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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042650Eine Mitra aus St. Aegidien 183dem Umhang hervorschauenden Armen sind die Ärmel des Untergewandes zusehen. Normalerweise erscheint der hl. Aegidius im Habit eines Benediktinerabtes.In Pontifikalkleidung, wie hier, wird er nur sehr selten dargestellt. Seit Anfang des15. Jahrhunderts sind der Pfeil und die Hirschkuh seine Attribute, hier hält er jedochin der rechten Hand in Brusthöhe - nur schwach erkennbar - den Pfeil. Den linkenArm streckt er leicht abgewinkelt hervor. Die Handhaltung läßt vermuten, daß er ursprünglicheinen Abtsstab hielt. Vielleicht war dieser plastisch durch Perlen undSchmucksteine hervorgehoben. Der Darstellung des hl. Aegidius fehlt das zweite typischeAttribut, nämlich die Hindin. Vermutlich war sie ursprünglich auch nicht vorhanden,denn trotz des schlechten Zustandes sind keine größeren Fehlstellen auf derlinken Hälfte der Mitra zu bemerken und die Darstellung wirkt in sich geschlossen.Der hl. Auctor, leicht schräg dem Betrachter zugewandt, sitzt ebenfalls auf einerspätgotischen Bank, von der hinter ihm noch ein kleines Stück zu sehen ist. Der Heiligeist mit einer in Silber und Gold fein gemusterten Albe und einer Kasel bekleidet,wobei die Falten auch hier durch Goldgarn hervorgehoben sind und ein Gabelkreuzandeuten.Die Kasel hat genau wie der Umhang des hl. Aegidius ein rotes Futter aus Seidengarnin Nadelmalerei, wie am rechten Arm sichtbar wird. Als Kopfbedeckung trägtder hl. Auctor eine Mitra, welche ihn zusammen mit dem vollen Ornat als Bischofkennzeichnet. Zwischen den Hörnern ist seine Mitra mit rotem Seidengarn ausgestickt.Seine Attribute sind verlorengegangen. Vermutlich hielt er in der rechtenHand den Bischofsstab und in der linken ein weiteres Attribut. An dieser Stelle ist jedochein Loch im Stoff, so daß nur vermutet werden kann, daß sich dort ein mehroder weniger vollplastischer Gegenstand - vielleicht aus Perlen, Steinen und Silber -befunden hat, der aufgrund seines Gewichtes ausgebrochen ist.Mit Hilfe der schriftlichen Quellen läßt sich die Stickerei ikonographisch ergänzenund interpretieren. Besonders hilfreich sind hier die ab 1681 vor Ort auf VeranlassungHerwg Rudolf Augusts aufgestellten Inventare, sowie die 1707 auf Veranlassungseines Bruders angefertigte Liste und die Tagebuchnotiz des Corveyer AbtesFlorenz 2o •Aus der Inventarbeschreibung vom 12. Juli 1682 ist unter Nr. 62 zu entnehmen,daß die Bischofsmütze - tatsächlich war es eine Abtsmitra, da die Äbte von St. Aegidienwohl seit dem letzten Vicrtel des 12. Jahrhunderts infuliert waren, doch zu dieserZeit kein Unterschied mehr zwischen einer Bischofs- und einer Abtsmitra gemachtwurde - mit Perlen und Steinen reichlich besetzt war, zwei gestickte Bildnisse,einen Bischofsstab von Silber und ein Modell einer Stadt mit einigen kleinen Türmenaus Silber hatte 2 ! •Die Stickerei mit Perlen und Steinen entspricht dem Befund an Heftfäden und Abdrücken.Mit den zwei Bildnissen könnten sowohl die Bilder auf den beiden Hörnerngemeint sein wie auch die beiden Heiligenfiguren auf der Rückseite der Mitra, die fürden Bearbeiter des Inventars offenbar die interessantere Seite war. Der Bischofsstab20 Wie Anm. 13, Anm. 12, Anm. 7.21 Wie Anm. 12.

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