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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042650Die Äbte von Mariental 63Einfluß Altenbergs auf Mariental zunächst weiterhin bestehen, bis es in den neunzigerJahren zu einer Entfremdung kam. Auslöser dafür war der Wiederaufbau der zerstörtenAltenberger Filiation Zinna, um die sich vor allem der Marientaler Abt Arnoldkümmerte, während Altenberg seiner Fürsorgepflicht nicht nachkam. Eine Klage derÄbte von Zinna und Mariental auf dem Generalkapitel bewirkte, daß der Vaterabtbestraft und Zinna fortan Mariental unterstellt wurde. Damit hatte sich Mariental ausdem überregionalen Einflußbereich der Kölner Zisterze weitgehend gelöst. An dieStelle der Filiation traten neue Bindungen, vor allem an die Bischöfe von Halberstadtund an die benachbarten adligen Familien. Erstmals können in dieser Zeit Begräbnisseostsächsischer Adliger in Mariental nachgewiesen werden, die darauf hinweisen,daß die Zisterzienser nun auch den Erwartungen der Donatoren auf eine liturgische"Gegengabe" in Form von Gebeten und Begräbnissen entgegen kamen.Der Regionalisierungsprozeß, der seit Beginn des 13. Jahrhunderts zu beobachtenwar, setzte sich unter den Nachfolgern Abt Arnolds fort. Die ostsächsischen Zisterzienserklöster,die bis auf Mariental zur Altenkamper Klosterfamilie gehörten, schlossensich stärker zusammen, während die überregionale Ordensbindung nur noch formaleBedeutung besaß, geschickt ausgenutzt von Abt Heinrich, der zur Durchsetzungder Interessen seiner Abtei den Zisterzienser und päpstlichen Legaten Konrad vonUrach bemühte. Die Äbte von Mariental besuchten selbstverständlich das Generalkapitelund inspizierten gelegentlich im Auftrag der Ordensleitung einen neuen Gründungsplatz,wesentlich mehr waren sie jedoch in die geistliche Schiedsgerichtsbarkeitder Diözese Halberstadt eingebunden, die sie gemeinsam mit ihre Ordensbrüdernund den Äbten der alteingesessenen Benediktinerabteien oder den Pröpsten der Augustinerchorherrenstifteausübten. Wie weit das Filiationssystem als tragende Stützeder zisterziensischen Verfassung im 13. Jahrhundert bereits an Bedeutung verlorenhatte, zeigt die Besetzung Hudes 1232 durch Mariental: Eine Verbindung zwischender Mutter- und Tochterabtei läßt sich in den folgenden Jahren so gut wie nicht nachweisen.Vielmehr lehnte es der Marientaler Abt Konrad ab, sich weiter im norddeutschenRaum zu engagieren und überließ die Betreuung der Zisterze Liliental seinerTochterabtei Hude. Mariental war zu einem Kloster ohne überregionale Ausstrahlunggeworden. Der Konvent setzte sich ausschließlich aus Angehörgen der welfischen undHalberstädter Ministerialität und des ostsächsischen Adels zusammen. Aus diesenKreisen stammte auch Abt Ludolf de Luttere, der frühzeitig resignierte, weil er eineunbequeme, auf die Privilegien des Ordens gestützte Politik betrieb. Er war sich derzisterziensischen Traditionen bewußt, nutzte sie aber nicht für eine Erneuerung desOrdens gedankens, sondern für eine Stärkung der wirtschaftlichen Position seiner Abtei.Nachdem er resigniert hatte, trat er nicht als einfacher Profeß in die Reihe derMönche zurück, sondern behielt als ehemaliger Abt eine herausgehobene Sonderstellunginne. Er hatte sich nicht weniger als sein Vorgänger von dem anti weltlichen, Hingabeund Entsagung fordernden Ideal der Gründungsväter entfernt, das in Marientalnicht länger als zwei Generationen Geltung besessen hatte und bereits in den sechzigerJahren in ein Ringen um Existenzsicherung, im 13. Jahrhundert in Eigeninteresseumgeschlagen war.

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