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Kennen Sie das WTZ-Journal? - Westdeutsches Tumorzentrum Essen

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i n t e r v i e ww t z - j o u r n a l 4 · 2 0 1 3 · 5 . J g6Wenn man davon ausgehen darf, <strong>das</strong>s sich 20 bis 30 Prozentder Patienten einer active surveillance unterziehen, weil beiihnen ein Niedrig-Risiko-Karzinom vorliegt, dann müssen nurnoch vier Männer invasiv im Sinne einer Radikaloperation odereiner Bestrahlung therapiert werden, um einen prostatakarzinomspezifischenTodesfall zu verhindern. Zum Vergleich: beimMammakarzinom beträgt die NNS 377 und die NNT 10 Frauen.Stellenwert der Ergebnisse abhängig vom LebensalterDer Nachteil der genannten Früherkennungsstudien ist, <strong>das</strong>ssie sich nicht am klinischen Alltag orientieren. Die Entscheidungzur Biopsie wurde lediglich anhand des Überschreitenseines vordefinierten PSA-Schwellenwertes, unabhängig vonden individuellen Vorwerten getroffen. Bei der Ermittlungdes individuellen Risikos kann die Messung der PSA-Anstiegs -geschwindigkeit hilfreich sein. Orsted et al. konnten an über500 Männern zeigen, <strong>das</strong>s die Hazard Ratio, ein Prostatakarzinomzu entwickeln beziehungsweise an einem Prostatakarzinomzu versterben, bei einer PSA-Anstiegsgeschwindigkeitvon größer 0,35 Nanogramm pro Milliliter und Jahr um denFaktor 5 beziehungsweise 3,4 erhöht ist (Orsted, Bojesen et al.2013).Welchen Stellenwert hat welcher PSA-Wert in welchem Alter?Zur Beantwortung dieser Frage untersuchten Vickers et al.Blutproben von Patienten aus einer prospektiven Kohorten -studie, die zwischen 1974 und 1984 in Malmö rekrutiertworden waren. Es wurde ermittelt, wer 25 Jahre nach derPSA-Bestimmung an einem Prostatakarzinom erkranktbeziehungsweise verstorben ist. Die Analyse brachte folgendeErgebnisse (Abb. 3):Metastasierungs-Wahrscheinlichkeit (%)Metastasierungs-Wahrscheinlichkeit (%)86420Zeit (Jahre) 5 10 15 20 251210864245- bis 49-JährigePSA < 0,68 ng/ml0,54% PCA-Tod51- bis 55-JährigePSA < 1,0 ng/ml0,9% PCA-TodPSA > 1,6 ng/ml5,1% PCA-TodPSA > 2,4 ng/ml11% PCA-Tod0Zeit (Jahre) 5 10 15 20 25Abbildung 3: PSA-Wert und Sterberisiko nach 25 Jahren für 45- bis49-Jährige (oben) und 51- bis 55-Jährige (unten). Modifiziert nach[9].Männer im Alter zwischen 45 und 49 Jahren, dieeinen PSA-Wert unter 0,68 ng/ml aufweisen, habenein 0,5-prozentiges Risiko, bis zum Alter von 75 Jahrenan einem Prostatakarzinom zu versterben. Wenn derPSA-Wert bei Männern in dieser Altersgruppe allerdingsmehr als 1,6 ng/ml beträgt, dann steigt <strong>das</strong> Risiko um<strong>das</strong> Zehnfache auf 5 Prozent an.Liegt der PSA-Wert bei nur wenig älteren Männern(51 bis 55 Jahren) noch unter 1 ng/ml, beträgt <strong>das</strong> Risiko,25 Jahre später an einem Prostatakarzinom zu versterben,0,9 Prozent, ist aber verzehnfacht, wenn der PSA-Wertinitial über 2,4 ng/ml liegt.Das gleiche Risikoverhältnis gilt für 60-jährige Männer miteinem initialen PSA-Wert unter 1 ng/ml [8]: Das Risiko mit85 Jahren an einem Prostatakarzinom zu versterben, beträgtdann 0,9 Prozent und verelffacht sich, bei einem initialenPSA-Wert von 3,4 ng/ml.Auch bezüglich der Frage, ob PSA-Werte Auskunft gebenkönnen über die Wahrscheinlichkeit, mit der ein aggressivesProstatakarzinom in der Zukunft auftreten wird, hat eineGruppe der ERSPC-Studie die Daten analysiert. Recker undKwiatkowski konnten zeigen, <strong>das</strong>s Männer im Alter von55 bis 69 Jahren mit einem PSA-Wert unter 1 ng/ml mit einerWahrscheinlichkeit von 0,5 Prozent innerhalb der folgendenacht Jahre ein aggressiveres als ein Niedrig-Risikokarzinom(Gleason-Score 3+4=7) entwickeln. Wenn der PSA-Wert indiesem Alter zwischen 1 und 2 ng/ml liegt, liegt <strong>das</strong> Risiko einderartiges Karzinom in einem Zeitraum von vier Jahren zuentwickeln, bei 0,3 Prozent. In diesem Zusammenhang istsicher nicht uninteressant, <strong>das</strong>s bei etwa 75 Prozent der55- bis 69-Jährigen der PSA-Wert unter 2 ng/ml liegt.Eine schlankere Prostata-Ca-Früherkennungist möglichWenn man diese Daten zusammenführt, kann man zu einerdeutlich schlankeren Früherkennung auf der Basis regelmäßigerPSA-Werte kommen. Es könnte mit 45 Jahren eine PSA-Basiswertbestimmung erfolgen. Liegt der PSA-Wert dannunter 1 ng/ml, reicht eine erneute Bestimmung nach fünfJahren. Bei initialen PSA-Werten zwischen 2 und 3 ng/mlsollte eine Kontrollmessung alle zwei bis vier Jahre durch -geführt werden. Bei noch höheren Werten sollten jährlicheKontrollen erfolgen mit einer Indikation zur Biopsie ab Wertenüber 3 ng/ml be ziehungsweise suspekter Anstiegsgeschwindigkeit.Die deutschen Leitlinien werden diesbezüglich derzeitüberarbeitet.Literaturverzeichnis auf Anfrage: <strong>WTZ</strong><strong>Journal</strong>@Lukon.de

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