Buchholzer Geschichte und Geschichten - Streifzüge durch die ...
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Joachim Reim<br />
<strong>Buchholzer</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Geschichte</strong>n<br />
Aufgeschrieben <strong>und</strong> zusammengestellt<br />
zur 500-Jahrfeier der Stadt Buchholz<br />
im Jahre 2001<br />
Heft1<br />
STREIFZÜGE <strong>durch</strong> <strong>die</strong> <strong>Geschichte</strong> des oberen Erzgebirges<br />
Heft 34
© Copyright 1999 Joachim Reim, Annaberg-Buchholz<br />
Arbeitskreis “Annaberg-<strong>Buchholzer</strong> Heimatforscher” am Haus des Gastes<br />
“Erzhammer”, Annaberg-Buchholz<br />
Kontakt: Gert Süß, Dörfel Dorfstraße 38, 09487 Schlettau<br />
2
Inhalt<br />
Vorwort des Verfassers 5<br />
Vom Zinnbergbau vor der Gründung der Stadt Buchholz 7<br />
Wie Buchholz einen Wochenmarkt bekam 11<br />
Buchholz zur Zeit der Bauernunruhen 19<br />
Von Straßen <strong>und</strong> Plätzen in Buchholz 22<br />
Straßen- <strong>und</strong> Wegeprobleme in Buchholz in alter Zeit 26<br />
Literatur- <strong>und</strong> Quellenverzeichnis 28<br />
3
Vorwort des Verfassers<br />
Buchholz feiert im Jahre 2001 sein 500- jähriges Jubiläum. Im<br />
Jubiläumsjahr wollen wir eine Festschrift herausgeben. Bereits zur 400-<br />
Jahrfeier im Jahre 1901 erschien eine umfangreiche Jubiläumsschrift,<br />
<strong>die</strong> der damalige Schuldirektor Leo Bartsch, im Auftrage der städtischen<br />
Kollegien <strong>und</strong> des <strong>Buchholzer</strong> Geschichtsvereines, schrieb. Sie<br />
erschien als Heft 5 der "Beiträge zur <strong>Geschichte</strong> der Stadt Buchholz". In<br />
ihr fanden Beiträge zur Entstehung der Stadt Buchholz, zum<br />
Silberbergbau, der letztendlich den Anlaß für <strong>die</strong> Stadtgründung gab,<br />
zur politischen Lage der Stadt Buchholz um <strong>die</strong> Jahrh<strong>und</strong>ertwende <strong>und</strong><br />
zu den kirchlichen <strong>und</strong> schulischen Verhältnissen im Zeitalter der<br />
Reformation breiten Niederschlag. Da viele Bürger, <strong>die</strong> nach 1901<br />
geboren wurden <strong>die</strong>se Festschrift nicht besitzen, sich dennoch für <strong>die</strong><br />
<strong>Geschichte</strong> von Buchholz interessieren, sollen in vorliegender<br />
Heftreihe, <strong>die</strong> bis zum Jahre 2001 erscheinen wird, Beiträge über <strong>die</strong><br />
Stadtgeschichte dem Leser <strong>und</strong> Interessierten zugänglich gemacht<br />
werden. Nicht alles, was sich in 500 Jahren Stadtgeschichte ereignet,<br />
kann in einer Festschrift seinen Niederschlag finden. In wahlloser Folge<br />
wollen wir deshalb alte Beiträge überarbeiten <strong>und</strong> veröffentlichen.<br />
<strong>Geschichte</strong>n <strong>und</strong> Gedichte von <strong>und</strong> über <strong>die</strong> Stadt Buchholz sollen dem<br />
Leser nahegebracht werden. Auszüge aus Protokollen des<br />
Stadtarchives, Zeitungsmeldungen aus den letzten 150 Jahren, werden<br />
zum Nachdenken <strong>und</strong> Schmunzeln anregen. Einige Veröffentlichungen<br />
werden als begleitendes Heft zu Vorträgen, <strong>die</strong> in den Jahren 1999 bis<br />
2001 unter dem Motto:<br />
"<strong>Geschichte</strong> im Rathaus"<br />
gehalten werden, erscheinen. Damit ist das ehemalige <strong>Buchholzer</strong><br />
Rathaus, heute Sitz der Städtischen Wohnungsverwaltung, gemeint.<br />
Allen Interessierten <strong>und</strong> Käufern <strong>die</strong>ser Hefte wünsche ich beim Lesen<br />
viel Freude.<br />
Joachim Reim<br />
5
Vom Zinnbergbau vor der Gründung der Stadt Buchholz<br />
Bergbau - <strong>die</strong>ses Wort löst bei uns unwillkürlich <strong>die</strong> Erinnerung an den<br />
Silberbergbau aus, dem unsere Gebirgsheimat in erster Linie Namen <strong>und</strong><br />
Ruf verdankt. Auch Buchholz verdankt seine Gründung dem Bergbau. Und<br />
doch war nicht das weiße Edelmetall allein der Gegenstand bergmännischer<br />
Tätigkeit, sondern zu ihnen gesellten sich in früherer Zeit Eisen, Zinn <strong>und</strong><br />
Kupfer, später dann auch Nickel <strong>und</strong> Kobalt. Ebenso wie der<br />
Kupferbergbau am Pöhlberg, so ist auch der Zwitterbergbau in <strong>und</strong> um<br />
Buchholz älter als der auf Silbererz.<br />
Es ist eine erwiesene Tatsache, daß <strong>die</strong> bergmännische Gewinnung von<br />
Zwittern, wie man das Zinnerz ja ehemals nannte, von den alten<br />
Bergstädten am Greifenstein von Ehrenfriedersdorf <strong>und</strong> Geyer aus in<br />
Angriff genommen wurde, wo ja bereits im 14. Jahrh<strong>und</strong>ert reger<br />
Zinnbergbau im Gange war.<br />
Das gewonnene Zinnerz wurde "ausgewaschen", was man "Seifen" nannte.<br />
Daher heißen alle Zinnf<strong>und</strong>stätten "Zinnseifen" oder kurz "Seifen". Das<br />
Wort "Seifen" kommt aus dem lateinischen Wort "syfen", was soviel heißt<br />
wie "fließen, tröpfeln, triefen".<br />
Durch Zuführung von Wasser, ähnlich wie beim Goldwaschen, wurde das<br />
Gestein gereinigt. Dabei wurde nicht nur das Zinnerz, sondern auch<br />
Feinerde ausgeschieden. Große Stoffe <strong>und</strong> Steine warf man mit der Gabel<br />
heraus, der gute Stein setzte sich dann zu Boden. Diese Zinnseifen befanden<br />
sich besonders in flachen Talmulden mit einem Fluß oder Bach.<br />
Einige Flurnamen unserer näheren Heimat deuten auf Zinnbergbau heute<br />
noch hin. So u. a. der "Seifengr<strong>und</strong>" südlich von Hermannsdorf, ein flaches<br />
Wiesentälchen zwischen Arztknochen <strong>und</strong> Hofebusch am linken Gehänge<br />
des Zschopautales, der "Zinnacker" im Ortsteil Kleinrückerswalde <strong>und</strong> ein<br />
Teil des <strong>Buchholzer</strong> Stadtwaldes "der Seifen" genannt.<br />
Vom Schillerplatz an der Schneeberger Straße, den Weg der sich<br />
"Schneeschuhbahn" nennt hochgehend, befindet man sich im "Seifen",<br />
dem Teil des <strong>Buchholzer</strong> Stadtwaldes. Der ehemals vom Berg<br />
herabfließende "Seifenbach", bis zum heutigen Bahnhof Annaberg-<br />
Buchholz Süd, aber auch <strong>die</strong> Sehma, <strong>die</strong>nte zum Auswaschen der<br />
Zinnkörner.<br />
Christian Meltzer schreibt in seiner Chronik "Historische Beschreibung des<br />
St. Catharinenberges im Buchholz" mit Recht:<br />
"Von <strong>die</strong>sen Orten ( d. h. Ehrenfriedersdorf <strong>und</strong> Geyer) aus haben <strong>die</strong><br />
Bergleute immer weiter herauf geschürfet, <strong>und</strong> wenn in Sonderheit nach der<br />
alten Tradition Buchholz älter sein sollte als Annaberg, müßte dazu das<br />
Seifenwerk im Gemeindewald, der davon den Nahmen des Seiffens<br />
bekommen <strong>und</strong> behalten, Anlaß gegeben haben."<br />
7
Dieser Betrieb im <strong>Buchholzer</strong> Seifenwald muß immerhin einen gewissen<br />
Umfang besessen haben; denn Meltzer berichtet weiter, daß: "vor Zeiten in<br />
dem Gemeindewald stark geseiffnet" worden sei.<br />
Es konnte nicht ausbleiben, daß man nach Abbau der Seifen früher oder<br />
später auf <strong>die</strong> im Gr<strong>und</strong>gestein aufsetzenden <strong>und</strong> in der Nachbarschaft der<br />
alten Seifenwerke zutage streichenden Zinnerzgänge stieß <strong>und</strong> <strong>die</strong>se<br />
bebaute. Bereits im 1. Jahrzehnt des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts wurden "im Seifen"<br />
mehrere Zwitterzechen mit Erfolg betrieben. In der Meltzerschen Chronik<br />
heißt es daher, daß man "im ganzen Wald stark auf Zwittern gebaut" <strong>und</strong><br />
anschließend berichtet der Verfasser weiter:"<strong>und</strong> das es viel müssen getan<br />
haben ist aus so unzähligen Halden <strong>und</strong> Bingen <strong>die</strong> uff <strong>die</strong>ser ziemlichen<br />
Revier <strong>und</strong> zum Theil mit alten Stöcken <strong>und</strong> Holz Wiederwuchs zu<br />
beaugenscheinigen seyn, zu erkennen."<br />
Die im Seifen <strong>und</strong> am benachbarten Galgenberg (Punkt 710,4 der Karte)<br />
fündigen Zwitterzechen liegen im Bereich eines aus der Tiefe<br />
emporgequollenen Granitstockes, der den grauen Gneis <strong>durch</strong>setzt <strong>und</strong><br />
nördlich der alten Straße von Buchholz nach Schlettau bei Pkt. 694,4 in der<br />
Nähe des "Heiteren Blick" zutage tritt.<br />
Das wichtigste Berggebäude <strong>die</strong>ses Gangfeldes ist den erhaltenen<br />
Nachrichten nach <strong>die</strong> "Alte Thiele F<strong>und</strong>grube" <strong>und</strong> ihr Beilehen "das Wehr"<br />
gewesen, das Meltzer erwähnt. Das letzteres mindestens in älterer Zeit<br />
keine selbständige Zeche gewesen ist, geht aus dem Namen hervor, der<br />
nach der alten Bergrechtssprache nichts anderes ist als der Ausdruck für <strong>die</strong><br />
Einheit von zwei Lehen.<br />
Die Zechen befanden sich im Besitz der <strong>Buchholzer</strong> Familie Thiele, von der<br />
Meltzer nicht weniger als zwölf Mitglieder namentlich<br />
aufführt:"Allermasen hiebefor allhier gelebet, Hieronimus, Silvester,<br />
Bastianus, Valentinus, Antonius, Nikolaus, Martinus, Gabriel, Christoph,<br />
Matthes, Wolfgangus, <strong>und</strong> Asmus, <strong>die</strong> Thiele, lauter F<strong>und</strong>grübner <strong>und</strong><br />
Eigenlöhner, <strong>die</strong> andere Bergleute darneben gefördert."<br />
Der Umfang der Grube geht aus der Bemerkung des Chronisten hervor, daß<br />
man zu seiner Zeit "um <strong>die</strong>se alte Thiele noch <strong>die</strong> Mahlstätte von drei<br />
Bergschmidten gesehen habe," <strong>und</strong> weiter aus der Tatsache, das zu ihr eine<br />
eigene Zinnschmelzhütte <strong>und</strong> zwei Pochwerke gehörten, von denen das<br />
"der Bastian Thielin, das viel Vorrat an Erzen gehabt", 1565 vom<br />
Hochwasser der Sehma weggerissen wurde. Die Grube samt Zubehör war<br />
<strong>durch</strong> einen Stollen gelöst, dessen Eingang sich an der Kurve der<br />
Schneeberger Straße gegenüber dem Felsenschlößchen befand<br />
1<br />
<strong>und</strong> sich<br />
auf einer Länge von etwa 500m ins Gebirge erstreckte <strong>und</strong> bei den<br />
Tagschächten etwa 112 Meter Tiefe seiger unter Tage einbrachte. Unter<br />
<strong>die</strong>se Tiefe ist der Bau nur auf wenige Meter niedergekommen.<br />
3 Der “Alte Thielestollen” <strong>die</strong>nte viele Jahre der Gaststätte Felsenschlößchen als Bierkeller. Im<br />
2. Weltkrieg 1944 wurde er als Luftschutzbunker genutzt.<br />
8
Bild 1: Treibehaus der “Alten Thiele” F<strong>und</strong>grube in Buchholz, gezeichnet von Felix Kube<br />
Bild 2: Stolleneingang des “Alte Thiele Stollens” an der Kurve der Schneeberger Straße gegenüber<br />
dem “Felsenschlößchen”<br />
9
Die zugewanderten Bergleute siedelten sich oberhalb des Zinnseifens bei<br />
der "Viehweide" am alten Crottendorfer Weg (heute Walthersdorfer Weg /<br />
Bergstraße) <strong>und</strong> an der "Kühgasse" (heutige Frauenstraße) an. So entstand<br />
ein Bergmannshäuschen neben dem anderen. Nach Meltzers Angaben<br />
sollen hier "viele verschw<strong>und</strong>ene Häuser mit in den Felsen gehauenen<br />
Kellern" gestanden haben.<br />
Zinnbergbau hat es also vor der Stadtgründung Buchholz im Jahre 1501<br />
genauso gegeben wie den Silberbergbau, der erstmals in der Gegend des<br />
Marktplatzes erwähnt wird. 1496 wird von einer kurfürstlichen<br />
Schmelzhütte gegenüber der Stiefelmühle berichtet. In alten<br />
Zehntrechnungen sind <strong>die</strong> Gruben St. Paul (1496) <strong>und</strong> Appolonia (1498)<br />
"bei dem Buchenholtz" verzeichnet. Einer der ersten Silbergruben in der<br />
Nähe des Marktes soll <strong>die</strong> Grube "Käsehans" gewesen sein. Die 4. Maße<br />
<strong>die</strong>ser Grube spielte im Jahre 1512 bei der Errichtung des Wochenmarktes<br />
eine bestimmte Rolle. Sie gehörte der Familie Pflock, eine reiche<br />
F<strong>und</strong>grübner Familie aus Annaberg.<br />
Erwiesen ist, das Bergleute <strong>die</strong> ersten Siedler waren <strong>die</strong> sich hier im Tal der<br />
Sehma <strong>und</strong> im Buchenwald ansiedelten.<br />
Das Terrain auf dem sich heute <strong>die</strong> Stadt Buchholz befindet gehörte zum<br />
Gebiet des Klosters Grünhain. Hier, an der Nahtstelle zwischen dem<br />
Kurfürstentum <strong>und</strong> dem Herzogtum Sachsen, wo <strong>die</strong> Sehma <strong>die</strong><br />
Landesgrenze bildete, entwickelte sich am Ende des 15. <strong>und</strong> am Beginn des<br />
16. Jahrh<strong>und</strong>erts eine rege Bergbautätigkeit auf Zinn <strong>und</strong> Silber, <strong>die</strong> zum<br />
Anbau der Städte Annaberg <strong>und</strong> Buchholz führte.<br />
Quellen:<br />
Christian Meltzer: "Historische Beschreibung des St. Catharinenberges im<br />
Buchholz"<br />
W. Ludwig: "Vom Zinnbergbau im alten Buchholz" Wochenendbeilag der<br />
OZ Nr.17,18 <strong>und</strong> 20/1931<br />
10
Wie Buchholz einen Wochenmarkt bekam.<br />
Im Jahre 1999 wurde der <strong>Buchholzer</strong> Marktplatz neu gestaltet, nachdem<br />
1998 <strong>die</strong> SWA (Städtische Wohnungsverwaltung Annaberg-Buchholz) das<br />
ehemalige Rathaus rekonstruiert <strong>und</strong> neu bezogen hat. Dieses Gebäude,<br />
1841 auf der Stelle des ehemaligen Fürstenhauses erbaut <strong>und</strong> im Jahre 1900<br />
in <strong>die</strong> jetzige Form umgebaut, <strong>die</strong>nte bis 1945 der Stadt Buchholz als<br />
Rathaus.<br />
Als man an den Bau des an der Stelle des jetzigen Gebäudes der SWA<br />
gelegenen Fürstenhauses, später auch Münzhof genannt, ging, eines<br />
Gebäudes, in welchem der Bergvogt wohnte, in welchem sich <strong>die</strong><br />
Bergamtsräume befanden, welches den kurfürstlichen Räten bei ihrer<br />
<strong>durch</strong> amtliche Verrichtungen bedingten, oft wiederkehrenden<br />
Anwesenheit in Buchholz als Absteigequartier <strong>die</strong>nte, in welchem bei den<br />
vereinzelten Fällen ihrer Anwesenheit in Buchholz wohl auch <strong>die</strong><br />
Landesfürsten selbst Wohnung nahmen, wurde schon <strong>die</strong> Errichtung eines<br />
Wochenmarktes in Buchholz angeregt <strong>und</strong> der aufstrebenden Gemeinde in<br />
Aussicht gestellt. Man hatte sofort auch einen Platz für Abhaltung des<br />
Marktes auf Seiten der Regierung ins Auge gefaßt, nämlich den vor dem<br />
Fürstenhause gelegenen Raum. Zwar standen bereits "etlich cleine hewser<br />
<strong>und</strong> stelle" an dem Ort; doch sollten <strong>die</strong>se auf Kosten der regierenden<br />
Fürsten, auf Kosten Friedrich des Weisen <strong>und</strong> seines Bruders Johann des<br />
Beständigen, zum Abbruch angekauft werden, <strong>und</strong> der Bergvogt Fabian<br />
Lebe<br />
2<br />
erhielt Befehl, vor allem "nymant mer darauff bawen zu lassen".<br />
3<br />
Im Jahre 1507 mochte solches geschehen sein; denn in <strong>die</strong>sem Jahre wurde<br />
mit dem Bau des Fürstenhauses, der im November 1509 beendet wurde,<br />
begonnen.<br />
Die Erfüllung des Versprechens erfolgte aber nicht so bald. Der Bergvogt<br />
wehrte nicht, daß auf dem Platze etliche Ställe errichtet wurden. 1511<br />
wartete Buchholz noch auf <strong>die</strong> Verwirklichung der Zusage: der Markt war<br />
noch "nit aufgericht".<br />
Ein besonders dringendes Bedürfnis mochte in Wirklichkeit auch nicht<br />
vorliegen, da <strong>die</strong> <strong>Buchholzer</strong> ihre Einkäufe auf dem am Sonnabend jeder<br />
Woche in Annaberg stattfindenden Wochenmarkt tätigen konnten.<br />
Der Besitz der Marktgerechtigkeit war jedoch noch von einem anderen<br />
Gesichtspunkt aus zu betrachten.<br />
Der Besitz eines Marktes vermehrte das Ansehen eines Ortes. Der Markt<br />
war eine wichtige Einnahmequelle für den Ort. Im Zusammenhang mit dem<br />
Markt blühte das Gasthofwesen auf, liegen in den Städten doch überall <strong>die</strong><br />
2 Fabian Lebe war der erste <strong>Buchholzer</strong> Bergvogt von 1505 bis 1511<br />
3 Siehe Ernest. Gesamtarchiv Reg. T. Fol. 115 126a “Berghandlungen”<br />
11
ältesten Gasthöfe am Markt oder in nächster Nähe desselben. Durch den<br />
Markt wurde der Verkehr der Umgegend nach dem Ort gelenkt, <strong>und</strong> da <strong>die</strong><br />
Landleute dort, wo sie ihre landwirtschaftlichen Produkte umsetzten auch<br />
ihre mannigfaltigen Bedürfnisse deckten, wie sie <strong>die</strong> Zünfte der Städte nur<br />
liefern, wie sie <strong>die</strong> Krämer der Städte nur führen durften, so trug der Besitz<br />
eines Marktes auch nach <strong>die</strong>ser Seite recht viel zum Aufblühen eines Ortes<br />
im allgemeinen bei.<br />
Gesichtspunkte letzterer Art waren auch für Buchholz maßgebend, <strong>die</strong><br />
Erlangung eines Marktes nicht aus dem Auge zu lassen.<br />
Wie aus einem Brief des Kurfürsten Friedrich an seinen Rat, den Grafen<br />
Balthasar von Schwarzburg, zu entnehmen ist, (der Brief datiert vom<br />
4<br />
15.Juli 1511) hatte man von Buchholz aus sich bei dem Landesfürsten<br />
beklagt, daß "kein wesen aldo aufkomen moge", "derhalb", "daz kein<br />
wirdtshaus aufm buchholtz sey",weil man "nicht Wein schenke oder Markt<br />
halte, sondern alles vom Annaberg erholen müsse."<br />
Friedrich der Weise, gleich seinem Bruder Johann auf ganz besonderer<br />
Weise Buchholz zugetan, <strong>und</strong> oft zeigend, wie ihm an dem Emporblühen<br />
des jungen Gemeinwesens, das ein Jahrzehnt zuvor mit Privilegien<br />
begnadet worden war, gelegen sei, schenkte auch in <strong>die</strong>sem Falle den<br />
Klagen <strong>und</strong> Bitten derer im Buchholz willig Gehör. Graf Balthasar von<br />
Schwarzburg erhielt Auftrag, sich mit der Angelegenheit näher zu<br />
beschäftigen <strong>und</strong> Abhilfe gegen <strong>die</strong> berührten Übelstände zu schaffen.<br />
"Darumb wollest dich auch erk<strong>und</strong>en <strong>und</strong> darauf gedenken <strong>und</strong> verfügen,<br />
das solchs geendert werde, so vil moglich, doch daß es mit einer<br />
Bequemlichkeit bestehe," "damit sich leut allda erhalten <strong>und</strong> das wesen<br />
steigen moge," lautete der Befehl des Landesherren an ihm.<br />
Eine reichliche Woche, nachdem ihm der Befehl erteilt worden war,<br />
Donnerstag nach Maria Magdalena, (24. Juli) bereits, finden wir Graf<br />
Balthasar von Schwarzburg in Buchholz. Als Begleiter war der<br />
Schneeberger Zehntner Martin Fuchs mit anwesend, damit er den<br />
Verhandlungen beiwohnte.<br />
Die Verhandlungen wurden mit dem Bergvogt - es war <strong>die</strong>s der Nachfolger<br />
5<br />
Lebes, Lukas Strödel oder Strudel - mit dem Bergmeister, mit Richter,<br />
Schöppen <strong>und</strong> ganzer Gemeinde geführt.<br />
Der Graf von Schwarzburg hörte sich <strong>die</strong> Wünsche der <strong>Buchholzer</strong> an <strong>und</strong><br />
versicherte sie der Gunst der Fürsten. Damit war den <strong>Buchholzer</strong>n<br />
Gelegenheit geboten, ihre Wünsche vorzubringen. Sie beziehen sich auf<br />
drei Punkte:<br />
Auf den Markttag, auf das Ablohnen der Arbeiter zum Wochenmarkt <strong>und</strong><br />
auf den Marktplatz.<br />
4 Siehe Ernest. Gesamtarchiv Reg. T. Fol. 194/95 “gemeine Schriften” H. B. 10 Nr 4a<br />
5 Strudel oder Strödel, wie er abwechselnd sich schreibt, war <strong>Buchholzer</strong> Bergvogt von Remin.<br />
1511 bis 1513<br />
12
Als Marktag wird der Freitag einer jeden Woche in Vorschlag gebracht. Für<br />
<strong>die</strong> Wahl gerade <strong>die</strong>ses Tages besaß man seine guten Gründe. In Aussicht<br />
genommen wurde er, damit es nicht den Anschein gewinne, als wolle man<br />
Annaberg schädigen. "So thet es auch dem wochenwarkt uff Sant Annaberg<br />
keinen schaden, Dann er würd allweg uff den Sambstagk darnach<br />
gehalten," hebt man in fre<strong>und</strong>licher Rücksichtnahme hervor. Bei der Wahl<br />
des Freitages hoffte man nicht minder dem eigenen Interesse zu <strong>die</strong>nen. Es<br />
wurde angenommen, daß <strong>durch</strong> <strong>die</strong> Festlegung des Wochenmarktes auf<br />
<strong>die</strong>sen Tag <strong>die</strong> Verkäufer umso eher nach Buchholz kämen. Wer seine<br />
Waren in Buchholz verkaufen werde, glaubte man, würde froh sein, den<br />
Weg nach Annaberg sparen zu können. Diejenigen aber, welche ihre Waren<br />
nicht abzusetzen vermöchten, brauchten <strong>die</strong>selben nicht erst wieder mit<br />
nach Hause zu nehmen. Die übriggebliebenen Waren könnten in Buchholz<br />
eingesetzt <strong>und</strong> am darauffolgenden Tage in Annaberg doch noch umgesetzt<br />
werden. Verkäufer erwartete man aus den zur Abtei Grünhain gehörenden<br />
Dörfern Cunersdorf, Sehma, Cranzahl, Walthersdorf, Königswalde u. a.<br />
sowie aus Böhmen.<br />
Damit gekauft werden könne, mußte sich aber Geld in den Händen der<br />
Leute befinden. Die überwiegende Mehrheit der Bewohner bestand aus<br />
Bergarbeitern, <strong>und</strong> <strong>die</strong>se, aus der Hand in den M<strong>und</strong> lebend, besaßen Geld<br />
hauptsächlich am Tage der Ablohnung. Damit sie in den Stand gesetzt<br />
würden, ihre Einkäufe auf dem <strong>Buchholzer</strong> Wochenmarkt besorgen zu<br />
können, mußte <strong>die</strong> Auslöhnung rechtzeitig erfolgen. Anscheinend war sie<br />
bisher Freitag abends erfolgt. Im Hinblick auf den zu errichtenden Markt<br />
hielten <strong>die</strong> <strong>Buchholzer</strong> für gut, "das dy belonüng der hawer solt also<br />
geordent werden, das man yn uff den freitagk dester fruer ablone." "Also<br />
hetten <strong>die</strong> hawer geldt in henden, das Sy <strong>und</strong> yre weiber uff demselben<br />
wochenmarckt notturfft kauffen möchten."<br />
Da man aber den Häuern nicht traute, sie möchten, im Falle ihnen würde der<br />
volle Wochenlohn des Freitags früh ausgezahlt werden, ihre zu leistende<br />
Arbeit nicht vollenden, so ward beantragt, das erste Mal einem jeden Häuer<br />
bloß 8 Gr. von dem 10 Groschen betragenden Wochenlohn auszuzahlen, 2<br />
Gr. jedoch bei jedem zurückzubehalten."Dann so man yn das lon für vol<br />
geb, mochten Sy dy nachvolgent schicht ungearbeit lassen". Da <strong>die</strong> 2<br />
Groschen hinterstellig blieben, so sollte in den ferneren Wochen der Lohn<br />
regelmäßig voll ausgezahlt werden.<br />
Der wichtigste Teil der Verhandlung bildete der 3. Punkt, <strong>die</strong> Platzfrage.<br />
Ohne das ein Platz beschafft werde, "sey es vnmöglich, daß ein<br />
wochenmarckt Im Buchholtz sein müge", machte man geltend, " <strong>die</strong>weil<br />
kein platz (vorhanden) darauff man feyl hab, wegen ader karren darauf<br />
stehen mügen".<br />
Die ungünstige, steile Lage am Bergeshange, bei der äußerst geringen<br />
Ausdehnung des städtischen Gr<strong>und</strong>es machte <strong>die</strong> Platzfrage zu einer<br />
äußerst schwierigen. Die <strong>Buchholzer</strong> erinnerten deshalb daran, was der<br />
13
Kurfürst einst hinsichtlich der Platzfrage in Aussicht gestellt habe <strong>und</strong><br />
baten,, "dy hewsleyn ufm platz" vor dem Hause des Fürsten, " auß gnaden<br />
Zukauffen." "So würd ein schöner gevierder platz" entstehen, hob man<br />
hervor, an dem sich bald auch Gasthöfe auftuen sollten.<br />
Da es der ernste Wille des Kurfürsten Friedrich war, den Markt zu errichten,<br />
so trat Graf Balthasar von Schwarzburg unverzüglich in Unterhandlung mit<br />
den Besitzern der auf dem fraglichen Platz gelegenen Wohnhäuser.<br />
6<br />
Auch das Protokoll über <strong>die</strong>se Verhandlungen ist erhalten Es kennzeichnet<br />
sich als solches schon <strong>durch</strong> <strong>die</strong> Worte, mit denen es beginnt: "Ditz<br />
nachvolgent Ist dy abrede uffs aller genawest, wie man dy hewser am<br />
marckt Im Buchholtz kawffen müge."<br />
Das Protokoll berichtet über <strong>die</strong> Verhandlung mit drei Besitzern, mit Fritz<br />
Besler, Hanns Büttner <strong>und</strong> Barthel Sebald. Die Besitzer stellten ihre<br />
Forderungen. Richter, Schöppen <strong>und</strong> der Bergmeister Hans Kreutzing<br />
schätzten den Wert der Gebäude.<br />
7<br />
Fritz Besler "schlug sein haws mit sambt dem garten vmb xl (40) gulden<br />
für."Richter Schöppen <strong>und</strong> Bergmeister "erkannten, das man ym darvmb<br />
xxxvi (36) fl. reinisch erstaten solte", sie taxierten das Gr<strong>und</strong>stück mithin 4<br />
fl. niedriger; doch sollte ihm dabei das "alte geZymer (Gezimmer) des<br />
hawses" verbleiben. Es scheint, daß <strong>die</strong> Häuser um <strong>die</strong> es sich weiter<br />
handelte aus Fachwerk bestanden zu haben. Mit den Häusern von Hans<br />
Büttner <strong>und</strong> Barthel Sebald verfuhr man ähnlich. Die Verhandlungen trugen<br />
sich in der zweiten Hälfte des Juli 1511 zu. Bevor der Kauf abgeschlossen<br />
werden konnte, mußte <strong>die</strong> Zustimmung des Fürsten eingeholt werden, <strong>und</strong><br />
<strong>die</strong>se blieb nicht aus. Außer den erwähnten Häusern wurden dem<br />
Anscheine nach noch andere Gebäude abgebrochen, denn in einem<br />
Protokoll wird von einem Stall, Hans Mann gehörend, gesprochen.<br />
Was nun <strong>die</strong> Freilegung <strong>und</strong> das Herrichten des Platzes betrifft, der am<br />
Anfang im wesentlichen <strong>die</strong>jenige Gestalt erhalten haben dürfte, <strong>die</strong> er auf<br />
Dilichs Federzeichnung aus dem Jahre 1628 zeigt, <strong>und</strong> <strong>die</strong> er bis zu seiner<br />
1889 - 1890 erfolgten Umgestaltung in der Hauptsache behielt, so erfolgte<br />
<strong>die</strong>se in der Zeit zwischen Crucis (14. Sept.) 1511 <strong>und</strong> Invocavit (28. Febr.)<br />
1512. Wir wissen <strong>die</strong>s ebenfalls wieder aus den Aufzeichnungen des<br />
Bergvogtes Strödel.<br />
Der Abbruch der Gebäude erfolgte <strong>durch</strong> <strong>die</strong> Besitzer, denen ja beim<br />
Verkauf das "Gezimmer" überlassen worden war; dem Kurfürst erwuchsen<br />
<strong>durch</strong> den Abbruch keine Ausgaben. Das Räumen des Platzes jedoch<br />
erforderte, so weit es im Auftrag des Kurfürsten geschah, <strong>die</strong> Arbeit zweier<br />
Männer 4 Tage hin<strong>durch</strong>. Dominicus Beypricht <strong>und</strong> henssel pesnegker,<br />
6 Siehe Ernest. Gesamtarchiv Reg. T. Fol. 115-126a “Berghandlungen”<br />
7 Fritz Besler wird gelegentlich in der Berghandlung 1508 als Schichtmeister bezeichnet. 1510<br />
besaß er eine der drei in Buchholz befindlichen Schmelzhütten. Siehe <strong>die</strong> Zehntrechnung von 1510<br />
im Ernest. Gesamtarchiv Reg. Fol. 177b.<br />
14
welche <strong>die</strong> Arbeiten ausführten, erhielten jeder xvi (16) Gr. dafür<br />
ausgezahlt.<br />
Anderweitige Kosten verursachte <strong>die</strong> an der unteren östlichen Seite des<br />
Marktes sich hinziehende Stützmauer, <strong>und</strong> <strong>die</strong> damit in Zusammenhang<br />
stehende Verlegung des bis dahin an ihrer Stelle befindlichen Wassertroges.<br />
Letztere Ausgabe war gering.Der betroffene Posten lautet: "viii (8) Gr. Von<br />
dem Wasser Troge furder Zu Seczenn vnd Eczlichen Rorhenn Zulegen, hadt<br />
An der Schtadt gestandten, do Icz<strong>und</strong>er dy mawer Schtedt."<br />
Bedeutendere Ausgaben verursachte der Bau der Mauer. "Von dem gr<strong>und</strong>t<br />
Zu groben, darauff <strong>die</strong> Mauer des Margkts gepawet", erhielten "Beyprecht"<br />
<strong>und</strong> "pesnegker" "i ß xl Gr." (1 Schock 40 Groschen ). Das Arbeitsgerät<br />
wurde wie aus den Ausgaben ersichtlich den Arbeitern geliefert. Wir finden<br />
verzeichnet "xii (12) Gr. Vor iii (3) keylhawenn, vi (6) Gr. Vor iii (3)<br />
Schueffelnn, xii (12) Gr. Vor Eyn grossen Eyssernn peuschel<br />
8<br />
xii (12) Gr.<br />
Vor Zwey handtfewstel <strong>und</strong> drei fimmel<br />
9<br />
sowie xii (12) Gr.vor Eyn Eysseren<br />
Brechstange."<br />
Die Mauer wurde aus Stein <strong>und</strong> Lehm errichtet. Hinsichtlich der Steine<br />
finden sich folgende Ausgabeposten: "xx Gr. Vor Zwee hauffen Schteyn,<br />
gegeben vrbm kestel vnd seynem gesellen",<strong>und</strong> " xx Gr. Hans Mulner vnd<br />
Seyn gesellen vor Zwu Ruten Schteyne." Die Abfuhr der Steine besorgte<br />
"hans kempf von der Schlete"<br />
10<br />
(Schlettau) innerhalb eines Zeitraumes von<br />
4 Wochen <strong>und</strong> zwar an 21 einzelnen Tagen. Da er für den Tag 15 Gr. erhielt,<br />
so betrug der Fuhrlohn im ganzen 5 Schock 15 Groschen. Ferner finden sich<br />
noch Ausgaben für das Graben von Lehm <strong>und</strong> für den Maurer. Die Mauer<br />
war an " Meister Nickel pewerlein verdingt."<br />
Im Ganzen verursachte <strong>die</strong> Herstellung des Marktplatzes, außer der für <strong>die</strong><br />
Häuser ausgegebene Summe, eine Ausgabe von 16 Schock 18 Gr.(= 46 fl.6<br />
Gr.).Der Betrag wurde, wie auch der für <strong>die</strong> angekauften Häuser, aus den<br />
Erträgen der <strong>Buchholzer</strong> Silberwerke gedeckt.<br />
Dafür war aber im Tal ein geräumiger Platz geschaffen, der, wenn er auch<br />
ziemlich schräg abfiel, doch <strong>die</strong> Abhaltung des Wochenmarktes<br />
ermöglichte, <strong>und</strong> es stellte sich der Errichtung desselben von <strong>die</strong>ser Seite<br />
her kein Hindernis mehr in den Weg. Eine Sorge nur hegte man. Die 4.<br />
Maße des von dem Tal sich heraufziehenden Stollns zum "Käsehans", der<br />
eines der ältesten ergiebigsten Berggebäude war, öffnete sich direkt an dem<br />
erst geschaffenen Marktplatze. Und da, wo er sich öffnete, befand sich eine<br />
Halde. Wurde der aus dem Berge kommende Abraum weiter auf <strong>die</strong>se<br />
gestürzt, so mußte da<strong>durch</strong> in notwendiger Folge der Platz eingeschränkt<br />
werden.1511, als <strong>die</strong> kurfürstlichen Räte Balthasar von Schwarzburg, Wolf<br />
8 Schwerer Bergmannshammer<br />
9 Eiserner Keil? Hammer?<br />
10 1525 wird ein “steinbruch” “nohe beym Buchholcz” an “der strassen, dy In <strong>die</strong> schleten <strong>und</strong><br />
furder vffm schneberg landeth” erwähnt. Siehe Ernest. Gesamtarchiv Reg. L 1 Fol. 24. Nr. 55<br />
15
von Weißenbach <strong>und</strong> Hans von Dolzk Sonnabend nach Mauricii (27. Sept.)<br />
zu der Mauriciusberghandlung in Buchholz weilten, baten <strong>die</strong> <strong>Buchholzer</strong><br />
deshalb dringend, <strong>die</strong> Fürsten wollten, nachdem der Markt aufgericht"<br />
versorgen, daß "Pflock mit der hall von der virden maßen kesehannsen <strong>und</strong><br />
andere mer vf der selbigen nit sturtzten, dan wu es gestatet, würde es pald<br />
einen großen rawn domit einnehmen." Die Räte sahen <strong>die</strong>s ein <strong>und</strong> gaben<br />
den Befehl, daß <strong>die</strong>s abgestellt werde. Es wurde jedoch nicht sogleich<br />
Abhilfe geschaffen, denn zur Berghandlung Quasimodogeniti (24. April)<br />
1512 wurde <strong>die</strong>se Angelegenheit wegen Pflocks Halde erneut vorgebracht.<br />
Unterdessen hatte man <strong>die</strong> Eröffnung des Marktes weiter ins Auge gefaßt.<br />
Es war nötig, daß der Markt auch von Verkäufern besucht ward. Heutzutage<br />
würde man das in den Me<strong>die</strong>n veröffentlichen. Damals wandte man sich an<br />
<strong>die</strong> kurfürstlichen Räte mit der Bitte, der Kurfürst möge für eine<br />
Bekanntmachung sorgen. Diese, bat man, in den anliegenden Orten <strong>und</strong> in<br />
Böhmen auszurufen. Durch fürstliche Briefe sollte <strong>die</strong> Bevölkerung<br />
aufgefordert werden, allher zu führen "was Zu enthalt notturftig." Was zur<br />
Notdurft des Berges <strong>und</strong> der Enthaltung" der Einwohner ihnen zugeführt<br />
wurde, sollte in der Fürsten Länder frei von Abgaben <strong>und</strong> Zöllen sein, wie es<br />
im Freiheitsbrief vom 15. November 1501 versprochen wurde. Hinsichtlich<br />
der Landleute der Nachbarschaft geht man in seinen Wünschen weiter. Sie<br />
sollen nicht bloß benachrichtigt, sondern es soll auf sie ein Zwang zum<br />
Besuch des <strong>Buchholzer</strong> Wochenmarktes ausgeübt werden.<br />
Bis Quasimodogeniti 1512 war <strong>die</strong> Regierung den Bitten noch nicht<br />
nachgekommen. Als deshalb <strong>die</strong> Gerichte <strong>und</strong> Schöppen zu <strong>die</strong>sem<br />
Zeitpunkt nochmals ansuchten, es möge der Markt endlich bestätigt<br />
werden, der Freitag sein sollte, versprachen <strong>die</strong> Räte abermals, <strong>die</strong><br />
Bestätigung zu befürworten. Zugleich jedoch erhielten <strong>die</strong> <strong>Buchholzer</strong> <strong>die</strong><br />
Weisung, selbst an <strong>die</strong> Orte zu schreiben, von wo aus man <strong>die</strong> Beschickung<br />
des Marktes zu erwarten meine. Der Freitag wurde endgültig als Markttag<br />
festgesetzt. Sollte der Freitag auf einen Feiertag fallen, wurde der<br />
Donnerstag davor festgelegt. Auch mit der vorgeschlagenen Entlohnung<br />
der Häuer kam man so überein, daß <strong>die</strong>selben zum Markttag abgelohnt, von<br />
ihnen aber beim ersten Lohntag 2 Gr. einbehalten werden. Dies fand <strong>die</strong><br />
Billigung der Räte. Damit waren <strong>die</strong> Verhandlungen abgeschlossen.<br />
Leider fehlen uns Hinweise über <strong>die</strong> Bestätigung <strong>und</strong> den genauen Beginn<br />
des Marktes. Das ein Markttag <strong>durch</strong>geführt wurde ergibt sich aus der in den<br />
nächsten Jahren wiederholt - auch urk<strong>und</strong>lich - vorkommenden<br />
Bezeichnung des Ortes als "Markt". Buchholz hatte <strong>die</strong> Marktgerechtigkeit<br />
erlangt. Die Hoffnungen jedoch, welche sich an <strong>die</strong> Erlangung des<br />
Marktrechtes knüpften, gingen nicht in Erfüllung. Der Markt hatte keinen<br />
Bestand; er ging bald wieder ein. Schon 1520 erfahren wir, daß der<br />
<strong>Buchholzer</strong> Wochenmarkt eingegangen war, daß man mit Annaberg<br />
Wochenmarkt hielt.<br />
16
In einem Schreiben an den Kurfürsten, von Sonnabend nach Joh. Bapt. (26.<br />
11<br />
Juni) 1540 in welchem der Bergvogt Bieger <strong>und</strong> der Bergmeister<br />
Wegener im Namen von Richtern, Schöppen, Knappschaft, Viertelsmeister<br />
<strong>und</strong> ganzer Gemeinde Beschwerde führen, daß <strong>die</strong> Güldengroschen bei der<br />
Verrechnung mit den Gewerken auf Befehl des Kurfürsten künftig nicht<br />
mehr mit 21, sondern mit 25 Groschen berechnet werden sollten, heißt es,<br />
"man müsse mit Annaberg Wochenmarkt halten," wo <strong>die</strong> Guldengroschen<br />
nur im Wert zu 24 Groschen angenommen würden.<br />
Das es immer wieder zu unliebsamen Auseinandersetzungen mit den<br />
Annabergern kam, beweist auch, daß <strong>die</strong> <strong>Buchholzer</strong> seitens der<br />
Annaberger bei dem Holzflößen auf der Sehma in unnachbarlicher Weise<br />
belästigt wurden. Der Kurfürst zeigte sich deshalb gewillt, Annaberg das<br />
Flößen auf der Sehma gänzlich zu verbieten. Bevor <strong>die</strong>s jedoch geschah,<br />
12<br />
sollte sich der Bergvogt Matthes Busch äußern, "was nachteil doraus<br />
Entsteen mocht, Szo man den annenbergern das flossen gar wheren wold."<br />
Obwohl <strong>die</strong>ser nicht sehr gut auf "<strong>die</strong> von S. anneberg" zu sprechen war, riet<br />
er doch davon ab, weil sich Annaberg alsdann "holtz halben" "nicht<br />
Erhalten" könne. Weiter aber hebt er in seinem schriftlichen Gutachten<br />
hervor:"Zum andern wher es vnNachbarlich. Dyweil dy Im Buchholtz<br />
keinen Wochenmargt haben vnd Sie allis, das sie Zu Nottorfft dorffen, Sich<br />
auff Sanct anneberg Erhoelen müssen, werde man vns den wider Zu<br />
13<br />
gebrauchen whern, welches vns Nicht treglich sein kondt."<br />
Später scheinen sogar <strong>die</strong> <strong>Buchholzer</strong> "Schuster" eine zeitlang auf dem<br />
Annaberger Wochen markt ihre Ware feilgeboten zu haben, wogegen der<br />
Annaberger Rat allerdings Einspruch er hoben zu haben scheint. 1544 <strong>und</strong><br />
1545 nämlich beschwert sich Buchholz über den Rat "vff St. Annabergk<br />
wegen ihrer schuster, welche <strong>die</strong> wochenmerkt besuchen."<br />
1557 erhielt Buchholz direkt das Recht zugesprochen den Annaberger<br />
Wochenmarkt mit benutzen zu dürfen. Somit war der <strong>Buchholzer</strong><br />
Wochenmarkt wieder eingegangen. Dauernd aber erinnert an ihn der um<br />
seinetwillen geschaffene <strong>Buchholzer</strong> Marktplatz. In der Gr<strong>und</strong>form bis<br />
heute im wesentlichen erhalten, wurde er dreimal im Laufe der fast 500<br />
Jahre umgebaut. 1889 / 90 wurden an der Ost - <strong>und</strong> Nordseite <strong>die</strong> Mauern<br />
erhöht <strong>und</strong> der Platz geebnet, wobei er noch ein leichtes Gefälle aufwies.<br />
Das Denkmal des Stadgründers, Friedrich des Weisen, wurde anläßlich der<br />
400 Jahrfeier der Stadt Buchholz im Jahre 1901 aufgestellt. Es ist ein<br />
Bronzeguß vom Dresdner Bildhauer Schreitmüller.<br />
Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Platz weiter aufgefüllt, Böschungen <strong>und</strong><br />
11 Bieger kam 1535 als Bergvogt in sein Amt. Er war der Nachfolger Kaspar Schützes (1526-<br />
1533) <strong>und</strong> der letzte unter den fünf <strong>Buchholzer</strong> Bergvögten.<br />
12 Matthes Busch war Bergvogt von Reminiscere 1513-1526<br />
13 Siehe Ernest. Gesamtarchiv Reg. T. Fol. 70-76 O3 vol. 2 “Handlungen im Buchholtz Mauricii<br />
1520<br />
17
Rabatten angelegt <strong>und</strong> Bäume gepflanzt. 1998/99 erfuhr der Marktplatz<br />
eine erneute Rekonstruktion mit Pflasterung.<br />
(Nach Leo Bartsch in Beiträge zur <strong>Geschichte</strong> der Stadt Buchholz Heft 1<br />
1895, Verlag A. Handreka Buchh.)<br />
Bild 3: Buchholz nach Dilichs Federzeichnung aus dem Jahre 1628.<br />
In der Mitte des Bildes der Marktplatz mit dem Fürstenhaus.<br />
18
Buchholz zur Zeit der Bauernunruhen<br />
Im Jahre 2000 jährt es sich zum 475. Mal, daß sich Bauern <strong>und</strong> Bergleute im<br />
Lande erhoben <strong>und</strong> somit ihre Unzufriedenheit mit den hohen Abgaben <strong>und</strong><br />
Fron<strong>die</strong>nsten zum Ausdruck brachten. Auch in Buchholz ging <strong>die</strong>se Zeit<br />
nicht spurlos vorüber.<br />
Die Lage der erzgebirgischen Bauern war zu Beginn des 16. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
nicht günstiger als <strong>die</strong> der Bauern in anderen Gegenden Deutschlands. Auch<br />
sie waren belastet mit Zinsen <strong>und</strong> Frohnden. Von den Buchholz<br />
benachbarten, ins Amt Schlettau gehörenden Dörfern Cunersdorf,<br />
Cranzahl, Walthersdorf, hören wir, daß ihre Bewohner "<strong>die</strong> kleinen Zins",<br />
wie Hühner, Eier, Käse, Mohn, Flachs, dazu Zinshafer (60 Scheffel jährlich<br />
im ganzen Amt), daß sie Zins für den Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden, den sie bewohnen,<br />
den sie bebauen, entrichten müssen, daß sie zu persönlichen Leistungen, zu<br />
Heu <strong>und</strong> anderen Frohnden, zu Spannfuhren verpflichtet sind. Dazu haben<br />
<strong>die</strong> "Hausgenossen" (Unansässige) <strong>und</strong> Ledigen, <strong>die</strong> nicht <strong>die</strong>nen, - sie<br />
werden als M<strong>und</strong>leute bezeichnet, - M<strong>und</strong>geld (M<strong>und</strong>-Schutz, wie in<br />
Vorm<strong>und</strong>) zu bezahlen. - Schon beinahe zwei Jahrzehnte, bevor sie sich<br />
erhoben, sehen wir in einzelnen Fällen, wie <strong>die</strong> Bauern des Zinsens <strong>und</strong><br />
Frohnens müde, sich unbotmäßig erweisen.<br />
1508 läßt <strong>die</strong> Regierung Hansen Siber "zur Sehm" für 1 Schock 52 Groschen<br />
elf Fuder Bauholz aus dem Walde nach Buchholz zum Münzbau bringen; "<br />
denn <strong>die</strong> Bauern wollten nimmer fahren!"<br />
Als der Aufstand ausbrach, wurden <strong>die</strong> Bergleute mit in <strong>die</strong> Bewegung<br />
hineingezogen. In Joachinsthal schlug <strong>die</strong> Flamme des Aufruhrs hell empor.<br />
In Buchholz finden wir den "gemeinen Haufen" nicht minder aufrührerisch<br />
gesinnt, <strong>und</strong> es ist nicht zufällig, daß einer der Hauptführer bei der<br />
erzgebirgischen Bauernbewegung, der Marienberger Bergknappe Wolf<br />
Gyftel, Buchholz entflammte, wo sich Verwandte von ihm auch noch nach<br />
den Bauernunruhen finden.<br />
Nichtbeachtung der von der Obrigkeit gegebenen Vorschriften, ja direkte<br />
Auflehnungen gegen <strong>die</strong>selbe kamen in den dem Bauernaufstande<br />
vorangehenden Jahren nicht selten in Buchholz vor. Wenn der Menge eine<br />
Anordnung nicht behagte, drohte sie rasch,"sich vom Berge wenden zu<br />
wollen". Allzu fruchtbar war der Boden, auf welchem <strong>die</strong> sozialistischen<br />
Lehren der Reformationszeit in Buchholz fielen. Die Lage der Arbeiter war<br />
auch nicht glänzend. Es herrschte großer Unwille, weil 1522 <strong>die</strong> Stadt das<br />
Recht, Richter <strong>und</strong> Schöppen selbst küren zu dürfen, eingebüßt hatte.<br />
Durch triftige Gründe war <strong>die</strong> Regierung zu <strong>die</strong>ser Maßnahme bestimmt<br />
worden. Richter <strong>und</strong> Schöppen hatten zu eigennützig gewirtschaftet. Die<br />
Einkünfte hatten sie in ihrem Interesse verwandt, <strong>und</strong> nicht, wie sie sollten,<br />
auf <strong>die</strong> Instandhaltung der öffentlichen Gebäude <strong>und</strong> auf Besserung von<br />
19
Wegen <strong>und</strong> Stegen. Und nun stellte sich auch noch der von Luther nach<br />
Buchholz geschickte Pfarrer Hartmann Ibach auf <strong>die</strong> Seite der<br />
unzufriedenen, gereizten Menge, <strong>die</strong> Unzufriedenheit, <strong>die</strong> sozialistische<br />
Strömung <strong>durch</strong> seine Predigten, <strong>durch</strong> seinen privaten Verkehr nährend.<br />
Hartmann Ibach stellte <strong>die</strong> ernstgemeinte Forderung an das Stadtregiment,<br />
das städtische Vermögen unter <strong>die</strong> Armen des Ortes auszuteilen, einem 10,<br />
dem anderen 15 Gulden zu geben, sich damit zu nähren. Selbstredend<br />
widersetzten sich der einsichtigere Bergvogt Matthes Busch <strong>und</strong> Richter<br />
<strong>und</strong> Schöppen solchem Ansinnen. Ganz richtig machten sie geltend, was<br />
bei einer derartigen Teilung auf den Einzelnen komme, werde "binnen<br />
einem halben Jahre in Bier vertrunken sein".Ibach schalt, klagte <strong>und</strong> tobte<br />
auf der Kanzel gegen <strong>die</strong> Obrigkeit, <strong>und</strong> so aufreizend wirkte seine Predigt,<br />
daß Barthel Schaller, der spätere ruhige, besonnene Hüttenschreiber des<br />
Kurfürsten <strong>und</strong> Richter (1527-1529), dessen Sohn noch später <strong>die</strong> Stelle<br />
eines kurfürstlichen Leibarztes in Dresden bekleidete, erregt von der<br />
verhetzenden Predigt, mit der Faust aufschlug <strong>und</strong> <strong>durch</strong> <strong>die</strong> Kirche rief: "es<br />
werde nicht besser, man schlage denn mit Fäusten drein"!<br />
So glimmte es im Geheimen. Ein Windstoß, ja ein Luftzug nur, <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />
Flamme des Aufruhrs mußte auflodern. Und sie lohte empor!<br />
Den Anlaß zum Aufruhr bildete das Gerücht, es sei <strong>die</strong> silberne Monstranz<br />
der Kirche versetzt worden. Das Gerücht in <strong>die</strong> Menge gestreut zu haben,<br />
<strong>die</strong>ser Vorwurf traf Ibach, den man auch in anderer Hinsicht, an dem<br />
Aufruhr schuld zu sein, bezichtigte.<br />
Der vorliegende Bericht weiß von dem Aufruhr folgendes zu erzählen:<br />
"Auf das Gerücht hin, es sei <strong>die</strong> Monstranz versetzt, bildete sich eine Rotte.<br />
Eilends wurde <strong>durch</strong> <strong>die</strong>selbe Sonnabend vor Invocavit (4. März) 1525 ihr<br />
Anschlag gemacht, daß ein Nachbar den andern bescheiden solle, auf<br />
Sonntag auf dem Kirchhofe sich zu versammeln. Geladen zu der<br />
Versammlung wurde auch der Bergmeister Andreas Müller<br />
14<br />
, ein<br />
persönlicher Gegner Busch's, obwohl er <strong>die</strong>sem sein Amt zu danken hatte,<br />
ein eifriger Anhänger Ibachs. Man bat ihn, dabei zu stehen, "do sy etwas<br />
genotiges zcw behandeln fhur hetten". Gegen 50 Personen, "Gesessene"<br />
<strong>und</strong> "Hausgenossen", fast <strong>durch</strong>weg Leute, <strong>die</strong> wenig oder nichts zu<br />
verlieren hatten, versammelten sich ohne Wissen <strong>und</strong> Willen der Obrigkeit,<br />
Bergvogt, Richter <strong>und</strong> Schöppen, Berggeschworener <strong>und</strong> Viertelsmeister.<br />
Der Bergmeister <strong>und</strong> mancher andere, so sehr sie geschürt hatten, blieben<br />
der Versammlung fern. Die Versammelten sandten nach kurzer Beratung zu<br />
den Kirchvätern <strong>und</strong> forderten von ihnen <strong>die</strong> Schlüssel "zu der Kirchen<br />
Kleinod": Desgleichen verlangte man "beim alten Pfarrer", gemeint ist<br />
14 1529 wurde A. Müller abgesetzt. Die kurfürstl. Instruktion gebietet den Quasimodog. 1529<br />
nach Buchholz gesandten Räten, der Bergmeister solle “seines vnuerstandes, vnfleis, auch seiner<br />
wankelmütigen handlung halben entsetzt” <strong>und</strong> ein anderer eingesetzt werden.<br />
Siehe Ernest. Gesamtarchiv Reg. T. Fol. 91b O. 5 Nr. 33<br />
20
Wilde, der noch in Buchholz wohnte, "was er gehabt vor schlosseln". Aus<br />
Furcht gab Wilde her, was er hatte, während <strong>die</strong> Kirchväter dem an sie<br />
gerichteten Ansinnen widerstanden. Einer von letzeren eilte rasch zum<br />
Bergvogt, ihm K<strong>und</strong>e zu bringen von dem, was sich zugetragen hatte.<br />
Busch behielt ihn bei sich <strong>und</strong> ließ "in eyllen richter, schepfen, etzlich von<br />
viertelmeistern, auch etzlich der statlichsten von der gemeyn zcw sich<br />
erfordern in warnung zu sein, fhur dem gewalt sich zcw enthaben."<br />
Glücklicherweise kam es nicht zum Schlimmsten."<br />
Wohl zog eine Abordnung der Aufrührer vor des Bergvogtes Haus,<br />
oberhalb der Münze am Markt gelegen; wohl traten Wortführer hervor <strong>und</strong><br />
sprachen trotzige Worte, weit weniger trotzig freilich, als man sie oben auf<br />
dem Kirchhofe hätte hören können; wohl forderte man <strong>die</strong> Monstranz <strong>und</strong><br />
<strong>die</strong> übrigen Besitztümer der Kirche zu sehen; wohl warben <strong>die</strong> Geschickten<br />
"auf Befehl der Sammlung", man solle ihnen erlauben, <strong>die</strong> ganze Gemeinde<br />
zu beschicken, <strong>und</strong> wenn es nicht erlaubt werde, wollten sie es ohne<br />
Erlaubnis selbst tun, aber dabei blieb es. Der Bergvogt konnte <strong>die</strong><br />
Versicherung geben, das Besitztum der Kirche sei unangetastet vorhanden,<br />
<strong>und</strong> des anderen Tages durfte sich der Haufe mit eigenen Augen von dem<br />
Vorhandensein der Kleino<strong>die</strong>n überzeugen.<br />
Trotzdem gärte es in der Bevölkerung weiter. Als <strong>die</strong> Joachimsthaler<br />
aufstanden, erwartete man bestimmt, <strong>die</strong> <strong>Buchholzer</strong> Bergleute würden<br />
ihnen zu Hilfe ziehen. Am 23. Mai 1525 schreibt Anton von Kospoth,<br />
Amtmann zu Schellenberg, "im Buchholz sagt man, rasen sie, werden ihnen<br />
(den Joachimsthalern) zulaufen". Vielleicht hätte <strong>die</strong> Befürchtung sich<br />
verwirklicht, wäre der Aufstand in Joachimsthal nicht unterdes gestillt<br />
wurden.<br />
Die Aufrührer in Buchholz mußten später aufs neue das Gelöbnis der Treue<br />
gegen <strong>die</strong> Obrigkeit ablegen, wobei es sein Bewenden gehabt haben dürfte.<br />
Wenn es während der Bauernunruhen in Buchholz übrigens nicht zu<br />
schlimmeren Ausschreitungen kam, so war <strong>die</strong>s wohl vornehmlich der<br />
Energie <strong>und</strong> dem raschen Eingreifen des Bergvogtes zu verdanken, der<br />
auch, als <strong>die</strong> K<strong>und</strong>e von der Zusammenrottung der Bauern bei Grünhain<br />
sein Ohr erreichte, mit einem Berggeschworenen, einem Viertelmeister <strong>und</strong><br />
Knechten aus Buchholz rasch zu dem erregten Haufen sich begab um <strong>die</strong><br />
Bauern zu beschwichtigen.<br />
(Nach Bürgerschuldirektor Leo Bartsch in "Buchholz - Heimatk<strong>und</strong>liche<br />
Geschichtsbilder für Haus <strong>und</strong> Schule”)<br />
21
Von Straßen <strong>und</strong> Plätzen in Buchholz (Teil 1)<br />
Bei der Stadtgründung 1501 lag Buchholz an der Grenze zwischen dem<br />
Kurfürsten- <strong>und</strong> Herzogtum Sachsen. Nach Osten bildete <strong>die</strong> Sehma <strong>die</strong><br />
Landesgrenze <strong>und</strong> im Norden war es der Scheidebach, der Buchholz von<br />
Frohnau trennte. Dies blieb bis 1547 so, als <strong>die</strong> Teilung Sachsens<br />
aufgehoben wurde <strong>und</strong> Buchholz unter <strong>die</strong> Albertinische Linie des Hauses<br />
Wettin kam.<br />
Die Stadt Buchholz ist nicht wie Annaberg, auf einen vorher völlig<br />
unbebauten Platz errichtet worden, sondern sie hatte schon, ehe sie Stadt<br />
wurde, auf ihrem Territorium eine ziemliche Anzahl Häuser oder<br />
wenigstens Hütten, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Bergleute meist neben ihren Zechen bauten. So<br />
ist der Ort "auf wilder Wurzel gegründet" <strong>und</strong> nicht zum Anbau ordentlich<br />
abgemessen worden. Da das Gelände am Westhange des Schottenberges<br />
sehr steil zur Sehma abfällt, der Gegenhang nach Kleinrückerswalde zu<br />
ebenso steil ansteigt, waren kaum Straßen, <strong>die</strong> <strong>durch</strong> <strong>die</strong>ses Gebiet führten<br />
bekannt. Sicher verlief eine Straße oder Weg <strong>durch</strong> das Tal in <strong>die</strong><br />
Klosterdörfer Cunersdorf <strong>und</strong> Sehma.<br />
Als älteste Straßen <strong>und</strong> Gassen werden nach der Stadtgründung genannt:<br />
Die Kirchgasse, <strong>die</strong> nach der Kirche leitet, <strong>die</strong> Münzgasse, <strong>die</strong> Gasse des<br />
Rathauses. Ferner <strong>die</strong> Habergasse (Hafergasse),jetzt <strong>die</strong> untere Schlettauer<br />
Straße, <strong>die</strong> sich von oben hereinzieht <strong>und</strong> zu beiden Seiten Nebengassen<br />
hat. Rechts <strong>die</strong> ehemalige Schießgasse (ungefähr der jetzigen Silberstraße<br />
entsprechend) nach dem alten Schießhaus zu <strong>und</strong> <strong>die</strong> Kühgasse (ist <strong>die</strong><br />
heutige Frauenstraße).<br />
Diese Gassen, <strong>die</strong> wahrscheinlich den Stamm der Stadt bildeten, wurden<br />
später noch um folgende vermehrt: Die obere (wohl der hintere Teil der<br />
Karlsbader Straße) <strong>und</strong> <strong>die</strong> hintere Gasse oder Hintergasse (<strong>die</strong> jetzige<br />
Brauhausstraße) <strong>die</strong> sich am Gehänge des Berges hinziehen. Die Gasse über<br />
der Pfarrwohnung ( <strong>die</strong> jetzige Fröbelstraße). Ferner wird <strong>die</strong> "Gasse von<br />
der vorderen Mühle nach dem Markt" erwähnt, <strong>die</strong> wahrscheinlich<br />
"Badergasse" hieß, weil an ihr <strong>die</strong> Badstuben standen. Außer <strong>die</strong>sen Gassen<br />
gab es noch eine Reihe Quergäßchen, <strong>die</strong> als Häuersteige bezeichnet<br />
wurden. Drei solcher Quergäßchen sind bei dem Neubau des 1852<br />
abgebrannten Stadtteils verschw<strong>und</strong>en, darunter das Gäßchen, das damals<br />
in schräger Richtung das Häuserviereck zwischen Markt <strong>und</strong> Karlsbader<br />
Straße <strong>durch</strong>schnitt.<br />
Leider existieren aus den Anfängen des Bergbaues <strong>und</strong> der Stadtgründung<br />
keine Stadtpläne oder Risse mehr.<br />
Durch <strong>die</strong> zahlreichen Berggebäude <strong>und</strong> Halden, <strong>die</strong> sich am Westhange der<br />
Sehma befanden, <strong>und</strong> <strong>die</strong> oft einer starken Veränderung unterlagen, kann<br />
man nur schwer nachvollziehen, was an Straßen <strong>und</strong> Wegen am Beginn des<br />
16. Jahrh<strong>und</strong>erts vorhanden war.<br />
22
Der Übersichtlichkeit wegen <strong>und</strong> aus Gründen der leichten Verwaltung<br />
wurde <strong>die</strong> Stadt schon bald nach ihrer Gründung in Stadtviertel eingeteilt,<br />
nämlich in "das Münzerviertel, das Kirchviertel, das Viertel der<br />
Hafergässer, auch Schützenviertel genannt <strong>und</strong> das Viertel der Hintergässer<br />
auch als Langes Viertel bezeichnet.<br />
Im Laufe der fünf Jahrh<strong>und</strong>erte haben sich <strong>die</strong> Straßennamen oft verändert.<br />
So ist zum Beispiel <strong>die</strong> heutige Katharinenstraße (unterer Teil) <strong>die</strong><br />
Annaberger Straße gewesen. Der Zugang von Annaberg führte über <strong>die</strong><br />
Brücke zwischen Hospital <strong>und</strong> vorderer Mühle (heute Stiefelmühle). Diese<br />
Brücke wurde 1528 in Stein erbaut. 1565 <strong>durch</strong> das Hochwasser<br />
weggerissen, blieb sie bis 1763 als Holzbrücke über <strong>die</strong> Sehma bestehen.<br />
Danach wurde sie erneut als Steinbrücke errichtet <strong>und</strong> erhielt beim Bau der<br />
Talstraße in den Jahren 1893/94 ihre heutige Gestalt.<br />
Da Buchholz nach dem Niedergang des Bergbaues in der Mitte des 16.<br />
Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>und</strong> vor allem nach dem Dreißigjährigem Krieg in <strong>die</strong><br />
Bedeutungslosigkeit zurückfiel, sind bis zum Ende des 18. <strong>und</strong> Anfang des<br />
19. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>die</strong> Straßen <strong>und</strong> Gassen kaum verändert worden. Im<br />
Schocksteuerregister von 1801 werden für Buchholz 187 Häuser, davon<br />
175 Wohn - <strong>und</strong> Bürgerhäuser, 11 Christliche <strong>und</strong> kommunale Gebäude <strong>und</strong><br />
eine wüste Baustelle erwähnt. Es heißt dort weiter: "Die Häuser sind fast<br />
ausschließlich mit Schindeldächern versehen. Die Häuser haben Gärten.<br />
Sie sind größtenteils auf Haldengelände angelegt. Durch vieles düngen <strong>und</strong><br />
ruhen lassen gibt der Boden nach <strong>und</strong> nach etwas Gemüse her. Der größte<br />
Teil der Einwohner betreibt das Posamentengewerbe. Ein geringer Teil sind<br />
Handwerker. Band <strong>und</strong> Spitzenhandel wird betrieben".<br />
In der ersten Hälfte des 19. Jahr<strong>und</strong>erts bezeichnete man nur <strong>die</strong> Karlsbader<br />
<strong>und</strong> <strong>die</strong> Schlettauer Straße als Straße. Alle anderen nannte man Gassen. Die<br />
heutige Bergstraße, früher <strong>die</strong> Viehweide (im Volksm<strong>und</strong> "Kühwääd"<br />
genannt), hieß später <strong>die</strong> obere Berggasse <strong>und</strong> hatte nur 20 bebaute<br />
Gr<strong>und</strong>stücke, <strong>die</strong> sich vom ehemals Crottendorfer Weg (heute<br />
Walthersdorfer Weg), bis zur Frauengasse (ehemals Kühgasse) hinzog. Das<br />
Feld reichte damals noch bis an <strong>die</strong> bebauten Gr<strong>und</strong>stücke der Frauengasse.<br />
Die Untere Berggasse war <strong>die</strong> heutige Obere Meisterstraße.<br />
Die Silberstraße war nur im unteren Teil bebaut, der ober Teil endete im<br />
Feld, wie auch <strong>die</strong> obere Schlettauer Straße <strong>und</strong> <strong>die</strong> spätere Buchenstraße<br />
führten <strong>durch</strong> Feld. Nur vereinzelt waren dort Häuser vorhanden.<br />
Die heutige Brückenstraße hieß eine zeitlang auch Mühlstraße <strong>und</strong><br />
Lindenstraße. Die Straße An der Mühle hieß früher im unteren Teil<br />
Marktgasse, dann Annaberger Gasse, der obere Teil war <strong>die</strong> Münzgasse.<br />
Die jetzige Brauhausstraße war um 1800 bis 1875 <strong>die</strong> Große<br />
Brauhausgasse. Die Christian Meltzer Straße, hieß zuvor Friedrich Hesse<br />
Straße. Bis Ende des 2. Weltkrieges hieß sie Kreuzstraße <strong>und</strong> vorher war es<br />
<strong>die</strong> Kleine Brauhausgasse.<br />
23
Die Fischerstraße hieß bis 1894 Feldgasse. Die Buchenstraße erst gegen<br />
Ende des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>durch</strong> Ankauf von Flurstücken von Frohnau<br />
entstanden, hieß am Anfang Schlettauer Straße. Die heutige<br />
Waldschlößchenstraße war der Frohnauer Weg.<br />
1849 wurde <strong>die</strong> neue Poststraße nach Schlettau, <strong>die</strong> heutige Schneeberger<br />
Straße, fertiggestellt. Sie bezeichnete man damals als Schlettauer<br />
Chaussee.<br />
Durch Geländeankauf von Kleinrückerswalde 1882 wurden <strong>die</strong> Bismarck -<br />
,Kaiser - <strong>und</strong> Königstraße angelegt. In der Reihenfolge heute: Straße der<br />
Einheit, Hans Witten Straße (vorher Karl Liebknecht Str.) <strong>und</strong> Hans Hesse<br />
Straße (Vordem Rosa Luxemburg Str.)<br />
An Plätzen hatte Buchholz den Markt-, den Kirch - <strong>und</strong> den<br />
Schießhausplatz. Letzerer erhielt seine heutige Gestalt erst in den 20er<br />
Jahren <strong>die</strong>ses Jahrh<strong>und</strong>erts. Bereits in der Mitte des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts,<br />
als sich dort noch das Schießhaus befand, wurde <strong>die</strong> Halde des Konrad -<br />
Stollens als Kugelfang genutzt. 1848/49 trug man <strong>die</strong> Halde im Rahmen<br />
von Notstandsarbeiten ab <strong>und</strong> verwendete <strong>die</strong> Massen zur Planierung des<br />
Schießhausplatzes.<br />
Der Ausgang aus Buchholz in südlicher Richtung über <strong>die</strong> Karlsbader<br />
Straße, verlief vorbei an der Gottesacker-Kapelle, weiter über <strong>die</strong> Südtraße.<br />
Seit 1872 war dort ein Bahnübergang mit Schranke, danach führte <strong>die</strong><br />
Straße weiter über <strong>die</strong> Brücke bei der Katzenmühle.<br />
Bevor <strong>die</strong> hintere Brücke über <strong>die</strong> Sehma 1893 an der Einmündung<br />
Brauhausstraße erbaut wurde, gab es noch einen Steg über <strong>die</strong> Sehma von<br />
der Dorothee zur Brauhausstraße. Die heutige Ausdehnung desStadtteiles<br />
Buchholz erfolgte vor allem in den Jahren nach 1870/71 als sich Buchholz<br />
zu einer Industriestadt entwickelte. Dies soll in einem anderen Beitrag<br />
behandelt werden.<br />
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In Buchholz of dr Frauengass<br />
In Buchholz of dr Frauengass' e’ Wasserbottich war ah dort,<br />
e' Staabruch sich befind, um dan dr Bargwind bließ,<br />
dort stand das alte Sommerhaus, ar war, obwuhl ganz faul <strong>und</strong> morsch<br />
als ich noch war e' Kind, für uns e’ Para<strong>die</strong>s.<br />
Ar galt uns fir 'ne Ritterburg, Heit is su mannigs annersch wur’n.<br />
mr kroch'n raus <strong>und</strong> nei, Das Haus is waggebrannt.<br />
un triem's su lang, bis doß de Nacht Ne Bottich hob'n se längst zrhackt,<br />
zer Kühwaad kam herei'. de Kühwaad ümbenannt.<br />
Als neilich ich dort uhm mol stand Im Staabruch un an Stadtfels aa,<br />
<strong>und</strong> dacht dr Kinnerzeit, do warn'n dr Kinner viel<br />
do ho' ich mich, ob weh das Harz, <strong>und</strong> macht'n, wie mrsch aa geta'<br />
doch ah ewing gefreit. E lustig Ritt'rspiel.<br />
Quelle:<br />
Paul Simon in Wochenend Beilage OZ 24.2.1929<br />
Bild 4: Die Bergstraße mit alten Bergmannshäuschen in früherer Zeit<br />
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Straßen - <strong>und</strong> Wegeprobleme in Buchholz in alter Zeit:<br />
Das keine ordentlichen Landstraßen <strong>durch</strong> Buchholz führten berichtet<br />
schon Meltzer in seiner Chronik. Er schreibt:"Und wie hette man mit der<br />
Straße in <strong>die</strong>se Berge sich herein legen mögen, da der Weg zu der nahe<br />
gelegenen Stadt St. Annaberg gefährlich <strong>und</strong> beschwerlich gnug ist. Ein<br />
Crotendorffer Handelß - <strong>und</strong> Reiße-Mann erzehlete mir ehermals, wie er<br />
viel tausend Meilen sein Lebetag gereißet, aber schlimmere Wege hätte er<br />
nicht antroffen als hier im Buchholz. Er hette sich aber uffs Eiß mit einem<br />
stumpffen Pferd begeben <strong>und</strong> zu seinem Glück oben am Berge in der Kühe<br />
Gaße sich uff seine Beine gemachet. Aber da das Pferd gefallen <strong>und</strong> eine<br />
lange Fahrt uff dem Eis gehalten <strong>und</strong> alle Schachteln zertrümmelt <strong>und</strong> er<br />
selbst nachgeruschelt, hat er doch mit Hilff anderer Leute das Pferd ohne<br />
Schaden auffgebracht, dahero aber <strong>durch</strong> eine andere Straße seinen<br />
Rückweg nacher Crotendorff genommen."<br />
1708: Der Kurfürst Friedrich August soll bei seinem Besuch in Annaberg<br />
<strong>und</strong> auf dem Bärenstein auch nach Buchholz kommen, wählt aber seine<br />
Marschroute vom "Böhmischen Tor" über <strong>die</strong> hohe Straße nach Bärenstein,<br />
"<strong>die</strong> Bürgerschaft wartete mit Ober- <strong>und</strong> Untergewehr auf", dorch der<br />
Kurfürst kommt nicht nach Buchholz. Ein Besuch in Buchholz wird ihm<br />
"wegen der bösen bergichten Wege" abgeraten.<br />
Die alte Haupt -<strong>und</strong> Verkehrsstraße war ein auf weite Strecken abschüssiger<br />
<strong>und</strong> wieder steil ansteigender enger Fahrweg, der vom <strong>Buchholzer</strong> Tor in<br />
Annaberg hinab zum sogenannten"Schlössel", hinauf nach dem<br />
Emilienberg <strong>und</strong> den Schmiedel'schen Feldern, wo jetzt <strong>die</strong> "Villa Hohl"<br />
(heute Gewerkschaft) <strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Brauer'schen Fabriken standen,(heute<br />
neuer Berufsschulbau) dann wieder hinab bis an <strong>die</strong> Sehma, über <strong>die</strong><br />
Brücke an der Stiefelmühle, <strong>durch</strong> <strong>die</strong> schmale Katharinenstraße, vorbei an<br />
der nördlichen Marktwand, empor zur jetzigen Neugasse, Karlstraße <strong>und</strong><br />
Buchenstraße, zur Höhe der "Windmühle" <strong>und</strong> vom "Heiteren Blick" (680<br />
m) hinab nach Schlettau führte, um dann am Zschopaufluß aufwärts <strong>durch</strong><br />
Walthersdorf <strong>und</strong> Crottendorf über den Westhang des Fichtelberges nach<br />
Joachimsthal in Böhmen zu ziehen.<br />
Das war der Weg, den <strong>die</strong> sächsischen Kurfürsten mit ihren Jagdgefolge in<br />
den wildreichen Crottendorfer Forst geritten kamen. Der Weg, auf dem<br />
Peter der Große von Rußland, nachdem er in Annaberg genächtigt, trotz<br />
Vorspann <strong>und</strong> starken Pferden, nur bis Crottendorf dringen konnte, wo er<br />
zur Nacht blieb. Ein andermal mußte er, von Annaberg kommend, gar schon<br />
in Schlettau übernachten. Wie holperig <strong>und</strong> schlecht muß der stellenweise<br />
mit Holzstämmen gebrückte Fahrweg dazumal beschaffen gewesen sein,<br />
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über welchen unzählige Kurgäste in <strong>die</strong> böhmischen Bäder reisten <strong>und</strong> auf<br />
dem sie in Extraposten <strong>und</strong> Lohnkutschen zurückkehrten!<br />
Noch weit bis ins neunzehnte Jahrh<strong>und</strong>ert hinein, bis sich <strong>die</strong><br />
Schienenwege ins höhere Gebirge wagten, mußten von Annaberg <strong>und</strong><br />
<strong>durch</strong> Buchholz nahe der Höhe vor Schlettau hin acht Pferde <strong>und</strong> mehr vor<br />
den Lastwagen gespannt werden, welcher Flachs, Hafer <strong>und</strong> anderes<br />
Frachtgut nach Zwickau <strong>und</strong> weiter führte. Es war für <strong>die</strong> Zugtiere eine<br />
schwere für <strong>die</strong> Schmiede eine lohnende Zeit.<br />
Noch einmal wurde <strong>die</strong>ser beschwerliche Weg unter saurem Schweiß von<br />
Mannschaft <strong>und</strong> Spannpferden erprobt, im September 1893 zum<br />
Brigademanöver auf der Anhöhe zwischen Schlettau <strong>und</strong> Buchholz. Als <strong>die</strong><br />
Truppen im scharfen Marschtempo von der Talsohle der Sehma aufwärts<br />
bei der Karlstraße in <strong>die</strong> Buchenstraße umbogen <strong>und</strong> den nicht enden<br />
wollenden Anstieg überblickten, riefen sie mit Galgenhumor: "Jetzt geht's<br />
hinauf ins Himmelreich!" Wer auf kürzestem Weg zu Fuß von Buchholz<br />
nach Schlettau will, muß den Berg immer noch in Kauf nehmen. Das<br />
Landschaftsbild, der wechselnde Horizont lohnt den steilen Anstieg.<br />
Bild 5: Frauenstraße<br />
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Literatur- <strong>und</strong> Quellenverzeichnis<br />
Mag. Christian Meltzer: Historische Beschreibung des St.<br />
Catharinenberges im Buchholz, Dr. Harms z. Spreckel, Annaberg<br />
Leo Bartsch: Buchholz - Heimatk<strong>und</strong>liche Geschichtsbilder für Haus<br />
<strong>und</strong> Schule, Verlag A. Handreka, Buchholz<br />
Leo Bartsch: Festschrift zur 400 Jahrfeier der Stadt Buchholz 1901<br />
Beiträge zur <strong>Geschichte</strong> der Stadt Buchholz Heft I <strong>und</strong> Heft III,<br />
Herausgegebe: <strong>Buchholzer</strong> Geschichtsverein<br />
W. Ludewig: Vom Zinnbergbau im alten Buchholz, Wochenendbeilage<br />
der Obererzgebirgischen Zeitung Nr. 17, 18 <strong>und</strong> 20/1931<br />
Nachklänge zum <strong>Buchholzer</strong> Stadtjubiläum, Verlag A. Handreka<br />
Akten im Stadtarchiv Annaberg-Buchholz, <strong>Buchholzer</strong> Archiv<br />
Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden:<br />
- Akten Buchholz betreffend vom Amt Grünhain<br />
- Schocksteuerregister 1801 Buchholz<br />
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