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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=0004265062 eh. Raabeschaftsordnung des Hochmittelalters war ein solcher Ausbruch aus dem funktionalenGefüge, in dem die Aufgaben der einzelnen Stände aufeinander bezogen waren undsich ergänzten, nicht realisierbar. Wenn die Verwirklichung der radikalen Lebensentwürfeder Ordensväter nicht schon in den Anfängen scheiterten, so deshalb, weil derOrden unter der überragenden Persönlichkeit Bernhards von Oairvaux die Rolle deschristlichen Streiters für Papsttum und Kirche übernahm. Was sich im Großen vollzog,ist im Kleinen auch an der Geschichte Marientals zu beobachten: Eine Anpassungan die Erwartungen von außen von Beginn an. So beruhte bereits die GründungMarientals auf einem Komprorniß. Die Zisterzienser erfüllten die Ansprüche desFundators auf ein Familienkloster, indem sie die Gründervogtei duldeten und PfalzgrafFriedrich 11. 1162 im Kloster bestatteten und für sein Seelenheil beteten.Mariental war in der Expansionsphase des Ordens gegründet worden und in denersten beiden Jahrzehnten stark in die Dynamik des schnell auf ganz Europa ausgreifendenOrdens einbezogen. Der erste Marientaler Abt Bodo wirkte in Altenberg undAmelungsborn, ehe er nach Mariental kam, und scheint nach Sicherung der pfalzgräflichenGründung in weiteren Filialklöstern Altenbergs tätig gewesen zu sein. BodosNachfolger Heinrich visitierte im Auftrag der Ordensleitung den Gründungsplatz fürMichaelstein, während Dudelin über Morimond und Altenberg als dritter Abt in denLappwald kam. Die verfassungsmäßig festgelegte Filiationsbindung zwischen MutterundTochterabtei prägte zwar das entstehende Klosternetz, doch waren die Filiationssträngein der Aufbauphase keineswegs strikt getrennt noch standen sie in Konkurrenzzueinander. Die beiden Kölner Zisterzen Altenberg und Altenkamp, von denenzahlreiche Neubesetzungen im norddeutschen Raum ausgingen, unterstützten sichvielmehr gegenseitig. Der Altenberger Mönch Bodo hielt sich beispielsweise vorübergehendin dem Altenkamper Filialkloster Amelungsbom auf oder der MarientalerAbt Heinrich beobachtete die Altenkamper Klostergründung in Michaelstein. In diesergemeinsamen Pionierzeit mag begründet liegen, daß die beiden Kölner Vateräbtespäter, nachweisbar im 13. Jahrhundert, die Visitationsreise nach Ostsachsen undNorddeutschland gewöhnlich zusammen antraten.Die ersten zwei Jahrzehnte in der Marientaler Geschichte standen also ganz unterdem Zeichen des Aufbaus, nicht nur der eigenen Abtei, sondern auch eines ostsächsischenzisterziensischen Klosternetzes. Das änderte sich mit dem Ausbruch desSchisma 1159, das die Einheit des Ordens einer Belastungsprobe aussetzte, der sienicht standhielt. Dazu trugen Ordensangehörige wie Abt Dudelin von Mariental bei,der die Existenz seines Klosters über die Loyalität zur französischen Ordensleitungstellte. Er schloß sich der viktorianischen Partei im Bistum Halberstadt an und bandMariental damit enger an seine Umgebung. Gleichzeitig intensivierte sich in dieserZeit die Bindung zwischen Mariental und der Mutterahtei Altenberg, das als Hausklosterder Grafen von Berg und Kölner Erzbischöfe ebenfalls gegen die alexandrinischePosition der Ordensspitze Stellung bezogen hatte. Die enge Beziehung zwischender Mutter- und Tochterabtei prägte die nächsten Jahrzehnte, mindestens drei MarientalerÄbte aus dem 12. Jahrhundert stammten aus Altenberg, im Mutterkloster betetendie Mönche zumindest für alle Brüder, die nach Mariental gegangen waren.Nach Beendigung des Schismas blieb der nun in erster Linie machtpolitisch motivierte

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