13.07.2015 Aufrufe

braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042650Eine Mitra aus St. Aegidien 187sonderheit weist auf den "Meister der <strong>Braunschweig</strong>er Sippentafeln" , nämlich dieAnordnung der Personen in seinen Verkündigungsszenen. Maria setzt der Maler stetsin die linke(!) und den Engel in die rechte(!) Bildhälfte; beide Figuren sind einanderzugewandt und fast gleich groß. Diese völlig unübliche Darstellungsweisc ist auch aufder Mitra zu finden. Auch dies kann ein Argument dafür sein, daß der "Sippenaltar"als Anregung und Vorbild gedient hat. Das Bildprogramm der Mitra drückt so die besondereBedeutung des Aegidienklosters auf sinnfällige Weise aus: der hl. Aegidiusist der Schutzpatron des Klosters und der hl. Auctor dcr Schutzpatron der Stadt, dessenReliquie sich auch im Aegidienkloster befand 24 •Der heute bekannte Quellenbestand liefert keine Hinweise, wer die Mitra angeschaffthat; vermutlich war es der vorletzte Abt Arnold 11 Papenmeier (1500(?) bis1510). Schon zu Beginn der Amtszeit des letzten Abtes, Dietrich IV Koch (1510 bis1528), breitete sich die Lehre Luthers im Aegidienkloster aus, es wurde sogar zumAusgangspunkt der Reformation in <strong>Braunschweig</strong>25.Der heutige Zustand der Mitra läßt eine weitere stilkritische Untersuchung nichtzu. Erschwerend kommt hinzu, daß sie 1710 schon einmal überarbeitet worden ist,wobei nur die Form und Teile der Stickerei aus der Entstehungszeit erhalten gebliebensind. Die spätgotische Form, die Perlstickerei als gestalterisches Mittel, die perspektivischeRaumgestaltung durch den Fliesenfußboden, die Ikonographie, aberauch kleine Details wie das Gabelkreuz auf der Kasel des hl. Auctors und die sicherlichvorhanden gewesene plastische Reliefstickerei sprechen deutlich für eine Datierungum 1500.Die Mitra war über 200 Jahre alt, als Abt Florenz sie erhielt. Stickereien mit Metallfädenkorrodieren und bewirken Zerstörungen am Stoff und Stickgarn. Schon1708 vermerkte Florenz, daß an den Paramenten, die er von Herzog Anton Ulrichgeschenkt bekommen hatte, die Fäden der Perlen schadhaft scien und sich lösen würden,sie könnten jedoch anderen Paramenten aufgenäht werden 26 • Seine Tagebuehnotizvom 2. September 1707 über die Mitra ergänzt Florenz 1710 auf derselbenSeite:'NB. Weil aber die seiden den Fäden und anderer Zierat dieser Mitra durch ihrAlter von fast sechshundert Jahren so mürbe waren, daß die Perlen teilweise sichlösten und abfielen, habe ich auf mehrfachen Rat die Mitra renovieren lassen.Diese Mühe und Arbeit nahm die Domina von Heiningen mit einigen ihrer Klosterjungfrauenauf sich, wobei sie ermahnt wurden, die Form und das Aussehender alten Mitra ebenso wie die Bilder beizubehalten. Dieser Arbeit haben sie dreiMonate gewidmet, und fast 20 Taler für seidenes, goldenes und silbernes Garnausgegeben. Dafür und für die Arbeit habe ich der erwähnten Domina 50 Talerüberreicht im November 1710. 2724 Hans Georg GMELIN, Spärgotische Tafelmalerei in Niedersachsen und Bremen, München 1974,S. 407-434, Abb. 134, 135.7.2' Wie Anm. 11.26 Wie Anm. 9.27 Wie Anm. 7.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!