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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042650252 H.-V. Ludewigsich u. a. am Streit um die "Modernität" des Nationalsozialismus. In jüngster Zeitsteht die NS-Gewalt- und Rassepolitik im Vordergrund; das Gestaposystem, die Rolleder Justiz, die Wehrmacht und der Vernichtungskrieg im Osten. Nicht erst seitGoldhagen beschäftigt sich die Forschung mit neuen Fragestellungen zur Vernichtungder Juden und zu den Gewaltexzessen bei Kriegsende. Allerdings, Goldhagen hat dieFrage nach den Tätern so konsequent wie kaum einer vor ihm gestellt.Alles in allem ist die zum Nationalsozialismus erschienene Literatur heute kaumnoch zu überblicken.Das gilt für <strong>Braunschweig</strong> keineswegs.Einige Zahlen sollen dies verdeutlichen: uns steht mit der jährlich im <strong>Braunschweig</strong>ischenJahrbuch erscheinenden Bibliographie ein sehr zuverlässiges Hilfsmittel zurVerfügung. Durchschnittlich sind pro Jahr 300 Titel aufgeführt, zur NS-Zeit findensich lediglich zwischen 3 und 5, die Obergrenze liegt bei 10 Titeln; sie wurde nur imJahr 1994 erreicht, dem Gedenkjahr für die Bombardierung <strong>Braunschweig</strong>s.Nun läßt sich ganz allgemein feststellen: Die frühe Forschung über den Nationalsozialismuszeigte nur wenig Interesse für regionale und lokale Untersuchungen. ImVordergrund standen die "großen" Themen. Es gab aber auch in der Öffentlichkeitnur ein geringes Bedürfnis nach Aufarbeitung der" Geschichte vor der Haustür".Das gilt auch für <strong>Braunschweig</strong>. Sicherlich, Ende der vierziger Jahre erregten dieNachkriegsprozesse in der <strong>Braunschweig</strong>er Bevölkerung großes Aufsehen: der Rieseberg-Prozeß,der AOK-Prozeß, der Prozeß gegen den NSDAP-Kreisleiter Heilig undandere Nazi-Führer und natürlich 1950 der Prozeß gegen Klagges. Eine Fülle an Informationenwurden damals bekannt, vor allem über die Gewaltexzesse 1933. Aberdie Prozesse gaben keinen Anstoß für eine intensivere Beschäftigung mit der NS-Zeit.Es fehlt übrigens bis heute eine systematische Analyse dieser Nachkriegsprozesse.<strong>Braunschweig</strong> 1930 bis 1933Am Anfang der <strong>Braunschweig</strong>er NS-Forschung steht E. A. Roloff.1961 erschien sein Buch "Bürgertum und Nationalsozialismus 1930-1933", ganzaus den Quellen heraus gearbeitet 2 • Auf Vorarbeiten konnte er sich nicht stützen. DasBuch beschreibt und analysiert vor allem die Rolle des Bürgertums in den Jahren dergemeinsamen Regierung der bürgerlichen Parteien mit der NSDAP 1930 bis 1933,sowie minutiös die nationalsozialistische Machteroberungsstrategie. Roloffs Darstellungund sein Ergebnis sind bis heute nicht überholt. Deutlich wird in diesem Buch dieDoppelfunktion, die lokalgeschichtliche Untersuchungen erfüllen müssen. Es behandeltzum einen einen Abschnitt braunschweigischer Lokalgeschichte, aber es ist aucheine Fallstudie mit wesentlichen Erkenntnissen über Ursachen und Verlauf der NS­Machteroberung insgesamt.2 Ernst August ROLoFF, Bürgertum und Nationalsozialismus 1930-1933. <strong>Braunschweig</strong>s Weg ins DritteReich, <strong>Braunschweig</strong> 1961.

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