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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>Rezensionen und Anzeigen 315Richard Fr i e den t hai, Herzog Heinrich Julius von <strong>Braunschweig</strong> als Dramatiker. SeinLeben. Mit besonderer Berücksichtigung seines geistigen Werdegangs (1922), hg. und miteinem Nachwort versehen von Gerd B i e gel (Schriften der Literarischen Vereinigung<strong>Braunschweig</strong> 45). <strong>Braunschweig</strong>: Heckner Wolfenbüttel 1996,99 S., 2 Abb., 25 DMWer gern Biographien liest und sich für das Land ßraunschweig und seine Herzöge interessiert,kann jetzt zu einem Bändchen greifen, in dem das Leben Herzogs Heinrich Juliusvon niemand geringerem als dem Meister der Biographie, Richard Friedenthai, erzähltwird. Friedenthai wurde durch seine Biographien z. B. über Goethe (1963), Luther (1967)und Marx (1982) allgemein bekannt.Der von Biegel herausgegebene kleine Band enthält die 1922 von Friedenthai derMünchner Philosophischen Fakultät als Doktorarbeit eingereichte Studie. Sie umfaßt 30Seiten Text, dazu 30 Seiten Anmerkungen. Das letzte Drittel der Publikation nutzt Biegelzu einer Skizze über Friedenthais Leben "Auf dem Wege zu einer Biographie", zusammengestelltaus dem Nachlaß des Autors. Ausführlich werden Kindheit und Jugend im Berlinvor dem ersten Weltkrieg und das geistig aufgeschlossene Elternhaus geschildert. Die Mutteraus der braunschweigischen Familie Elster war stark sozial engagiert, der Vater, Naturwissenschaftler,sehr literaturinteressiert. Über die Studienzeit nach Ende des Krieges fließendie Informationen spärlicher. So bleibt unklar, bei wem Friedenthai die vorliegendeArbeit anfertigte. Der (irreführende) Titel verspricht eine literaturhistorische Arbeit, defacto handelt es sich um eine historische, nach der Literatur und dem Quellenmaterial derArchive in Wolfenbüttel, <strong>Braunschweig</strong> und Hannover gearbeitete Studie über das Lebendes Herzogs Heinrich Julius von <strong>Braunschweig</strong>-Wolfenbüttel.FriedenthaI promovierte mit Teil I der Dissertation; eben jenem Lebensabriß. Noch1923 plante er, den Hauptteil der Arbeit über das erste stehende deutsche Theater am Hofdes Herzogs in Wolfenbütte1 zu schreiben. Dazu kam es nicht. Doch seine Vorarbeiten dazubilden 40 Jahre später die Grundlage einer knappen Darstellung aus seiner Feder, wie dasenglische Theater der Shakespearezeit auf dem Kontinent Fuß faßte, indem Heinrich Juliuseine englische Theatergruppe an seinen Hof holte und dort band (R.E, Ein Herzog undPoet dazu, in: 275 Jahre Theater in <strong>Braunschweig</strong>, Geschichte und Wirkung, <strong>Braunschweig</strong>1965, S. 7-11).Die Schilderung des Lebens von Heinrich Julius, die Richard FriedenthaI Anfang derzwanziger Jahre als Student verfaßte, mag wissenschaftlich überholt sein, doch enthält sie bereitsalle Elemente, die seinen Ruhm in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts begründeten:Der junge Friedenthai spürte Details auf, die Heinrich Julius treffend charakterisieren.Wie alle seine großen Biographien ist die über den welfischen Herzog scheinbar leicht geschrieben.Die kennzeichnenden Ape~us werden breit ausgeführt, während das Zeitalterseines Helden wie im Zeitraffer dargestellt wird. Dieser Wechsel zwischen der souveränenZusammenschau und dem Reichtum im Detail macht schon hier den besonderen Reiz unddie Spannung in der Darstellung Friedenthais aus. Den braunschweigischen Herzog HeinrichJulius charakterisiert Friedenthai als Mensch zwischen Mittelalter und Modeme, derdem Hexenwahn anhing und viele harte, ja unverständliche Urteile fällen ließ und zugleichleidenschaftlich am Römischen Recht interessiert war, der sich für die bukolischen Gestaltendes englischen Theaters begeisterte und für diese Dramen verfaßte und zugleich als Staatsmannbesonnen Politik machte, der vom Kaiser in Prag hochgeschätzt war, und darüber seinHerzogtum <strong>Braunschweig</strong> vernachlässigte. Bereits in jungen Jahren zeigt sich Richard Friedenthaials Historiker, der es verstand, eine historische Persönlichkeit in einfacher Sprache,doch eindringlich und glaubhaft Gestalt annehmen zu lassen. Ein Lesevergnügen!Gesine Schwarzhttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042650

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