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K 1 Einführung in die Prozessdatenverarbeitung(PDV) und ... - LMS

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Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 1 -Skript-K 1 <strong>E<strong>in</strong>führung</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Prozessdatenverarbeitung</strong>(<strong>PDV</strong>) <strong>und</strong> Begriffe1.1 <strong>E<strong>in</strong>führung</strong> <strong>und</strong> Geschichte der <strong>PDV</strong>Geschichtlicher Überblick im Zeitraffer bis heuteH<strong>in</strong>weis: Betrachtung nur der RZ-Geschichte ohne SPSGeschichte der <strong>PDV</strong>1. Beg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> den 50er Jahren:• Erste Realzeitrechner (PR) - Prozessrechner (PR)- zur <strong>PDV</strong> Mitte bis Ende der 50er Jahre• Entstanden aus kommerziellen <strong>und</strong> wissenschaftlichen Rechnern• Besonders an PR: Erweitert um Komponenten zur Prozesskommunikation• ► damals: Kosten 1-4 Mio. DM, ► Groß<strong>in</strong>dustriee<strong>in</strong>satz• Erste E<strong>in</strong>satzgebiete: chemische, petrochemische <strong>und</strong> Stahl<strong>in</strong>dustrie zur Überwachung von Anlagen• Probleme:• PR sehr teuer, also wurde versucht viele Funktionen parallel zu implementieren ► Überforderung derLeistungsfähigkeit• mangelnde Integrationsfähigkeit mit bestehenden regelungs- <strong>und</strong> steuerungstechnischen Komponenten2. Mitte 60er Jahre:• Aufkommen von Kle<strong>in</strong>rechnern als PR• Start der systematischen <strong>und</strong> stürmischen Entwicklung der Prozessleittechnik• Meilenste<strong>in</strong>e:• Konzepte zur Modularisierung <strong>und</strong> hierarchischen Aufteilung der Prozessleit- <strong>und</strong> Regelaufgaben• Auf der prozessnahen untersten Ebene E<strong>in</strong>satz von Kle<strong>in</strong>rechnern, obere Ebene Großrechner• Probleme:• brauchbare Realzeitsprachen <strong>und</strong> Betriebssysteme nur für große PR• Assemblerprogrammierung <strong>und</strong> "aus dem Vollen" entwickeln dom<strong>in</strong>iert


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 2 -Skript-• Kosten immer noch sehr hoch (Kle<strong>in</strong>rechner immer noch 50-150 TEURO, DEC PDP 8/11, Siemens Serie300)3. ab 70er Jahre• Anfang 70er: Entstehen von brauchbaren Betriebssystemen, höheren Realzeitsprachen bzw. Cross-Software(Entwicklung am Großrechner aber Laufzeit am Kle<strong>in</strong>rechner) für Kle<strong>in</strong>rechner, Fortran <strong>und</strong> Assembler!!• Strulturgrößen von DRAMs bei rapidem steigender Integrationsdichte► Bild 2• stürmische Entwicklung der Mikroprozessorbauste<strong>in</strong>e am Beispiel Intel► Bild 1Bild 1: Quelle IntelBild 2: Typische Chip-Stukturgrössen im Wandel der Zeit


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 3 -Skript-4. Heute:• Mikrorechner:= Mikroprozessor + Speicher + Peripherie ist der typische PR heute => der heutige PR unterscheidetsich von klassischen EDV-Rechnern nur noch ger<strong>in</strong>gfügig. d.h.: EDV hat sich <strong>in</strong> Richtung PR entwickelt.• "kle<strong>in</strong>" PR zur Anlagenautomatisierung vergleichbar zu 60er Jahre: Kosten heute deutlich unter 10 T€, typisch 2-10T€, => Technik: Standard-32bit/64bit Micro als Kern, hohe Taktraten (3 Ghz <strong>und</strong> mehr möglich) , 0,5 -16 GbyteRAM, Festplatte >>=500 GB, Graphiksubsystem, Maus, Tastatur, vernetzt über (Gb)LAN (Ethernet), Ankopplungder Peripherie über Feldbus / Sensor-Aktorbus oder Sternverkabelung• Typische Kennzeichen von PR der "untersten" prozessnahen Ebene im Fabrike<strong>in</strong>satz:• CPU: Mikroprozessor (16) 32, 64 bit, hohe Taktraten• Arbeitsspeicher: dynamische RAM im Ausbau 2(<strong>und</strong> mehr) Gbyte• Universalbus : PCIe PC-BUS (VME-BUS) ....• Standardperipherie:• LAN-Ankopplung 10/100 Mbit 1/10Gbit (TCP/IP) zu übergeordnetem Leitrechner• lokaler Massenspeicher vorhanden z.B.: Platte 500-... GByte• entweder (s<strong>in</strong>kende Tendenz): Peripherieansteuerung über E<strong>in</strong>steckkarten <strong>und</strong> Sternverkabelung zumProzess• oder aktuell: Sensor/Aktor-Bus, Feldbus (PROFINET, CANOpen, EtherCAT, ...)• oft: Standardbürorechnerausführung e<strong>in</strong>gebaut im klimatisiertem <strong>und</strong> staub- <strong>und</strong> spritzwassergeschützen19"Schrank vor Ort <strong>in</strong> Prozessnähe <strong>in</strong> der Fabrikhalle• Wachstumsmarkt: wirtschaftlicher E<strong>in</strong>satz PR bis h<strong>in</strong>unter zu der Familie der "embedded Systems"


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 4 -Skript-• statt komplexes PR komplettes Automatisierungs-/Steuerungssystem auf e<strong>in</strong>er Plat<strong>in</strong>e (embeddedRZ)►Bestreben e<strong>in</strong>e "E<strong>in</strong>-Chip-Lösung" zu erreichen. i.d.R. ke<strong>in</strong>e Festplatte, Tastatur, Bildschirm ...• ►ASICs,FPGAs, SystemOnAChip(SOC), Microcontroller 4/8/16/32/64 Bit, der be<strong>in</strong>haltet auf Chip: CPU,FLASHRom, RAM, digitale I/O, Timer, A/D, D/A, PWM, Kommunikationsbauste<strong>in</strong>e... ► gute EMV-Eigenschaften, da oftmals nur noch Leistungselektronik außerhalb des Microcontrollers auf der Plat<strong>in</strong>e zuf<strong>in</strong>den ist ► ke<strong>in</strong>e externen ROM/RAM Bauste<strong>in</strong>e!!• typische Hardwarekosten im 0,5-100 € Bereich, 8-32(64)bit Microcontroller mit ROM/RAM -teilw. extra.E<strong>in</strong>satz von ASICs <strong>in</strong> denen alle Sonderfunktionen auf e<strong>in</strong>em Chip <strong>in</strong>tegriert s<strong>in</strong>d.► Stückzahlen m<strong>in</strong>. 0,5-x Mio. pro Sorte pro Jahr• embeddedRZ <strong>in</strong>nerhalb von Großserienhaushaltsgeräten z.B.: Waschmasch<strong>in</strong>e, Fotoapparat, Videorecorder,CD/DVD-Player etc.► Kosten im Euro Bereich, 8-bit/16-bit/ 32-bit Microcontroller mit ROM/RAM auf dem Chip, Mio.-Stückzahlen/Jahr.• embeddedRZ <strong>in</strong>nerhalb Automobilelektronik u.a. sog. Steuergeräte w.z.B. Motronik, Airbag, Bordcomputer....• Steuergeräte hochgradig vernetzt. Datenaustausch während der Fahrt. E<strong>in</strong>satz von Feldbussen: z.B.CAN (► Erf<strong>in</strong>der Bosch), FlexRay• SOCs mit Microcontroller 8/16/32 Bit, 4-128 K RAM on-Chip A/D, D/A,I/O , Feldbus,Spezialperipherie , RAM <strong>und</strong> FlashROM.• Randbed<strong>in</strong>gungen:• höchste Zuverlässigkeit bei widrigen Umweltbed<strong>in</strong>gungen w.z.B. hohe Temperaturschwankungen,Vibration <strong>und</strong> Nässe• EMV ► Abstrahlung <strong>und</strong> vor allem Unempf<strong>in</strong>dlich gegen E<strong>in</strong>strahlungen. ESD (Elektrostatikfest)


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 5 -Skript-• Sehr kostensensitiv ► E<strong>in</strong>sparung von "Centbeträgen" an der Serienhardware, daher <strong>in</strong>dividuelleEntwicklungen• Standardisierung von Echtzeit-Betriebssystemeigenschaften <strong>und</strong> Vernnetzungsfunktionen ►OSEK, AUTOSAR um <strong>die</strong> Entwicklungszeiten <strong>und</strong> -kosten zu m<strong>in</strong>imieren.• embeddedRZ <strong>in</strong>nerhalb Telekommunikation• SOC Handy's GSM e<strong>in</strong> Chip Lösungen/ UMTS drei Chip Lösungen (noch ohne Betriebssystem,Generation UMTS aber teilweise mit Realzeitbetriebssystem) kosten zwichen 8-16 Euro/Chip• SOCsNetzwerkkomponenten: Router, Switches....• embeddedRZ <strong>in</strong>nerhalb Multimedia• Set-Top-Boxen des digitalen Fernsehens• Video/DVD/Blue-ray-Player/Stream<strong>in</strong>g-Boxes.....• Heute immer noch: statt Hardwarekostenproblem nun Softwarekosten- <strong>und</strong> Testkostenproblem:• Es gibt mittlerweile mehr als genügend leistungsfähige <strong>und</strong> kostengünstige Echtzeit-Betriebssysteme (>200verschiedene) <strong>und</strong> (Realzeit)-Programmiersprachen für PR• Aber:• Seit Mitte der 80er Jahre steigen <strong>die</strong> Kosten der Erstellung von Software bei s<strong>in</strong>kenderHardwarekostentendenz ► typische PR-Kosten e<strong>in</strong>es mittleren Automatisierungsprojektes: 50 T€Software <strong>und</strong> 10 T€ Hardware• Der all-ro<strong>und</strong> Automatisierer der 80er musste sich anwendungsnah spezialisieren um quasi-Standard-Anwendungs-Software erstellen zu können damit <strong>die</strong> Kosten reduziert werden konnten.• seit Anfang 90er bis heute verlangt der Anwender (► der K<strong>und</strong>e der Automatisierer) nachSoftwareeng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g-Tools <strong>und</strong> Softwarehilfsmittel <strong>die</strong> es ihm gestattet selbst <strong>und</strong> wenn möglichohne Programmierkenntnisse Automatisierungsysteme zu projektieren, konfigurieren, <strong>in</strong> Betrieb zusetzten aber vor allem selbst zu pflegen.


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 6 -Skript-• Herausforderung an den Automatisierer: Die zugestandenen Entwicklungszeiten werden immer kürzer,<strong>die</strong> Entwicklungskosten müssen permanent reduziert werden <strong>und</strong> <strong>die</strong> Automatisierungsaufgabenwerden immer komplexer.• Ursache:• der Anwender kennt se<strong>in</strong>en Prozess selbst am genauesten, weiß ihn bestens zu optimieren• <strong>die</strong> Automatisierung f<strong>in</strong>det immer mehr schritthaltend mit der Optimierung <strong>und</strong> Produktverbesserungdes Gesamtprozesses statt ► Know-how nur beim Anwender der das Produkt herstellt,• ► Es dauert zu lange bis jemand das erklärt bekommen hat.• Wirkung:• Der typische Anbieter von Automatisierungstechnik wird zukünftig der Standard-Hardware/Softwaretoolslieferant <strong>und</strong> hilft beim Projektieren des Erstsystems ► Zwang zur ISO-Standardisierung, um Mehrfach verkaufen zu können, denn <strong>die</strong> Entwicklungskosten zahlt längst nichtmehr nur 'e<strong>in</strong>' K<strong>und</strong>e.• Der Projekt<strong>in</strong>genieur beim Anwender projektiert, realisiert <strong>und</strong> wartet <strong>die</strong> Automatisierungssystemeselbst .• Trend:• Seit spätestens der Jahrtausendwende zeichnet sich ab, dass <strong>die</strong> Multimediaanwendungen für Jeden <strong>und</strong>Anwendungen der Telekommunikation, w.z.B Handy, den Entwicklungsfortschritt im Echtzeitbereich extrembee<strong>in</strong>flussen.• Es existieren mittlerweile ausgefeilte (teure) Toolketten, <strong>die</strong> es gestatten komplette Applikationslösungen<strong>in</strong>tegriert vom Entwurf über <strong>die</strong> Implementierung bis h<strong>in</strong> zum Test <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 'Guss' zu entwickeln.(►Rhapsody von IBM Rational...).Fazit:Der RZ von heute unterscheidet sich <strong>in</strong> der Hardware von der Standard-EDV Rechnern nur <strong>in</strong> wenigen Punkten.Heute ist <strong>die</strong> Softwareerstellung <strong>und</strong> der Nachweis der Funktionstüchtigkeit der Hauptkostenfaktor ► Es ergibt sich deshalb <strong>die</strong> Notwendigkeit zurStandardisierung von Softwarekomponenten <strong>und</strong> -systemen mit dem Ziel -ähnlich der Hardware- zu kommerziell verfügbaren preiswerten mehrfache<strong>in</strong>setzbaren Bauste<strong>in</strong>en zu gelangen. Diese werden nach dem Baukastenpr<strong>in</strong>zip nur noch "zusammengestopselt" -gegebenenfalls durchNichtprogrammierer!! <strong>und</strong>/oder prozessnahen Leuten-.


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 7 -Skript-1.1.1 Ziel der Prozessdatentechnik (<strong>PDV</strong>)-Vorlesung, oder was ist Prozessdatentechnik?• Es gibt ke<strong>in</strong> homogenes klar abgegrenztes Gebiet der Prozessdatentechnik (<strong>PDV</strong>).• Die <strong>PDV</strong> ist e<strong>in</strong> Spezialgebiet der Datenverarbeitung (DV) , bei der als Besonderheit <strong>die</strong> Lenkung e<strong>in</strong>estechnischen Prozesses im Vordergr<strong>und</strong> steht• Der technische Prozess erweist sich als Quelle <strong>und</strong> Senke von Daten.• Dabei gilt: Die Erfassung <strong>und</strong> <strong>die</strong> Erzeugung von zeitlichen Abfolgen von Daten <strong>und</strong> <strong>die</strong> E<strong>in</strong>haltung von striktvorgegebenen Bearbeitungszeiten ist hierbei besonders wichtig:► Das wird auch als Realzeitbed<strong>in</strong>gungen bezeichnet.Beispiel: Abfüllung e<strong>in</strong>er Bierflasche <strong>in</strong> Abfüllanlage: Nicht zu früh <strong>und</strong> nicht zu spät öffnen des Hahns


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 8 -Skript-Die E<strong>in</strong>haltung der zeitlichen Prozessgegebenen Abfolgen def<strong>in</strong>iert <strong>die</strong> Leistungsanforderungen, den Umfang<strong>und</strong> Ausprägung der <strong>PDV</strong> mit der Maßgabe <strong>die</strong> Verarbeitung schritthaltend mit dem Prozess <strong>und</strong> <strong>die</strong>E<strong>in</strong>haltung der gegebenen Anforderungen der Betriebssicherheit zu gewährleisten.1. Schritt: Wie kann man den technischen Prozess näher fassen? ►alles das <strong>in</strong> Kapitel 1 der Vorlesung• Existieren geme<strong>in</strong>same Merkmale von unterschiedlichen Prozessen ► gleiche Merkmale, gleichetechnischen Probleme zu lösen?• Wie lassen sich Prozesse beschreiben? ► SDL, SADT, Zustandsereignisdiagramme....• Stichworte: Zuverlässigkeit, Fehlertoleranz, Sicherheit• Die Steuerung des Prozesses erfolgt <strong>in</strong> <strong>PDV</strong> durch e<strong>in</strong>en Prozessrechner(PR) mit Realzeitbetriebssystem.• 'embedded' Systeme <strong>und</strong> Masch<strong>in</strong>ensteuerungen ► ke<strong>in</strong>e SPSen, eigene Vorlesung• ke<strong>in</strong>e Prozessperipherie ► Vorlesung: Messtechnik, Sensortechnik• ke<strong>in</strong>e Microcontroller ► Vorlesung: Microcontrollervorlesung + Assemblerprogrammierung• Schwerpunkthema: Arbeiten mit e<strong>in</strong>em Realzeitbetriebssystem (RBS) <strong>und</strong> Programmieren von Echtzeit-Anwendungen. ► E Kapitel <strong>und</strong> Praktikum• Wozu braucht man RBS? ►Was versteht man unter Echtzeitverabeitung?• Multitask<strong>in</strong>g ► quasi zeitparalleles Abarbeiten von Aufgaben am Rechner• Aufbau <strong>und</strong> Funktionen e<strong>in</strong>es RBS am Beispiel OS9• Planung der Abarbeitung von Echtzeitaufgaben auf e<strong>in</strong>em PR• Voraussetzung: fun<strong>die</strong>rte C-Programmierkenntnisse


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 9 -Skript-1.1.2 Allgeme<strong>in</strong>: Automatisierung von Prozessen1. Zunächst landläufiges Vorurteil: "Automat ersetzt Menschen"• :-( Mit dem Begriff der Automatisierung wird oft <strong>die</strong> Vorstellung verb<strong>und</strong>en:der Mensch soll durch Automaten ersetzt werden.►Der Automat ist <strong>in</strong> <strong>die</strong>ser Vorstellungswelt oft e<strong>in</strong>e mehr oder m<strong>in</strong>der komplizierte Masch<strong>in</strong>e.• ☺ Über den E<strong>in</strong>satz von Automaten zu Unterstützung der Menschen reden, denn der Automat kannverglichen zu den menschlichen Fähigkeiten doch nur e<strong>in</strong>en sehr begrenzten E<strong>in</strong>satzraum abdecken.• :-( Beim Automat schlecht ausgeprägt oder gar nicht vorhanden s<strong>in</strong>d:• freie Entscheidungsmöglichkeiten• Kreativität zur Verbesserung• Spontanität• Mut zum Risiko• Taktile Fähigkeiten komplexe D<strong>in</strong>ge zu handhaben• Mustererkennungseigenschaften• Abstraktionsfähigkeiten.• ☺ Beim Automaten gut ausgeprägt: Schnelligkeit <strong>und</strong> Zuverlässigkeit,► dort wo Arbeiten endlos wiederholt <strong>und</strong> quasi immer gleich ablaufen sollen.2. Der Vorgang der <strong>E<strong>in</strong>führung</strong> von Automaten <strong>in</strong> irgendwelche Abläufe nennt man Automatisierung3. Den Umfang <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> Vorgang oder e<strong>in</strong> Prozess automatisiert ist nennt man den Automatisierungsgrad.Beispiel: Abtauautomatik arbeitet vollständig 100% automatisch. Das Automatikgetriebe im Fahrzeug h<strong>in</strong>gegen muss noch vom Menschenbe<strong>die</strong>nt werden, je nach Fahrsituation.


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 10 -Skript-4. Betrachtet man <strong>die</strong> automatisierten Prozesse näher so lassen sich zwei Ebenen unterscheiden:a: Den Vorgang,der e<strong>in</strong>en bestimmten Zweck oder e<strong>in</strong> bestimmtes Ziel hat:Die Masch<strong>in</strong>e, den technischen Prozess, <strong>die</strong> Anlage selbstb: Vorrichtung, <strong>die</strong> <strong>die</strong>sen Vorgang steuert ohne dass der Mensch e<strong>in</strong>greift: <strong>die</strong> automatischeSteuerung(Automat)5. Wir befassen uns näher mit der automatischen Steuerung.Nach DIN 19233 ist der Automat def<strong>in</strong>iert als:"E<strong>in</strong> Automat ist e<strong>in</strong> künstliches System, das selbsttätig e<strong>in</strong> Programm befolgt. Auf Gr<strong>und</strong> des Programmstrifft das System Entscheidungen, <strong>die</strong> auf der Verknüpfung von E<strong>in</strong>gaben mit dem jeweiligen Zustand desSystems beruhen, <strong>und</strong> Ausgaben zur Folge haben"►Def. reicht von mechanischen Automaten(Masch<strong>in</strong>en) bis zur Steuerung von Prozessen durch Computer.• Die Def<strong>in</strong>ition legt zwei wesentliche Merkmale e<strong>in</strong>es Automaten fest:• EVA Struktur:kausale Folge von E<strong>in</strong>gabe, Verarbeitung <strong>und</strong> Ausgabe• Die Verarbeitung be<strong>in</strong>haltet Entscheidungen zwischen verschiedenen Möglichkeiten <strong>die</strong> von derE<strong>in</strong>gabe <strong>und</strong>/oder!! vom aktuellen Zustand (Gedächtnis) des Systems abhängen.Beispiel Kaugummiverkaufsautomat:E<strong>in</strong>gabe: Münze<strong>in</strong>wurfVerarbeitung: Prüfung der Münzen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Entscheidung e<strong>in</strong>en Kaugummi auszuwerfen, wenn Münzen Ok. <strong>und</strong> ausreichend <strong>und</strong>Kaugummis vorhanden (Zustand des Systems) ansonsten <strong>die</strong> Münzen auszuwerfen.Ausgabe: Entweder Münzen oder Kaugummi (Automat wechselt nicht)► Automat wechselt nicht!!


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 11 -Skript-1.1.3 Ziele der Automatisierung <strong>in</strong> der <strong>PDV</strong>• Pr<strong>in</strong>zipielle Aufgabe der Automatisierung ist e<strong>in</strong>e kostengünstige Vere<strong>in</strong>fachung beim Betrieb e<strong>in</strong>es Prozesses.• Es s<strong>in</strong>d typischerweise vier Automatisierungsbereiche zu beobachten:• Automatisierung von Arbeiten, <strong>die</strong> regelmäßig <strong>und</strong> monoton wiederkehrend s<strong>in</strong>dBeispiel: Fließband, Füllen von Flaschen, Bestücken von Leiterplatten, Punktschweißen von Kfz-Teilen► CNC-Automaten übernehmen hier <strong>die</strong> monotonen Arbeiten vollständig► automatische Anpassung des Automaten an veränderte Teile , z.B unterschiedliche Flaschengrößen <strong>in</strong> unterschiedlichenBefüllungsläufen, geschieht i.d.R. nicht automatisch.►neues Programm erforderlich, <strong>in</strong>dividuelle Anpassung der Anlage• Automatisierung von Arbeiten <strong>die</strong> hohe Anforderung an <strong>die</strong> Konzentration stellen.► Aufgaben an den Menschen mit stark wechselnden Anforderungen, hier wechseln Zeiten hoherAktivität <strong>und</strong> hoher Anforderung an <strong>die</strong> Aufmerksamkeit <strong>und</strong> mit Zeiten ger<strong>in</strong>ger Aktivität.Beispiel: Be<strong>die</strong>nung e<strong>in</strong>er Eisenbahnschranke►Bei e<strong>in</strong>em unregelmäßig ablaufenden Prozess s<strong>in</strong>d Be<strong>die</strong>nfehler <strong>und</strong> Unfälle häufig.Oft können solche Prozesse nur teil-automatisiert werden, besonders dann wenn viele verschiedene möglichen Ereignisse <strong>und</strong>Aufgaben berücksichtigt werden müssen• Automatisierung von Arbeiten, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e hohe Arbeitsgeschw<strong>in</strong>digkeit oder Reaktionsgeschw<strong>in</strong>digkeiterfordern.Beispiel: Abfüllen von Zigaretten <strong>und</strong> Verpacken geht so schnell, dass das Auge nicht mehr mitkommt.Beispiel: Automatisches Abschalten der Drehbank bei Werkzeug- oder WerkstückbruchsHier muss zwangsläufig 100% Automatisierung erreicht werden.• Automatisierung von Arbeiten, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e große Datenflut liefern.Beispiel: Zählung von Blutkörperchen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Blutprobe, Computertomographie, Führung e<strong>in</strong>es Flugzeugs► Solche Aufgaben können oft nur durch den E<strong>in</strong>satz von Prozessrechnern bewältigt werden.Fazit: Die Prozessautomatisierung sollte zu e<strong>in</strong>er Entlastung des Menschen von e<strong>in</strong>fachen Arbeiten führen. Damit wird Raum geschafft fürhumanere oder anspruchsvollere Arbeiten. Außerdem führt sie zu höherer Produktivität, <strong>die</strong> sich sowohl <strong>in</strong> größeren Mengen als auch <strong>in</strong>besserer Qualität bei vergleichbaren Kosten ausdrückt.


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 12 -Skript-• Warnung: Bisherige Grenzen <strong>in</strong> der Automatisierung von Prozessen• Problem der Vollständigkeit der Automatisierung.E<strong>in</strong> automatisches System kann nicht angemessen auf alle real vorkommenden Ereignisse reagieren,sondern nur auf solche, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>programmiert wurden.► fatales Ereignis, E<strong>in</strong>-Steuerung des Umkehrschubs bei A320 Airbus war nur dann möglich, wenn Fahrwerksräder sichdrehen, damit es nicht versehentlich während des Flugs passieren kann (Antwort auf den Unfall der Lauda-Air <strong>in</strong> In<strong>die</strong>n!) . InWarschau war soviel Regen, dass durch Aquaplan<strong>in</strong>g sich <strong>die</strong> Räder nicht gedreht haben. Der Pilot konnte den Umkehrschubnicht e<strong>in</strong>schalten, fatale Folge!! Großes Unglück mit Verletzten <strong>und</strong> Toten!!• Problem der Korrektheit e<strong>in</strong>es Programms►Programmfehler können lange Zeit unentdeckt bleiben!! wenn entsprechende Zustände <strong>und</strong> Ereignisseselten s<strong>in</strong>d.Beispiel: Der GAU e<strong>in</strong>es Kernkraftwerkes kann nicht getestet werden!! nur simuliert!!► Aufgabe: Vali<strong>die</strong>rung der Software => Ungelöstes Problem!! wg. Komplexität• Problem der mangelhaften Erkennungs- <strong>und</strong> Erkenntnisfähigkeit des Rechners.Beispiel: automatische 100% sprecherunabhängige Spracherkennung <strong>und</strong> SprecheridentifizierungBilderkennung <strong>und</strong> Bildverstehen => Führerloses Autofahren ist noch Zukunftsmusik!Abhilfe: Gr<strong>und</strong>lagenforschung!! Es fehlen noch gr<strong>und</strong>legende <strong>in</strong> technische Systeme umsetzbareErkenntnisse der Wirkungszusammenhänge!!


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 13 -Skript-1.2 Begriffe <strong>und</strong> deren Bedeutung aus der <strong>PDV</strong>1.2.1 Prozess allgeme<strong>in</strong>, Unterscheidung nach Verarbeitungsart <strong>und</strong> Verarbeitungsgut• Bisher: gesprochen vom Prozess, Vorgang <strong>und</strong> Masch<strong>in</strong>e ► Nun wird e<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition benötigt, um festzulegen was <strong>in</strong> der PDT genaudarunter zu verstehen ist• Es gibt <strong>die</strong> DIN 66 201 <strong>die</strong> besagt:• E<strong>in</strong> Prozess ist der Vorgang zur Umformung, zum Transport oder zur Speicherung von Materie, Energieoder Information• Veranschaulicht: Verarbeitungsart ► Vorgang <strong>und</strong> das Verarbeitungsgut ► Materie,Energie,Information


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 14 -Skript-• Beispiele:1. Verarbeitungsart• Umformung erfolgt <strong>in</strong> Erzeugerprozessen: Drehbank zur mechanischen Bearbeitung UmformungMaterie), Galvanisierbad mit E<strong>in</strong>satz von Chemie <strong>und</strong> elektrischer Energie• Transport von Gütern (Materie, Energie): Bestückung von Leiterplatten, Verkehrsnetze,Energieversorgungsnetze,• Speicherung bezeichnet man als Aufbewahrungsprozesse z.B. Hochregallager <strong>in</strong> der Fabrik2. Verarbeitungsgut• Materie: geg. <strong>in</strong> fester, flüssiger oder gasförmiger Konsistenz ► Umwandlung derAggregatszustände kann beim Bearbeiten, Verb<strong>in</strong>den, Umwandeln (Schmelzen) Transport oderLagerung erfolgen.• Energie: Erzeugung, Transport• Information: Verarbeitung <strong>PDV</strong>-Anlagen• Der Elementarprozess ist gekennzeichnet durch genau e<strong>in</strong>e Verarbeitungsart <strong>und</strong> e<strong>in</strong> VerarbeitungsgutHeizung: Umformung elektrischer Energie <strong>in</strong> WärmeKessel: Speicherung von MaterieLeitung Transport von Energie oder Material• Der E<strong>in</strong>zelprozess stellt <strong>die</strong> kle<strong>in</strong>ste geschlossene Prozesse<strong>in</strong>heit dar, bei der e<strong>in</strong> kompletter Bearbeitungslaufdurchgeführt wird. Er ist aus mehreren Elementarprozessen zusammengesetzt, <strong>die</strong> eng mite<strong>in</strong>ander verknüpft s<strong>in</strong>d.• E<strong>in</strong>e Masch<strong>in</strong>e basiert auf m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>em/mehreren E<strong>in</strong>zelprozessen• E<strong>in</strong>e Anlage besteht wiederum aus mehreren Masch<strong>in</strong>en <strong>und</strong> basiert ebenfalls auf m<strong>in</strong>destes e<strong>in</strong>emE<strong>in</strong>zelprozess.• Der Verb<strong>und</strong>prozess besteht aus mehreren E<strong>in</strong>zelprozessen (Masch<strong>in</strong>en) <strong>die</strong> zusammenarbeiten um e<strong>in</strong>egeme<strong>in</strong>same Aufgabe zu erledigen.Beispiel: Fertigungsstraßen , Transportsysteme• Der Betriebsprozess umfasst verschiedene Verarbeitungsbereiche e<strong>in</strong>es Betriebs: Fertigung, Lager, Versand,Buchführung, Auftragsabwicklung, Verwaltung, Entwicklung.


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 15 -Skript-• Die E<strong>in</strong>beziehung aller Betriebsbereiche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Prozess wird mit dem Schlagwort CIM (Computer IntegratedManufactur<strong>in</strong>g) bezeichnet.► H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> ist <strong>die</strong> Optimierung des gesamten Ablaufs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fertigungsunternehmen, um Kosten <strong>und</strong> Zeit zusparen bei Steigerung der Produktivität. ► Hier gibt es zwei Vorgehensweisen:• globale zentrale StrategieEs wird versucht -isoliert- e<strong>in</strong>e Gesamtlösung auf e<strong>in</strong>mal zu optimieren ► im Extremfall nur e<strong>in</strong>mal <strong>und</strong> hat dann <strong>die</strong> optimale Lösung.►Problem: Die zu betrachtenden Vorgänge s<strong>in</strong>d meist unüberschaubar vielfältig <strong>und</strong> im Detail vone<strong>in</strong>ander abhängig ► ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelnerüberblickt mehr alles.► Problem: Umsetzung der globalen Optimierungsvorgaben im Detail ► oft verhält sich <strong>die</strong> Umsetzung nicht so optimal wie geplant,sondern eher h<strong>in</strong>derlich, weil Details nicht berücksichtigt wurden durch <strong>die</strong> zentrale Steuerung.• Strategie der kle<strong>in</strong>en Iterationen: Prozess der stetigen lokalen Verbesserung mit dem Ziel Zeit <strong>und</strong> Kostene<strong>in</strong>zusparen bei gleich bleibender Produktivität oder Produktivität zu erhöhen bei konstanten Kosten <strong>und</strong> Zeit.Jeder Teilprozessverantwortliche optimiert (theoretisch bis er überflüssig ist) lokal <strong>und</strong> im H<strong>in</strong>blick auf se<strong>in</strong>e Prozessschnittstellen.►Gr<strong>und</strong>gedanke: Pragmatismus <strong>und</strong> der Glaube dass <strong>die</strong>, <strong>die</strong> mit der Materie jeden Tag zu tun haben am besten wissen was zuoptimieren ist <strong>und</strong> das Teiloptimierungen sich gegenseitig optimieren bis zu dem Zeitpunkt bis e<strong>in</strong> Gesamtoptimum erreicht ist ►Problem ggf. lokales M<strong>in</strong>imum gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> nicht globales. ► funktioniert im Unternehmen nur dann gut, wenn <strong>die</strong> Mentalität derBetroffenen <strong>die</strong>se Vorgehensweise unterstützt. ► Abteilungsdenken h<strong>in</strong>derlich!!


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 16 -Skript-1.2.2 Der technische ProzessWir befassen uns mit e<strong>in</strong>er besonderen Sorte von Prozessen:• E<strong>in</strong> technischer Prozess ist e<strong>in</strong> spezieller Prozess ► dessen Zustandsgrößen werden mit technischen Mittelnerfasst <strong>und</strong> bee<strong>in</strong>flusst (gemessen, gesteuert, geregelt)• ► <strong>Prozessdatenverarbeitung</strong>ssysteme (<strong>PDV</strong>S) bestehend aus Hardware <strong>und</strong> Software stellen u.A. solchetechnischen Mittel zu Bee<strong>in</strong>flussung <strong>und</strong> Erfassung bereit:• Die Schnittstelle <strong>PDV</strong> <strong>und</strong> Prozess ist <strong>die</strong> elektrische <strong>und</strong> logische Schnittstelle des jeweiligenSensors <strong>und</strong> Aktors.• ► Mit den Gr<strong>und</strong>lagen der <strong>PDV</strong>S beschäftigen wir uns hier <strong>und</strong> gehen davon aus, dass <strong>die</strong>technischen Prozesse <strong>und</strong> deren Automatisierungsanforderungen bekannt <strong>und</strong> gegebens<strong>in</strong>d.Beispiel: ► Abbildung 1.7 : Steuerung e<strong>in</strong>es technischen Prozesses mit Hilfe e<strong>in</strong>er Rechnerhierarchie


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 17 -Skript-Verarbeitungsgut: FlüssigkeitVerarbeitungsart: Flüssigkeit wird geheizt ► temperaturgeregelt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Durchflussmenge gesteuert► PDT-Hardware beg<strong>in</strong>nt beiSignalumsetzter <strong>und</strong> erstreckt sich bis zur Führungsebene► das unmittelbare Erfassen <strong>und</strong> Verändern der Zustandsgrößen über Sensoren,Mechanik, Pneumatik, Pumpen etc zählt <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie mit zur Anlage.


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 18 -Skript-1.2.3 Klassifikationsmerkmale von technischen Prozessen► Es gibt viele technische Prozesse, <strong>die</strong> auf Gr<strong>und</strong> ihrer Eigenheiten durch unterschiedliche Methoden <strong>und</strong> Mittel automatisiert werden müssen,deshalb zunächst e<strong>in</strong>e weitere Verfe<strong>in</strong>erung der Klassifizierung neben Prozessgr<strong>und</strong>typ <strong>und</strong> Verarbeitungsarten <strong>und</strong> -gütern.1.2.3.1 Unterscheidung nach Verarbeitungsstrukturen• Es gibt folgende unterschiedliche Verarbeitungsstrukturen von Prozessen:1. kont<strong>in</strong>uierliche oder auch stetige Verarbeitung►stetiger Strom von Materie oder Energie wird transportiert oder umgewandelt►E<strong>in</strong>zelteile können technisch oder prozessbed<strong>in</strong>gt nicht vone<strong>in</strong>ander getrennt bzw. identifiziert werdenBeispiele: kont<strong>in</strong>uierliche Stahlerzeugung,chemische Prozesse,petrochemische Prozesse,EnergieerzeugungBildbeispiel: => Bild 1.8: Beizanlage zur Oberflächenbehandlung von Metallblechen Die Metallrollen werden durch e<strong>in</strong>en Hubbalkenfördererangeliefert <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Abhaspelanlage(Abrollanlage) e<strong>in</strong>gelegt. Über Förderrollen gelangt das Blech <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Schopfschere <strong>und</strong> wird dort abgerichtet(zurechtgeschnitten), damit das neue Band mit dem alten zusammengeschweißt werden kann. Über e<strong>in</strong> Streck-Richt-Gerüst kommt das Band <strong>in</strong> <strong>die</strong>Beizanlage <strong>und</strong> danach <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Abricht (Zuschneide-)-anlage zum Seitenschneiden <strong>und</strong> Besäumen (Saum l<strong>in</strong>ks <strong>und</strong> rechts!). Danach wird das Bandwieder aufgehaspelt (gerollt) <strong>und</strong> über e<strong>in</strong> Fördersystem verpackt (►wenn Rolle voll ist noch vorher abgeschnitten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>geölt) <strong>und</strong> abtransportiert.Steuerung über e<strong>in</strong> hierarchisches Rechnersystem.


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 19 -Skript-2. diskont<strong>in</strong>uierliche oder auch unstetige bzw. diskrete Prozesse►i.A. s<strong>in</strong>d das Stückprozesse, <strong>die</strong> bei der Fertigung oder Behandlung von diskreten e<strong>in</strong>zelidentifizierbaren Produktenzu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d.Beispiele:E<strong>in</strong>zel- <strong>und</strong> Massenfertigung,E<strong>in</strong>zel- <strong>und</strong> Bandmontage,Stückgutförderung,Lagerhaltung,NachrichtenübertragungBildbeispiel ► Bild 1.9: Fabrik zur mechanischen Bearbeitung von Werkstücken (bis h<strong>in</strong> zur Losgröße 1 mit Umrüsten der Masch<strong>in</strong>en durch denRobbi)Am Planungs- <strong>und</strong> Steuerrechner wird <strong>die</strong> Bearbeitung von Aufträgen geplant <strong>und</strong> freigegeben. Das Rohmaterial gelangt über das E<strong>in</strong>gangslager <strong>in</strong>den Fertigungsablauf. Die <strong>in</strong>dividuellen Werkstücke werden an den e<strong>in</strong>zelnen Stationen gemäß den Fertigungsvorgaben bearbeitet. Diese Vorgaben<strong>und</strong> NC-Programme werden vom Planungs- <strong>in</strong> den jeweiligen Steuerrechner e<strong>in</strong>gegeben. Diese <strong>in</strong>itialisieren <strong>und</strong> überwachen <strong>die</strong> Fertigungsabläufe<strong>in</strong> den Masch<strong>in</strong>en(Masch<strong>in</strong>ensteuerung extra). Die fertigen Teile werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Montagestation zusammengebaut <strong>und</strong> anschließend extravermessen. Von dort gelangen <strong>die</strong> fertigen Teile <strong>in</strong>s Fertiglager. Für den Transport von Bearbeitungsstation zu Bearbeitungsstation ist e<strong>in</strong>rechnergesteuertes Transportsystem zuständig.


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 20 -Skript-3. Hybride Prozesse oder auch Chargenprozesse s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> am häufigsten anzutreffendenProzesse► Mischform aus 1. <strong>und</strong> 2.: Die diskrete Verarbeitung von gebündelten zusammen-gehörigidentifizierbarenTeilmengen e<strong>in</strong>es sonst kont<strong>in</strong>uierlichen Gutes. Beispiel: Brauen e<strong>in</strong>es BieresBottichweise <strong>in</strong> Weihenstephan


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 21 -Skript-1.2.3.2 Unterscheidung nach der <strong>in</strong>neren AblaufstrukturNeben der gr<strong>und</strong>sätzlichen Verarbeitungsstruktur <strong>in</strong>nerhalb des Prozesses ergibt sich auch noch e<strong>in</strong>e Ablaufstrukturdes Prozesses <strong>die</strong> es zu berücksichtigen gilt, nach denen sich <strong>die</strong> PDT zu richten hat.• determ<strong>in</strong>istische Ablaufstrukturhier liegt <strong>die</strong> zeitliche Abfolge fest Beispiel Schienenverkehr• stochastische Ablaufstrukturhier gelten <strong>die</strong> Gesetze der Statistik Beispiel Straßenverkehr• !►! Wichtig: Wahl der Algorithmen !!!1.2.3.3 Unterscheidung nach E<strong>in</strong>satzgebiet• Fertigung► Verarbeitung von Gütern <strong>in</strong>sbesondere der Verarbeitung von Material <strong>in</strong> Stückprozessen (diskont<strong>in</strong>uierlich)<strong>und</strong> Erzeugungsprozessen (Umformung, Herstellung)AutomobilbauElektro<strong>in</strong>dustrie• Verfahrenstechnik►kont<strong>in</strong>uierliche Verarbeitung oder chargenweiser Verarbeitung von Gütern <strong>und</strong> Energie zum ZielChemische IndustrieEnergieerzeugung <strong>in</strong> Kraftwerken• VerteilungsprozesseLager <strong>und</strong> VersandhäuserNachrichtennetze (Internet, Verteilung von Information)• Verwaltung► Fachgebiet der EDVBürobereich, Buchhaltung etc.• Mess- +Prüfprozesse• Forschung <strong>und</strong> Entwicklung• DienstleistungsbereichBeispiel: Mediz<strong>in</strong>labors, Umweltschutz


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 22 -Skript-1.2.4 Prozessrechner (PR)• Als Prozessrechner wird e<strong>in</strong> Rechner bezeichnet der mittels Prozessperipherie direkt an den technischen Prozessgekoppelt ist.


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 23 -Skript-Neu Prozessperipherie:• Elektropneumatischer Messgeber,►Umwandlung pneumatisches Prozesssignal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en elektrischen Messwert ► verstärkt ►A/D -Wandlung ► Verarbeitungdann digital• Temperatursensor:► thermoelektrisches Pr<strong>in</strong>zip ► Widerstandsänderung ► kle<strong>in</strong>e Spannung ► Millivolt- Bereich wird vertstärkt ► A/DWandlung ► Verarbeitung dann digital• Impulsdrehzahlmessung:►Vom Drehzahlgeber werden Impulse mit niedriger Spannung erzeugt ► Rechteckformumg ►Flankenwechsel/Zustandswechsel (vorgeschaltete Zähler) ► DigIn Rechner wertet aus: Anzahl der Impulse/Zeit, Impulsdauer► Verarbeitung dann digital• Mechanischer Druckschalter:► Pr<strong>in</strong>zip Schalter ► DigIn• Motor:► Zur Regelung e<strong>in</strong>es Stellgliedes Digiwert ► D/A ► Verstärker ► Antriebssignal Motor• Schrittmotor:►Motor kann <strong>in</strong> def<strong>in</strong>ierten W<strong>in</strong>kelpos. e<strong>in</strong>gestellt werden ► Rechner schickt e<strong>in</strong>e vorgegebene. Anzahl von Impulsen ►DigOut ► Verstärker ► Schrittmotor• Stellventil:►Ventil schließen == Impuls ausgeben => DigOut => verstärken => Stellventil• Pegelumformer <strong>und</strong> Prozess<strong>in</strong>terface► Prozessrechner arbeitet <strong>in</strong>tern digital i.d.R mit 5V (3V) ► Signalform <strong>und</strong> Signalpegel der ankommenden <strong>und</strong> gesteuertenSignale müssen entsprechend angepasst werden► Pegelumformer <strong>und</strong> Verstärker (Analogtechnik). Häufige zu lösende Probleme: der galvanischen Massekopplung <strong>und</strong>Störungsbee<strong>in</strong>flussung Rechner


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 24 -Skript-• Die Bezeichnung "Prozessrechner" <strong>und</strong>/oder „Autmatisierungsrechner“ hat sich e<strong>in</strong>gebürgert, da <strong>die</strong>ser Rechnertyp vorwiegend zur"Automatisierung technischer Prozesse" e<strong>in</strong>gesetzt wird. Im englischen Sprachraum werden Prozessrechner unter dem Sammelnamen"M<strong>in</strong>icomputer" geführt.


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 25 -Skript-1.2.5 Prozessdaten <strong>und</strong> ProzessgrößenHäufig wird von Prozessdaten <strong>und</strong> Prozessgrößen gesprochen. ► Deutlicher Unterschied:• Prozessdaten werden zwischen PR <strong>und</strong> Prozess ausgetauscht• Prozessgrößen beschreiben e<strong>in</strong>en technischen Prozess, unabhängig von se<strong>in</strong>er Lenkung durch den Rechner.• Prozessgrößen:• Prozessgrößen s<strong>in</strong>d technische, physikalische oder chemische Größen, <strong>die</strong> mit technischen Mitteln erfasst<strong>und</strong> bee<strong>in</strong>flusst werden können. Diese werden mit geeigneten Maße<strong>in</strong>heiten durch Zahlenwerte (Daten)beschrieben.Beispiel: Geschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> m/s, Masse <strong>in</strong> kg, Ph-Wert als re<strong>in</strong>e Zahl, Drehzahl <strong>in</strong> u/m<strong>in</strong>• Prozessgrößen s<strong>in</strong>d für jeden e<strong>in</strong>zelnen Prozess <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Verarbeitungsgut verschieden, aber es gibt fürjede Verarbeitungsart charakteristische Größen:• Speicherprozess: <strong>die</strong> Menge ( kg, J bzw. kWh, Stück)• Transport: der Durchsatz ( <strong>in</strong> kg/s, W, Stück/Zeit)• Umformung: Art <strong>und</strong> Umfang der Änderung; wobei aber nach den Erhaltungssätzen der Physik oderChemie <strong>die</strong> Gesamtmengen unverändert bleiben.Beispiel: Lochbohren <strong>in</strong> Metall: Lochspäne + Werkstück = Gesamtmenge


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 26 -Skript-• Prozessgrößen untergliedern sich <strong>in</strong>:• Prozesszustandswerte <strong>und</strong> -daten► s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> im Betrieb auftretenden veränderlichen Größen, <strong>die</strong> den aktuellen Zustand des Prozesses beschreiben<strong>und</strong> mit technischen Mitteln erfasst <strong>und</strong> bee<strong>in</strong>flusst werden.► z.B.: Drehzahl e<strong>in</strong>es Motors, Temperatur e<strong>in</strong>er Waschmasch<strong>in</strong>e• Prozessparameter► s<strong>in</strong>d solche Größen <strong>die</strong> für e<strong>in</strong>en Prozesslauf konstant s<strong>in</strong>d, aber für e<strong>in</strong>en nächsten Prozesslauf geändertwerden können.► z.B.: E<strong>in</strong>stellung der Waschmasch<strong>in</strong>e auf e<strong>in</strong> Waschprogramm=Kochwäscheaustauschbare Werkzeuge <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er NC-Masch<strong>in</strong>e


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 27 -Skript-• Prozesskennwerte► oder auch Anlagedaten genannt s<strong>in</strong>d technische Daten, <strong>die</strong> durch den Aufbau des Prozesses, se<strong>in</strong>eStruktur, Konstruktion <strong>und</strong> Anwendung festgelegt s<strong>in</strong>d. Es s<strong>in</strong>d also Festwerte, zu denen vor allem auchGrenzwerte gehören.► Beispiel: <strong>die</strong> Heizleistung bei e<strong>in</strong>er Waschmasch<strong>in</strong>e, der max. Durchsatz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fördersystem• E<strong>in</strong>gangsgrößen►fließen <strong>in</strong> den Prozess h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>und</strong> wirken auf den Prozess. Sie werden auch als freie Variable bezeichnet, daihre Werte unabhängig vom Prozesszustand <strong>und</strong> -ablauf angenommen werden können.• Zufluss von Verarbeitungsgut:►Der Zufluss von Verarbeitungsgut (Materie, Energie) erfolgt kont<strong>in</strong>uierlich oder <strong>in</strong> Chargen <strong>und</strong>bee<strong>in</strong>flusst dabei den Zustand des Prozesses.Beispiel: der Zulauf von kaltem Wasser <strong>in</strong> <strong>die</strong> Waschmasch<strong>in</strong>e, je nach Witterung unterschiedlicher Temperatur beim E<strong>in</strong>lauf,verändert <strong>die</strong> Waschwassertemperatur, <strong>die</strong> geregelt se<strong>in</strong> soll, <strong>und</strong> damit den Prozesszustand.• Stellgrößen:►wirken mehr oder m<strong>in</strong>der direkt auf <strong>die</strong> ProzesszustandsgrößenBeispiel: auf das Ventil für den Wasserzu- <strong>und</strong> ablauf• Störgrößen:► treten meist als unerwünschter <strong>und</strong> oft schwer kontrollierbarer Zu- oder Abfluss von Verarbeitungsgutauf, oder sogar als Störung von Stell- <strong>und</strong> Messgrößen.Beispiel: e<strong>in</strong> <strong>und</strong>ichtes Ventil, Wärmezufuhr beim Öffnen e<strong>in</strong>es Kühlschranks, Rauschen oder Übersprechen auf Signalleitungen.• Ausgangsgrößen► fließen aus dem Prozess heraus, dabei können sie aber auch auf den Prozess zurückwirken. ► stetsabhängig vom aktuellen Prozesszustand ► Bezeichnung deshalb als abhängige Größen• Abfluss von Verarbeitungsgut:► hängt vom aktuellen Zustand des Prozesses <strong>und</strong> Stellgrößen ab. ► verändert i.d.R denProzesszustand, oft wie Zufluss nur mit umgekehrtem Vorzeichen.Beispiel: der Ablauf (=Abfluß) von Wasser aus der Waschmasch<strong>in</strong>e hängt vom Zustand Temperatur <strong>und</strong> Wasserstand <strong>und</strong> derStellgröße Ablaufventilstellung ab. Der Wasserstand <strong>und</strong> ggf. <strong>die</strong> Temperatur verändert sich damit


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 28 -Skript-• Messgrößen:► sollen <strong>die</strong> aktuellen Prozesszustandsgrößen unabhängig vone<strong>in</strong>ander angeben, <strong>und</strong> sollen ke<strong>in</strong>eRückwirkung auf den Prozess haben. Auch <strong>die</strong> Stellgrößen sollten ke<strong>in</strong>e direkten unmittelbarenE<strong>in</strong>wirkungen auf sie haben.Beispiel: <strong>die</strong> Temperaturanzeige des Kühlwassers im Fahrzeug soll unabhängig von (Prozesszustand) Geschw<strong>in</strong>digkeit <strong>und</strong> Beladungerfolgen <strong>und</strong> darauf auch ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss haben. Sie sollte aber auch nicht von der Gaspedalstellung (Stellgröße) abhängen.Wenn der Tankanzeiger von Neigung <strong>und</strong> Temperatur abhängt so ist das e<strong>in</strong>e Fehlkonstruktion.• Alarme:►spezielle Messgrößen signalisieren besondere wichtige Ereignisse, <strong>die</strong> durch bestimmteProzesszustandsänderungen def<strong>in</strong>iert s<strong>in</strong>d. Beispiel: Überschreitung der zulässigenKühlwassertemperatur


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 29 -Skript-• Prozessdaten untergliedern sich <strong>in</strong>:• Ausgabedaten• E<strong>in</strong>gabedaten• Alarme als Sonderform von E<strong>in</strong>gabedaten• ► Alle Daten können sowohl digital (wertdiskret) als auch analoger (wertkont<strong>in</strong>uierlich) Natur se<strong>in</strong>!!


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 30 -Skript-1.2.6 Rechenprozess, Task <strong>und</strong> Multitask<strong>in</strong>g• Die Software, <strong>die</strong> auf dem PR "läuft" ist für <strong>die</strong> Funktionalität bzw. Regelung verantwortlich ► hier spricht mangenauer von Rechenprozessen <strong>die</strong> <strong>die</strong> Aufgabe der Verarbeitung der erfassten Messgrößen aus demtechnischen Prozess <strong>und</strong> dessen Bee<strong>in</strong>flussung haben ("was wie wann getan werden muss").• Rechenprozesse haben <strong>die</strong> Umformung, Verarbeitung <strong>und</strong> den Transport von Information zum Gegenstand.• Der Ablauf e<strong>in</strong>es Programms <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rechner wird als Rechenprozess oder kurz als Prozess oder Taskbezeichnet.• ► Das Programm selbst ist <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Zusammenhang <strong>die</strong> statische Aufschreibung von Befehlen => derAlgorithmus => <strong>die</strong> "Be<strong>die</strong>nungsanleitung" zum technischen Prozess• ► Der Rechenprozess (Task) ist <strong>die</strong> dynamische Ausführung des Programms => <strong>die</strong> Ausführung derBe<strong>die</strong>nungsanleitung <strong>in</strong> Abhängigkeit der Anforderungen des zu be<strong>die</strong>nenden technischen Prozesses.• Auf e<strong>in</strong>em Rechner können, sofern <strong>die</strong> Rechnerleistung ausreicht, quasi gleichzeitig mehrere Rechenprozesseausgeführt werden. Diese Betriebsart e<strong>in</strong>es Rechners nennt man Multitask<strong>in</strong>g (oder auch Multiprozess<strong>in</strong>g).• Mehrere Rechenprozesse können <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rechner dasselbe Programm benutzen (ihr Ablauf muss hierzumehrmals angestoßen werden) allerd<strong>in</strong>gs benötigt jeder Prozess se<strong>in</strong>en eigenen Datenbereich.Beispiel:Angenommen es gibt 10 aktive Term<strong>in</strong>als an e<strong>in</strong>em Rechner => so existiert s<strong>in</strong>nvollerweise für jedes Term<strong>in</strong>al e<strong>in</strong> eigener Rechenprozess mitprivatem Datenbereich <strong>in</strong> dem alle re<strong>in</strong>- <strong>und</strong> rausgehenden Zeichen des jeweiligen Term<strong>in</strong>als verarbeitet werden. Da jedes Term<strong>in</strong>alsystematisch gleich behandelt wird, existiert das Programm zur Term<strong>in</strong>alsteuerung nur e<strong>in</strong>mal <strong>und</strong> wird von jedem der 10 Rechenprozessemitgenutzt. Die Rechenprozesse werden im Betrieb zu e<strong>in</strong>er Zeit <strong>in</strong> unterschiedlichen Betriebszuständen se<strong>in</strong>. Der E<strong>in</strong>e wartet auf E<strong>in</strong>gabe,der Andere ist gerade damit beschäftigt Zeichen an den Bildschirm auszugeben. Das heißt jeder Prozess hat e<strong>in</strong>en eigenen'Programmcounter' der jeweils unterschiedlich <strong>in</strong> das geme<strong>in</strong>sam genutzte Programm zeigt. Damit nichts durche<strong>in</strong>ander kommt, benutzt dasProgramm nur Daten <strong>und</strong> Variable, <strong>die</strong> es vom jeweils aktiven Prozess zur Verfügung gestellt bekommt. Es hat somit selbst ke<strong>in</strong>en eigenenVariablenbereich.


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 31 -Skript-• Zu e<strong>in</strong>er Zeit kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rechner (S<strong>in</strong>gle-Prozessor-System) nur e<strong>in</strong> Rechenprozess aktiv se<strong>in</strong>. Die quasigleichzeitige Abarbeitung aller Rechenprozesse wird durch e<strong>in</strong>e Stückelung <strong>und</strong> Verteilung der verfügbarenRechnerzeit auf <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Rechenprozesse erreicht.Beispiel: Abb. 1.1E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches Modell für e<strong>in</strong>e gleichmäßige Aufteilung der verfügbaren Rechenzeit e<strong>in</strong>es Rechners auf n-Rechenprozesse könntebeispielsweise wie folgt aussehen:Jeder Rechenprozess erhält der Reihe nach jeweils für e<strong>in</strong>e bestimmte Zeitdauer (Zeitscheibe) T den Rechner zugeteilt. Nachdem der letzteRechenprozess <strong>die</strong> Zeit verbraucht hat, erhält der erste wieder e<strong>in</strong>e Zeitscheibe usw.Für <strong>die</strong> Umschaltung (Kontextswitch) von e<strong>in</strong>em Rechenprozess auf den nächsten benötigt man e<strong>in</strong>e Zeit t. Denn zunächst muss der aktuelleZustand (Kontext) des gerade laufenden Prozesses gerettet bzw. gespeichert werden, damit er beim Erhalten se<strong>in</strong>er nächsten Zeitscheibe ander unterbrochenen Stelle fortsetzten kann. Im nächsten Schritt muss der gerettete Zustand des nun zum laufen kommendenRechenprozesses geladen werden, damit an der Stelle weiter gearbeitet werden kann an der letztes Mal <strong>die</strong>ser Prozess unterbrochen wurde.Nach dem Ladevorgang beg<strong>in</strong>nt dann sofort <strong>die</strong>ser Rechenprozess für <strong>die</strong> Dauer se<strong>in</strong>er Zeitscheibe zu rechnen.Das Bild zeigt e<strong>in</strong> Beispiel für n=4 Rechenprozesse (RP) bei T=1 ms <strong>und</strong> t = 0.1 ms (aus /1/).


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 32 -Skript-Kontextswitch <strong>und</strong> Overhead


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 33 -Skript-Der Kontextswitch, vom laufenden Prozess zum nächsten wartenden Prozess stellt e<strong>in</strong>en Verbrauch vonRechnerzeit dar, der ke<strong>in</strong>em Rechenprozess zugute kommt, sondern sogar <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Anwendungen verfügbareRechnerzeit reduziert, er ist also unerwünschter aber notwendiger Overhead.Der Overhead wird <strong>in</strong> % der Dauer e<strong>in</strong>er Zeitscheibe angegeben.Kontextswitchdauer t=0.1 ms , Zeitscheibe T=1ms Overhead= 0.1 / 1.0 *100% = 10%Der Betriebssystembauer ist nun bestrebt den Overhead so kle<strong>in</strong> wie möglich zu halten.Die Kontextswitchdauer t ist <strong>in</strong> der Regel von der Architektur <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit des Rechners abhängig, <strong>und</strong> somit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vorgegebenenUmgebung annähernd konstant. Somit lässt sich über <strong>die</strong> große Zeitscheibengrößen T der Overhead rechnerisch m<strong>in</strong>imieren. Gegenläufigdazu muss aber <strong>die</strong> Zeitscheibe T so kle<strong>in</strong> gewählt werden, dass jeder der laufenden Prozesse spätestens dann wieder e<strong>in</strong>e Zeitscheibeerhält wenn der zu steuernde technische Prozess es erfordert.• Rechenprozesse laufen s<strong>in</strong>nvoll nur mit Kommunikation zu anderen Prozessen ab.Sie erhalten Information bzw- Nachrichten, <strong>die</strong> entweder von anderen Rechenprozessen herkommen oder von außen (z.B.Zustands<strong>in</strong>formation vom technischen Prozess): Sensoren s<strong>in</strong>d gewissermaßen <strong>die</strong> Wandler, <strong>die</strong> Information über physikalische Zustände imtechnischen Prozess aufnehmen <strong>und</strong> <strong>in</strong> Nachrichten umsetzen, <strong>die</strong> von den Rechenprozessen empfangen werden.Sie geben Informationen/Nachrichten ab, entweder zu anderen Rechenprozessen oder nach außen (z.B. Steuerungs<strong>in</strong>formation antechnische Prozesse). Aktoren s<strong>in</strong>d hier <strong>die</strong> Wandler, <strong>die</strong> Nachrichten aus Rechenprozessen <strong>in</strong> physikalische Signale umsetzen• Rechenprozesse s<strong>in</strong>d also kommunizierende "kommunizierende sequentielle Prozesse►(CSP, Communicat<strong>in</strong>g Sequential Processes)".• Die Rechenprozesse e<strong>in</strong>es Prozessrechnersystems laufen• auf e<strong>in</strong>em zentralen Prozessrechner• auf mehreren Rechnern verteilt (verteiltes Prozessrechnersystem)Die Kommunikation erfolgt entweder <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Rechners oder zuverschiedenen Rechnern. Die Verteilung der Rechenprozesseauf <strong>die</strong> Rechner erfolgt dabei nach Lastsituation oder nach den benötigten Ressourcen entweder statisch oder dynamisch.


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 34 -Skript-1.2.7 Gr<strong>und</strong>pr<strong>in</strong>zipien der Rechner-Prozesskoppelung• offl<strong>in</strong>e Betrieb (heute selten) ► <strong>in</strong>direkt gekoppelter Betrieb. ► Der Mensch transportiert <strong>die</strong> Daten zwischenProzess <strong>und</strong> RechnerBeispiel: NC-Masch<strong>in</strong>e alter Machart• onl<strong>in</strong>e Betrieb (Stand der Technik) ►direkt gekoppelter Betrieb Rechner <strong>und</strong> Prozess s<strong>in</strong>d überProzeßperipherie gekoppelt.• offener Betrieb• Datenerfassung one-way vom Prozess zum PR►z.B. Crashrecorder (Flugzeug, Autocrashanlage) Abb1.5• Datenausgabe, Steuerung one-way vom PR zum Prozess►CNC Masch<strong>in</strong>en• closed-loop Betrieb• Regelung (Stand der Technik) geschlossenes digitales Regelsystem, bei dem der PR den Prozesssteuert <strong>in</strong> Abhängigkeit der Messgrößen <strong>und</strong> Vorgaben.


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 35 -Skript-


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 36 -Skript-1.2.8 Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Sicherheit• Zuverlässigkeit: Unter Zuverlässigkeit e<strong>in</strong>er technischen Anlage versteht man <strong>die</strong> Fähigkeit desSystems unter vorgegebener Zeitdauer <strong>und</strong> zulässigen Betriebsbed<strong>in</strong>gungen <strong>die</strong> spezifizierteFunktion zu erbr<strong>in</strong>gen.• Sicherheit: Die Sicherheit ist das Nichtvorhandense<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gefahr für den Menschen, <strong>die</strong> Umwelt <strong>und</strong>den Sachwert. Oder „weicher“: “Sicherheit ist e<strong>in</strong>e Sachlage, bei der das Risiko nicht größer als dasGrenzrisiko ist.” [DIN/VDE 31000 Teil2] Als Grenzrisiko ist dabei das größte, noch vertretbare Risikozu verstehen [Hal99].Sicherheit Zuverlässigkeit ► Beispiel: Der Ruhezustand e<strong>in</strong>er Anlage sei sicher, aber <strong>in</strong> <strong>die</strong>sem Zustand erfüllt <strong>die</strong> Anlage ihreBetriebsaufgabe nicht zuverlässig.• Die Zuverlässigkeit wird i.d.R. bee<strong>in</strong>trächtigt durch Fehler <strong>und</strong> gegebenenfalls Funktionsausfall.• An <strong>die</strong> Zuverlässigkeit von Prozessrechnern werden besondere Anforderungen gestellt: Prozessrechnermüssen oft im 7-Tage-24-St<strong>und</strong>en-Betrieb funktionsfähig se<strong>in</strong>.• ►Funktionsausfall kann dazu führen:• damit <strong>die</strong> gesamte Produktionsanlage ausfällt, womit sehr hohe Kosten verb<strong>und</strong>en se<strong>in</strong> können,• sich <strong>die</strong> Produkt-Qualität verschlechtert (oder der Energie- bzw. Rohstoff-Bedarf),• hohe Kosten bei der Wieder<strong>in</strong>betriebnahme entstehen.• Es wird immer wirtschaftlicher, hochzuverlässige Prozessrechner e<strong>in</strong>zusetzen, ggf. fehlertolerante Systeme,welche auch beim Ausfall e<strong>in</strong>zelner Komponenten ihre Funktionen weiter erfüllen.• Es gibt auch sicherheitskritische Anwendungen von Prozessrechnern, deren unkontrollierter Ausfall <strong>die</strong>Sicherheit von Menschen gefährdet.Beispiele hierfür s<strong>in</strong>d Anlagen <strong>in</strong> der Intensivmediz<strong>in</strong> (Patientenüberwachung), <strong>in</strong> der Kernkraftwerks-Überwachung sowie bei derSteuerung von Flugzeugen. Bei sicherheitskritischen Anwendungen spielt der "fail-safe" -Begriff e<strong>in</strong>e besondere Rolle: Bei Erkennungdes Ausfalls muss der Prozessrechner das System <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en sicheren Zustand br<strong>in</strong>gen (z.B. das Eisenbahnsignal auf "Halt" stellen).Sicherheitskritische Anwendungen machen zum Teil sehr aufwendige technische Maßnahmen notwendig.


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 37 -Skript-q(t)UnverfügbarkeitAbb 2.71 Zeitverlauf der Unverfügbarkeit q(t) „Badewannenkurve“


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 38 -Skript-


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 39 -Skript-Fehlertolerante Prozeßrechnersysteme (PZR) zur Erhöhung der Verfügbarkeit (1)• E<strong>in</strong> Fehler soll hier verstanden werden als: <strong>die</strong> Abweichung des Systems oder Teile des Systems vomgewünschten -geplanten- Verhalten• ==> Konsequenz: Zuverlässigkeit der Anlage wird negativ bee<strong>in</strong>trächtigt• ==> 1. Wunsch: Fehlervermeidung ('Perfektion') wenn möglich• ==> 2. Wunsch: Fehlertoleranz ('Red<strong>und</strong>anz') wenn 1.Wunsch nicht erfüllbar• Fehlertolerant bedeutet, dass das PZR se<strong>in</strong>e Funktion, den zu steuerenden technischen Prozeß zu be<strong>die</strong>nen,weiterh<strong>in</strong> erfüllt, obwohl e<strong>in</strong> Fehler aufgetreten ist. Voraussetzungen:1. E<strong>in</strong> Fehler wird sicher als solcher erkannt (Fehlerdiagnose,Fehlererkennung)2. Es ist Red<strong>und</strong>anz (==>Ersatz) vorhanden, um den Fehler zu kompensieren ==> Vergleiche'Parallelschaltung' im Zuverlässigkeitsersatzschaltbild3. In Folge e<strong>in</strong>er Fehlererkennung kompensiert der Ersatz den erkannten Fehler, durch Erbr<strong>in</strong>gung dergewünschten (Teil-)Funktion


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 40 -Skript-• Fehlertypen:• permanente Fehler ==> Fehler tritt auf <strong>und</strong> bleibt dauernd bestehen (gut zu f<strong>in</strong>den!)• transiente Fehler ==> Fehler tritt auf <strong>und</strong> verschw<strong>in</strong>det wieder (10 Mal häufiger als permanente Fehler, oftschwierig zu f<strong>in</strong>den!)• Kathegorien von Fehlern:• Entwurfsfehler• Spezifikationsfehler• Implementierungsfehler• Dokumentationsfehler• ==> M<strong>in</strong>imierung durch Entwicklung sog. diversitären Lösungen (2 EW-Teams)• Herstellung- oder physikalische Fehler (Altern,Verschleiß, Überlastung....)• ==> M<strong>in</strong>imierung von Herstellungsfehlern durch Qualitätssicherung• Betriebs- <strong>und</strong> Be<strong>die</strong>nfehler• (unvorhergesehene) Störungen der Prozeßumwelt (EMV,mechanische thermische E<strong>in</strong>flüsse...)• Be<strong>die</strong>nfehler (menschliches Versagen)• Wartungsfehler• ==> M<strong>in</strong>imierung der Be<strong>die</strong>nfehler durch <strong>in</strong>tensives Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g des Personals mittels 'Procedures'


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 41 -Skript-Fehlertolerante Prozeßrechnersysteme (PZR) zur Erhöhung der Verfügbarkeit (2)• Die zu erkennenden Fehler <strong>und</strong> <strong>die</strong> daraus resultierenden Verfahren zur Erkennung derselben werden zurEntwurfszeit des PZRs def<strong>in</strong>iert ==> Erstellung e<strong>in</strong>es Diagnosemodells (FMEA Failure Mode + Effect Analysis)• Die Fehlertoleranz wird ebenfalls zur Entwurfszeit des PZRs e<strong>in</strong>gebaut.• Fehlererkennung durch:• zyklische Hard- <strong>und</strong>/oder Softwaretests• Hardware-Voter ( 2 aus 3 , 3 aus 5) ==> Probleme: Verb<strong>in</strong>dungsleitungen, Hardware des Voters muss auchred<strong>und</strong>ant se<strong>in</strong>• Software-Voter: Ergebnisvergleich nach red<strong>und</strong>anter Berechnung derselben Aufgabe <strong>in</strong> unterschiedlichenSoftwareprozessen auf dem gleichen Rechner oder unterschiedlichen Rechnern• Assertions (Zusicherungen): Bei vorab bekannten Zwischenergebnissen e<strong>in</strong> Vergleich mit den aktuellberechneten Ergebnissen


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 42 -Skript-• Arten der Red<strong>und</strong>anz:• dynamische Red<strong>und</strong>anz: Der Ersatz übernimmt erst dann <strong>die</strong> Funktion wenn e<strong>in</strong> Fehler aufgetreten ist,ansonsten steht er für andere Aufgaben zu Verfügung (==> z.B. Entwicklungsrechner...)• 1. Problem: sichere Fehlererkennung (==> Assertions, Voter nicht e<strong>in</strong>setzbar)• 2. Problem: E<strong>in</strong>phasen des Ersatzsystems• ==>Backward-Recovery-Systeme: Es gibt def<strong>in</strong>ierte Checkpo<strong>in</strong>ts <strong>in</strong> def<strong>in</strong>ierten zeitlichen Abständen andenen gewiss ist, dass das System i.O. ist. An <strong>die</strong>sen Checkpo<strong>in</strong>ts wird der gesamte <strong>in</strong>terne Zustand sogesichert, dass der zuletzt erreichte Checkpo<strong>in</strong>t im Fehlerfall als Anlaufzustand des Ersatzsystems <strong>die</strong>nt.• statische Red<strong>und</strong>anz: Es gibt quasi ke<strong>in</strong>en Unterschied zwischen Ersatz <strong>und</strong> Hauptsystem. Beide bearbeitenparallel dasselbe:• räumlich parallel ==> mehrfach vorhandenen Hardware• ==> SRU-Konzept (smallest replaceable unit) Wenn e<strong>in</strong> Fehler erkannt wird, dann wird <strong>die</strong> betroffenedefekte Hardware (manuell) durch Wechseln der betreffenden SRU ersetzt. (SRU kann se<strong>in</strong>:Bauteil,Subsystem,System...)• zeitlich sequentiell ==> derselbe Bearbeitungsablauf wird zeitlich h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander -<strong>in</strong> Hardware oder/<strong>und</strong>Software- wiederholt


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 43 -Skript-Sicherheitsaspekte• Vor der Verfügbarkeit geht <strong>die</strong> Sicherheit der Anlage• Wird e<strong>in</strong> sicherheitskritischer Fehler erkannt ==> das System muss -falls vorhanden- <strong>in</strong> den "fail-safe" Zustandgebracht werden (=Sicherheitsbetrieb) ==> Reduktion der Verfügbarkeit des Gesamtsystems denn:• Fehlererkennung ist nur bei vorhandener Red<strong>und</strong>anz möglich ==> mehr Hardware, mehr Fehlerquellen, höhereUnverfügbarkeit <strong>in</strong>sgesamt• Wie bee<strong>in</strong>flussen Sicherheitsüberlegungen <strong>die</strong> Verfügbarkeit der Anlage?• Gegeben: 3-fach red<strong>und</strong>ante Hardware q hw


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 44 -Skript-2. TMR-Betrieb (Triple Modular Red<strong>und</strong>ancy) : Mehrheitsentscheidung 2-aus-3Unverfügbarkeit: q ges = q 3 + 3 * ( q 2 * (1-q))q 3 Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit alle ausgefallenq 2 (1-q) Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit zwei ausgefallen, e<strong>in</strong>er funktioniertW a : 3 oder 2 Hardwaren ausgefallen <strong>und</strong> liefern gleiches falsches Ergebnis ==> dann bleibt der Fehler unerkannt<strong>und</strong> ggf. <strong>die</strong> e<strong>in</strong>zig fehlerfrei arbeitende Hardware wird weggeschaltet.W atmr ≤ q 3 + 3 * ( q 2 * (1-q)) ; W atmr = 10 -12 + 3 * 10 -8 * 0.9999 ≈ 10 -73. Höchste Verfügbarkeit: Solange noch e<strong>in</strong>e Hardware funktioniert wird weitergemacht.Unverfügbarkeit: q ges = q hw 3(Erst wenn alle ausgefallen s<strong>in</strong>d, fällt das Gesamtsystem aus)W av : Der Voter entscheidet sich für den fehlerhaften Rechner als richtigen Rechner wenn e<strong>in</strong> Fehler auftritt.W av ≤ 3*q


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 45 -Skript-1.3 Prozessbeschreibung (-modelle) <strong>und</strong> Systembetrachtung• Um e<strong>in</strong>en Prozess steuern bzw. regeln zu können wird ► <strong>die</strong> Prozessbeschreibung <strong>und</strong> das Prozessmodellbenötigt• E<strong>in</strong> Prozessmodell wird erstellt, um folgendes aufzuzeigen <strong>und</strong> zu überprüfen:• Prozessstruktur• Zusammenhänge: E<strong>in</strong>gangsdaten, Ausgangsdaten <strong>und</strong> Zustandsdaten• Mögliche Modellformen:• Gegenständliches Modell (im verkle<strong>in</strong>erten Maßstab oder <strong>in</strong> Zeitlupe)Beispiele: Abläufe <strong>und</strong> Zustände durch besondere Vorrichtungen erfasst <strong>und</strong> verdeutlicht werden. z.B. Rauchfahnen im W<strong>in</strong>dkanal,polarisiertes Licht bei der Materialuntersuchung.• abstrakten oder mathematischen ModellBeispiel: mathematische Gleichungen, numerische Tabellen, Petr<strong>in</strong>etze, Zustandsereignisdiagramme, SDL, Flusspläne oder andereDiagramme• Rechnermodell: Simulation mit e<strong>in</strong>em ComputerBeispiel: Simulation mittels e<strong>in</strong>es Programms, das wiederum auf e<strong>in</strong>em mathematischen Modell beruht, den Prozess simuliert <strong>und</strong> dassich dabei wie e<strong>in</strong> gegenständliches Modell verhält.Beispiel: Graphische Animation e<strong>in</strong>es Fertigungsablaufs: Montage, Lagervorgänge etc. mit "echten" Modellparametern ► quasiNachstellen der Realität ► Möglichkeit der Ermittelung der Gesamtleistung e<strong>in</strong>er Anlage. ► (kostengünstige) Simulation vonFehlerfällen


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 46 -Skript-1.3.1 Prozessbeschreibung• Vorgang der Erstellung: Strukturierung des Prozesses ► Zerlegung <strong>in</strong> Teilprozesse ► Verfe<strong>in</strong>erung bis zuElementarprozessen (► entspricht der strukturierten Programmierung)• ►Ergebnis: Verteilung der Beschreibung des Gesamtprozesses auf <strong>die</strong> Elementarprozesse selbst <strong>und</strong> derenZusammenhänge untere<strong>in</strong>ander.• Elementarprozesse werden meist mittels mathematischer Modelle beschrieben: Gleichungen über technische,chemische oder physikalische Vorgänge.• Prozessstrukturen werden meist durch graphische Methoden beschrieben:► Sie müssen meist den statischen, stationären <strong>und</strong> dynamischen Strukturen des Prozesses angepasst werden.• statische Strukturen des Prozesses durch Blockschaltbilder► beschreibt Grobstruktur: ►Konstruktion, Darstellungselemente s<strong>in</strong>d dem E<strong>in</strong>satzgebiet angepasst (Verfahrenstechnik,Energietechnik, Elektrotechnik...) oft ke<strong>in</strong> Rückschluss auf <strong>die</strong> Funktion entnehmbar.Zu beschreibende Zusammenhänge: Prozessgrößen, E<strong>in</strong>gangs-, Ausgangs- <strong>und</strong> Zustandsgrößen• stationäre Abläufe des Prozesses► Zu beschreibende Zusammenhänge: Für den e<strong>in</strong>geschwungenen Fall (Arbeitspunkt) <strong>die</strong> Zusammenhänge der Prozessgrößen.• meist im Blockschaltbilder als Wirkungs- oder Transportwege e<strong>in</strong>gezeichnet.• Flussplan, Struktogramm !! Unterschied zu Programmierung: Parallelität der Aktionen !!• Netzpläne (DIN69 900), Netze aus Instanzen <strong>und</strong> Kanälen (später)• dynamische Abläufe• Zustandsdiagramme ► Automobilbau "Statemate, Rhapsody, Matlab/Simul<strong>in</strong>k"• PETRI-Netze, ► UML 2.x (Unified Modell<strong>in</strong>g Language) ►SDL Structure and Description Language ►TelekommunikationZu beschreibende Zusammenhänge: E<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Ausschaltvorgänge, zeitlichen Veränderungen <strong>und</strong>Zusammenhänge beim Arbeitspunktwechsel (kann auch durch plötzliche <strong>in</strong>nere oder äußereStörgrößenaufschaltung geschehen!!)Beispiel: Im Triebwerksbau ist bekannt, dass das Hochfahren e<strong>in</strong>es Jet-Triebwerks schnell <strong>und</strong> def<strong>in</strong>iert durchgeführt werden muss, dakritische Schw<strong>in</strong>gungs-Systemzustände durchfahren werden müssen, <strong>die</strong> sicher zur Zerstörung führen würden. Ausschließlich der


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 47 -Skript-def<strong>in</strong>ierte Arbeitspunkt ist quasi stationär zu beschreiben. Der E<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Ausschaltvorgang kann nur empirisch <strong>und</strong> dynamischbeschrieben werden.


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 48 -Skript-1.3.2 Prozesserkennung (Modell-Bildung)• Die Erstellung e<strong>in</strong>es (abstrakten) Modells bezeichnet man als Prozesserkennung• Zwei unterschiedliche Methoden:• empirische MethodeGegeben i.d.R. der fertig realisierte technische Prozess, der nachträglich automatisiert werden sollDie Prozessbeschreibung erfolgt empirisch an Hand der Erfahrung.(=> bei Verwendung der Prozessdaten zur Ermittlung der Anlagedaten spricht man vonProzessidentifikation)• analytische MethodeAblauf wird durch Gleichungen beschrieben =>AutomatentheorieErgebnis: analytisches Prozessmodell. Alle Prozessgrößen analytisch zu jedem Zeitpunkt berechenbar.• Adaptive Prozessmodelle:• Im Modell werden <strong>die</strong> unbekannten Prozessgrößen (<strong>in</strong>sbesondere Störgrößen) im laufenden Betrieb erfasst<strong>und</strong> als anpassbare Parameter <strong>in</strong> <strong>die</strong> Berechnungen e<strong>in</strong>bezogen werden.• Problem: =>unbekannte Prozessgrößen schlecht vorhersagbar aber <strong>die</strong> Kompensation leicht im Modell zubeschreiben.Beispiel: automatische Spracherkennung. Aufgabe sprecherunabhängig Sprache <strong>in</strong> Schriftzeichen zu übersetzen.Problem: Das Erkennen basiert auf Mustervergleichsmethoden. Die vorgegebenen Muster s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> e<strong>in</strong>esSprechers.• lernende Prozessmodelle bezeichnet man als solche:=> <strong>die</strong> <strong>in</strong> lernende Programme e<strong>in</strong>gebaut s<strong>in</strong>d, <strong>die</strong> im Betrieb nicht nur passiv <strong>die</strong> Parameter auf Gr<strong>und</strong> vonProzessdaten bestimmen, sondern <strong>die</strong> optimalen Werte aktiv selber suchen.=> Diese Art von Modellbildung gehört <strong>in</strong> das Gebiet der künstlichen Intelligenz <strong>und</strong> ist im praktischen Betriebsehr selten zu f<strong>in</strong>den.• Die Auswahl der Methode zur Erstellung e<strong>in</strong>es Modells richtet sich nach dem Prozess <strong>und</strong> der Eignung für <strong>die</strong>jeweilige Prozessbeschreibungs-Ebene.


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 49 -Skript-• Beispiel:E<strong>in</strong>gangsgrößeWasser (T1), Masse mKesselWärmekapazität:C * (Taußen-T<strong>in</strong>nen)AusgangsgrößeWasser (T2)Prozesserkennung:1.Elementarprozeß, Aufheizen von Wasser durchelektrische Energie;1a. Ablauf:►Kessel wird gefüllt, ke<strong>in</strong> Abfluss► heizen, E<strong>in</strong>gang- <strong>und</strong> Ausgang geschlossen►Kessel wird geleert ke<strong>in</strong> Zufluss.2. Merkmale: Umformung von Energie, alsChargenprozess, determ<strong>in</strong>istisch;Zufuhr P * dt3. Prozesserkennung:empirisch: "Zufuhr von elektrischer Energie erhöht <strong>die</strong>Temperatur." (vere<strong>in</strong>facht!!)analytisch: W = c * m * (Tende-Tanfang) = P * t [J]Prozessmodell, hier: statisches Modell mit Prozessgrößen:E<strong>in</strong>gangsgrößen: Wassermenge (m [kg]), Wassertemperatur (T1),Elektrische Leistung (P) Heizzeit (dt);Parameter: spezifische Wärme von Wasser (c ) 4,18 [kJ/(kg*K)]Störgrößen: Wärmekapazität des Behälters (C) <strong>und</strong> dessen Temperatur (Tk) ► Wärmeverluste durchWärmeleitung <strong>und</strong> -strahlung des BehältersProzess-Zustandsgrößen: Temperatur T des Wassers im BehälterProzess-Ausgangsgrößen: Wassertemperatur (T2)- stationäres Modell (ohne Wärmeverluste):aus P*dt = c*m* (T2- T1) + C * (T2- Tk)folgt T2 = (P*dt + c*m*T1 + C*Tk) / (c*m + C)- dynamisches Modell:


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 50 -Skript-Es beschreibt <strong>die</strong> Ausbreitung der Wärmeenergie <strong>und</strong> der Temperaturverteilung im Verlaufe der Zeit<strong>in</strong>nerhalb des Behälters. Dazu müssen Wärmeleitung <strong>und</strong> -konvektion durch Differentialgleichungenhöherer Ordnung berechnet werden. => hier nicht!• Fazit Beispiel:Großer Aufwand, der für <strong>die</strong> Erstellung e<strong>in</strong>es zuverlässigen Prozessmodells• In der Praxis ist der Normalfall dass das neu erstellte Modell noch unzulänglich ist <strong>und</strong> das Prozessverhalten nurunzureichend beschrieben wird.• ►häufige Ursache: Störgrößen nicht genügend genau bekannt oder unvollständig beschrieben.• ►Folge: iterative Verbesserung des Modells zu jeder Zeit:• Standard-Vorgehen : analytische, numerische Untersuchungen oder Simulation am Computermodell derAuswirkung von kle<strong>in</strong>en Änderungen der E<strong>in</strong>gangsgrößen auf den Prozess.=> Problem: Die unvermeidlichen Vere<strong>in</strong>fachungen durch das e<strong>in</strong>gesetzte Modell verdecken u.U.Prozesseffekte <strong>die</strong> dann im Betrieb auftreten <strong>und</strong> gravierende Auswirkungen auf den Prozess haben können=> wie m<strong>in</strong>imiert man das Problem <strong>in</strong> den Fällen <strong>in</strong> denen ke<strong>in</strong>e Iteration am realen Prozess erfolgen kann?:Verbesserung auf Gr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>es Vergleichs e<strong>in</strong>es gegenständlichen Modells <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Computermodell-Simulation -> dadurch s<strong>in</strong>d 2 verschiedene Modelle vorhanden=> Annahme dabei: verschiedene Verfahren werden auch verschiedene Abweichungen ergeben


Hochschule München VT ATProf. Dr.-Ing. R. SeckFakultät 04 Elektrotechnik <strong>und</strong> InformationstechnikV-Prozessdatentechnik-Kap K- Se -30092013- Version 4.2 Seite 51 -Skript-Inhaltsverzeichnis Kapitel <strong>PDV</strong> KK 1 <strong>E<strong>in</strong>führung</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Prozessdatenverarbeitung</strong>(<strong>PDV</strong>) <strong>und</strong> Begriffe ........................................................................................................................................................ 11.1 <strong>E<strong>in</strong>führung</strong> <strong>und</strong> Geschichte der <strong>PDV</strong> .......................................................................................................................................................................................... 11.1.1 Ziel der Prozessdatentechnik (<strong>PDV</strong>)-Vorlesung, oder was ist Prozessdatentechnik? .......................................................................................... 71.1.2 Allgeme<strong>in</strong>: Automatisierung von Prozessen ................................................................................................................................................................. 91.1.3 Ziele der Automatisierung <strong>in</strong> der <strong>PDV</strong> ......................................................................................................................................................................... 111.2 Begriffe <strong>und</strong> deren Bedeutung aus der <strong>PDV</strong> ............................................................................................................................................................................. 131.2.1 Prozess allgeme<strong>in</strong>, Unterscheidung nach Verarbeitungsart <strong>und</strong> Verarbeitungsgut ............................................................................................. 131.2.2 Der technische Prozess ................................................................................................................................................................................................. 161.2.3 Klassifikationsmerkmale von technischen Prozessen .............................................................................................................................................. 181.2.3.1 Unterscheidung nach Verarbeitungsstrukturen .................................................................................................................................................. 181.2.3.2 Unterscheidung nach der <strong>in</strong>neren Ablaufstruktur .............................................................................................................................................. 211.2.3.3 Unterscheidung nach E<strong>in</strong>satzgebiet .................................................................................................................................................................... 211.2.4 Prozessrechner (PR)...................................................................................................................................................................................................... 221.2.5 Prozessdaten <strong>und</strong> Prozessgrößen ............................................................................................................................................................................... 251.2.6 Rechenprozess, Task <strong>und</strong> Multitask<strong>in</strong>g ....................................................................................................................................................................... 301.2.7 Gr<strong>und</strong>pr<strong>in</strong>zipien der Rechner-Prozesskoppelung ...................................................................................................................................................... 341.2.8 Zuverlässigkeit <strong>und</strong> Sicherheit ...................................................................................................................................................................................... 361.3 Prozessbeschreibung (-modelle) <strong>und</strong> Systembetrachtung ......................................................................................................................................................... 451.3.1 Prozessbeschreibung ..................................................................................................................................................................................................... 461.3.2 Prozesserkennung (Modell-Bildung)........................................................................................................................................................................... 48

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