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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042650144 K. Rahn<strong>Braunschweig</strong> Vorlesungen über den Römerbrief nach lutherischer Auslegung hält 99und acht Jahre vor Einführung der reformatorischen Kirchenordnung 1OO , sorgt siedurch vielfältige Stiftungen tür das Seelenheil des Verstorbenen, und nutzt gekonntdas verfügbare Ensemble der Fürbittechancen - Gedächtnisse, Kerzenstiftungen,Seelbäder und Bruderschaften.Die Ausgaben für religiöse Zwecke dienen jedoch nicht nur dem Seelenheil desVerstorbenen, sie haben auch eine repräsentative Funktion. Ebenso wie exklusiveNahrungsmittel, neugefertigte Kleidung aus wertvollen Stoffen und teure Schmuckstückedokumentieren und erhöhen religiöse Stiftungen, Memorienbestellungen, öffentlichvon der Kanzel verkündete Seelbäder sowie Kerzenspenden den sozialen Anspruchund den Status eines Familienverbandes und seiner Mitglieder. Auch die Mitgliedschaftin der angesehenen Kalandsbruderschaft St. Matthäi hat zweifellos dasAnsehen Tile und Lucie Kubbelings gesteigert. Jedoch ist die Zugehörigkeit zu derBruderschaft mit nicht unbeträchtlichen Kosten verbunden. Als Tile Kubbeling stirbt,hat seine Witwe nach Bruderschaftssitte das Kalandsmahl auszurichten. Für die Mahlzeiterwirbt sie neben vielem anderen auch Einbecker Bier und exklusive Gewürze,die sie tür den hausinternen Verbrauch nicht gekauft hätte. An der Kalandstafelherrscht ein Standard, dem man sich anpassen muß, um vor den Augen der Brüderund Schwestern bestehen zu können. Im häuslichen "Alltag" 101 jedoch gelten andereGesetze, vor allem das Prinzip sparsamer und maßvoller Haushaltsführung und Ernährung.Man vermeidet nicht nur die Verwendung teurer Wachskerzen und verzichtetauf den Kauf exklusiver Lebensmittel, sondern beobachtet den Verbrauch undversucht, die Höhe der Ausgaben zu planen.6. Autarke Versorgung oder Marktabhängigkeit?In der älteren Forschung ist vielfach die Ansicht vertreten worden, die deutschenHaushalte hätten sich bis ins 18. und 19. Jahrhundert hinein selbst versorgtlO2. Studiender letzten Jahrzehnte haben diese Behauptung jedoch widerlegen können 103 und.. Vgl. Olaf MORKE, Rat und Bürger in der Reformation. Soziale Gruppen und kirchlicher Wandel in denwelfischen Hansestädten Lüneburg, <strong>Braunschweig</strong> und Göttingen, Hildesheim 1983.'Oll H. LIETZMANN (Hrsg.), Johannes Bugenhagens <strong>Braunschweig</strong>er Kirchenordnung, Bonn 1912.10, Vgl. zum Begriff des .AlItags": Hans-Werner Goetz, Geschichte des mittelalterlichen Alltags. Theorie-Methoden-Bilanzder Forschung, in: Mensch und Objekt im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit.Leben-Alltag-Kultur. Internationaler Kongreß Krems an der Donau 27. bis 30. September 1988,Wien 1990, S. 67-102; Norbert Elias, Zum Begriff des Alltags, in: Kurt Hammerich/Michael Klein(Hrsg.), Materialien zur Soziologie des Alltags, Opladen 1978, S. 22-29; Klaus Tenfelde, Kommentar,in: Mensch und Objekt im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. Leben-Alltag-Kultur. InternationalerKongreß Krems an der Donau 27. bis 30. September 1988, Wien 1990, S. 445-452.102 H. J. TEUTEBERG, Studien zur Volksernährung unter sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Aspekten,in: Ders.l G. WIEGELMANN, Der Wandel der Nahrungsgewohnheiten unter dem Einfluß der Industrialisierung,Göttingen 1972, S. 12-221, S. 89; U. HAI:SCHILD, Studien zu Löhnen und Preisen in Rostockim Spätmittelalter, Köln/Wien 1973, S. 153f.103 Vgl. die Untersuchung von Irmintraut RICHARZ (wie in Anm. 7). Sie kommt zu dem Ergebnis, daßzwischen Haushalten und Markt eine weitaus engere Verbindung vorlag, als bisher angenommen wur-

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