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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042650Herzog, Kriegsschiffkapitän, Abenteurer 171Die zweite These ist zwar gewagter, stützt sich aber durchaus auf konkrete Indizien:Es spricht einiges dafür, wie wir gesehen haben, daß er an den diplomatischenVorbereitungen des Flottenzuges im Mai beteiligt war und die ganze Aktion dann alsBeobachter begleiten sollte. Als Auftraggeber und mögliche Empfänger eines Berichtes,für den seine ausführlichen Aufzeichnungen die Grundlage bilden konnten,kämen beide Seiten in Frage, zu denen Christian August bekanntermaßen persönlicheBeziehungen hatte.Auf niederländischer Seite waren dies Wilhelm III. von Oranien und seine engerenVertrauten - Hans Wilhelm von Bentinck, Botschafter van Reede, Johann Moritzvon Nassau-Siegen, Rudolf Friedrich von Holstein-Norburg (die beiden letzterenzudem nahe Verwandte von Christian August). In England (von wo aus die Flotte imJuni gestartet war) könnten König Karl 11. seihst sowie Ruprecht von der Pfalz, Jakobvon Y ork oder Samuel Pepys die Adressaten sein. Sie waren nicht nur alle ChristianAugusts frühere Vorgesetzte, die drei letztgenannten förderten ihn auch - was vordem Hintergrund der Zwistigkeiten unter ihnen doch erstaunt. Vielleicht gehörteChristian August sogar zu denjenigen Kapitänen, die auf Ruprechts Wunsch in dieMarine aufgenommen wurden, eine Begebenheit von Juni 1673 legt diese Interpretationzumindest nahe: Mit nachdrücklicher Unterstützung von Prince Rupert ließ ersich nämlich auf persönlichen Konflikt mit dem Sekretär Sir John Werden ein (der einigeWochen zuvor seine Kapitänsernennung gegengezeichnet hatte). Jener war, wiewir schon sahen, Vertrauensmann des Herzogs von York und Ruprechts ärgster Widersacher.Gegenstand des Streits war die Zuteilung von einigen Soldaten und Matrosen:... His Highness [= Prince Rupertj was pleased to give me the liberty of keepingthem, and when the next day the Secretaries") letter from London ordered me torelease them, the Prince continued in his former desire, and the ludge Advocat hadorder to keep the Commission and the press warrant besides Sir lohn Werdens andmy letters to iudge further of the case 72 .Derart vielschichtige persönliche Verbindungen Christian Augusts zu Vertreterngegensätzlicher politischer Parteiungen, dazu die skizzierte intrigengesättigte Atmosphäreim damaligen Verhältnis zwischen England und den Vereinigten Niederlanden,aber auch in England selbst, und die Umgebung, in der er sich vor allem im Mai1674 bewegte, lassen auf alle Fälle genügend Spielraum für Mutmaßungen über Hintergründeund Kontext seiner Reise. Hier ist auch noch einmal zu erwähnen, daß ersein Tagebuch zwischen Mai 1674 und Februar 1675 auf Englisch führte (mit nur we-72 StAWf IX Hs 34, BI. 137r; (a) falls Seeretaries hier im im Plural gebraucht wird, wäre auch Pepys in dieAngelegenheit verwickelt gewesen. Zu den Gruppenbildungen in der Marineführung s.o., zuAnm. 31. Es ist bedauerlich, daß uns Christian August die juristische Entscheidung nicht mitteilt. -LANGER (wie Anm. 5) S. 526 und 538 vermutete übrigens bereits Ruprechts Protektion für ChristianAugust, seine Begründung dafür (die gleiche nationale Herkunft, ebd. S. 526) ist allerdings wenigüberzeugend.

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