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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042650Regionalhistorische Forschungen zur NS-Zeit 261Der Geschichtsverein hat weder in den Aufsätzen seines <strong>Braunschweig</strong>ischenJahrbuchs noch in seiner Vortragsreihe einen Schwerpunkt in der NS-Zeit. DerGeschichtsverein plant zu seinem 100jährigen Bestehen eine umfangreiche Geschichtedes Landes <strong>Braunschweig</strong>, die sicherlich einige Lücken in der regionalenZeitgeschichtsforschung schließen wird.- Die hiesigen Museen leisten zweifellos wichtige historische Arbeit; freilich stehenin ihren Ausstellungs- und Vortragsprogrammen zeitgeschichtliche Themen nichtim Vordergrund. Und wie schwierig die Präsentation der NS-Zeit in Museen ist,hat vor kurzem die Hähndel-Ausstellung gezeigt.Die Stadt. Im Unterschied zu vielen anderen deutschen Großstädten hat sich<strong>Braunschweig</strong> nicht zu einer umfassenden Darstellung seiner Geschichte und damitauch nicht zur systematischen Aufarbeitung seiner NS-Vergangenheit entschließenkönnen. Die Bemühungen der Stadt um eine angemessene Gestaltungder Gedenkstätte "Schill-Denkmal" und die geplante Ausstellung "Kunst im Nationalsozialismusin <strong>Braunschweig</strong>" signalisieren jedoch ein Umdenken.Der Arbeitskreis "Andere Geschichte" ist aus der <strong>Braunschweig</strong>er Geschichtsarbeitnicht mehr wegzudenken. Sehe ich es recht, so hat er sich in den ersten Jahrenseines Bestehens vor allem um die Geschichte der Arbeiterbewegung und der Arbeiterschaftgekümmert; erst in letzter Zeit um die Jahre 1933-1945. Es gab ebenzu viele weiße Flecken in der <strong>Braunschweig</strong>er Geschichte.Wir brauchen die vielen Initiativgruppen - stellvertretend erwähne ich das Friedenszentrum- und die engagierten Einzelforscher. Wichtig erscheint mir für die Zukunfteine verbesserte Zusammenarbeit und ein intensiverer Gedankenaustausch zwischendiesen Gruppen.Im Bereich der Gedenkstättenarbeit versucht das Historische Seminar gerade eineKoordinierung der erfreulich zahlreichen Initiativen in dieser Region. Und für dasThema NS-Kunst in <strong>Braunschweig</strong> zeichnet sich eine institutioncnübcrgrcifende,auch eine breitere Öffentlichkeit mit einbeziehende Zusammenarbeit ab.Daß Zeitgeschichtsforschung ohne finanzielle Unterstützung nicht möglich ist,muß den politisch Verantwortlichen wieder und wieder deutlich gemacht werden.Den Rotstift in diesem Bereich anzusetzen und dann - bei konkretem Anlaß - kurzatmigund beifallsheischend Forschungsergebnisse einzufordern, eine solche Politikist unglaubwürdig.Es klingt sehr platt: aber es gibt noch viel zu tun in der regionalen Forschung zurNS-Zeit. Sicherlich werden wir zur Jahrtausendwende ein Stück weiter sein. Aberwird uns dann noch die NS-Zeit interessieren? Oder werden sich die auch in der hiesigenregionalen Geschichtskultur zu beobachtenden Tendenzen verstärken, in einerMischung aus Nostalgie und historischem Spektakel nur die "positiven" Traditionender deutschen Geschichte aufzunehmen und vornehmlich an die unbelasteten Ereignisseund Personen zu erinnern? Die Pluralität unserer Geschichtskultur wird einsolch einseitiges Geschichtsbild verhindern. Denn auch in Zukunft wird die politischeKultur dieses Landes und dieser Region daran gemessen werden, welchen Stellenwertsie dem Nationalsozialismus in ihrem Geschichtsbild und ihrem Geschichtsbewußtseinzuweist.

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