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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042650Die Fundierung der sozialen Republik mißlingt 219nister Hampe l59 und Ministerialrat v. Hantelmann l60 fielen unter die zweite Kategorie.Man kann es mit modernen Politik vokabeln sogar noch drastischer sagen: Sicherungder Republik in <strong>Braunschweig</strong> war während des Streits um das Kammergut eineAufgabe, bei der die Verantwortlichen ständig mit alten Herzogs-"Maulwürfen" zutun hatten und überall noch die monarchistischen "Socken" herauslugten l61 • EineRegierung, die das nicht bemerkte bzw. nicht durchgriff, war verloren. Es gibt Einzelbeispieie,daß Entscheidungsträger sich von dem falschen Rat solcher illoyaler "Fachleute"freimachten l62 , aber die kontinuierliche Beeinflussung von dieser Seite scheintdoch insoweit gewirkt zu haben, daß z. B. der außenstehende Berater Justizrat Werthauer(Berlin) mit seinem strategisch richtigen Vorschlag, "zunächst nur das Verfahrenum die formellen Fragen zu betreiben und zum Reichsgericht zu bringen", bei denVerantwortlichen kein Gehör fand 163. Gewiß ist dieser Ansatz auf der Personalebenenicht unproblematisch. Die Grundkonstellation - lautet der Haupteinwand -, daßüberforderte Regierungs-Neulinge mit einem strukturell illoyalen Regierungsapparatarbeiten sollten, bestand schließlich nach 1918 in allen deutschen Ländern, und dochhaben andere Regierungen mit ganz anderer Energie als <strong>Braunschweig</strong> auf dem Terrainder Fürstenprozesse gekämpft. Wahrscheinlich spielten hier auch individuelleZufälle eine Rolle, daß <strong>Braunschweig</strong> etwa kein politisches Naturtalent wie Preußenin Otto Braun besaß.Vom Machtwechsel Ende 1924 an hatte es der Kläger bei der Regierung nichtmehr mit einer echten Gegnerin zu tun. Gewiß besaß auch die bürgerliche Rechtsregierungein funktionales Interesse, das Staatsvermögen zusammenzuhalten, aberweder der Aufbau eines sozialen Volksstaates noch die Sicherung der Republikwaren ihr ein besonderes Anliegen, während umgekehrt dem ehemaligen Herzogviele Sympathien galten.3. Woraus speiste sich die politische Empörung?Zwei Quellen sind hier auszumachen: Da war einmal die Person der Fordernden.Vielleicht nicht bei jedem Duodezfürsten, aber sicher beim preußischen König undDeutschen Kaiser lag die Mitverantwortlichkeit für Beginn und Verlust des Kriegeszutage. Zwar hatte sie dies schon die Throne gekostet, aber mitnichten gingen Wilhelm11. und die anderen ehemaligen Fürsten so aus Krieg und Revolution hervor,daß man allgemein das rechtliche Gefühl hatte, ihnen noch etwas schuldig zu sein.Fürsten"abfindung" , Fürsten"entschädigung" hatte für viele Zeitgenossen, vor allemdie Opfer des Krieges, daher einen geradezu provozierenden Klang.159 Vgl. ERD. S. 42 ff.; dabei spielte z. T. auch der Mehrheitssozialdemokrat Jasper eine höchst problematischeRoUe (EBD. S. 42, 45).160 Vgl. EBD. S. 48, 80.1.1 Dies geht bis in solche Details, daß das Hatscbek-Gutachten, das für <strong>Braunschweig</strong>s Position vonhöchster Bedeutung war, vor dem wichtigen Termin zur Verhandlung vor dem Oberlandesgericht am13.3.1925 zwei Monate lang im Staatsministerium "weitgehend unbearbeitet liegen(blieb)", vgl. EBD.S. 128, 130.162 So lustizminister lunke gegenüber MinR v. Hantelmann, vgl. EBD. S. SOf.163 Vgl. ERD. S. 123.

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