13.07.2015 Aufrufe

braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042650234 N. Löschersten fünf Halswirbel waren zerfallen, 2. Das Skelett war klein und zierlich, 3. Selbstein Laie konnte sehen, daß mit der linken Hüfte und dem linken Oberschenkelknochenetwas nicht stimmte, beide waren deformiert 13 •Dieser Befund war nun außerordentlich betrüblich, wenn man in Betracht zog, daßdie Anwesenden gehofft hatten, die Überbleibsel des Sachsenherzogs zu finden, dergemäß der historischen Überlieferung eher als groß, kräftig und zu sportlichen Heldentatenbefähigt geschildert wurde. Diesen Befund galt es nun zu interpretieren. Inseinem Aufsatz von 1952 entledigte sich Fischer dieser Aufgabe mit einigem Scharfsinn:Den Unterschied im Erhaltungsgrad des Schädels im Vergleich zu dem übrigenSkelett erklärte er damit, daß der Schädel in eine etwas erhöhte Nische des Steinsargesgebettet lag, die über zwei Löcher Verbindung zum Erdreich hatte. So konnte hierGrundwasser leichter ein- und ausdringen als in dem tiefer gelegenen Teil des Sarges.Die größere Schwankung der Feuchtigkeitsverhältnisse führte den schnelleren Verfalldes Kopfskelettes herbei, wobei die Mazeration des Gehirnes, eine postmortale Umgestaltungzu einer wachsartigen dunklen Masse, seine Theorie stützte.Den zweiten Befund, die auffällige Zierlichkeit des Skelettes - Fischer hatte eineGröße von 163 cm errechnet -, interpretierte Fischer als Erbe der italienischen VorfahrenHeinrichs. Die Tatsache, daß im Steinsarg rötliche, 12-14 cm lange Haupthaaregefunden wurden, während Heinrich der Überlieferung nach schwarzhaarigwar, erklärte Fischer mit einer Veränderung der Haarfarbe durch die Lagerung imBoden, wie sie auch von ägyptischen Mumien bekannt sei, was die nach Fischer ursprünglichmittelbraune Haarfarbe verändert habe. Nach Barthaaren wurde ausdrücklich,aber vergeblich gefahndet, zur entsprechenden historischen Überlieferungerklärte Fischer schlicht und bündig: "Der Herzog muß seinen früheren Bart wiederabgelegt haben"14.Bei der Interpretation des dritten Befundes kam Fischer die historische Überlieferungüber Heinrich den Löwen zu Hilfe. Eine mittelalterliche Quelle berichtete, daßHeinrich auf dem Ritt nach Saalfeld im Winter 1193/94 zu dem Versöhnungstreffenmit dem Kaiser von seinem Pferd stürzte und sich das Bein brach, worauf er in das nahegelegeneKloster Walkenried transportiert werden mußte und dort gepflegt wurde.Fischer interpretierte die Veränderungen der linken Hüfte, der Hüftgelenkspfanne,des Oberschenkelkopfes, des Oberschenkelhalses und den gesamthaft verkürztenOberschenkelknochen als Folgen dieses Reitunfalls, der zu einer Ausrenkung desHüftgelenkes und einem Bruch des Oberschenkelhalses sowie Teilen des Gelenkpfannenrandesgeführt habe. "Dieser ganze Befund zeigt deutlich die Folgen einerschweren Verletzung der linken Hüfte. Er zeigt weiter, daß der Tod dieses Manneskeinesfalls sehr rasch nach der Verletzung eingetreten sein kann, da deutlich Heilungsvorgängeund nachträgliche Veränderungen an den Knochen nachweisbar sind.... alle diese Dinge stimmen mit dem, was die Geschichte von der Verletzung desHerzogs durch den Sturz im Februar 1194 erzählt, mit der Tatsache eines langenKrankenlagers und dem Tag seines Todes eineinhalb Jahre nach der Verletzung aus-13 Ebd., S. 235 ff.14 Ebd., S. 241.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!