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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>Rezensionen und Anzeigen 333Hans Michael He n sei (Hg.) und John G a t t - R u t te r unter Mitwirkung von WolfgangB run s c h, Nadia Dan i e I i und Harald Fra n k, Italo Svevo. Samuel Spiers Schüler.Die Texte Italo Svevos und seines Bruders Elio Schmitz über ihre Jugend in Deutschland.Mit unveröffentlichten Dokumenten und einer Kurzbiographie Samuel Spiers. Segnitz beiWürzburg: Zeno's Verlag 1996, 311 S., Abb., 68 DMZu Samuel Spier (1838-1903) - nach Wilhelm Bracke der bedeutendste braunschweigischeFührer der Arbeiterpartei in den späten sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts - istbisher biographisch wenig geforscht worden. Außer halb des Zeitraums, in dem er parteipolitischzunächst als Führer der Lassalleaner, sodann neben Bracke und dem MagdeburgerBremer als ein Vertreter der "Ehrlichen", von denen die entscheidende WeichensteIlungzu der mit Bebel und Liebknecht gemeinsam betriebenen Gründung der SozialdemokratischenArbeiterpartei, der "Eisenacher" Partei im Jahre 1869, hervorgetreten ist,ist uns seine Biographie nur bruchstückhaft bekannt.Es ist das Verdienst des vorliegenden, sehr schön aufgemachten Bandes, das LebenSamuel Spiers durch die verschiedenen Zeitabschnitte zu verfolgen. Dabei fällt neues Lichtauf den jugendlichen Spier und den Direktor des Brüsselschen Instituts in den siebzigerJahren, einer Handelslehranstalt mit Internat in der Nähe Würzburgs. Die neuen Aspekteergeben sich dabei vornehmlich aus der Perspektive eines seiner Schüler, aus dem später einbekannter Schriftsteller geworden ist: Italo Svevo. Hinter diesem Künstlernamen verbirgtsich ein deutsch stämmiger Kaufmannssohn aus Triest mit Namen Ettore Schmitz. Beide,Lehrer und Schüler, teilen sich die Aufmerksamkeit der literarwissenschaftlichen bzw. journalistischenAutoren, die an diesem Buch mitgewirkt haben, das trotz einiger Wiederholungenund fehlender Abstimmungen mit seinem reichhaltigen Anhang lehrreich und amüsantzu lesen ist. Allerdings bringt es zum Wirken Spiers innerhalb der Arbeiterbewegung Wolfenbüttelsbzw. des Herzogtums <strong>Braunschweig</strong> nichts Neues. Die überraschende Hinwendungzu den Lassalleanern im Juli 1867, nachdem sich Spier noch kurz zuvor für die BismarckscheNationalpolitik erklärt hatte, war bereits vorher bekannt. Die Besonderheit der<strong>Braunschweig</strong>ischen Lasalle'schen Gemeinde innerhalb des gesamten ADAV wird in derneueren historischen Literatur (Rother, Gotthardt) sehr viel überzeugender herausgearbeitet.Und wer meint, daß der Reichstag des Norddeutschen Bundes, später des Kaiserreichs,nach dem (preußischen) Dreiklassenwahlrecht gewählt worden ist, hat von dem strategischenAnsatz der Lassalleaner nicht viel verstanden. Auch die Klassifizierung Bebeis, Liebknechts,Brackes und Geibs - für die Zeit 1868/71 - als "lupenreine Marxisten" - im Unterschiedzu Spier - ist nicht besonders seriös. Am wertvollsten sind hier die Hinweise imAnhang auf in Moskau gefundene Originalbriefe des SDAP-Ausschusses u. a.Keine neuen Erkenntnisse bringt das Buch für die Frage, wie Samuel Spier 1865 vomfränkischen Segnitz an die Samson-Schule nach Wolfenbüttel gelangt ist, wie er dort gewirkthat und warum er diese Schule 1872 wieder verließ. Natürlich hing dieser Wechselebenso wie sein Rückzug ins Private mit seiner im September 1870 erfolgten Verhaftung,unter der Anklage des Hochverrats, zusammen, nachdem der Vorstand des SDAP nach derKapitulation Napoleons III. den sofortigen Friedensschluß mit Frankreich gefordert hatte.Aber die näheren Umstände bleiben nach wie vor dunkel. Jahrzehnte später ist SamuelSpier in Frankfurt als Vorsitzender einer Genossenschaftsbäckerei und Artikelschreiber fürdie Sozialdemokratische Partei hervorgetreten.Klaus Erich Pollmannhttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042650

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