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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042650Die nErbgesundheit" Heinrichs des Löwen 241Transport seiner Leiche gefertigten Ledersack gehüllt war und dann in einen Holzsarggebettet wurde (was vermutlich als Provisorium gedacht war).Für die <strong>Braunschweig</strong>er folgt aus Schmidts Darlegungen, daß sie mit großer Gewißheitvor dem Grab einer Frau stehen und mit guten Argumenten daran Glaubendürfen, daß es sich um Mathilde von England handelt. Weiter, daß man über dieIdentität des zu Knochenmehl verfallenen anderen Toten keine weiteren Erkenntnissemehr gewinnen kann, es aber bis zur Aufstellung einer besseren Theorie als wahrscheinlichangesehen werden darf, daß Heinrich der Löwe neben seiner GemahlinMathilde von England ruht.4. Was geschah 1935 wirklich und warum?Die Kontroverse wurde hier zunächst jeweils aus den historischen Perspektiven von1952-1956 und 1974 dargelegt. Faßt man aber alle verfügbaren Informationen zusammen,insbesondere auch jene, die 1935 vorgelegen haben müssen, so tauchen einigebemerkenswerte Ungereimtheiten auf, die so offensichtlich sind, daß sie nachAufklärung verlangen. Vor allem wird man nach einer Antwort auf die Frage suchenmüssen, warum bei den drei Anläufen zur Klärung der Frage nach der Grablege,1935, 1952 und 1974, jeweils ganz bestimmte Punkte ausgeklammert wurden - dasich sehr intelligente und fachlich beschlagene Wissenschaftler mit den Fragen beschäftigten,leuchten mir Antworten nicht ein, daß bestimmte wichtige Aspekte einfachübersehen wurden. Vielmehr hat es den Anschein, als ob diesen "Fehlleistungen"jeweils eine spezifische, zeitgeschichtliche Befangenheit zugrunde lag. Zentralscheint mir dabei der Versuch, genau zu rekonstruieren, was 1935 eigentlich abliefund warum bzw. warum nicht. Zwar bemühte sich auch Schmidt, auf einige Hintergründeder Graböffnung von 1935 einzugehen, doch erschöpfte er sich mit dem(richtigen) Hinweis auf den propagandistischen Versuch der Nationalsozialisten,Heinrich den Löwen als Vorreiter ihrer "Lcbensraum im Ostcn"-Politik zu vereinnahmen32 • Dennoch bleiben in Anbetracht der Entwicklung der Kontroverse (oderbesser des in drei Stufen abgelaufenen Interpretationsprozesses um das Grab Heinrichsdes Löwen) einige wesentliche Fragen unbeantwortet, die sowohl geschichtswissenschaftlichwie wissenschaftsgeschichtlich äußerst aufschlußreich sind.Zunächst die Frage, warum ausgerechnet Eugen Fischer 1935 als Gutachter an dasGrab gerufen wurde. Gab es im Dritten Reich keine anderen ausgewiesenen Archäologen?Warum wurde ein ausgesprochen vererbungswissenschaftlich orientierter Anthropologegerufen und kein Archäologe oder Paläoanthropologe? Zweitens, warumkam Fischer, der zwanzig Jahre lang Anatomie in Freiburg unterrichtet hatte, weder1935 noch 1952 auf den Gedanken, daß es sich um ein Frauenbecken handeln könnl2Zur Ideologisierung Heinrichs im Nationalsozialismus vgl. Karl ARNDT, Missbrauchte Geschichte, der<strong>Braunschweig</strong>er Dom als politisches Denkmal. In: Niederdt. Btr. Kunstg. 20, 1981, S. 213-244 undden jüngst erschienen Aufsatz v. Johannes FRIED (wie Anm. 3).

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