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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042650316 Rezensionen und AnzeigenLuise Sc h 0 r n - S c h ü t t e : Evangelische Geistlichkeit in der Frühneuzeit. Deren Anteilan der Entfaltung frühmoderner Staatlichkeit und Gesellschaft. Dargestellt am Beispiel desFürstentums <strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbüttel, der Landgrafschaft Hessen-Kassel und der Stadt<strong>Braunschweig</strong> (Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte 62). Gütersloh:Gütersloher Verlagshaus 1996, 635 S., Abb., 168 DMBei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine in Umfang, Stil, Methodik und Materialfüllebeeindruckende Gießener Habilitationsschrift des Jahres 1992. Die HistorikerinLuise Schom-Schütte hat sich das Fürstentum <strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbüttel, die Stadt<strong>Braunschweig</strong> und die Landgrafschaft Hessen-Kassel als Untersuchungsraum ausgewählt,um an überschaubaren Beispielen typische Strukturen lutherischer und reformierter, sowiestädtischer und territorialer Geistlichkeit aufzuzeigen. Bei der aufwendigen quantitativenAnalyse der Geistlichkeit wird die Stadt <strong>Braunschweig</strong> insgesamt, für das Fürstentum<strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbüttel die Generalsuperintendentur Gandersheim in den Blick genommen.Dem stellt die Autorin als qualitative Quellen individuelle Biographien, Streitschriftenliteraturund archivalische Quellen gegenüber.Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel, in denen jeweils anhand dieser drei Territorienbestimmte Themen behandelt werden: Soziale Herkunft und Verflechtung; RegionaleMobilität und Bildungsstand im konfessionellen Vergleich; Materielle Ausstattung im Vergleichder Konfessionen; Ehe und Familie, "Ganzes Haus" und das Amt als Beruf im konfessionellenVergleich.Das Fürstentum <strong>Braunschweig</strong> nimmt die Autorin als seit 1569 führendes lutherischesTerritorium in den Blick. Der Einfluß der Universität Helmstedt führte zu einer offenerenTendenz des zunächst orthodoxen Luthertums. Die Stadt <strong>Braunschweig</strong> wurde zwar früherlutherisch als das Fürstentum, blieb dann aber auch konservativer. Dadurch bestand einfortdauernder Gegensatz zwischen Stadt und Territorium.Schom-Schütte stellt eine relativ große Durchlässigkeit in der Gesamtgruppe der Geistlichkeitfest, außerdem differenziert sie die Vorstellung von der Selbstergänzung der Geistlichkeit:Sie sieht eine eng miteinander verflochtene Sozialgruppe "gelehrter Beamter".Ungeachtet der Konfessionsunterschiede ergab sich ein recht einheitlicher Bildungsgangder Beamten mit Gymnasialbesuch und (erst allmählich selbstverständlich) Universitätsstudium,zumeist an der landeseigenen Universität. Es entwickelte sich bis zur Mitte des 18.Jahrhunderts allmählich eine "geistliche Laufbahn" (S. 226). Die Standardisierung derAusbildung schritt bei den Theologen schneller fort als bei den Juristen. Entsprechend nahmenauch die fachlichen Kenntnisse der Geistlichen zu.Bei der Bezahlung dagegen lagen die Juristen eindeutig vom, allenfalls konnte sich dieführende Geistlichkeit mit den mittleren Landesbeamten vergleichen. Während des Untersuchungszeitraumswurden Sachleistungen und Dienstpflichten gegenüber dem Pfarrerdurch Geldzahlungen der Gemeinde abgelöst, in <strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbüttel allerdingslangsamer als etwa in Hessen. Die Gemeinde erwartete Bescheidenheit von den Geistlichen,deren Bedürfnisse stiegen aber durch die Familien gegenüber vorreformatorischenVerhältnissen. Wirtschaftlich attraktiv war der Beruf des Landpfarrers in keinem der Untersuchungsgebiete.Bei der Betrachtung der Pfarrerfamilien verzichtet die Autorin auf die Gliederung nachTerritorien - überhaupt ist die Arbeit weniger landesgeschichtlich ausgerichtet, die Beispieledienen der Erarbeitung eines über konfessionellen Gesamtbildes. Hier zeigt sich besonders,wie kenntnisreich die Autorin den Pfarrhaushalt zwischen großbäuerlichen undHandwerkerhaushalten einordnet. Seine spezifischen Eigenarten entwickelt der Pfarrhaushalterst im Laufe des Untersuchungszeitraumes. Erhalten bleibt die überdurchschnittlicheKinderzahl, gegenüber der oft konstatierten Individualisierung der Liebesbeziehungen

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