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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042650Haushalt der Witwe Lucie Kubbeling 145auf die Marktabhängigkeit der Privathaushalte in wirtschaftlich entwickelten Städtenhingewiesen 104 • Diese These erscheint plausibel, denn ohne die Nachfrage nach Güternund Dienstleistungen und ohne die Verlagerung von Produktions- und Bearbeitungsstufenin das Gewerbe hätte sich die, für größere spätmittelalterliche Städte typische,spezialisierte Berufsstruktur nicht entwickeln können. So stellen sich hinsichtlichder vorliegenden Quelle folgende Fragen: Wie autark war der spätmittelalterlicheHaushalt einer Krämerfamilie? Welche Arbeiten verrichtete man im Haus? WelcheProdukte und Dienstleistungen wurden über den städtischen Markt bezogen?Am Beispiel der Familie Kubbeling scheint sich die These der Marktabhängigkeit zubestätigen. Wenn Fisch, Fleisch, Geflügel, Eier, Importgewürze, Wein und EinbeckerBier ins Haus kommen sollten, war man auf Kauf angewiesen. Wollte die Familie Brotessen, so ließ sie das Getreide in der städtischen Mühle mahlen und das Mehl anschließendzu Brot oder Gebäck weiterverarbciten. Mit der Herstellung von Kleidung wurdenTuchscherer und Schneider beschäftigt, gelegentlich auch die Dienste des Altflikkersin Anspruch genommen. I05 Gegen Entlohnung ließ die Familie Arbeiten in denGärten verrichten, nahm für die Viehhaltung die Dienste von Kuhhirten und Hirten anund bezahlte Arbeiter, die Unrat aus dem Hof entfernten. Hatte sie die Absicht, eineKerzenspende zu tätigen, mußte Wachs gekauft, ein Kerzenmacher für seine Tätigkeitentlohnt und das fertige Licht vom zuständigen Opfermann am Altar ausgesetzt werden.Um für das Seelenheil des verstorbenen Tile angemessen zu sorgen, war sie auf dieGebetsdienste von Geistlichen und Armen angewiesen. Einige Tätigkeiten wurden jedochauch im Haushalt ausübt, beispielsweise das Brauen von Bier und Kovent, derAnbau von Obst und Gemüse, die Milchgewinnung und Käseherstellung.Zusammenfassend ist jedoch festzuhalten, daß der Kubbelingsche Haushalt, vermutlichaus Kostengründen, einen großen Teil der benötigten Lebensmittel, Produkteund Dienstleistungen vom städtischen Markt bezogen hat l06 •ResümeeVersucht man, sich mit Hilfe der moimen register deß hußholden dem Leben unddem Haushalten einer <strong>Braunschweig</strong>er Familie zu nähern, so werden bald die Grenzender Quelle erkennbar. Generell fehlen Gewichts- und Mengenangaben, so daßdeo Die herrschaftlichen Haushalte waren keineswegs ökonomisch autark, wie ihre Nachfrage nachGütern und Dienstleistungen zeigte. Ein Haushalt konnte über den Markt mit Gütern und Dienstleistungenversorgt werden und war kein selbstgenügsam-autonomer Mikrokosmos.104 Ulf DIRLMEIER, Zum Problem von Versorgung und Verbrauch privater Haushalte im Spätmittelalter,in: A. Haverkamp (Hrsg), Haus und Familie in der spätmittelalterlichen Stadt, Köln/Wien 1984,S. 257-288, S. 264ft. Als Indikatoren der Marktahhängigkeit der Städter nennt Dirlmeier u. a.: diebegründete Sorge vieler Stadtobrigkeiten vor Unruhen aufgrund von Versorgungsstörungen, die Einrichtungneuer Fleischmärkte, beispielsweise in Augsburg, um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen.Außerdem sei ein hoher Anteil des Brotbedarfes in den spätmittelalterlichen Städten durchden Verkauf von Brot gedeckt worden.10' Die Kleidung ist jedoch, da keine Ausgaben verzeichnet sind, im Haushalt gewaschen worden.1

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