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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042650250 H.-U. LudewigDie Beschäftigung mit der Zeit des Nationalsozialismus war von Anfang an für Öffentlichkeitund Geschichtswissenschaft eine politisch-moralische und wissenschaftlicheHerausforderung. Der Nationalsozialismus und seine Herrschaft waren und sind"kein normaler Gegenstand historischen Fragens" (Broslat), auch wenn die Fragestellungenund Methoden der Forschung zur NS-Zeit sich immer weniger von denenanderer Epochen unterscheiden.Das hat in erster Linie zu tun mit der Singularität der Verbrechens- und Gewaltpolitikdes Nationalsozialismus, der Widersprüchlichkeit seiner Herrschaft und den Folgendieser Herrschaft.Die Erforschung der NS-Zeit vollzog sich in engster Verbindung mit der Geschichteder Bundesrepublik, ihrem Geschichtsbewußtsein und ihrer politischen Kultur.Deshalb möchte ich einleitend einige Bemerkungen zu den unterschiedlichen Phasender NS-Forschung machen; sie bilden aueh den Bezugsrahmen für unsere regionaleBestandsaufnahme.Phasen der NS-ForschungIn den wenigen Darstellungen in der unmittelbaren Nachkriegszeit überwog die Thesevom "Dämon" Hitler als Hauptverursacher der Katastrophe; der Nationalsozialismusgalt als Betriebsunfall der deutschen Geschichte. Rückbesinnung auf besseredeutsche Traditionen, Verinnerlichung und nationales Selbstmitleid wurden beschworen.Ende der 40er Jahre verbreiterte sich die Ouellenbasis durch die Publikation derNürnberger Prozeßakten und der Nachfolgeprozesse. Neue Interpretationsimpulseerhielt die bis dahin stark geistesgeschichtlich geprägte Geschichtswissenschaft in den50er Jahren von den Nachbardisziplinen, der Soziologie und der Politologie. Die Totalitarismustheoriewurde rezipiert und mit ihr der direkte Vergleich nationalsozialistischerund stalinistischer Herrschaft - ein Ansatz, der nicht zuletzt dem antitotalitärenGrundkonsens der jungen Bundesrepublik entsprach.Das neu errichtete Institut für Zeitgeschichte in München erschloß Jahr für Jahrneues Ouellenmaterial. Eine jüngere Historikergeneration begann die wichtigsten Ereignisabläufeund Institutionen empirisch zu rekonstruieren. Im Mittelpunkt stand zunächstder Prozeß der Machtergreifung; es erschienen die bahnbrechenden Arbeitenvon Bracher über die Auflösung der Weimarer Republik und die Anfänge der NS­Herrschaft. Außenpolitische Themen interessierten und die Widerstandsbewegungen,freilich eingeengt auf den 20. Juli 1944.Mitte der sechziger Jahre forderte eine unruhige, politisch sensibilisierte Studentenschafteine intensivere Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit, fragte nachder Vergangenheit der Hochschullehrer und begann die Abrechnung mit den Verdrängungsmechanismender Elterngeneration. Der Frankfurter Auschwitzprozeß1963, entscheidend vorangetrieben vom früheren <strong>Braunschweig</strong>er GeneralstaatsanwaltFritz Bauer, konfrontierte die Generation der Täter und Mitwisser erstmals mitden deutschen Verbrechen im Osten. Jetzt erst holte die Geschichte des Dritten Reichesdie Bundesrepublik ein.

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