros), denSumpfwiesen-Perlmutterfalter (Clossiana selene),Cyaniris semiargus, Adscita statices, denSchattenfelswald-Blattspanner (Euphyia biangulata),Calliclystis chloerata, die Schlehenhecken-Vorfrühlingsspanner(Theria rupicapraria,Theria pr<strong>im</strong>aria) und Gnophos obscuratus.Die Wiesenbrache wurde 1980 auf Initiativedes Mühlhäuser Schmetterlingskundlers WernerSchäfer zum Erhalt der artenreichen und zumTeil seltenen Falterfauna unter Schutz gestellt.Die anhaltende Wechselfeuchte machte eineackerbauliche oder Wiesennutzung unökonomischund erleichterte die Unterschutzstellung.Die Fläche wurde seither sporadisch mit Schafenbeweidet.Nicht standortgerechte Fichten und Waldkiefernwurden vor etwa 55 Jahren von Jagdpächterngepflanzt, um Wildtieren Unterschlupf zugewähren. Sie sind mittlerweile hoch gewachsenund werfen z.T. intensiv Schatten. WeitereNadelbäume sind aus Anflug aufgewachsen. DieNadelbäume sollten in Zukunft zurückgedrängtwerden, um den strukturreichen Offenlandcharakterund den Artenreichtum an Pflanzen zuerhalten. Auch die Dornsträucher von Schleheund Weißdorn sollten sich nicht weiter als bisherin der Fläche ausbreiten.34


Schmetterlingswiese, November 2009Ampfer-GrünwidderchenNatternzunge35


ZEL & FISCHER 1985). 14 Arten konnten nachgewiesenwerden. Aber auch viele andere, nichtso sehr <strong>im</strong> Zentrum das allgemeinen Interessestehende Artengruppen konnten <strong>im</strong> Kälberteichnachgewiesen werden, z.B. Schwamm- undNesseltiere, Weichtiere, Wasserkäfer und Wasserwanzen,Moostierchen. Auch einige Egelartenwurden gefunden. Bemerkenswert ist dasVorkommen des Medizinischen Blutegels, derMitte der achtziger Jahre mehrfach gefundenwurde. Er ist in den Gewässern unserer Gegendbisher sonst nicht nachgewiesen. Möglich ist,dass die Mönche diese Tiere eingesetzt und zurmedizinischen Behandlung verwendet haben.Der Kälberteich ist Bestandteil des FFH-GebietesNr. 24 „Volkenrodaer Teiche“.Der Kälberteich wird an seinem flachen Uferlocker von z. T. alten Silberweiden und Sommerlindengesäumt. Die Wasserfläche ist jedochüberwiegend besonnt. An den Ufern iststellenweise ein mehrere Meter breites Kolbenriedausgebildet. Der Kälberteich wird alsAngelgewässer genutzt. Sein Ufer ist daherbesonders <strong>im</strong> Süden Trittbelastung ausgesetztund durch eine Feuerstelle beeinträchtigt. Besondersstark wird das bisherige Artenspektrumdurch das verbotswidrige Einsetzen von Aquarienorganismen,insbesondere von Fischen ausanderen Regionen, nachteilig verändert.Becher-Azurjungfer37


Horsmarscher GrundLage:nordöstlich Windeberg, dem Wald vorgelagerte FlächeGemarkung:WindebergGröße:1,5 haUnterschutzstellung: 1983Das FND „Horsmarscher Grund“ wird durcheine artenreiche extensiv genutzte Feuchtwiesegebildet. Sie liegt am Ostrand des Rähmen,eines Buchen-Eichen-Wäldchens am Südzipfelder Mühlhäuser Hardt. Die Höhenlage beträgtetwa 340 m NN. Die Feuchtwiese wird voneinem nach Osten zum Schaftal entwässerndenGraben durchzogen.Der Rähmen und angrenzende Flächen befindensich <strong>im</strong> Bereich des Oberen Muschelkalks,die tonig verwittert sind. Auf den Verwitterungstonensind wechselfeuchte Böden entwickelt,die für anhaltende Staunässe sorgen. DerAbfluss ist dann oft oberirdisch. Die Feuchtwieseentspricht der Sumpfdotterblumen-Wiese(Calthion).Bemerkenswert ist ein reiches Vorkommendes bedrohten Breitblättrigen Knabenkrautes(Dactylorhiza majalis). Der Bestand der Orchideeschwankt stark. 1986 wurden 100 Exemplaregezählt, 1992 sogar 200, <strong>im</strong> Mai 2005 nur40, <strong>im</strong> Mai 2008 mindestens 300 und <strong>im</strong> Mai2009 mindestens 312. Die hohe Individuenzahlder letzten beiden Jahre lässt auf eine Stabilisierungdes Bestands hoffen.Die Sumpfdotterblume (Caltha palustris)prägt <strong>im</strong> Mai den Blühaspekt zusammen mit derKuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi), demWiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis)und dem gemeinen Hornkraut (Cerastium holosteoides).Im Spätsommer dominieren Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum) und EchtesMädesüß (Filipendula ulmaria). Im Juni 1982konnte noch ein kleiner Bestand des SchmalblättrigenWollgrases (Eriophorum angustifolium)nachgewiesen werden.1982, 1985 und 2008 wurden in der Feuchtwiesejuvenile Grasfrösche (Rana temporaria)beobachtet.Die Feuchtwiese unterliegt einer extensivenMahd. Sie ist zu den umliegenden, intensiv bewirtschaftetenÄckern scharf abgegrenzt. Vondort ist eine Abdrift von Dünge- und Spritzmittelnin die Schutzgebietsfläche anzunehmen. ImOsten finden sich mit Gemeinem Löwenzahn,Gemeinem Knaulgras und Gänsefingerkraut Pionierpflanzenfeuchter Standorte, die sich dortan offenen Bodenstellen angesiedelt haben, dievon Wildschweinen durch starkes Wühlen erzeugtwurden.38


Breitblättriges Knabenkraut und Sumpf-DotterblumenFeld - StiefmütterchenHorsmarscher Grund - <strong>im</strong> Hintergrund Windeberg39


RähmenbrunnenLage:nordöstlich von Windeberg, an der Straße nach MenterodaGemarkung:WindebergGröße:0,6 haUnterschutzstellung: 1983Der Rähmenbrunnen liegt unmittelbar nördlichder Straße Windeberg – Menteroda <strong>im</strong> Südender Mühlhäuser Hardt.Der Name des <strong>Schutzgebiete</strong>s ist in gewisserHinsicht irreführend. Der eigentliche Rähmenbrunnenwird von einer Quelle gebildet, die ineinem etwa 1,5 m Durchmesser gemauertenBrunnen gefasst ist und sich etwa 150 m westlichbefindet. Das in einem Bach abfließendeWasser wird an einem von der Straße in nördlicherRichtung abzweigenden Feldweg gestautund bildet hier ein Laichgewässer. Ein Stillgewässer,an allen Seiten von Kopfweiden umgeben,begrenzt das Gebiet nach Süden.Floristisch bemerkenswert ist die EinspelzigeTeichs<strong>im</strong>se (Eleocharis uniglumis) (REUTHER &FICKEL 2004). Faunistisch konnten bisher folgendeAmphibienarten nachgewiesen werden:Grasfrosch, Bergmolch und Teichmolch.Bemerkenswert ist die Feststellung, dass inden Fange<strong>im</strong>ern eines mehrere Jahre aufgebautenAmphibienschutzzaunes <strong>im</strong> Bereich zwischenBrunnen und Teich u. a. eine größere AnzahlErdkröten gefangen wurde, die praktischunmittelbar westlich am Teich vorbei zu einemetwa 500 m südlich gelegenen Schilftümpelwanderten, aber nicht <strong>im</strong> Teich des <strong>Schutzgebiete</strong>sablaichten. Es wird vermutet, dass wegender kurzen Fließstrecke des Quellwassersdie Wassertemperatur <strong>im</strong> Teich für das Ablaichender Erdkröten zu niedrig ist.Zwischen 1987 und 1991 wurden einige Laufbzw.Wasserkäferarten erfasst, so der Schluchtwald-Laufkäfer(Carabus irregularis), Badisterunipustulatus und Bembidion schüppeli.Bereits vor der Unterschutzstellung 1983erfolgten <strong>im</strong> Jahre 1981 durch ehrenamtlicheNaturschützer und Einwohner der GemeindeWindeberg mehrere Pflegemaßnahmen inForm einer Entbuschung auf dem Gebiet zwischenTeich und Brunnen. Eine Sanierung desTeiches durch Entschlammung erfolgte in denWintermonaten 1992/93 auf Veranlassung desUmweltamtes.Sumpf-Helmkraut40


Der Rähmenbrunnen <strong>im</strong> Wechsel der Jahreszeiten41


Z<strong>im</strong>merbachLage:Tal zwischen den Ortschaften Z<strong>im</strong>mern u. Bad LangensalzaGemarkung:UfhovenGröße:6 haUnterschutzstellung: 1985Das Flächennaturdenkmal umfasst die Erdfallquellen„Große Golke“ und „Kleine Golke“,den Verlauf des Z<strong>im</strong>merbaches sowie den östlichenTeilbereich des Hellerbaches. Seit demJahr 2000 unterliegen diese Flächen auch demSchutz als Naturschutzgebiet.Das FND ist reich strukturiert und enthält alswesentliche Landschaftselemente Kopfweidenbestände,Obstbäume, Feuchtstellen, Sträucherund Hecken, Halbtrockenrasen sowie die natürlichverlaufenden Bachläufe.Das Ziel der Unterschutzstellung bestand inder Erhaltung des Gebietes als repräsentativeBachbiotope sowie in der Erhaltung der Lebensräumeder <strong>im</strong> Gebiet vorkommenden Vogel- undAmphibienarten.Im Gebiet ist eine sehr gute Brutvogelpopulationnachgewiesen, u.a. vom Rotmilan undEisvogel. Weitergehende Informationen sieheunter NSG „Z<strong>im</strong>merbachtal – Hellerbachtal“.Der Eisvogel -eine Charakterart naturnaher Bäche42


GeschützteLandschaftsbestandteile45


Bahndamm Wendehausen / DiedorfLage:an der ehemaligen Bahntrasse zwischen den beiden OrtenGemarkung:Wendehausen/DiedorfGröße:28,4 haUnterschutzstellung: 1994Das Gebiet verläuft östlich des Haselbacheszwischen den beiden Ortschaften Wendehausenund Diedorf der Gemeinde Katharinenberg.Es umfasst eine Fläche von ca. 28 haund schließt, auf Grund botanischer und zoologischerBesonderheiten, neben dem eigentlichenBahndamm auch Steilhangbereiche undangrenzende Saumbiotope sowie den ca. vierhundertMeter südlich von Diedorf liegendenOsthang des „Drachentales“ mit ein.Das Gebiet befindet sich in einer geologischenStörungszone, in welcher das anstehende Gesteindurch Wellenkalk gebildet wird. Der Bahndammist neogenen Ursprungs und wurde ausMuschelkalk aufgeschüttet. Aufgrund seinerEigenart und Schönheit, der das Landschaftsbildprägenden Gestalt sowie seiner besonderenBedeutung vor allem in Hinblick auf dieErhaltung des Erholungswertes der Landschaftfür die anliegenden Gemeinden Wendehausenund Diedorf soll das Gebiet nachhaltig gesichertwerden, insbesondere aber auch wegen derhier teilweise noch massenhaft vorkommendengefährdeten und geschützten Pflanzen- undTierarten wie z.B. Silberdistel, Fransen-Enzian,Große Händelwurz, Roter Sitter, BreitblättrigerSitter, Rundblättriges Wintergrün, Buchenspargel,Leberblümchen und Zottiger Klappertopf,Feuersalamander, Zauneidechse, Glattnatter,Blindschleiche, Admiral, Ochsenauge, Schwalbenschwanz,Mohrenfalter, Schillerfalter, Blutströpfchenund andere mehr.Im Auftrag der Preußischen Staatsbahn wurdenzu Beginn des 20. Jahrhunderts die umfangreichenPlanungen zum Bau einer Bahntrassevon Mühlhausen über den Höhenrückendes <strong>Hainich</strong> ins Werratal in die Realität umgesetzt.Mit hohem materiellen und menschlichenEinsatz galt es <strong>im</strong>merhin auf einer Strecke vonrund 31 km eine Wegbarkeit für Dampflokomotivenzu schaffen, die dem Höhenunterschiedvon fast 300 m auf relativ kurzer Strecke technischgerecht wurde. In die Hanglagen wurdenTerrassen getrieben und Böschungen neuangelegt. Zahlreiche Sprengungen wurdenvorgenommen, um vor allem <strong>im</strong> Kammbereichdes Muschelkalkhöhenzuges bis zu 30 m tiefeEinschnitte zu schaffen. An verkehrstechnischwichtigen Punkten baute man aus demin nahe gelegenen Steinbrüchen erschlossenenKalkgestein Viadukte. Die beeindruckendstenAufschlüsse der Gesteinsformationen, sogenannte„Sichtfenster der Geologie“, befindensich zwischen Heyerode und Landesgrenzesüdwestlich von Wendehausen (PATZELT 1994).Am 29.09.1968 wurde die Strecke offiziell stillgelegt.1969 fuhr der letzte Zug <strong>im</strong> AbschnittWendehausen-Kalkwerk Richtung Diedorf. DerRückbau von verwendbaren Materialien wieSchwellen, Gleise, Schotter u.ä. zog sich abschnittsweisenoch über 2 Jahrzehnte hin.Der GLB „Alter Bahndamm“ ist seit 1993 alsgeschützter Landschaftsbestandteil ausgewiesen.Vorangegangen waren zahlreiche Exkursionenvon Biologen, hauptsächlich Botanikern,die <strong>im</strong> Verlauf der Jahrzehnte nach Stilllegungan der Art und Weise der natürlichen Besiedlungdurch Pflanzen und Tiere Interesse hatten.Die geologische, kl<strong>im</strong>atische, forstbotanischeund vegetationskundliche Einstufung des Gebietesist u.a. durch PATZELT (1994), REUTHER& WEISE (1996), FAUPEL & DEGENHARDT(2000) beschrieben worden.Vor allem an Sommerabenden fühlt man sichin diesem Geländeabschnitt in mediterraneGefilde versetzt. In den Mittagsstunden einigerHochsommer-Tage werden an der Südhanglagebis zu 50 °C gemessen. Bei untergehenderSonne fl<strong>im</strong>mert der südwestlich geneigte Hang<strong>im</strong> glänzenden Rot des Mittleren Zittergrases.Zu den zahlreich vorkommenden Reit-, Strauß-,Schwingel-, Knäul-, Rispen-, Trespen- und Blau-Gräsern müssen ebenso wie zu den Seggennoch eingehende Untersuchungen <strong>im</strong> Gebieterfolgen.Während die Saumbereiche zu angrenzendenWeiden-, Acker- und Waldzonen von dem bereitserwähnten typischen Gemisch unsererhe<strong>im</strong>ischen Nadel- und Laubgehölze geprägtsind, finden wir in den offenen Flächen denWachholder vor. Bei Spaziergängen trifft manan warmen Sommertagen <strong>im</strong>mer wieder aufBlindschleichen und Zauneidechsen. Grabwespenartensind ebenso zu beobachten wie mit46


lautem Brummen auf Schmetterlingsjagd befindlicheHornissen. Mit nur jeweils sehr wenigenFundstellen sind Nachweise von Sandmohn,Sommer-Adonisröschen und EbenästigeRentierflechte bekannt. Im Kontrast zu den trockenwarmenStandorten finden wir in der schattigenund leicht staunassen Talkehle an zweiStellen das seltene Rundblättrige Wintergrün.Es bevorzugt eher den Wald- und Gebüschsaumbzw. die Halbschattenlagen der TaleinschnitteRichtung Wendehausen. Von besonderem Reizzeigt sich das kleinflächige, ca. 120 Exemplarezählende Vorkommen des Großen Windröschen.Dieses Hahnenfußgewächs wird auchHain- oder Waldanemone genannt und belebtmit seiner weißen Blütenpracht auffällig diewestlich auslaufende Talsaumgesellschaft aufeiner schmalen vorgelagerten Magerwiese.Im Haselbachtal liegt eine völlig andere Biotopsituationvor. Im Steilhangbuchenwald mitBlock- und Felsschutthalden ist nur eine schmaleoffene Schneise in Breite des einstigenGleisbettes geblieben. Hier kann man mit etwasGlück wie auch an anderen Abschnitten derBahntrasse die Wildkatze beobachten. Ebensogelingen in den Sommernächten <strong>im</strong>mer wiederBeobachtungen von Fledermausarten, die hierihren Flugkorridor auf der Jagd nach den zahlreichvorkommenden Insekten gefunden haben.Der <strong>Hainich</strong>-Werratal-Radweg wurde ausRücksicht auf die schützenswerten Biotope zwischenDiedorf und Wendehausen zum Teil andie Dammbasis und entlang des Haselbachesverlegt.Blickfänge sind <strong>im</strong>mer wieder die gehäuftauftretenden Flechten wie etwa die RöhrigeBlasenflechte und die Gelbflechte. An Zweigenund auf der Borke von vorwiegend Laubgehölzenfinden wir sie entlang der Strecke. Flechtengehören zu den langlebigsten Lebewesenüberhaupt (bis 4500 Jahre) (vgl. WIRTH & DÜLL2000) und sind bedeutende Zeigerorganismen(Bioindikatoren) für Umweltbedingungen, insbesonderefür Luftqualität.Haselbachtal - der Bahndamm ist rechts der LandesstraßeFeuersalamander47


WichtelgrundLage:südwestlich von DiedorfGemarkung:DiedorfGröße:1,4 haUnterschutzstellung: 1994Der „Wichtelgrund“ liegt ca. 1 km südwestlichvon Diedorf an der Gemarkungsgrenze der OrteDiedorf und Wendehausen. Der Grund wirdgeprägt durch ein Erosionstal, das sich in denmittleren und unteren Muschelkalk einschneidet.Es durchläuft die Ceratiten- und Trochitenschichten.Das Erosionstal wird von der Eichenberg-SaalfelderStörungszone beeinflusst.Die Böden sind entsprechend des Untergrundesflachgründige Kalkrendzinen. Die steinigenGrabenbereiche sind geprägt von zeitweiligerWasserführung.Der „Wichtelgrund“ mit seinen strukturreichenangrenzenden Lebensräumen erfüllteine wichtige Korridorfunktion für den Austausch,den Wechsel und die Verbreitung vonPflanzen und Tieren zwischen den <strong>Schutzgebiete</strong>n„Bahndamm Diedorf-Wendehausen“ unddem „Grünen Band“ entlang der hessisch-thüringischenLandesgrenze.In der Gemarkung Katharinenberg - Wendehausenkonnten sich trotz der auch hier <strong>im</strong>merintensiver werdenden Land- und Forstwirtschaftüber Jahrzehnte sehr kleine, aber artenreichstrukturierte Feld-, Wiesen- und Waldbiotopeerhalten. Dies liegt zunächst an der durchabschüssige und vielerorts steinige Hanglagengeprägten naturräumlichen Situation. Vorallem aber wirkt hier wohl der Faktor der Beschwerlichkeitin der von Mechanisierung, alsoder vom Einsatz der Großtechnik abhängig gewordenenkonventionellen Landwirtschaft. Sokonnten, bedingt durch das Geländeprofil mitseinen kleinen Unwegbarkeiten, viele Refugiender Tier- und Pflanzenwelt noch nicht entrissenwerden.Den Namen „Wichtelgrund“ dürfte dieserLandstrich wohl in Anlehnung an das in dieserRegion vorkommende, sehr bekannte und beliebte„Wichtelgeld“ erhalten haben. Bei denauch unter der Bezeichnung „Bonifatiuspfennige“gehandelten steinernen Fundstücken handeltes sich um die fossilen einstigen Glieder derSeelilien, die in dieser Formation des Grabenbruchsoft zu finden sind. Die nach Nordostenansteigende Talmulde ist geprägt von mit Heckenstreifendurchsetzten Grünlandparzellen,die abwechselnd zur Mahd oder für Beweidungmit Rindern genutzt werden. Bereits direkt andem steil abfallenden Felssaum der Ortsverbindungsstraßebeginnend, erstreckt sich keilförmigRichtung Nordwesten ein sich deutlichvom Umland abgrenzender Magerrasen, der <strong>im</strong>Verlauf zunehmend durch den Gemeinen Wachholderdominiert wird.Kleinflächig kommen Gemeiner Wundklee,Stengellose Kratzdistel, Zottiger Klappertopf,Acker-Wachtelweizen, Golddistel, Schopfkreuzblümchen,Scharfer Mauerpfeffer, Fiederzwenke,Wiesenpr<strong>im</strong>el und Kleiner Wiesenknopf vor.Als erloschen gilt der Bestand der GemeinenKuhschelle (vgl. MEHLER 1963, unveröffentlichteAufzeichnungen). Noch vorhanden, aberstark rückläufig ist das Zittergras, der Wiesensalbei,Gelber Zahntrost, die Große Händelwurz,das Weiße Waldvöglein und das Gefleckte Knabenkraut.Die sich <strong>im</strong> Verlauf der letzten 20Jahre vor allem am Grabensaum und in den48


Hanglagen stark verdichtenden Baum- undStrauchgehölze bilden an vielen Abschnitteninzwischen undurchdringliche Hecken. In derenBegleitung finden wir den Kleinen Odermennig,Kronwicke, die Ackerwitwenblume, GemeinesLe<strong>im</strong>kraut, Zypressenwolfsmilch, Wilde Karde,Nesselblättrige Glockenblume, Wiesen-Pippau,Weiße Schwalbenwurz, Saat-Esparsette, ÄhrigeTeufelskralle, Gemeiner Dost, Kleine P<strong>im</strong>pinelle,Kleearten, Labkräuter und Gräser, wie etwa dasDeutsche Weidelgras, Wiesenrispengras, Glatthaferund das Wiesen-Lieschgras.In der fast ungestörten Gräserdecke deroberen Lagen des Wichtelgrundes finden wirneben einigen Heuschrecken- und Spinnenartenvor allem zahlreiche Falterarten. NebenAdmiral, Kleinem Fuchs, Landkärtchen, Kaisermantel,Zitronenfalter, Gemeinem Bläuling, Distel-und Schachbrettfalter hat unter weiterenArten auch das Blutströpfen hier eine wichtigeFortpflanzungstätte. Die kräftig rot gefärbtenFlecken auf schwarzem Grund der Flügeldeckengaben diesen kleinen Faltern wohl den Namen.Die meisten Arten dieser Gattung (Zygaena)spalten sich in viele geographische Rassen auf,die nur der erfahrene Spezialist unterscheidenkann. Viele kommen nur auf Kalkboden vor.Dementsprechend haben sich ihre Raupen auchauf meist nur eine der hier typischen Pflanzenwie Hornklee, Hufeisenklee, Kronwicke, Esparsette,Thymian oder P<strong>im</strong>pinelle als Nahrungsgrundlagespezialisiert.Im breiten Spektrum der <strong>im</strong> Gebiet vorkommendenArten seien als Brutvögel des Gebietesvor allem die Dorngrasmücke, Mönchsgrasmücke,der Neuntöter, die Schwanzmeise, dieHeckenbraunelle, der Zaunkönig, der Distelfink,der Bluthänfling, der Fitis und die Singdrosselgenannt. Greifvögel wie Mäusebussard, Turmfalke,Sperber und Roter Milan werden hier regelmäßigauf Nahrungssuche gesichtet.Nicht unerwähnt soll das regelmäßige Vorkommender Zauneidechse und Blindschleichebleiben, die gern an den alten kleinen, teilweisenoch nicht überwucherten Lesesteinhaufen ausfrüherer Kleinbewirtschaftung der Feldparzellenanzutreffen sind. Für die gesamte Fortentwicklungals artenreiches Refugium GLB „Wichtelgrund“wäre eine ausgewogene Heumahd odereine fachlich abgest<strong>im</strong>mte Schafhutung zur Erhaltungdes Charakters sehr notwendig. Ohnediese wird der Verbuschungsgrad weiter deutlichzunehmen.Blütendetail vom Acker-WachtelweizenSkorpionsfliege49


Tongrube KirchheilingenLage: südwestlich von Kirchheilingen an der B 84Gemarkung:KirchheilingenGröße:5,6 haUnterschutzstellung: 2004Die Tongrube Kirchheilingen liegt südwestlichdes Ortes an der Bundesstraße 84.Im Zentrum des Thüringer Beckens herrschenHügelländer vor, an deren OberflächeGesteine des Oberen Muschelkalkes und desUnteren Keupers anstehen, welche an NordostbisOsthängen mit Lössschichten überzogensind. Das Gebiet bei Kirchheilingen wird durchanstehende Gesteine des Unteren Keupers best<strong>im</strong>mt.Die Tongrube befindet sich am schwachgeneigten (ca. 5 %) welligen Südhang desSchwerzelbachtales. Die Tongrube selbst stellteine kesselige Einwölbung in den Hang dar.Über Tonmergel und Dolomitmergel habensich hier die Bodenformen Ton-Rendzina mitÜbergängen zu Ton-Schwarzerden gebildet. DieBodenart schwankt zwischen lehmigem Ton bisTon. Diese Böden sind weitgehend skelettfreiund bis max<strong>im</strong>al 40 cm humos.Den wichtigsten Grundwasserstauhorizont<strong>im</strong> Gebiet stellen die Schichten des MittlerenMuschelkalkes dar. Diese Schichten erweisensich als gute Grundwasserleiter und haben <strong>im</strong>Gebiet Mächtigkeiten von 50 bis 100 m. DieGrundwasserleiter der Muschelkalkformationstellen ausgesprochene Karstgrundwasserleiterdar. Das Wasser bewegt sich in den Klüften undunterirdischen Gerinnen teilweise ähnlich wie inoberflächlichen Fließgewässern. Der Grundwasserflurabstandbeträgt <strong>im</strong> Gebiet der Tongrubeca. 100 m. Die Hauptgrundwasserfließrichtungverläuft von Ost nach West.In der stillgelegten Tongrube hat sich übermehrere Jahrzehnte ein artenreiches Standgewässeraufgrund von stauenden Zwischenschichtengebildet.Das Gebiet der Tongrube ist zum Kl<strong>im</strong>abezirk„Thüringer Becken“ zu rechnen. Im Übergangsbereichzwischen dem ozeanisch (atlantisch)geprägten west- und dem kontinental gefärbtenosteuropäischen Kl<strong>im</strong>a liegend, weist es bereitseine deutlich kontinentale Kl<strong>im</strong>atönung auf. DieNiederschläge liegen <strong>im</strong> zentralen ThüringerBecken unter 500 mm <strong>im</strong> Jahr. Bei einer mittlerenJahrestemperatur von 8,7 °C kommt es<strong>im</strong> Zentrum des Thüringer Beckens zu einerjährlichen Grundwasserneubildung von 0 bis 10mm. Die vorherrschende Windrichtung ist Südwesten.Der geschützte Landschaftsbestandteil wurdedurch Abgrabung herausgebildet. Die Sohleder Gruben liegt 3 – 4 m unter dem Niveauihrer Umgebung. Nach Aufgabe der Nutzungder Tongrube haben sich unterschiedliche Biotoptypenherausgebildet. Neben dem naturnahenKleingewässer sind Großseggen- undRöhrichtflächen, Feldgehölze sowie Gras- undStaudenfluren entstanden. Damit hat sich inder ansonsten ausgeräumten Agrarlandschaftdes Thüringer Beckens ein strukturreicherwertvoller Lebensraum mit einer an Wasser gebundenenFauna und Flora entwickelt, der daslokale Landschaftsbild bereichert.Bedeutung hat das Areal insbesondere fürdie Tierwelt. Erfassungen wurden für die ArtengruppenVögel, Amphibien, Reptilien undLibellen vorgenommen. Trotz der geringenGröße der ehemaligen Tongrube konnten 21Brutvogelarten nachgewiesen werden (vgl.KÄDING 1996). Neben der Knoblauchkröte,der Kreuzkröte und dem Kammmolch wurdenbei Untersuchungen zur Erstellung des Schutzwürdigkeitsgutachtensinsgesamt 9 Amphibienartenerfasst. Bei Untersuchungen <strong>im</strong> Sommer1995 wurden 9 Libellenarten nachgewiesen.ZIMMERMANN (1997) konnte später sogar 15Libellenarten feststellen.Gezielte Pflegeeingriffe sind zur Erhaltung derBiotopstrukturen nötig, ansonsten führt einefortschreitende Sukzession zur Verbuschung.Durch den Abschluss eines mehrjährigen Pflegevertragesist die Erhaltung der Wiesenflächendurch Mahd gegenwärtig gesichert.Eine Belastung der Gewässerqualität durchEintrag von Düngemitteln und Pestiziden ausden angrenzenden Ackerflächen muss vermiedenwerden.50


Bothenheilinger HerzbergLage:südwestlich von BothenheilingenGemarkung:Altengottern, BothenheilingenGröße:7,8 haUnterschutzstellung: 2010Der Grünlandkomplex des BothenheilingerHerzberges gehört zu einer Kette von Keuperhügeln,die sich <strong>im</strong> Naturraum „InnerthüringerAckerhügelland“ östlich von Mühlhausen - umgebenvon intensiv landwirtschaftlich genutztenFlächen – landschaftsbildprägend entlang zieht.Auf Grund des anstehenden Keupers sind dieBöden besonders mager. Eine über Jahrhundertehinweg andauernde extensive Nutzungbedingte die Entwicklung der heute anzutreffendenTrocken- und Halbtrockenrasen.Der Bothenheilinger Herzberg – wie die gesamteHügelkette von den Grabschen Bergenüber den Breiten und Roten Berg bis zumGotterschen Herzberg – wird aus den Schichtender Unteren Gipskeuperfolge, dem unterstenAbschnitt des Mittleren Keupers, gebildet. Besondersan den vegetationsfreien Stellen, denso genannten Badlands, sind die roten bisgrau-violetten Tonmergel des Keupers mit dazwischenliegenden Gipsschichten und festenDolomitmergeln gut erkennbar (vgl. REUTHER& WEISE 1996).Die Halbtrockenrasenflächen sind gekennzeichnetdurch eine hohe Vielfalt stark gefährdeterArten sowohl aus floristischer als auchaus faunistischer Sicht. Für die Tierwelt, insbesonderefür die wärme-, licht- und trockenheitsliebendenArten der Offenlandschaftenstellt der Bothenheilinger Herzberg einen wichtigenRückzugsraum dar und ist Lebensstättehier vorkommender gefährdeter Tierarten wieinsbesondere Mollusken, Laufkäfer, Tagfalter,Heuschrecken, Spinnen und Wildbienen.Innerhalb der Wirbellosenfauna sei auf dasVorkommen der in Thüringen stark gefährdeten,blinden Ameisenassel hingewiesen,welche unterirdisch bei Formiciden lebt. AlsCharaktertier des Trockenhanges kommt derstark gefährdete Grauflügelige Erdbock (Iberodorcadionfuliginator) vor. Bemerkenswert istauch die Typenlokalität der Trauermücke (Bradysialembkei) (Diptera: Sciaridae), welche vomBothenheilinger Herzberg als neu für die Wissenschaftbeschrieben worden ist. Unter denTagfaltern und Widderchen ist der Grasheiden-Scheckenfalter (Melitaea aurelia) besonders zuerwähnen. Auf dem Halbtrockenrasen werdeneine Vielzahl recht seltener Pflanzenarten gefunden,z.B.: Frühlings-Adonisröschen (Adonisvernalis), Steppen-Spitzkiel (Oxytropis pilosa),Büschel-Glockenblume (Campanula glomerata),Geflecktes Ferkelkraut (Hypochoeris maculata)und die Garten-Schwarzwurzel (Scorzonera hispanica).Im südlichen Bereich – unmittelbar angrenzendan den Trockenrasen - schließt sich einüberregional bedeutsamer, steiniger Ackerstreifenmit Fundpunkten von seltenen und gefährdetenArten der Ackerwildkrautflora an. Sowerden hier u.a. die folgenden Arten gefunden:Rauhaariger Eibisch (Althaea hirsuta), DreihörnigesLabkraut (Galium tricornutum), SchlitzblättrigerStielsame (Podospermum laciniatum)und als ganz besondere Seltenheit der Acker-Schwarzkümmel (Nigella arvensis).Darüber hinaus ist das Vorkommen derZwerg-Heideschnecke (Trochoidea geyeri) vonbesonderem Interesse, da sie vom Herzbergerstmals wissenschaftlich beschrieben wurdeund damit eine weltweite Bedeutung besitzt(vgl. auch ZEISSLER 1998).Nordöstlich ist auf Grund der Topographiedas Eindringen von Nährstoffen aus den angrenzendenAckerflächen erkennbar. Außerdemliegt der Bothenheilinger Herzberg isoliert inmittenintensiv bewirtschafteter landwirtschaftlicherFlächen, ebenso wie die anderen Teilflächender Keuperhügelkette.52


Bothenheilinger Herzberg - Aufnahme August 1999Dänischer Tragant zerstreut <strong>im</strong> Gebiet vertretenZwergheideschnecke53


Naturschutzgebiete55


Grabsche BergeLage:zwischen Grabe und Bollstedt/Gemeinde WeinbergenGemarkung:Bollstedt, KleingrabeGröße:54,4 haUnterschutzstellung: 1996Am nordwestlichen Rand des Thüringer Beckensliegen die Grabschen Berge. Sie gehörenzu den Gemarkungen Grabe und Bollstedt inder Gemeinde Weinbergen des <strong>Unstrut</strong>-<strong>Hainich</strong>-<strong>Kreis</strong>es. Es sind Anhöhen, die sich <strong>im</strong> Winkelzwischen der Notter und ihrer Einmündung indie <strong>Unstrut</strong> ausbreiten. Das Naturschutzgebietwird nach Westen und Norden durch die Notterbegrenzt. Der Prallhang der Notter ist amKalkkopf sehr steil, das Höhenniveau der Notterliegt hier bei 192 m NN. Der Kalkkopf ist 240 mhoch, der Kirchberg 246,9 m und der Weinberg247,7 m NN. Die welligen Abhänge sind nachSüden und Südwesten geneigt, vorwiegend nurflach und nur am Weinberg steiler. Geologischsind die Grabschen Berge typisches Triasgebietund werden dabei wie auch die sich anschließendenHöhenzüge dem Keuper zugeordnet.Die Grabschen Berge sind seit langem wegenihrer Naturausstattung, besonders ihres Pflanzenreichtumsbekannt. Kontinuierlich wurdenund werden sie von Botanikern aufgesucht.Ihre Beobachtungen wurden in diversen Veröffentlichungenallgemein zugänglich gemacht,von REUTHER & FICKEL (2006) liegt eine Zusammenfassungzu wesentlichen Erkenntnissenzum NSG Grabsche Berge vor, dort sind auchweiterführende Literaturangaben aufgelistet.Bereits frühzeitig setzten Bemühungen ein,diese wertvollen Naturrefugien zu schützen. ImJahre 1980 wurden drei Teilareale des Gebietesals Flächennaturdenkmale „Kalkkopf“, „Wolfsmilchsteppe“und „Auf dem Weinberg“ unterSchutz gestellt.1996 erhielt dann eine 56,4 ha umfassendeFläche als Naturschutzgebiet mit der Bezeichnung„Grabsche Berge“ gesetzlichen Schutz,damit war erstmals das gesamte Gebiet geschützt.Seit 2004 sind die Grabschen Berge gemeinsammit weiteren angrenzenden Keuperhügelnals FFH-Gebiet Nr.: 201 mit der EU-Nr. 4829-301 als „Keuperhügel und <strong>Unstrut</strong>niederung beiMühlhausen“ geführt und finden damit europaweiteAnerkennung. Die Naturausstattung unddie Besonderheiten der Flora des NSG wurdenin dieser Broschüre in den Abschnitten zu denFND „Auf dem Weinberg und <strong>im</strong> Kirchgrund“,„Wolfsmilchsteppe“ und „Kalkkopf“ ausführlichbeschrieben. Darüber hinaus sind für das NSGdie folgenden herausragenden Pflanzenvorkommenzu nennen: Der Venuskamm (Scandixpecten-veneris), die Knäuel-Glockenblume(Campanula glomerata) und die Bologneser-Glockenblume (Campanula bononiensis). ImNSG Grabsche Berge wurden mehr als 300Pflanzenarten gefunden, davon stehen 20 Artenauf der Roten Liste Thüringens.Das Gelände ist völlig waldfrei und die Flächenzu großen Teilen mit Kalk-Magerrasen bedeckt.Auf der Höhe befinden sich Äcker, in dengeschützten Lagen der Mulden Streuobstwiesenmit einem hohen Anteil an Süßkirschen, die56


schon vor langer Zeit hier auf den durchlässigenKalkböden angepflanzt wurden.Die Kalk-Magerrasen sind vorrangig als Halbtrockenrasenausgebildet. Sie sind entstandendurch die Tätigkeit des Menschen, die die ursprünglichenWälder dieser Gebiete zurückdrängtenund die Flächen vorrangig mit Schafenund Ziegen beweideten.Für den Natur- und Artenschutz sind sie vonherausragender Bedeutung. Sie entwickeltensich auf sehr trockenen und kalkhaltigen Böden,vor allem auf südlich ausgerichteten sonnigenHängen.Als ein Kultur-Biotop, das durch menschlicheEinwirkung an die Stelle des Waldes getretenist, können sie nur fortexistieren, wenn dieNutzungsform, die ihre Entstehung bewirkt hat,nicht über allzu lange Zeit entfällt.Diese Biotope gehören allgemein zu den artenreichstenLebensräumen Mitteleuropas. Siebieten mehreren Hundert Pflanzen- und Tierarteneinen Lebensraum.Ihre typischen Arten sind sehr genügsam,was die Versorgung mit mineralischen Grundstoffenangeht. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum,dass Düngung generell zu verbessertemPflanzenwachstum führt. Im Gegenteil: DiePflanzen der Kalkmagerrasen sind an relativnährstoffarme Verhältnisse angepasst. Eine einzigekräftige Gabe von Mineral-Dünger kann aufden mageren Standorten eine negative Wirkungentfalten. Ganze Pflanzen-Populationen könnenaussterben. Damit wird auch die Gefahr deutlich,die den Kalkmagerrasen aus der Luft droht,vornehmlich durch die Stickstoff-Verbindungen<strong>im</strong> Regenwasser.Für die Entstehung von Trocken- und Halbtrockenrasenwar nicht nur die Nutzung, sondernauch das Kl<strong>im</strong>a verantwortlich, allerdingsweniger das Regionalkl<strong>im</strong>a und die Niederschläge,sondern vielmehr das lokale Mikrokl<strong>im</strong>a, dasvon Bodentyp, Exposition, Hangneigung undNachbarschaft zu Wäldern oder Feuchtgebietengeprägt wird.NSG Grabsche Berge am Rande des Thüringer Beckens57


Zottige Spitzkiel (Oxytropis pilosa)Goldene Acht58


Großer HornLage:nordöstlich der Gemeinde BlankenburgGemarkung:Blankenburg, MittelsömmernGröße:150 haUnterschutzstellung: 1961Das 1961 ausgewiesene Naturschutzgebiethat Flächenanteile in den Landkreisen <strong>Unstrut</strong>-<strong>Hainich</strong> und Kyffhäuserkreis. Es liegt südlichvon Freienbessingen bzw. nordöstlich der GemeindeBlankenburg. Es handelt sich um ein alsWaldinsel in einem landwirtschaftlich geprägtenRaum geschütztes Schutzgebiet. Es wurde zumZweck der forstwissenschaftlichen bzw. waldökologischenForschung ausgewiesen. Ziel warund ist es u.a., die Struktur und Dynamik lindenreicherEichen-Hainbuchenwälder und diekl<strong>im</strong>atische und bodenkl<strong>im</strong>atische Wirkung vonRestwäldern in Trockengebieten auf die umgebendeLandschaft zu untersuchen.Das NSG liegt auf der nach Südwesten geneigtenAbdachung der Sömmerschen Höhen.Die Umgebung und der Norden des Naturschutzgebieteswerden durch Schichten desUnteren Keupers geprägt, die meist von einermehr oder weniger mächtigen Lösslehmdeckeüberlagert sind. An den am Südrand des NSGheranragenden Grabenbrüchen (Schlothe<strong>im</strong>erGraben) steht Oberer und Mittlerer Muschelkalkan.Das Schutzgebiet liegt am Rand des kontinental-subatlantischenKl<strong>im</strong>abereiches. Es zeichnetsich durch relativ niedrige Niederschlagsmengenvon ca. 550 mm aus, von denen ein hoherProzentsatz auf die Vegetationszeit entfällt.Das NSG entwässert in südwestlicher Richtungüber einen grabenartigen Bach, der <strong>im</strong>Sommer über Monate austrocknet. Die Umgebunggilt als ein von Wassererosion gefährdetesGebiet, insbesondere aufgrund der auf Ackerbauausgerichteten Bewirtschaftung. Das Waldgebietselbst übt eine ausgleichende Funktionauf den Wasserhaushalt aus.Be<strong>im</strong> Naturschutzgebiet „Großer Horn“ handeltes sich um ein reines Waldschutzgebiet, indem sich ein rund 21 ha großes Totalreservatbefindet. Der Name ist auf die Bezeichnung„horn“, die wohl „sumpf“ bedeutet, zurückzuführen.Prägend ist der Lindenreiche Eichen-Hainbuchenwald. Im NSG befinden sich mehrereGruppen von Hügelgräbern und zahlreicheGrenzsteine. Die „Laubwaldgenossenschaft Mittelsömmern“bewirtschaftete das Gebiet langeZeit ziemlich einheitlich als Mittelwald.Vegetationskundlich sind die feuchten undwechselfeuchten Eichenwälder hervorzuheben.Hier ist vor allem der Silgen-Eichenwald als seggenreicheVariante mit Sumpfsegge sowie sickerfrischeAusbildungsformen mit Orchideen-Vorkommen zu nennen. Andererseits sind auchdie schwach wärmegetönten und trockenerenStandorte des Lindenreichen Eichen-Hainbuchenwaldeszu erwähnen. Eichenverjüngungfehlt heute fast völlig, dagegen konnte sich dieRotbuche erfolgreich ausbreiten.59


Floristisch interessant sind die Vorkommenvon Weißem Fingerkraut, Sibirischer Schwertlilie,Kleinem Träubel, Knolliges Lungenkraut,Gewöhnlicher Natternzunge und StattlichemKnabenkraut.Eine Besonderheit stellen die nach Südenexponierten Waldaußenränder <strong>im</strong> Süden des<strong>Schutzgebiete</strong>s dar. Hier haben sich dornstrauchreiche,stufige Waldrandstrukturen ausgebildet.Das NSG zeichnet sich durch seinen Vogelreichtumaus, vor allem Spechte kommen hierzahlreich vor. Die Population des Mittelspechteswird als überregional bedeutsam eingestuft.Daneben sind Wendehals, Schwarz- und Grauspecht,Mäusebussard, Habicht und Rotmilananzutreffen. An Kleinsäugern wurden bisher u.a. Waldmaus, Schermaus, Erdmaus, Maulwurf,Waldspitzmaus, Zwergspitzmaus und Feldspitzmausnachgewiesen. Hervorzuheben ist dasVorkommen der Brandmaus. Bei Netzfängen2003 wurden Bechsteinfledermaus, Mopsfledermausund Großes Mausohr unter den Fledermäusenfestgestellt.1999 wurden bei Untersuchungen zur Erstellungdes Schutzwürdigkeitsgutachtens 17 Landschneckenartenfestgestellt, weiterhin 28 xylobionteKäferarten (so der Bockkäfer Corymbiascutellata), 25 Laufkäferarten (darunter Calosomainquisitor) und 55 Spinnenarten mit Xysticusluctuosus und Walckenaeria melanocephala.Das Gebiet des NSG zählt zusammen mit denWaldkomplexen „Große Sonder“ sowie „Oberholz“durch die Meldung <strong>im</strong> Jahr 2004 als FFH-Gebiet an die EU zum SchutzgebietssystemNatura 2000. Mit der Meldung ist die Verpflichtungverbunden, den Zustand des Gebietes zubewahren.Negativ fallen die überd<strong>im</strong>ensionierten undzahlreich anzutreffenden jagdlichen Einrichtungenauf. Außerdem bestehen Gefährdungenfür das Naturschutzgebiet durch illegale Müllentsorgung.Mittelspecht60


Weißes Fingerkraut und Knolliges Lungenkraut, zwei Charakterarten des Großen Horn61


Klosterschranne - Faulunger SteinLage:südlicher Teil des thüringischen Eichsfeldes, zwischen denOrten Struth, Faulungen und Lengenfeld u. SteinGemarkung:Faulungen, Lengenfeld u. SteinGröße:298,3 haUnterschutzstellung: 1996Zwischen Faulungen, dem Kloster Zella undStruth liegt das Naturschutzgebiet „KlosterSchranne – Faulunger Stein“. Namensgebendfür dieses Schutzgebiet sind zwei bedeutendeFelsbildungen, welche einen hohen landschaftsästhetischenund kulturellen Stellenwerthaben. Das Gebiet ist Bestandteil der südeichsfelderMuschelkalkplatte, aus welcher derBrandkopf und der Schlegelsberg, durch die ausRichtung Struth fließende Frieda und den ausRichtung Eigenrieden kommenden FaulungerBach abgeteilt wurde.Den Kernbereich des Naturschutzgebietesbilden die west- und nordexponierten Steilhängedes Wellenkalkes <strong>im</strong> oberen Friedatalund die südexponierten Wellenkalkhänge desFaulunger Grundes mit ihren naturnahen Hangschuttwäldern.Der eigentliche Steilhang wirdvom Unteren Wellenkalk, der Oolithzone unddem Mittleren Wellenkalk gebildet. Die Terebratelzoneliegt <strong>im</strong> Bereich der oberen Hangkante.Die Plateaubereiche des Schlegelbergesund des Brandkopfes werden durch den oberenWellenkalk bis zur Schaumkalkzone geprägt.Im Nordwesten des Gebietes bis östlich vonFaulungen ist auch der Rötsockel in das NSGeinbezogen. Die rotbraunen und grünen TonundSchluffsteine mit Gipseinschaltungen desRöts sind von Wellenkalkschuttmaterial undstellenweise von Bergsturzmassen und Gleitschollenbedeckt (vgl. JOHNSEN & KLENGEL1972, PATZELT 1993).62


Oberhalb des Rötsockels befinden sich Quellhorizonte,in denen aus Muschelkalkfolgen undBergsturzbereichen Sickerwasser meist in Formvon Sumpfquellen austritt. Besonders konzentriertsind die Quellbereiche <strong>im</strong> Kerbtal zwischendem Brandkopf und dem Schlegelsberg.Das austretende Wasser ist stark angereichertmit gelöstem Kalkmaterial, so dass es unterhalbder Quellen zu beachtlichen Ablagerungen vonSüßwasserkalken kommt.Durch die stark variierende Hangneigung undHangexposition hat sich <strong>im</strong> Gebiet ein Mosaikan unterschiedlichen Bodenformen herausgebildet.Auf den Hochflächen entwickelte sich ausden Kalken in ebener Lagerung ein mittelgründigertonig-steiniger Lehm mit Berglehm-Rendzina.In den Hangbereichen sind flachgründigeBöden aus stark steinigem Lehm, feinerdearmerHangschutt bis hin zum anstehenden klüftigenKalkstein verbreitet. Überwiegende Bodenformensind hier Fels-, Berglehm- und Schutt-Rendzina sowie Kalk-Syrosem. Auf dem Rötsockelsind Ton-Rendzina und Tonschutt-Rendzinadie vorherrschenden Bodenformen.Auch mikrokl<strong>im</strong>atisch weist das <strong>Schutzgebiete</strong>ine große Variationsbreite auf. Die südexponiertenHanglagen sind relativ starken Schwankungender Temperatur und des Wasserdargebotsausgesetzt, während in den Talbereichenmeist feucht-kühle Standortbedingungen vorherrschen.Das Naturschutzgebiet ist zwar überwiegendmit Wald bestockt, wird aber durch zahlreicheoft sehr kleinflächige Vegetationstypen undBiotopstrukturen wie Kalkmager-, HalbtrockenundTrockenrasen, Streuobstwiesen, die naturnahenBachläufe und Kalktuffquellen und auchdie stark variierenden orografischen Gegebenheitenstrukturiert und damit aufgewertet.Die naturnahen Waldbereiche <strong>im</strong> NSG werdenvon Buchenwäldern geprägt. Der Orchideen-Buchenwald ist hier weit verbreitet, weiterhinist auch Waldgersten-, Waldmeister- und Eiben-Buchenwald zu finden. Weitere Waldtypen sindSpitzahorn-Sommerlinden-Hangschuttwald undEschen-Ahorn-Schlucht- und Schatthangwaldan nordexponierten Steilhängen.Kleinere Fichten- und Kiefernbestände wurdenvor Jahrzehnten aufgeforstet und sind somitderzeit <strong>im</strong> Gebiet auch noch vorhanden.Blaugras-Trockenrasen bilden natürliche Vegetationseinheitenauf den exponierten Felsköpfen.Auf den südexponierten ehemaligenHutungsflächen <strong>im</strong> Faulunger Grund haben sichEnzian-Schillergras-Rasen entwickelt, die aberinsbesondere durch Verbuschung stark gefährdetsind. Für den Naturschutz sind auch die Vorkommender Brustwurz-Kohldistel-Feuchtwieseund der Mädesüß-Flur am Quellhang und entlangder Waldränder <strong>im</strong> Zellaer Grund bedeutsam.Im NSG „Kloster Schranne – Faulunger Stein“wurden schon über 350 Farn- und Blütenpflanzennachgewiesen. Dem Besucher zu jederJahreszeit auffällig sind die Eiben (Taxus baccata),die <strong>im</strong> Hangwald oberhalb der OrtslageFaulungen bis in die Hangbereiche des Brandkopfesmit dem Schrännfelsen in mehrerenhundert Exemplaren zu finden sind. Im Verlaufeiner Vegetationsperiode können <strong>im</strong> Gebietneben der wintergrünen Nadelbaumart mindestens25 weitere Pflanzenarten gefunden werden,die durch die Bundesartenschutzverordnungstreng geschützt sind und zum Teil auch inder Roten Liste Thüringens geführt werden. Derüberwiegende Teil dieser Pflanzen sind Orchideen(14 Arten), darunter das Breitblättrige unddas Stattliche Knabenkraut (Dactylorhiza majalisund Orchis mascula), die Zweiblättrige unddie Grünliche Waldhyazinthe (Platanthera bifolia,Platanthera chlorantha), das Weiße und dasRote Waldvöglein (Cephalanthera damasonium,Cephalanthera rubra). Die Akelei (Aquilegia vulgaris)und die Türkenbundlilie (Lilium martagon)sind recht zahlreich vertreten, die Silberdistel(Carlina acaulis) ist inzwischen nur noch seltenzu sehen. Den giftigen Echten Seidelbast(Daphne mezereum) kann man <strong>im</strong> Vorfrühlingblühend entlang des Wanderweges finden.Auch die Flechten und die Pilzvorkommen <strong>im</strong>NSG sind durch zahlreiche Artnachweise bemerkenswert.63


Eiben sind vor allem in den Steilhängen zu findenDas Schutzgebiet gehört zum Einzugsgebiet der Frieda64


Kühmstedter BergLage:südlich der <strong>Unstrut</strong>, auf dem Höhenrücken zwischen denOrten Zella und HorsmarGemarkung:LengefeldGröße:39,2 haUnterschutzstellung: 1961Der artenreiche Laubholzmischwald setztsich vorwiegend aus Rotbuche (Fagus sylvatica),Traubeneiche (Quercus petraea), Winterlinde(Tilia cordata), Gemeine Esche (Fraxinusexcelsior), Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus),Spitz-Ahorn (Acer platanoides), Hainbuche (Carpinusbetulus), Elsbeere (Sorbus torminalis) undVogel-Kirsche (Prunus avium) zusammen.Als Bodenvegetation tritt Waldmeister (Galiumodoratum) fast flächendeckend auf. DesWeiteren finden wir u. a. Buschwindröschen(Anemone nemorosa), Maiglöckchen (Convallariamajalis) und Frühlings-Platterbse (Lathyrusvernus).Das in einem Schreiben (Jena, 23.12.1955)als floristisch bemerkenswert erwähnte Vorkommender Mandel-Wolfsmilch (Euphorbiaamygdaloides) und des Rundblättrigen Wintergrün(Pyrola rotundifolia) konnte 2008 und 2009trotz intensiver Suche nicht mehr nachgewiesenwerden. Es ist jedoch nicht auszuschließen,dass zumindest das Rundblättrige Wintergrünauf Grund seiner geringen Größe noch vorkommt.Im Herbst 2009 wurde die Herkuleskeule(Clavariadelphus pistillaris) gefunden, mit weiterenVertretern der Pilze ist zu rechnen.In den zum Teil großflächigen Fahrspurrinnenkönnen <strong>im</strong>mer wieder Erdkröten und Bergmolchenachgewiesen werden.Das Schutzgebiet besteht aus buchenreichenEichen-Hainbuchenwäldern und liegt <strong>im</strong> Grenzbereichdes Innerthüringischen Keuperbeckenzu den westlichen Muschelkalkrandplatten desEichsfeldes. Es bildet einen flachen Rücken inetwa 350 m NN und repräsentiert pflanzengeographischdas bereits subozeanisch geprägteHügelland des Eichsfeldes.Herkuleskeule65


SonderLage:südlich der Stadt Schlothe<strong>im</strong>Gemarkung:Marolterode, Neunheilingen, Schlothe<strong>im</strong>Größe:89,5 haUnterschutzstellung: 1961Die Große Sonder ist der zentrale Teil einesisolierten Waldrestes in der extrem gehölzarmen,hügeligen und fruchtbaren Ackerlandschaftdes trockenwarmen innerthüringischenBeckens. Das Schutzgebiet hat eine Größe vonfast 90 ha und liegt etwa 3 km südlich Schlothe<strong>im</strong>sauf dem nach Nordnordost abgeflachtenHöhenrücken der Heilinger Höhen zwischen 310m NN <strong>im</strong> Norden und 335 m NN <strong>im</strong> Süden. NachNordosten fällt es steil zum Grabenbruch derMarolterode-Schlothe<strong>im</strong>er-Störungszone ab.Das Kl<strong>im</strong>a befindet sich <strong>im</strong> Einfluss des trockenenKl<strong>im</strong>abezirks „Thüringer Becken“. Angabenaus dem Jahre 1974 geben eine mittlereJahrestemperatur von 7,9 °C (bei einer Januar-Mitteltemperatur von -0,9 °C und einer Juli-Mitteltemperatur von 17 °C) an. Die mittlerejährliche Niederschlagssumme beträgt 560 mm.Geologisch gehört das Gebiet zum ThüringerKeuperbecken. Der Untergrund bestehtvorrangig aus Letten des unteren Keupers. Diegesamte Fläche ist mit einer mehrere Metermächtigen Schicht aus Lösslehm bedeckt.Die Waldgeschichte des Gebietes ist durchausführliche Pollendiagramme gut untersuchtund dokumentiert. Vorgeschichtlich war dieRotbuche vorherrschend. Infolge der frühmittelalterlichenRodungen wurde die Rotbuchezugunsten anderer Baumarten verdrängt. Esbildete sich ein lindenreicher Eichen-Hainbuchenwaldaus. Vorherrschende Baumarten sindStieleiche, Traubeneiche, Winterlinde, Hainbucheund Rotbuche.Im Gebiet befinden sich mehrere Erdfälle.Diese bildeten sich bevorzugt an geologischenStörungszonen durch Auslaugung von Steinsalzund Gips <strong>im</strong> Untergrund.Der größte Erdfall ist der 2,97 ha große bedeutende„Hanfsee“. Die Senke ist abflusslosund wird nur vom Regen gespeist. Es ist keinSee, sondern ein Moor, das einzige Hochmoorin Thüringen nördlich des Thüringer Waldes.Der aus Sicht des Naturschutzes hohe Wertdes Hanfsees ergibt sich aus seiner geographischisolierten Lage. So empfängt er mit ca.560 mm nur die Hälfte der Jahresniederschlägevergleichbarer Hochmoore <strong>im</strong> Thüringer Wald.Die Erhaltung eines so sensiblen Biotops in derLandschaft verlangt Aufmerksamkeit und daskontinuierliche Erfassen sichtbarer Veränderungen.Hochmoore sind nährstoffarme, so genannteoligotrophe Biotope. Sie werden von Torfmoosen(Sphagnum spec.) gebildet. Ein gesundesMoor ist ein aus Torfmoosmasse mit Wasservollgesogener Moos-Schwamm.Der Hanfsee hatte 1959 große Wasserverluste<strong>im</strong> Zusammenhang mit Löscharbeitenbei einer Erdgashavarie bei Marolterode. 1961wurde das Gebiet als Naturschutzgebiet ausgewiesen.66


In den Folgejahren setzte eine langsame Regenerationein. Auch wenn der frühere Wasserstandnicht wieder erreicht wurde, ist der Moorkörperwieder intakt.Der Name „Hanfsee“ hängt sicherlich mit dereinhe<strong>im</strong>ischen Wirtschaft der benachbartenStadt Schlothe<strong>im</strong> zusammen. Spinnen und Webendes Flachses zu Leinen war in früherenJahren auf dem Lande eine häusliche Winterbeschäftigung.In Schlothe<strong>im</strong> wurden <strong>im</strong> großemRahmen Seile hergestellt. Noch heute weisenhier Straßennamen wie Weberstraße, Seilerstraßeund Flachsmarkt, aber auch der NameHanfsee auf diesen Ursprung hin. Ca. 15 kmwestlich vom Hanfsee befindet sich das NSGFlachstal dessen Name die gleiche Ursache hat.Die Fläche ist mit Moorbirken (Betula pubescens)und teilweise mit Schwarzerlen (Alnusglutinosa) bestanden. Auch wenn in den letztenJahrzehnten einige seltene Pflanzenartenverschollen sind, gehört der Hanfsee noch zuden herausragenden, schützenswerten Lebensräumen.Beispielhaft sollen die folgenden Pflanzenartengenannt werden: SchmalblättrigesWollgras (Eriophorum angustifolium), Sumpf-Blutauge (Potentilla palustre), Fieberklee (Menyanthestrifoliata), Rundblättriger Sonnentau(Drosera rotundifolia), Sumpf-Reitgras (Calamagrostiscanescens), Kamm-Wurmfarn (Dryopteriscristata), Sumpffarn (Thelypteris palustris)und Faden-Segge (Carex lasiocarpa).Wenn interessierte Bürger den Hanfsee besuchen,sollten sie nicht nur wegen des Betretungsverbotesin Naturschutzgebieten, sondernauch aus Respekt vor der Lebensumwelt derseltenen Pflanzenarten die Moorfläche nichtbetreten.Rundblättriger Sonnentau67


<strong>Unstrut</strong>tal zwischen Nägelstedt und GroßvargulaLage:<strong>Unstrut</strong> zwischen den Orten Nägelstedt und GroßvargulaGemarkung:Großvargula, Nägelstedt, Gräfentonna (<strong>Kreis</strong> Gotha)Größe:192,6 haUnterschutzstellung: 1996Das Gebiet wird durch das Kerbtal der indiesem Bereich noch natürlich verlaufenden<strong>Unstrut</strong> geprägt. Die südexponierten Talhängewerden von Halbtrockenrasen-Gesellschaftenbedeckt, die nordexponierte Hanglage ist <strong>im</strong>Wesentlichen von Eichenmischwäldern bestockt.Der Talgrund ist durch Feuchtwiesen,extensiv genutztes Grünland, Erlenbruchwaldund einige Quellen gekennzeichnet. Obstgehölzesäumen den parallel zur <strong>Unstrut</strong> verlaufendenWanderweg <strong>im</strong> nördlichen Teil fast inganzer Länge. Im Uferbereich der <strong>Unstrut</strong> stockengrößere Bestände von Kopfweiden. DasNaturschutzgebiet liegt inmitten einer von intensiverAckernutzung geprägten Landschaft.Die geologische Struktur des Gesamtgebieteswird <strong>im</strong> oberen und mittleren Plateaubereichdurch tonige Keuperschichten des mittlerenund unteren Keuper charakterisiert, die vonSchwemmlehm- und Lößschichten überdecktsind. An den unteren Hangpartien des Durchbruchesmit seinen drei seitlichen Erosionstälernwerden die Schichten des oberen Muschelkalkangeschnitten. Der starke Neigungswinkelder unteren Hangpartien ließ die anstehendenMuschelkalktafeln aus ihrer Schichtung abrutschen,so dass die Hangbasis teilweise reichlichmit Kalksteinmaterial überrollt ist. Durch denZufluss von sulfathaltigem Schichtenwasser ausden Keupergesteinen des Plateaubereiches inden Bereich der Aue, treten dort Schwefelquellenals hydrologische Besonderheiten zu Tage.Das Relief ist reich gegliedert.Die Bodenbildung ist auf Grund des breitengeologischen Mosaiks sehr vielgestaltig. An denSteilhängen des Haupttales und der Nebentälersind auf Kalkuntergrund Rendzinaböden mitpartieller periglazialer Lössauflage ausgebildet.Die Unterhangbereiche sind zusätzlich mit Gerölloder abgeschwemmter Feinerde aufgefüllt.Im Bereich der eiszeitlichen Flussterrassenherrschen alluviale Böden vor.Das Naturschutzgebiet gehört zum trockenwarmenthüringischen Becken mit subkontinentalenZügen. Das Großkl<strong>im</strong>a ist durch eineJahresmitteltemperatur von 8,5 °C und einendurchschnittlichen Jahresniederschlag von 506mm gekennzeichnet.Ehemalige Weinberge, Trocken- und Halbtrockenrasen,Trockengebüsche, Quellbereiche,Feuchtstellen <strong>im</strong> Auenbereich, aufgelasseneKalksteinbrüche, alte Lehmgruben, alte Obstbaum-und Kopfweidenbestände, Fett- undFrischwiesen, Laubmischwaldflächen und Auewaldprägen diese einzigartige Landschaft innerhalbdes Durchbruchstales der <strong>Unstrut</strong>.68


<strong>Unstrut</strong>tal zwischen Nägelstedt und Großvargula69


Auf Grund des Strukturreichtums bietet dasNaturschutzgebiet einer Fülle von Tier- undPflanzenarten einen Lebensraum. Besonderswertvolle Pflanzengesellschaften des Naturschutzgebietessind Brustwurz-Kohldistel-Feuchtwiese, Sumpfstorchschnabel-MädesüßFlur und Wiesenknopf-Silau-Feuchtwiese <strong>im</strong>Feuchten sowie die großflächigen Adonisröschen-Fiederzwenken-Halbtrockenrasen,<strong>im</strong>trockenen Bereich. Insgesamt wurden bisherfast 500 Pflanzenarten nachgewiesen. Die Vorkommendes Frühlings-Adonisröschen zählenzu den größten Beständen in Thüringen. Weiterhervorzuheben sind Echter Eibisch, DänischerTragant, Deutscher Alant, große Bestände desEchten Eisenkrautes sowie eine Vielzahl vonOrchideenarten.Auch die Tierwelt weist einen bemerkenswertenArtenreichtum auf. Unter den Säugetierensind Igel, Maulwurf, Hermelin und Feldhaseerwähnenswert. Über 60 Vogelarten brüten<strong>im</strong> Gebiet. Für sieben weitere Arten bestehtBrutverdacht. Unter den Brutvögeln sind lokalselten gewordene Arten wie Beutelmeise,Grauammer, Raubwürger, Rotmilan und Wendehals.Regelmäßig beobachtet werden könnenauch der in Nägelstedt brütende Weißstorch,Rebhühner, Rohrweihen und als Zugvogel derWaldwasserläufer. Unter den Reptilien sindGlattnatter und Zauneidechse, unter den LurchenWechselkröte, Seefrosch und Kammmolchzu nennen. In der <strong>Unstrut</strong> lebt die Westgroppe.Untersuchungen aller vorhandenen Mollusken-Lebensräume in den 1990er Jahren belegeneine außerordentliche hohe Artenvielfalt. ImSchutzgebiet wurden des Weiteren 18 Heuschreckenarten,darunter der Warzenbeißer, diehygrophile kurzflüglige Schwertschrecke undsymbiontisch lebende Ameisengrille gefunden.Auch elf Libellenarten sind bekannt, so konntean der <strong>Unstrut</strong> die Gebänderte Prachtlibelle mitihren blauen Flügelmalen nachgewiesen werden.Bei den meisten anderen beobachtetenArten handelt es sich um euryöke Stillgewässerarten,die sich an ruhigeren Flussbereichenfortpflanzen oder das Flusstal als Jagd- und Ruhezonebzw. als Wanderkorridor nutzen. Bemerkenswertsind die Einzelfunde der Fledermaus-Azurjungfer und der Gebänderten Heidelibelle.Das Naturschutzgebiet beherbergt auf Grundseiner ausgedehnten Trockenhänge, trotz derisolierten Lage inmitten von Ackerflächen, einereichhaltige Tagfalterfauna. Zahlreiche, meistthermophile Arten wurden beobachtet, darunterGroßer Fuchs, Magerrasen-Perlmutterfalter,Grasheiden- und Östlicher Scheckenfalter,Pflaumen-Zipfelfalter, Großpunkt-Bläuling, H<strong>im</strong>melblauerBläuling, Quendel-Ameisenbläuling,Roter Würfelfalter, Schwarzbrauner Würfelfalterund Mattscheckiger Baumdickkopffalter. Weiterewertgebende Arten befinden sich unterden nachgewiesenen Spanner-, den Eulen- undBärenfaltern.Bereits 1939 wurde das Tal wegen seinerSchönheit und Eigenart sowie seiner Funktionals Naherholungsgebiet zum Landschaftsschutzgebieterklärt. Gleichzeitig ist das<strong>Unstrut</strong>tal als FFH-Gebiet Bestandteil des europäischenSchutzgebietssystems Natura 2000.Auf dem Gebiet liegt ein enormer Druck durchErholungssuchende. Durch das Gebiet verläuftder stark frequentierte überregionale <strong>Unstrut</strong>radweg.Bei schönem Wetter sind an Wochenendenoder Feiertagen sehr viele Menschen anzutreffen.Wahre Pilgerströme setzen jedes Jahr<strong>im</strong> Frühjahr ein, um die über Thüringen hinausbekannte „Orchideenversuchsfläche“ aufzusuchen.Nach Aussagen der Orchideentouristensparen sie sich somit das Geld für eine Mittelmeerfahrt,da die Arten ja mit weniger Aufwandauch hier zu betrachten sind. Dass man damitgleichzeitig gegen das bestehende Wegegebot<strong>im</strong> NSG verstößt, wird hierbei verdrängt.Als Herausforderung stellt sich die Eindämmungder zunehmenden Verbuschung vonKalktrockenrasen dar.Deutscher Alant70


Volkenrodaer WaldLage:nordöstlich des Ortsteiles VolkenrodaGemarkung:KörnerGröße:27,3 haUnterschutzstellung: 1961Das Naturschutzgebiet „Volkenrodaer Wald“ist ein unter einem Eschen-Bachwald gelegenerAbschnitt des Schaftals <strong>im</strong> südöstlichen VolkenrodaerWald 1,5 km nordöstlich von Volkenroda.Die Unterschutzstellung erfolgte auf Grunddes reichen flächenhaften Märzenbechervorkommens(Leucojum vernum) <strong>im</strong> artenreichenUnterwuchs des Bachwaldes. Im Norden undSüden geht es in Buchenwälder bzw. junge Linden-Mischwälderüber. Im Osten befinden sichauch jüngere, nicht standortgerechte Fichtenwälderinnerhalb der Schutzgebietsgrenzen. ImNorden ist Douglasie beigemischt, <strong>im</strong> WestenEuropäische Lärche. Das 27,3 ha große NSG ist1 km lang (Ost-West-Richtung) und von Nordennach Süden nur 300 m breit. Es liegt <strong>im</strong> Höhenbereichzwischen 290 m ü. NN am Giebelberg<strong>im</strong> Südwesten und 270 m ü. NN an der Ostgrenze.Die Westgrenze bildet die Ortsverbindungsstraßezwischen Volkenroda und Obermehler.Der Steingraben liegt die meiste Zeit desJahres trocken, kann nach der Schneeschmelzeoder nach anhaltenden Regenfällen aber auchviel Wasser führen und bildet dann eine Bachschwindeaus, an der das Wasser zum Teil <strong>im</strong>Untergrund versinkt. Der oberflächennahe geologischeUntergrund wird von den Kalken desOberen Muschelkalkes gebildet. Der Oberbodenist gut durchfeuchtetes Kolluvium. Der hoheFeinerdegehalt und der durch die Bodenfeuchtebedingte hohe Mineralstoffumsatz hat eineneutrophen Bodenstandort geschaffen. DieKrautschicht ist artenreich und weist mehrerezeitlich gestaffelte Blühaspekte der Frühblüherauf. Das Frühjahr beginnt mit dem weißen Blütenteppichdes Märzenbechers. Leider werdenin dieser Zeit <strong>im</strong>mer wieder unvernünftige Besucherangetroffen, die sich Sträuße pflücken.Der naturnahe Eschen-Bachwald ist zu erhaltenund das Nadelholz allmählich herauszunehmen.Von maschinellen Bewirtschaftungsformenist dabei abzusehen. Der Waldumbauin den Nadelholzbereichen sollte allmählichdurch Auflichtung und Unterbau mit standortgerechtenLaubholzarten erfolgen.71


Märzenbecherblüte <strong>im</strong> Volkenrodaer Wald72


FlachstalLage:Tal zwischen Reiser, Windeberg und KaisershagenGemarkung:Reiser, Windeberg, KaisershagenGröße:182,2 haUnterschutzstellung: 1999Das Naturschutzgebiet liegt <strong>im</strong> Flachstal,einem 4 km langen Trockental <strong>im</strong> Bereich dernordwestthüringischen Muschelkalkplatten zwischenKaisershagen und Reiser <strong>im</strong> nördlichen<strong>Unstrut</strong>-<strong>Hainich</strong>-<strong>Kreis</strong>. Es wird von einem Steingrabendominiert, der sich bis zu etwa 50 m indie leicht wellige Muschelkalk-Hochebene eingetiefthat. Der Talzug nördlich von Kaisershagen,in einer Höhenlage von 355 m ü. NN, verläuftzunächst von Nordwesten nach Südostenund macht nach 1,5 km einen Knick nach Südsüdwesten.Die letzten 500 m verlaufen dannin ostwestlicher Richtung. Er läuft westlich derEisenbahn-Unterführung an der Ostflanke des<strong>Unstrut</strong>tales, südöstlich von Reiser, aus.Das Wasser einer <strong>im</strong> mittleren Bereich desTales entspringenden, schwach schüttendenQuelle fließt ganzjährig, verschwindet aber jenach Jahreszeit bald als so genannter „Hungerbach“.Insbesondere nach der Schneeschmelze<strong>im</strong> Frühjahr sowie nach stärkeren Niederschlägenkann der Bach jedoch enorme Wassermengenführen. Es kann dann zu Ufererosionenoder sogar zu Bachverlagerungen kommen. DerBach mündet linksseitig in die <strong>Unstrut</strong>. Die meisteZeit des Jahres liegt er jedoch weitgehendtrocken und weist ein steinig-blockiges Bachbettaus kantengerundetem Muschelkalk-Geröllauf. Mitunter findet man hier auch Fossilien desMuschelkalks. An den Talhängen sind die Gesteinsschichtendes Oberen und Mittleren Muschelkalksangeschnitten. Das Flachstal ist aucheine wichtige Kaltluft-Abflussbahn für die umliegenden,ackerbaulich genutzten Hochflächen.Die steilen Talflanken werden seit vielen Jahrenmit Schafen beweidet. Flachere Bereichewurden bis nach dem 2. Weltkrieg als Äckeroder Wiesen genutzt. Bereits die Ausgabe von1854 der Königlich Preußischen Landesaufnahme<strong>im</strong> Maßstab 1:25 000 (HMTB) zeigt die fürSchaftriften typische Ödlandsignatur. Die Beweidungmit Schafherden, denen <strong>im</strong>mer auchZiegen beigemischt waren, erfolgte auch, alsdas Flachstal von der Nationalen Volksarmee74und später der Bundeswehr als Truppenübungsplatzgenutzt wurde. Die Beweidung warzur Offenhaltung der Schießbahnen in dieserZeit sehr intensiv. Trotzdem aufgekommenerGehölzaufwuchs wurde regelmäßig <strong>im</strong> Spätherbstabgeflämmt.Die Unterschutzstellung als Naturschutzgebietam 25. Mai 1999 erfolgte, auf Basiseines Schutzwürdigkeitsgutachtens von 1994,zum Erhalt der darin aufgeführten seltenenBiotoptypen sowie der darin lebenden Pflanzen-und Tiergemeinschaften, <strong>im</strong> Speziellender dort nachgewiesenen seltenen und Rote-Liste-Arten. Das Gebiet gehört auch zu denthüringischen FFH-Gebieten des europäischenSchutzgebietssystems NATURA 2000.Seit der Unterschutzstellung erfolgt die Beweidungmit Schafen und Ziegen durch ortsan-


Flachstal aus Richtung Reiser, Juni 2008Gestreiftes LeinkrautWaldvogel oder Schornsteinfeger75


sässige Schäfer als Maßnahme zur Offenhaltungdes Gebietes. Die Schäfer erhalten dafür Fördermittelaus dem Kulturlandschaftsprogramm.Im Südteil des Gebietes wurde ein Häckslereingesetzt, um den starken Gehölzaufwuchszurückzudrängen. Die Flächen wurden jedochvom dornigen Häckselgut nicht beräumt, wassich als Fehler erwies, denn die Flächen sindseither für Schafe unzugänglich. Die Gehölzewuchsen umso besser in diesen Flächen nach.An den offenen Talhängen sind durch dielangjährige Beweidung strukturreiche Kalkmagerrasenentstanden. Charakteristisch sind ausgedehnteEnzian-Schillergrasrasen, die durchLiguster-Schlehen-Gebüsche an den Talflankenund durch Holunder-Schlehen-Gebüsche aufder Talsohle stark gegliedert werden. Ligusterist in den genannten Dorngebüschen jedochselten. Er wird durch Weißdorn abgelöst.Entlang des Steingrabens treten kleinflächigauch Auwaldrelikte vornehmlich aus Eschesowie Kopfweiden auf. Die steilen Osthängewurden zu Zeiten des Truppenübungsplatzesmit Wald- und Schwarzkiefer aufgeforstet, diefür das Flachstal allerdings untypisch sind.Das hintere Talholz dagegen ist ein naturnaherWaldgersten-Buchenwald mit artenreicherKrautschicht und Übergängen zu Rotbuchen-Trockenwald in den Steilhangbereichen.Seltene Pflanzenarten treten <strong>im</strong> Gebiet nurwenige auf. Genannt sind Gemeines Katzenpfötchen(Antennaria dioica) und Guter Heinrich(Chenopodium bonus-henricus). Am ostexponiertenHang wurden in Höhe der Hochspannungsleitungetwa 50 Exemplare der Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) beobachtet. Weiterzu erwähnen ist die Große Händelwurz (Gymnadeniaconopsea), das Helm-Knabenkraut (Orchismiltaris) und auch die Massenvorkommenvon der Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera)nach der Entbuschung. Im Vordergrund steht<strong>im</strong> NSG Flachstal daher der faunistische Artenschutz.Von den Tiergruppen sind insbesonderedie Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien undSchmetterlinge gut untersucht. Durch nachgewieseneArten mit einem europäischen Schutzstatus(FFH Richtlinie) erlangt das NSG Flachstaleuropaweite Bedeutung für den Arten- undBiotopschutz.Als Charakterarten des Gebietes unter denBrutvögeln können Rotmilan, Habicht, Wendehals,Grünspecht, Grasmücken, Neuntöter undauch der Gartenrotschwanz genannt werden.Ein Brutnachweis des Uhus, es handelte sichum eine Baumbrut, ist als Ausnahmeerscheinunganzusehen.Im Rahmen einer 1977 ins Leben gerufenenlandesweiten Aktion zur Erfassung der Amphibienund Reptilien wurden 1984 erstmalig mehrereVorkommen der Geburtshelferkröte (Alytesobstetricans) in Bachkolken und schwach fließendenAbschnitten des Baches nachgewiesen(SCHIEMENZ & GÜNTHER 1994). Diese Art erreichtin Thüringen ihre östliche Verbreitungsgrenzeund verdient daher einen besonderenSchutz. Die Population lebt hier unter nahezunatürlichen Bedingungen. Deshalb wurden inden Jahren 2003–2008 weitere umfangreicheUntersuchungen an den Geburtshelferkröten-Vorkommen <strong>im</strong> Flachstal durchgeführt. Dabeikonnte 2007 und 2008 für Larven der Geburtshelferkröteerstmalig für Mitteleuropa eine2-fache Überwinterung in einem Bachkolk wenigeMeter unterhalb der Quelle nachgewiesenwerden (vgl. UTHLEB 2009). Weitere Amphibienartendes Gebietes sind Erdkröte (Bufo bufo),Grasfrosch (Rana temporaria) und Bergmolch(Ichthyosaura alpestris; Syn.: Triturus alpestris)und Teichmolch (Lissotriton vulgaris; Syn.: Triturusvulgaris).Insbesondere die Untersuchungen durchRolf-Peter Rommel (Ammern) führten zu zahlreichenNachweisen seltener Falterarten. EinHauptaugenmerk des Artenschutzes <strong>im</strong> NSGFlachstal wird demzufolge auf diese Artengruppegelegt.Die Liste der Tagfalter (ROMMEL & SCHÄ-FER 1999) des Gebietes ist lang. Stellvertretendseien die Goldene Acht (Colias hyale), derKommafalter (Hesperis comma), die Perlbinde(Hamearis lucina), der Pflaumen-Zipfelfalter(Satyrium pruni), der Rote Würfelfalter (Spiliasertorius), der Skabiosen- oder Goldener Scheckenfalter(Euphydryas aurinia), der Thymian-oder Quendel-Ameisenbläuling (Maculineaarion) und der Veilchen- oder Silberfleckperlmutterfalter(Boloria euphrosyne, Syn.: Clossianaeuphrosyne) genannt.Die Liste der Schmetterlinge ließe sich nochum zahlreiche Spanner (ROMMEL & SCHÄFER1999), von denen nur der seltene Augentrost-Blütenspanner (Eupithecia laquaearia) erwähntwerden soll, die Spinner (ROMMEL & SCHÄFER2003) und die Eulen (ROMMEL, SCHÄFER &QUAST 2001) erweitern.76


RotfuchsGoldammer77


Z<strong>im</strong>merbachTrockenhänge <strong>im</strong> Schutzgebiet78


Z<strong>im</strong>merbachtal - HellerbachtalLage:Tal westlich der Stadt Bad LangensalzaGemarkung:Ufhoven, Bad LangensalzaGröße:50,7 haUnterschutzstellung: 2000Das Naturschutzgebiet liegt südwestlich vonBad Langensalza, die Teilfläche „Hellerbachtal“verläuft weitgehend unmittelbar entlang derBundesstraße 84. Es ist 50,7 ha groß.Die Täler von Z<strong>im</strong>merbach und Hellerbach liegenam westlichen Rand des inneren ThüringerBeckens. Landschaftsprägend sind keupergefüllteMulden, über die sich schwellenartig herausgehobeneMuschelkalktafeln erheben. Niederungenund flache Höhenrücken über sanftansteigende Hänge gehen ineinander über.Der Ettenberg (über 240 m) und der Rathberg(bis 364 m) sind Teil einer herzynisch streichendenMuschelkalkschwelle, den so genanntenHarthbergen. Die namensgebenden Bächehaben sich mit deutlich kerb- bzw. kastenförmigemQuerprofil eingeschnitten. Nördlich desZ<strong>im</strong>merbaches sowie auf dem zwischen beidenBächen liegenden Ettenberg befinden sich mitden Löss-Schwarzerden vernässungsfreie Bodentypen.In den Tälern beider Bachläufe stehenAuelehme an. Diese typischen Talbödenzeichnen sich durch hochstehendes, aber starkschwankendes Grundwasser aus, unterliegenperiodischen Überflutungen und haben einenfeuchten, nährstoffreichen Charakter.Z<strong>im</strong>merbach und Hellerbach liegen auf derMuschelkalktafel der Harthberge, einem <strong>Hainich</strong>-Ausläufer.Charakteristisch für die hydrologischeSituation <strong>im</strong> Muschelkalk ist eine sehrgeringe Gewässerdichte, Folge günstiger Versickerungsbedingungen<strong>im</strong> klüftigen Untergrund.Während der Hellerbach zeitweise trockenfällt,führt der Z<strong>im</strong>merbach ganzjährig Wasser.Das Quellgebiet des Hellerbaches liegt <strong>im</strong>Norden des Waldgebietes „Mönchenholz“ aufden Harthbergen. Seine Länge beträgt von79


der Quelle bis zum Zusammenfluss mit demZ<strong>im</strong>merbach etwa 5 km. Der Z<strong>im</strong>merbach istin etwa ebenso lang und entspringt zwischendem Langensalzaer Stadtwald und Z<strong>im</strong>mern.Etwa einen Kilometer südwestlich von Ufhoven– heute ein Stadtteil von Bad Langensalza – fließenbeide Bäche zusammen und vereinigen sichmit den Karstquellwässern der beiden „Golken“.Ab hier trägt der Bach den Namen „Salza“, derschließlich nach 5 km in die <strong>Unstrut</strong> mündet.Eine Besonderheit stellen die erwähnten„Golken“ dar, beides hydrologisch-geologischeNaturdenkmale. Es handelt sich um ständigschüttende Karstquellen, deren Wasser Kluftsystemendes Muschelkalkes entstammt. Diesesführt die am Nordost-Abhang des <strong>Hainich</strong> gefallenenNiederschläge wie in einem Drainagesystemheran.Der Raum um Bad Langensalza liegt innerhalbdes Kl<strong>im</strong>abezirkes „Börde- und MitteldeutschesBinnenkl<strong>im</strong>a“. Die zentrale Keupermuldedes Thüringer Becken gehört zu denwärmsten Gebieten Thüringens. Das regionaleKl<strong>im</strong>a kann als wintermildes, sommerwarmes,marit<strong>im</strong>-kontinentales Übergangskl<strong>im</strong>a charakterisiertwerden. (METEOROLOGISCHER UNDHYDROLOGISCHER DIENST DER DDR 1953)Das Jahresmittel der Temperatur für Bad Langensalzaliegt bei 8,5 °C, bei mittleren Januar-und Julitemperaturen von ca -0,5°C bzw. 17°C. Die häufigsten Windrichtungen sind West,Nordwest und Südwest. Der mittlere Jahresniederschlagerreicht nur einen Wert von 532 mm,bedingt durch die Lage <strong>im</strong> Lee des <strong>Hainich</strong>.Z<strong>im</strong>merbach und Hellerbach sind natürlichverlaufende Bäche, wie sie heute nur noch seltenanzutreffen sind. Sie verfügen noch übereine Eigendynamik, die durch Verlagerung desBachbettes, Mäanderbildungen und besonders<strong>im</strong> Frühjahr durch Überschwemmung derTalaue gekennzeichnet sind. Dadurch treten abwechslungsreicheUferzonen mit steilen Prallhängen,flachen Gleithängen, Kolke, SchlammundKalkschotterbänken auf. Die Bachstrukturwird durch ein Mosaik an Pflanzen und Pflanzengesellschaftensowie insbesondere entlangdes Z<strong>im</strong>merbaches von hunderten Kopfweidenbegleitet.Bedeutung hat das Gebiet als Element fürden Biotopverbund zwischen <strong>Hainich</strong> und <strong>Unstrut</strong>auesowie als Lebensraum insbesonderefür Vogelarten. Außerdem repräsentiert es einenkulturhistorisch bedeutsamen Landschaftsteilmit hoher Nutzungsvielfalt.Das NSG und hierbei insbesondere das Z<strong>im</strong>merbachtalzeigt sich gegenwärtig in einemsehr schlechten Pflegezustand. Die Kopfweidensind überaltert und drohen an vielen Stellenauseinanderzubrechen. Die Halbtrockenrasenan den Bachhängen sind stark von Verbuschungbetroffen. Die Streuobstwiesen sind stellenweisekaum noch als solche zu erkennen.Andererseits haben die fehlenden Pflegeeingriffezu einer Erhöhung des Totholzanteilesgeführt, so dass vermutet werden kann, dassdas Schutzgebiet Lebensraum für weitere Tierartengeworden ist. Dies muss jedoch noch untersuchtwerden.Ein Problem stellen auch die überaltertenPappelbestände dar, die ersetzt werden sollten.Zum einen verläuft ein Wanderweg entlang desHellerbaches in Richtung Harth. Außerdem befindensich <strong>im</strong> Gebiet einige Brunnen, die fürdie Trinkwasserversorgung der Region vonerheblicher Bedeutung sind. Ein Umbau kannjedoch nur schrittweise erfolgen, da geradediese Baumbestände wichtige Funktionen alsBrutplätze erfüllen und z.B Horststandorte vonRot- und Schwarzmilan sind.Die für den Menschen aufgrund seiner hautschädigendenWirkung gefährliche Pflanze desRiesenbärenklau hat sich leider auch an einemStandort <strong>im</strong> NSG etabliert und wird sich bei fehlenderBekämpfung weiter ausbreiten.Das Naturschutzgebiet ist ein lokales Naherholungsgebietfür die Bevölkerung von Ufhovenund Z<strong>im</strong>mern. Es ist als „südöstlichster Zipfel“auch Bestandteil des Naturparks Eichsfeld-<strong>Hainich</strong>-Werratal.80


Herbslebener TeicheLage:östlich der Gemeinde Herbsleben in der <strong>Unstrut</strong>aueGemarkung:HerbslebenGröße:99,3 haUnterschutzstellung: 2000Das Naturschutzgebiet erstreckt sich östlichvon Herbsleben auf einer Ausdehnung von1,3 km Länge in Ost-West-Richtung und knapp1 km in Nord-Süd-Richtung. Das Teichgebietverdankt seine Entstehung der anthropogenenNutzung des dort lagernden holozänen Kalksandes.Die gewerbliche Nutzung nahm Endedes 19. Jahrhunderts mit der Verwendung alsScheuersand ihren Anfang. Später erfolgte derindustrielle Abbau des Kalksandes, der in derGlasindustrie verwendet wurde. Die Tiefe derAbbaugruben schwankt und reicht bis max<strong>im</strong>al3,5 m. Insgesamt gehören neun ehemaligeAbbaugruben, die nördlich und südlich einesmitten durch das Teichgebiet verlaufendenBetonplattenweges liegen, zum NSG. Die ehemaligenAbbaugruben haben sich zu einemRefugialgebiet insbesondere für Wasservogelartenentwickelt und beinhalten die größtezusammenhängende Schilffläche Thüringens.Bereits zu DDR-Zeiten wurde die nördlich desBetonplattenweges gelegene Schilffläche vomRat des <strong>Kreis</strong>es Bad Langensalza als „Wasservogelschongebiet“ausgewiesen (BELLSTEDT &FAULSTICH-WARNEYER 1994).Das Naturschutzgebiet befindet sich in einerbis 3 km breiten alluvialen Flussaue <strong>im</strong> Verbreitungsgebietdes Keupers. Es ist gekennzeichnetdurch holozäne Ablagerungen mit Auelehm,feinkörnigem, sehr reinem Kalksand, Torf z.T.mit Kalksandanteil, Ton und Kies.Der Auelehm zeigt durch Be<strong>im</strong>engungen anKalksand und fossilen Schneckenschalen einenbeträchtlichen Kalkgehalt. Die Grenze zum liegendenKalksand ist meist deutlich ausgebildet.Die höchste Kalksandmächtigkeit erreicht 3,5 m(BELLSTEDT1992).Das Keuperbecken liegt <strong>im</strong> südlichen Ausläuferdes „mitteldeutschen Trockengebietes“. DasKl<strong>im</strong>a ist sehr trocken, die Niederschlagsummeliegt unter 500 mm, die Jahresmitteltemperaturüber 8 Grad Celsius.81


Das Teichgebiet ist gekennzeichnet durchdie ehemaligen Abbaugruben – die jüngeren(südlich des Plattenweges) sind als mesotropheKlarwasserflachseen einzuordnen, die älterenGruben (nördlich des Plattenweges) alseutrophe Trübwasserflachseen mit Röhrichtenund Saumbereichen. Die Gruben zählen zu denwichtigsten Armleuchteralgengewässern Thüringens.Als kleinstrukturierter Feuchtlebensraumhaben die Herbslebener Teiche mit ihren Vorkommenvon nahezu 100 Brutvogelarten eineüberregionale Bedeutung gewonnen (GRÜN& BELLSTEDT 2000), darunter Zwerg- undSchwarzhalstaucher, Knäkente, Löffelente,Schnatterente, Tafelente, Graugans, Flussregenpfeifer,Tüpfelralle, Wasserralle, Drosselrohrsänger,Raubwürger, Bart- und Beutelmeisesowie Blaukehlchen. Früher gehörten auchRohrdommel, Zwergdommel, Kiebitz und Steinschmätzerzu den Brutvögeln. Für jeden Besucherleicht zu erkennen sind die verschiedenenEntenarten sowie die Graugänse (REUTHER &WEISE 1996).Besonders bemerkenswert ist die Brutkolonieder Uferschwalbe in der angrenzenden Abbaugrubemit bis zu 200 Brutpaaren. Neuerdingshat sich auch die Nilgans (Neozoe, seit dem Jahr2000 Brutvogel in Thüringen) <strong>im</strong> Teichgebietetabliert. Bedeutsam für die Thüringer Avifaunasind auch die Brutkolonien von Graureiher undLachmöve. Als Rastplatz für durchziehende Vogelartenspielten das Teichgebiet und die umgebendeFeldflur nur eine mittlere Bedeutung<strong>im</strong> Vergleich zu den Top-Plätzen <strong>im</strong> ThüringerBecken, wie das Rückhaltebecken der <strong>Unstrut</strong>zwischen Gebesee und Straußfurt sowie z. B.dem Dachwiger Stausee (schriftl. MitteilungBELLSTEDT 2010).Die Amphibienfauna des Teichgebietes istsehr vielfältig (BELLSTEDT 1994). Sehr bemerkenswertist die äußerst große Seefrosch-Population<strong>im</strong> Herbslebener Teichgebiet, welche vonüberregionaler Bedeutung ist.Aber nicht nur die Wirbeltierfauna erweistsich als artenreich und von Besonderheitengeprägt. Untersuchungen der Wasserkäfer undLaufkäfer belegen ebenfalls die Bedeutung desGebietes. 1991 gelang mit dem Nachweis desSchw<strong>im</strong>mkäfers Potamonectes canaliculatusein Erstnachweis für Thüringen (BELLSTEDT,PLATT & HARTMANN 1991). Im Rahmen 15jährigerForschungen, vorwiegend von Ehrenamtlichen,konnten an den Herbslebener Teichenfast 1.000 Tierarten nachgewiesen werden(BELLSTEDT 1994).So weist das NSG ein vielfältiges Angebot anfür Libellen zur Fortpflanzung geeigneten Gewässernunterschiedlichster Ausprägungen auf.Dies schlägt sich in einer überdurchschnittlichartenreichen Libellenfauna nieder. So konnten<strong>im</strong> Schutzgebiet bisher 29 Libellenarten nachgewiesenwerden, von denen 12 bestandsbedrohtsind. Das Spektrum reicht von einer Pionierartwie der Kleinen Pechlibelle über Artenvegetationsreicher Gewässer wie Fledermaus-Azurjungfer, Großes und Kleines Granatauge,der Röhrichtart-Keilflecklibelle, Arten vegetationsreicherwechselfeuchter Gewässer wie derGlänzenden und der Kleinen Binsenjungfer undder Gefleckten Heidelibelle bis zu den, quellbzw.grundwasserbeeinflusste Gräben besiedelnden,Arten Helm-Azurjungfer und KleinerBlaupfeil. In den flachen, sich schnell erwärmendenGewässern finden sich zudem wärmeliebendeArten wie Südlicher Blaupfeil undGebänderte Heidelibelle (vgl. ZIMMERMANN,PETZOLD & FRITZLAR 2005).Die Flächen des Naturschutzgebietes sindBestandteil des FFH-Gebietes „<strong>Unstrut</strong>niederungnordöstlich Herbsleben“, welches mit einerGröße von 201 ha <strong>im</strong> Jahr 2004 an die EUgemeldet wurde. Außerdem sind sie Bestandteildes 5.508 ha großen EU-Vogelschutzgebietes„Gera-<strong>Unstrut</strong>-Niederung um Straußfurt“.Es lastet ein hoher Freizeitdruck auf demNaturschutzgebiet. Neben dem Angeln findenVereinsfeste und andere Veranstaltungen (z.B.des Landesangelfischereiverbandes Thüringenmit durchaus knapp 200 Teilnehmern) statt.Das Teichgebiet ist neben seiner Funktion alsLebensraum für Tiere und Pflanzen aufgrundder ausgeräumten <strong>Unstrut</strong>aue natürlich vorallem ein Naherholungsgebiet für die Einwohnerder Umgebung. Es ist ein hohes Maß an gegenseitigemVerständnis aller Interessengruppennotwendig.82


Graugänse sind regelmäßige Brutvögel und Zuggäste an den TeichenSchilfrohrsänger83


Landschaftsschutzgebiete85


Im § 5 des Reichnaturschutzgesetzes (RNG)vom 26. Juni 1935 wurde die Möglichkeit geschaffen,unter dem Begriff „Sonstige Landschaftsteile“Flächen in der freien Natur zuschützen, die nicht als Naturdenkmal oder alsNaturschutzgebiet ausgewiesen werden konnten.Am 31. Mai 1939 wurden aufgrund derentsprechenden Paragrafen des RNG die „Wasserläufeund Bruchwiesengelände <strong>im</strong> Bereicheder Stadt Bad Tennstedt und das zwischen denGemeinden Nägelstedt und Großvargula liegende<strong>Unstrut</strong>tal… dem Schutze des Reichsnaturschutzgesetztesunterstellt.“ Damit wurden defacto die ersten Landschaftsschutzgebiete fürden heutigen <strong>Unstrut</strong>-<strong>Hainich</strong>-<strong>Kreis</strong> geschaffen.Nach dem Landeskulturgesetz wurden am26.08.1970 u.a. die Landschaftsschutzgebiete„Mühlhäuser Stadtwald und Hügelland umLengefeld/Stein“ mit einer Größe von 2.980 haund „Fahner Höhe“ mit einer Gesamtgröße von1.000 ha durch den Bezirkstag Erfurt ausgewiesen.Nach der Wiedervereinigung Deutschlandsund der Gründung des Freistaates Thüringenwurde das „Thüringer Gesetz für Natur undLandschaft“ für unsere He<strong>im</strong>at die gültigeRechtsgrundlage. Durch das Thüringer Landesverwaltungsamtwurde am 26. August 2009auf dieser Rechtsgrundlage das Landschaftsschutzgebiet„Obereichsfeld“ mit einer Flächevon 38.503 ha durch Verordnung ausgewiesen.Mit dieser Verordnung wurde das LSG „MühlhäuserStadtwald“ auf den Flächen außer Kraftgesetzt, auf denen sich eine Überschneidungmit dem LSG „Obereichsfeld“ ergibt.Seit 01. März 2010 ist das neue Bundesnaturschutzgesetzin Kraft, welches nicht mehrwie bisher lediglich Rahmengesetz ist, sondernvielmehr überwiegend unmittelbar geltendesRecht. Dieses Gesetz regelt in § 26 die KategorieLandschaftsschutzgebiete folgendermaßen:Der Begriff „Landschaftsschutzgebiet“ wirddann <strong>im</strong> „Gesetz zur Erhaltung und Pflege derhe<strong>im</strong>atlichen Natur“, dem ersten Naturschutzgesetzder DDR vom 4. August 1954, <strong>im</strong> § 2 mitfolgender Definition verwendet:„Zu Landschaftsschutzgebieten können Landschaftenoder Landschaftsteile erklärt werden,die besondere nationale Bedeutung haben oderdie besondere Eigenarten und Schönheiten aufweisenund deshalb geeignet sind, der werktätigenBevölkerung als Erholungsgebiete undWanderziele zu dienen.“Im „Landeskulturgesetz“ der DDR vom 14.Mai 1970 wurde <strong>im</strong> § 13, Abs.: 3 formuliert:„Zu Landschaftsschutzgebieten können vonden Bezirkstagen Landschaften oder Landschaftsteileerklärt werden, die wegen ihrerSchönheit für die Erholung der Bevölkerung besondersgeeignet, wegen ihrer Eigenart erhaltungswürdigoder Beispiele vorbildlicher Landschaftspflegesind.“86„(1) Landschaftsschutzgebiete sind rechtsverbindlichfestgesetzte Gebiete, in denen einbesonderer Schutz von Natur und Landschafterforderlich ist1. zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellungder Leistungs- und Funktionsfähigkeitdes Naturhaushalts oder der Regenerationsfähigkeitund nachhaltigen Nutzungsfähigkeitder Naturgüter, einschließlich des Schutzes vonLebensstätten und Lebensräumen best<strong>im</strong>mterwild lebender Tier- und Pflanzenarten,2. wegen der Vielfalt, Eigenart und Schönheitoder der besonderen kulturhistorischen Bedeutungder Landschaft oder3. wegen ihrer besonderen Bedeutung für dieErholung.(2) In einem Landschaftsschutzgebiet sindunter besonderer Beachtung des § 5 Absatz1 (Bei Maßnahmen des Naturschutzes und derLandschaftspflege ist die besondere Bedeutungeiner natur- und landschaftsverträglichenLand-, Forst- und Fischereiwirtschaft für die Erhaltungder Kultur- und Erholungslandschaft zuberücksichtigen.) und nach Maßgabe nähererBest<strong>im</strong>mungen alle Handlungen verboten, dieden Charakter des Gebiets verändern oder dem


esonderen Schutzzweck zuwiderlaufen. „Gegenüber den Naturschutzgebieten handeltes sich bei Landschaftsschutzgebieten vonheute in der Regel um großflächigere Gebietemit wesentlich geringeren Nutzungseinschränkungen.Veränderungsverbote haben vor allemdas Ziel, den "Charakter" des Gebietes, die Vielfalt,Eigenart und Schönheit und damit den Erholungswertder Landschaft zu erhalten. LandundForstwirtschaft können eingeschränktwerden, sofern sie den Charakter des Gebietesverändern oder dem Schutzzweck zuwiderlaufen.Der Mühlhäuser Stadtwald wird gern von Erholungssuchenden besucht und ist gleichzeitig ein beliebterOrt für Veranstaltungen, spielerisch mehr über unsere Natur zu erfahren - hier Kinder be<strong>im</strong>sogenannten „Raupenspiel“ während der Waldjugendspiele 200887


Naturpark & Nationalpark89


Zwischen Eisenach und Heiligenstadt <strong>im</strong> WestenThüringens erstreckt sich der NaturparkEichsfeld-<strong>Hainich</strong>-Werratal mit seiner einmaligenNatur und seiner gewachsenen Kulturlandschaft.Ein Naturpark ist ein geschützter, durchlangfristiges Einwirken, Nutzen und Bewirtschaftenentstandener Landschaftsraum. DieseKulturlandschaft soll in ihrer heutigen Formbewahrt, aber gleichzeitig auch touristisch vermarktetwerden. Initiiert wurde der etwa 87.000ha große Naturpark Eichsfeld-<strong>Hainich</strong>-Werratal<strong>im</strong> Jahre 1990.Die zugrunde liegende Idee ist ein Schutzdurch Nutzung, deshalb ist die Akzeptanz unddie Beteiligung der Bevölkerung am Schutz derKulturlandschaft und Natur sehr wichtig. Dabeisollen der Schutz der Natur und die Bedürfnissevon Erholungssuchenden so verknüpft werden,dass beide Seiten davon profitieren: nachhaltigerTourismus mit Respekt vor dem Wert derNatur und Landschaft stehen <strong>im</strong> Vordergrund(näheres regelt der § 27 BNatSchG).Der Park wird von Muschelkalkplateaus mithohen Buchen und zahlreichen Klippen geprägt.Natürliche Eibenvorkommen <strong>im</strong> Eichsfeld suchenihresgleichen in Deutschland. Nur wenigeStraßen queren den Naturpark. Im Südwestteilschlängelt sich die Werra durch schroffe Felswändebei Probsteizella. Im Süden beginnt derUrwald des <strong>Hainich</strong>.Verträumte Dörfer und Kleinstädte liegenharmonisch in der Landschaft eingebettet. RomantischeBurgen, Kirchen und gut erhaltene,alte Ortskerne, mit den typischen Fachwerkbauten,gewähren Einblicke in die reiche Historieder Region. Die Nähe zur ehemaligen Grenzeund militärische Nutzungen haben einzigartigeKultur- und Naturlandschaften <strong>im</strong> HerzenDeutschlands bewahrt. Gemäß dem Leitsatz„Mensch und Natur gehören zusammen“ bietetder Naturpark seinen Besuchern zahlreicheMöglichkeiten, die Natur und Kultur dieser abwechslungsreichenLandschaft zu entdecken.Vom Naturpark umschlossen wird der Nationalpark<strong>Hainich</strong> mit seiner faszinierenden, unberührtenLandschaft mit einer seltenen Pflanzenund Tierwelt. Nationalparke sind rechtsverbindlichfestgesetzte einheitlich zu schützende Gebiete,die großräumig, weitgehend unzerschnittenund von besonderer Eigenart sind, in einemüberwiegenden Teil ihres Gebietes die Voraussetzungeneines Naturschutzgebietes erfüllenund sich in einem überwiegenden Teil ihres Gebietsin einem vom Menschen nicht oder wenigbeeinflussten Zustand befinden oder geeignetsind, sich in einen Zustand zu entwickeln oder ineinen Zustand entwickelt zu werden, der einenmöglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgängein ihrer natürlichen Dynamik gewährleistet.Nationalparke haben zum Ziel, in einem überwiegendenTeil ihres Gebietes den möglichstungestörten Ablauf der Naturvorgänge in ihrernatürlichen Dynamik zu gewährleisten. Soweites der Schutzzweck erlaubt, sollen Nationalparkeauch der wissenschaftlichen Umweltbeobachtung,der naturkundlichen Bildung unddem Naturerlebnis der Bevölkerung dienen.Der Nationalpark <strong>Hainich</strong> wurde am31.12.1997 als 13. Nationalpark Deutschlandsund bisher einziger Thüringens gegründet(KLAUS & REISINGER 1995, GROSSMANN &BIEHL 2007). Seine Fläche beträgt 7.500 Hektar.Mit einer Gesamtfläche von ca. 16.000 Hektarist der <strong>Hainich</strong> das größte zusammenhängendeLaubwaldgebiet Deutschlands. Im Nationalpark<strong>Hainich</strong> soll sich der „Urwald mitten in Deutschland“ungestört entwickeln können. Entsprechenddem Motto der deutschen Nationalparke,„Natur Natur sein lassen“, sind aktuell bereits90% der Gesamtfläche des Nationalparks ungenutzt.Lediglich Nadelwaldbestände und Weideflächenunterliegen noch einer Nutzung.Das bedeutet, dass der <strong>Hainich</strong> mit ca. 5.000Hektar zur Zeit die größte nutzungsfreie Laubwaldflächein Deutschland aufweist. Der <strong>Hainich</strong>ist ein Muschelkalk-Höhenzug; seine höchsteErhebung ist mit 494 Metern der Alte Berg.Kennzeichnend für den Nationalpark sind diein Mitteleuropa typischen Laubwälder. Es sindWaldflächen, wie sie von Natur aus in Mitteleuropaohne Einfluss des Menschen großflächigauftreten würden, mit der Rotbuche als dominierendeBaumart. Der <strong>Hainich</strong> weist ein großesSpektrum von Buchenwaldgesellschaften auf,in denen neben der Rotbuche auch zahlreicheandere Laubbaumarten, wie Eschen, Ahorne,Linden und die seltene Elsbeere vorkommen.Buchenwälder gibt es nur in Europa, schwerpunktmäßigin Mitteleuropa. Der Nationalpark<strong>Hainich</strong> ist weltweit einzigartig, da er als einzigerNationalpark Kalk-Buchenwälder auf Muschelkalkin mittlerer Höhenlage schützt. ImGegensatz zu vielen anderen WaldgebietenDeutschlands und Mitteleuropas sind <strong>im</strong> <strong>Hainich</strong>die Waldbestände trotz Jahrhunderte langerNutzung relativ naturnah geblieben. NaturfremdeBestände nehmen nur geringe Anteileein; so beträgt <strong>im</strong> Nationalpark der Nadelholzanteilnur ca. 3% der Gesamtfläche.90


Rotbuche (Ke<strong>im</strong>ling) - die Hauptbaumart des <strong>Hainich</strong>91


Natura 2000 Gebiete93


Als Natura 2000 wird ein Netz besonderer<strong>Schutzgebiete</strong> innerhalb der Europäischen Unionbezeichnet. Hierzu zählen die Vogelschutzgebiete(nach der Richtlinie 79/409/EWG) unddie Flora-Fauna-Habitat (kurz FFH)-Gebiete(nach der Richtlinie 92/43/EWG), wobei letztereals „Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung“gelten. Der Schutz der FFH-Richtliniegilt den Arten und Lebensraumtypen „von gemeinschaftlichemInteresse", d. h. denjenigenLebensraumtypen und wildlebenden Arten, dieeuropaweit bedroht oder sehr selten sind. DieEuropäischen Vogelschutzgebiete werden fürbest<strong>im</strong>mte Brutvogelarten und für Rast- undÜberwinterungsplätze von Zugvögeln ausgewiesen.231 Lebensraumtypen (Anhang I, FFH-Richtlinie) und mehr als 1.000 Tier- und Pflanzenarten(Anhang II, IV, V) sind insgesamt inden Anhängen der FFH-Richtlinie aufgelistet.Im Rahmen der Vogelschutzrichtlinie werden524 europäische Vogelarten in <strong>Schutzgebiete</strong>ngeschützt.Die Mitgliedstaaten der EU waren aufgefordert,Gebiete vorzuschlagen, welche die Zielsetzungenund Kriterien der Richtlinien erfüllen,d.h. wenn best<strong>im</strong>mte Lebensraumtypen in entsprechenderGröße und Ausprägung vorhandensind (z.B. Waldmeister-Buchenwald oder Steppenrasen),so bestand die Verpflichtung, diesean die EU zu melden. Gleiches gilt für das Vorkommenvon Tier- und Pflanzenarten.Das Land Thüringen hat <strong>im</strong> Bereich des <strong>Unstrut</strong>-<strong>Hainich</strong>-<strong>Kreis</strong>es11 Gebiete mit einer Größevon insgesamt ca 17.500 ha gemeldet. Diesentspricht in etwa 18% der Landkreisfläche. Imeinzelnen handelt es sich um folgende Gebiete:1. Muschelkalkhänge von Großbartloff bisFaulungen2. Dörnaer Platz3. NSG Flachstal4. Volkenrodaer Teiche5. Sonder-Oberholz-Großer Horn6. <strong>Hainich</strong>7. NSG <strong>Unstrut</strong>tal zwischen Nägelstedtund Großvargula8. <strong>Unstrut</strong>niederung nordöstlich Herbsleben9. Bruchwiesen bei Bad Tennstedt10. Treffurter Stadtwald nördlich Treffurt11. Keuperhügel und <strong>Unstrut</strong>niederung beiMühlhausen.Schwerpunkt der Meldung dieser Gebietesind die Vorkommen von Arten wie Kammmolch,Gelbbauchunke, Abbiß-Scheckenfalter,Schmaler Windelschnecke, Helm-Azurjungfersowie Fledermausarten wie dem Großen Mausohroder der Bechsteinfledermaus. Die Gebietewurden darüber hinaus aufgrund von Lebensraumtypenwie Waldmeister- und Orchideen-Buchenwäldern, Labkraut-Eichen-Hainbuchenwäldern,Trespen-Schwingel-Kalk-Trockenrasen,extensiven Mähwiesen des Flach- und Hügellandesoder Oligo- bis mesotrophen kalkhaltigenGewässern mit Armleuchteralgenbeständengemeldet.Außerdem befindet sich <strong>im</strong> Ökumenischen<strong>Hainich</strong>-Klinikum Pfafferode ein so genanntesFFH-Objekt - eine Wochenstube der KleinenHufeisennase.Vogelschutzgebiete <strong>im</strong> Landkreis sind:1. <strong>Hainich</strong>2. Südliches Eichsfeld3. Gera-<strong>Unstrut</strong>-Niederung um Straußfurt.In diesen Gebieten geht es um den Schutzsolcher Arten wie Rotmilan, Schwarzmilan,Wespenbussard, Schwarzspecht, Mittelspecht,Schwarzstorch, Neuntöter, Wachtelkönig undanderen.Für alle Natura 2000-Gebiete gilt: Der Erhaltungszustandder dort geschützten Arten undLebensräume soll sich nicht verschlechtern.Alle Veränderungen und Störungen, die zu einererheblichen Beeinträchtigung eines Natura2000-Gebiets in seinen für die Erhaltungszieleoder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilenführen können, sind unzulässig.Eine wesentliche Verpflichtung der Mitgliedstaaten<strong>im</strong> Rahmen der FFH-Richtlinie ist es, alle6 Jahre über den Zustand der Bestandteile desNatura 2000-Netzes in ihrem ZuständigkeitsbereichBericht zu erstatten. Damit soll kontrolliertwerden, ob die Ziele dieses europäischenNetzes von <strong>Schutzgebiete</strong>n erreicht werden.Näheres zu den zum Natura 2000-Schutzgebietsnetzzählenden Vogelschutzgebietenenthält das Buch „Die EG-VogelschutzgebieteThüringens“ (WIESNER et al. 2008).94


Rotmilan und Haussperling - nicht nur sie selbstsind gemäß VSRL geschützt, sondern auch ihreFortpflanzungs- und RuhestättenLebensraumtypen wie der Waldmeister - Buchenwaldu. a. werden von der FFH - Richtlinieerfasst (Anhang I)95


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Impressum:Herausgeber:Druck:Satz & Layout:Bezug:Naturschutzinformationszentrum Nordthüringen e.V. (NIZ)Thüringer Druckhaus Gast & Frisch GmbH/MühlhausenNatur- & Landschaftsfoto - Dr. Weise/MühlhausenUmweltzentrum <strong>Unstrut</strong>-<strong>Hainich</strong>-<strong>Kreis</strong> e.V., Feldstraße 1, 99974 MühlhausenZitiervorschlag: Lehnert E., U. Fickel, R. Halle, R. Weise, W. Hochstrate,M. Fiegle & R. Faupel (2010): <strong>Schutzgebiete</strong> <strong>im</strong> <strong>Unstrut</strong>-<strong>Hainich</strong>-<strong>Kreis</strong>.Naturschutzinformationszentrum Nordthüringen e.V. (NIZ), Mühlhausen.In der gleichen Reihe erschienen bereits:REUTHER, R. & R. WEISE (1996): Der <strong>Unstrut</strong>-<strong>Hainich</strong>-<strong>Kreis</strong> mit seinen Landschaften, Naturschönheitenund <strong>Schutzgebiete</strong>n.WEISE, R., E. LEHNERT; D. MEY, W. SCHRAMM, T. SY & M. LEHNERT (1997): Lurche und Kriechtiere des <strong>Unstrut</strong>-<strong>Hainich</strong>-<strong>Kreis</strong>es.ZEISSLER, H. (1998): Die Schnecken und Muscheln in der Umgebung von Mühlhausen inThüringen.ROMMEL, R. - P. & W. Schäfer (1999): Die Tagfalterfauna Nordwestthüringens.ROMMEL, R. - P. & W. Schäfer (1999): Die Spannerfauna Nordwestthüringens.FAUPEL, R. & U. DEGENHARDT (2000): Taxus, Fagus, Tilia.ROMMEL, R. - P., W. Schäfer & P. QUAST (2001): Die Eulenfalterfauna Nordwestthüringens.ROMMEL, R. - P. & W. Schäfer (2003): Die Spinner- und Schwärmerfauna Nordwestthüringens.REUTHER, R. & U. FICKEL (2004): Die seltenen, geschützten und gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen der Region um Mühlhausen.WEISE, R., U. FICKEL, R. HALLE, W. HOCHSTRATE, E. LEHNERT, R. FAUPEL &R. KAISER (2007): Naturdenkmale <strong>im</strong> <strong>Unstrut</strong>-<strong>Hainich</strong>-<strong>Kreis</strong>.Die Veröffentlichungen können zum Preis von 5,00 Euro bezogen werden.98


Die Publikation wurde über die Förderinitiative Ländliche Entwicklung in Thüringen (FI-LET), Programm „Entwicklung von Natur und Landschaft“ (ENL) gefördert.Die Fördermittel werden von der Oberen Naturschutzbehörde <strong>im</strong> Thüringer Landesverwaltungsamtausgereicht.Hier investieren Europa und der Freistaat Thüringen in die ländlichen Gebiete.Ausschnitte aus den topografischen Karten unmaßstäblich mit Genehmigung desThüringer Landesvermessungsamtes, Genehmigungsnummer 101 580 / 2008Schutzgebietsgrenzen aus dem Fachinformationssystem Naturschutz (LINFOS) - linzenzfreiesLandesdatennetz der TLUG, Zugriff durch Untere NaturschutzbehördeFotos: Autoren, sowieDirk Röbke/Mühlhausen, Peter Mauckner/Bad Langensalza & Ronald Bellstedt/GothaFür die Manuskriptdurchsicht danken wir Frau Kathrin Seidel/We<strong>im</strong>ar undDr. Gerhard Patzelt/Mühlhausen.Vierte Umschlagseite - temporärer Bach <strong>im</strong> Flachstal99

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