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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042650Fallersleben im Mittelalter 75Zusammenhang mit den zweieinhalb Hufen in Fallersleben stets ein Heinrich vonCampe, über dessen persönliche Stellung nichts weiter angegeben ist 58 • Es hat denAnschein, daß es sich bei dieser Person nicht um den" Villicus" als eigentlichen Hofinhaberhandelt, sondern einen "Zwischenpächter" , der dem Domstift gegenüber zufesten jährlichen Zahlungen verpflichtet war, und die Hufen zur Bearbeitung weitergegebenhatte 59 •Wie dem auch sei, sicher ist, daß das Domstift von den Gütern dieses Heinrich vonCampe 1315 bis 1321 jährlich ungefähr 30 Schilling erhielt. In den folgenden Jahrzehntenwird eine Abgabe von dieser Höhe genannt, auch wenn nicht deutlich wird,wer dafür aufkam. Im Jahre 1338 erhielt das Domstift vom Hufenland in Fallerslebennoch 34 Schilling, dann sanken die Zahlungen um die lahrhundertmitte auf 28 Schillingund blieben dann auffallend konstant 60 .Es scheint, als habe die verheerende Pest von 1350 auf die wirtschaftliche Lage inFallersleben zunächst kaum Auswirkungen gehabt. Hier zeigt sich, daß die Konjunkturdes 14. Jahrhunderts nicht so sehr durch die einmalige Katastrophe des "großenSterbens" beeinflußt wurde 6 I, sondern durch den nachfolgenden Bevölkerungsrückgang,begleitet von einer jahrzehntelangen Agrardepression 62 • Erst eine Generationspäter werden die Folgen an dem besagten Hufenland in Fallersleben sichtbar: DerHof lag wüst; in den Jahren 1372 und 1380/81 mußte das Domstift auf seine Einkünfteverzichten: "Alles ist vernachlässigt", "alles steht aus" , heißt es in den Vizedominatsrechnungen63 •Erst für 1394 werden wieder Einkünfte von den zweieinhalb Hufen aufgeführt, dieallerdings deutlich niedriger lagen als die Zahlungen zu Beginn des 14. Jahrhunderts:Die Abgaben sollten nun ungefähr um ein Drittel geringer sein, konnten aber nichteinmal mehr in dieser Höhe bezahlt werden 64 • Im Gegensatz zur früheren Zeit ist esnun aber eindeutig der "Meier" persönlich, der dem Domstift gegenüber zur Zahlungverpflichtet war.Selten läßt die Überlieferung für ein einzelnes Anwesen so deutlich die Entwicklungder Agrarkrise im 14. Jahrhundert hervortreten, wie dies für den Hof dem<strong>Braunschweig</strong>er Domstiftes möglich wird. Über die übrigen Bauernstellen in Fallers­Ieben ist damit zwar nichts gesagt, es ist aber anzunehmen, daß sich hier eine allgemeineTendenz abzeichnet, die sicherlich für die Lage im gesamten Dorf im ausgehendenMittelalter typisch war.S. Ebd. S. 26, 32, 35.S. Zur Zwischenpacht vgl. Manfred v. BOElTICHER, Kloster und Grundherrschaft Mariengarten. Entstehungund Wandel eines kirchlichen Güterkomplexes im südlichen Niedersachsen vom 13. bis ins19. Jh. 1989, S. 62 ff.60 GOETTING/KLEINAU (wie Anm 53) S. 42, 56, 76, 80.61 Vgl. Neithard BULST, Der Schwarze Tod. Demographische, wirtschafts- und kulturgeschichtlicheAspekte der Pestkatastrophe von 1347-1352. In: Saeculum 30, 1979, S. 45 ff.62 Vgl. Wilhelm ABEL, Die Wüstungen des ausgehenden Mittelalters. 1976, S. 8ff.63 GOETTING/KLEINAU (wie Anm 53) S. 85, 94: Valersleve., totum est neglectum; Neglectum Vallersleve:totum Testat.M Ebd. S. 99, 106, 112.

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