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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042650Die Äbte von Mariental 61Die freiwillige Resignation war seit den Anfängen des Ordens ein verbrieftesRecht!3!. Das Generalkapitellcgte 1202 alten oder kranken Äbten sogar nahe, ihrAmt aufzugcben 132 • Der resignierte Abt trat anschließend zurück in die Reihe derProfessen, wechselte manchmal auch das Kloster oder konnte später wieder ein Klosteramtübernehmen. In der Geschichte des Ordens ist die freiwillige Resignation vonÄbten keine Seltenheit 133 , zumal sich seit Mitte des 13. Jahrhunderts eine Sonderstellungfür resignierte Äbte herausbildete, die das Generalkapitel 1288 nachträglichdurch ein Statut rechtlich fixierte: Äbte, die sich um die Führung ihres Klosters verdientgemacht hatten, sollten eine pensio oder provisio erhalten 134. Ludolf resigniertenicht aus Altersgründen, sondern um die Einheit der Mönchsgemeinschaft zu bewahren,die unter seinem Abbiat auseinanderzubrechen drohte. Er ist in den folgendenJahren in Mariental noch mehrmals belegt. 1262 vermittelte er als quondam abbaseine Güterschenkung der Gräfin Adelheid von Ravensberg in Rottorf 135 , 1264 und1268 bezeugte er Urkunden seiner Nachfolger Dietrich und Reinhold!36. Seine exponierteStellung in den Zeugenreihen hinter dem Prior Hildebrand von Ütze und vorden übrigen Amtsinhabern zeigt, daß man ihn in der Mönchsgemeinschaft mit Hochachtungbehandelte und seine Person würdigte. Mitte des 13. Jahrhunderts hatten resignierteÄbte in Mariental demnach eine Sonderstellung inne.IIIUnter Ludolfs Nachfolger Dietrich (1255-1264) und Reinhold (1264-1295) entwikkeltesich Mariental in einem geradezu atemberaubenden Tempo zu einem der reichstenGrundbesitzer Ostsachsens. Eine intensive auf Besitzausbau und -konzentrationzielende Erwerbspolitik, die die ökonomische Krise vieler Halberstädter Grundherrenausnutzte, ermöglichte den steilen wirtschaftlichen Aufstieg der Abtei 137 • Es liegtin der Logik einer asketischen Arbeitsauffassung, daß sich Reichtum ansammelt, dernach einiger Zeit die Wurzeln angreift, aus dem er einst hervorging: die Geisteshaltungder Entsagung und Selbstbeschränkung. Aus dieser Geisteshaltung, die gleichzeitigein Protest gegen ein zu reich, bequem und weltlich gewordenes Mönchtum war,war der Zisterzienserorden in die Geschichte getreten. Die Gründungsväter wolltenweitabgewandt, arm und unabhängig von säkularen Bindungen und Verführungenwie Besitz, Macht und Herrschaft leben und sich einem schlichten benediktinischenMönchtum in Gebet und Arbeit hingeben. Doch in der ständisch gegliederten Gesell-131 Can I. 1234: 1.132 Can I. 1202: 39. - Vgl. zur Resignation von Zisterzienseräbten Carl L. NOSCHITZKA, Die kirchenrechtlicheStellung des resignierten Regularabtes unter besonderer Berücksichtigung der geschichtlichenEntwicklung im Zisterzienserorden. In: ASOC 13, 1957, S. 149-314.133 Ebd. S. 221.IJ4 Can. I1I, 1288: 6.m Andreas LAMEY, Diplomatische Gesch. der Grafen von Ravensbcrg. Mannheim 1779. Cod. dipl.Nr.40.136 StAWf 22 Urk 126; VII B Hs 340, S. 231.137 Ausführlich vgl. RAABE Mariental, 1995 (wie Anm. 3) S 359ff.

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