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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042650240 N. Löschder Löwe und Mathilde begraben lagen, dann muß der Steinsarg Mathilde zugeschriebenwerden (unter deren Grabplatte er ja auch gefunden wurde), da nur dannHeinrich an der rechten Seite seiner Frau lag, wie es die Quellen schilderten 28 •Viertens überprüfte Schmidt die Überlieferung über das Aussehen des Herzogpaares.Schon Holtzmann hatte darauf hingewiesen, daß Heinrich als bene compositusbezeichnet worden sei. Schmidt fügte hinzu, daß das auf dem Evangeliar Heinrichsdes Löwen abgebildete Paar etwa gleich groß sei, dies aber nur, weil Heinrichdort kniend dargestellt wurde; in Wirklichkeit müsse Heinrich beträchtlich größer alsMathilde gewesen sein 29 • Die Größe des Skeletts im Steinsarg wurde von Fischer mitetwa 163 cm beschrieben, die Überreste in der Lederhülle erstreckten sich aber nachAngaben Fischers auf mehr als 170 cm, wenngleich dort die Zahlenangaben mit Vorsichtzu genießen seien. Weiter habe man zwar bei dem Steinsarg-Skelett 12-14 cmlanges, helles Haupthaar, aber trotz intensiver Suche kein Barthaar gefunden, obwohlder Herzog immer als bärtig beschrieben wurde. In der Lederhülle fand sich aber langesdunkles Haupthaar, was für die Berichte über die Schwarzhaarigkeit des Herzogsspreche (nach Barthaaren wurde dort nicht speziell gefahndet).Der Glanzpunkt in der Argum~ntationskette Schmidts ist aber sicherlich folgendes:Anband der von Fischer vorgenommen Knochenmessungen an allen erhaltenenSkeletteilen, deren MeßprotokolI Fischer in den fünfziger Jahren dem NiedersächsischenStaatsarchiv übergeben hatte, berechnete Schmidt einen speziellen anthropologischenIndex, den Höhen-Längen-Wert der Incisura ischiadica, der aufgrund derspeziellen Verhältnisse des weiblichen Beckens geschlechtsspezifISch variiert. DerIndex hatte für das Skelett den Wert 6,06, die Durchschnittswerte für Männer liegenjedoch bei 3,9 bis 5,0, jene für Frauen zwischen 4,6 und 7,3 3 °. Hatte Heinrich derLöwe also ein gebärfreudiges Becken?Damit hatte Schmidt neben den historisch-archäologischen Argumenten nun auchnoch ein überzeugendes medizinisch-anthropologisches Argument für eine weiblicheIdentität des Skelettes im Steinsarg angeführt. So konnte er schließlich die durch historischeQuellen verbürgte besondere Religiosität Mathildes (religiosissima ducissa)als Folge ihrer angeborenen Hüftluxation interpretieren: " ... Frömmigkeit als Ausflußkörperlicher Behinderung . .. ist wohl nicht auszuschließen"31. Nach sorgfältigerErwägung und Ausschluß anderer fürstlicher Personen, die im Dom begraben wurdenund für dieses Familiengrab (es wurde ja auch noch ein Kindersteinsarg gefunden)in Frage kamen, gelangte Schmidt zu der überzeugenden These, daß das in demSteinsarg gefundene Skelett Mathilde von England, der Gemahlin Heinrichs desLöwen, zuzuschreiben sei und es nur wahrscheinlich ist, daß neben ihr, wie von allenhistorischen Quellen belegt, Heinrich der Löwe begraben wurde, der in einen zum2' Ebd., vgl. S. 12 u. 14.29 Ebd., S. 32.JO Ebd., S. 35. Fischer hatte diesen Index nicht berechnet, weil er nach den Vorschriften von R. Martinnicht nötig war. Allerdings hatte Fischer andere typische Becken-Indizes errechnet, die ebenfalls eherfür ein weibliches Becken sprechen, dazu mehr weiter unten (vgl. Anm. 45).31 Ebd., S. 43.

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