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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>304 Rezensionen und Anzeigenschichte und der Römer- und Sachsenzeit mehr als sechzig Seiten gewidmet werden müssen,wenn der Leser in diesem Abschnitt über Velpke nur wenig mehr als von der Existenz einigerBodenfunde erfährt. Eine Skizzierung dieser Zeitabschnitte unter Einbeziehung lokalerAspekte wäre hier angebrachter gewesen. Überhaupt hat das übermäßige Streben nachVollständigkeit sich auf die Handlichkeit des Werkes eher nachteilig ausgewirkt. Nicht jedemSachkapitel muß zu Beginn ein geschichtlicher Entwicklungsausschnitt Niedersachsensoder des Kreises Helmstedt vorangestellt werden, wobei sich derlei Darstellungen oft zu sehrvon der Geschichte der drei Ortschaften lösen. Die Folge sind eine stoffliche Überfrachtungund eine unnötige Aufblähung des Buchumfangs. Hier lassen Riesener und Eggers Augenmaßvermissen und haben sich wohl zu sehr davon leiten lassen, "methodisch und im Umfangmit Abhandlungen größerer Kommunen konkurrieren" (Vorwort) zu können."Unser Ziel ist eine lebensnahe Geschichte der Gemeinde Velpke", so schreiben dieAutoren in der Einleitung, "die den Lesern die Lebensverhältnisse früherer Zeiten nahebringt,und die das Denken und Handeln der Menschen in einen Zusammenhang mit diesenLebensverhältnissen stellt." Bei allen Einwänden - dies hochgesteckte Ziel ist mit demvorgelegten Buch sicherlich erreicht. Anschaulich wird das dörfliche Leben über viele Jahrhundertehinweg vor dem Leser ausgebreitet, werden die Veränderungen in der Sozialstrukturbeschrieben, erhalten die Lebensumstände der Bauern, Landhandwerker undSteinhauer, der Frauen und Kinder Konturen. Kaum Beachtung allerdings findet in diesemZusammenhang die Person des Dorfpfarrers und die Rolle der Kirche in der vorindustriellenZeit. Das Gotteshaus war nicht nur Gebetsstätte, es war auch Mittelpunkt der dörflichenGemeinschaft. Die Stellung des Pfarrers galt in diesem Umfeld als vorrangig in derReihe der Honoratioren und über eine lange Zeit verband ihn mit den Bauern eine engewechselseitige, durchaus nicht immer harmonische Beziehung - ein überaus wichtiges Korrektivin der abgeschlossenen Welt des Dorfes. Diesem zentralen Bereich des ländlichenAlltagslebens müßten unbedingt mehr als zwei kurze, eher allgemein gehaltene Unterkapitelgewidmet werden.Eine Ortsgeschichte lebt nicht nur von dem geschriebenen Wort, sondern in entscheidendemMaße auch von der Illustration. Gerade Fotografien geben dabei über den Text hinausgehendden Blick frei in fremde Lebenswelten und eröffnen die Möglichkeit einer Annäherungan eine Zeit, die aufgrund gravierender Veränderungen in den letzten Jahrzehntendem heutigen Menschen bereits überaus fremd geworden ist. Die Autoren verzichteten jedochhierauf bewußt und die wenigen Abbildungen, die dennoch Verwendung fanden, sindnicht auf die Region bezogen. Eine bildorientierte Ortschronik, so ihre Meinung, richte sichmehr an Außenstehende, die sich einen kurzen und wenig anstrengenden Überblick verschaffenwollen. Der ortsansässige Leser aber soll vielmehr dazu gebracht werden, sich "dieGeschichte seiner Gemeinde lesend zu 'erarbeiten'". Eine gewisse Realitätsfeme der Autorenwird hier offenkundig. Der interessierte Laie - und um diese Art von Leser handelt essich ja vorrangig bei einer Ortsgeschichte - hätte sicherlich gut ausgewähltes und ausreichendkommentiertes Bildmaterial, das den Text auflockert und veranschaulicht, sehr begrüßt.Ihm ist so die Möglichkeit genommen, über die Bebilderung einen Einstieg in das ungewohnteLesen eines wissenschaftlichen Textes zu finden. Dies ist bedauerlich, da die Chance,so einen größeren Leserkreis an die Lokalgeschichte heranzuführen, wenig genutzt wird.Trotz der Kritik: Die Autoren Riesener und Eggers haben eine mit akribischem Heißund großem Sachverstand erarbeitete Lokalstudie vorgelegt, deren Ergebnisse von allgemeinemInteresse sind. Allein deswegen wird das Werk nicht nur in der Velpker Regionzahlreiche Leser finden, was ihm auch sehr zu wünschen ist.Joachim Schmidhttp://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042650

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