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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042650238 N. Löschoder Gelenken im kranken Körper der Kalk aus den benachbarten Knochen gelöstund nach der Bruchstelle hintransportiert wird . ... Man nennt die Erscheinung SudeckscheDystrophie . ... Bei besonders schweren und langsam heilenden Knochenverletzungenist sie am schwersten. Meine Gedanken verfolgten nun die Lage desarmen Herzogs. Sollte er eine starke Sudecksche Dystrophie gehabt und vor derenHeilung gestorben sein ... "23.Fischer begann daraufhin, in einer speziellen Versuchsreihe abzuklären, ob Unterschiedeim postmortalen Erhaltungszustand zwischen entkalkten und normalen Knochenbestünden. Fischer entkalkte künstlich jeweils einen Oberschenkelknochen voneinem Hund, einem Schwein, einer Ziege und einem Menschen und überließ dieseund je ein unbehandeltes Gegenstück für einige Wochen der Fäulnis. Und tatsächlichbrachten seine Versuche den gewünschten Beweis: Die künstlich entkalkten Knochenwaren um bis zu 20 % geschrumpft - der linke Oberschenkel des <strong>Braunschweig</strong>erSkeletts war um 15 % kürzer als der rechte. Damit hatte Fischer eine einleuchtendeErklärung für jenes Phänomen gefunden und den experimentellen Nachweisgleich mitgeliefert. Dieses Resultat erfüllte Fischer mit nicht geringem Stolz. An seinenakademischen Schüler und Intimus, Otmar Frhr. v. Verschuer, dem es gerade gelungenwar, ungeachtet aller Vorwürfe wegen seiner Vergangenheit im Dritten Reichdie humangenetische Professur an der Universität Münster zu übernehmen, schrieber über seine Experimente und das Lob, welches er von seinen Kollegen erhaltenhatte: ,,Aber gerade diese kleine Studie hat mich zu netten Versuchen geführt, die ichin der Anatomie durchführen konnte über das verschiedene Schicksal normaler undkrankhaft kalkarmer Knochen bei der Verwesung im Boden. Das Manuscript ist fastfertig. Das Ergebnis erklärt glatt die so auffällige sog. Atrophie des kranken Beinsdes Herzog Heinrich, die keine Atrophie ist, sondern postmortale Schrumpfung. CollegeRehn hier ist sehr begeistert von dieser Sache, und mir machte es grosse Freude"24.Das Ergebnis seiner Versuche veröffentlichte Fischer dann 1957 in einem eigenenAufsatz in der von ihm herausgegebenen "Zeitschrift für Morphologie und Anthropologie"25.Damit hatte Fischer seiner Ansicht nach die Einwände seiner Gegner inden wesentlichen Punkten entkräftet und konnte nun selbst wieder an seine Zuschreibungdes Skelcttes an Heinrich den Löwen glauben: "Damit senkt sich die Waageschwer zugunsten meiner Diagnose und gegen die Einwände der Orthopäden. Wir23 Eugen FISCHER, Begegnungen mit Toten, Erinnerungen eines Anatomen. Freiburg i. Br. 1959, S. 2l.24 Vgl. im Nachlaß O. Frh. v. Verschuers (Privatbesitz) die Privatkorrespondenz v. Verschuer: Fischer anv. Verschuer, mBrmU v. 12.08.1956.2S Eugen FISCHER, Postmortale Knochenschrumpfung und Sudecksche Knochendystrophie, Zur Lösungder Frage nach den Gebeinen Herzog Heinrichs. In: Z. Morph. Anthrop. 48,1957, S. 113-125. Wieintensiv sich Fischer mit der Frage der Knochenschrumpfung befaßt hatte, zeigt auch seine Rezension:Ders., G. H. Boume, The Biochemistry and Physiology of Bone (Bücherbesprechung). In: Z. Morph.Anthrop.48, 1957, S. 307-310.

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