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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042650Haushalt der Witwe Lucie Kubbeling 139sie verfügt über eigene Kühe und muß daher für ihren eigenen Verbrauch keinGeld ausgeben 60 .Als typisches Kennzeichen der anspruchsvollen mittelalterlichen Küche gilt dasÜberwürzen der Nahrungsmittel mit kostspieligen Importgewürzen 61 . In der FamilieKubbeling kommen importierte Gewürze wie Safran 6Z und Pfeffer bevorzugt an besonderenFesttagen auf den Tisch, denn zu Ostern werden für einen Schilling Safranund für einen Mathier Pfeffer gekauft. Auch zu Pfingsten gibt man acht Pfennig fürSafran aus, um mit ihm die gebackenen kloeven zu würzen und zu färben. Die Spezereienaus Übersee finden jedoch nicht nur Verwendung, um Speisen schmackhafterund bekömmlicher zu machen, sondern dienen auch als Heilmittel. In der Osterzeit istHinrik erkrankt und wird mit gekauften Gewürzen, Obst, Wein und Honig versorgt63.Die nahrhafte Kost scheint zur baldigen Gesundung Hinriks zu führen, denn man verzichtetauf medizinische Hilfe. Zusammenfassend ist festzuhalten, daß Importgewürze,sofern sie im Haushalt verwendet werden, nur anläßlich hoher kirchlicher Festtageoder im Krankheitsfall gekauft werden. Tief in den Geldbeutel greift man dann, wenndas Mahl des angesehenen Kalands St. Matthäi angemessen auszustatten ist. Die Aufwendungenfür das Bruderschaftsessen in Höhe von 82 Pfennig 64 übersteigen denhäuslichen Gewürzaufwand von 37 Pfennig 65 um ein Vielfaches, was auf eine überlegteVerwendung der teuren Spezereien schließen läßt 66 •Wie Gewürze sind auch Obst und Gemüse sehr geschätzt und von allen Bevölkerungsschichtengegessen worden. Verbreitet waren Kirschen, Pflaumen, Schlehen,Zwetschken, Äpfel, Birnen, Mispeln, Hasel- und Walnüsse sowie Beerenobst. Angesichtsder großen Beliebtheit des Obstes ist auffallend, daß die Familie KubbelingAufwendungen für Obst oder Gemüse, mit Ausnahme von Beeren, vermeidet. Rosinen,Beeren und Äpfel werden nur zugekauft, solange Hinrik krank ist.Auch Gemüse ist selten auf der "Einkaufsliste" zu finden, beispielsweise werdenzur Bereicherung des Kalandsmahles für sieben Mathier Erbsen gekauft. Da die Familiesicherlich nicht völlig auf den Verzehr von Obst und Gemüse verzichtet hat, muß60 Gelegentlich entlohnt sie den Kuhhirten für seine Dienste: ii mOIhier dem koherde (H V Nr. 202,Sp. 145); iii mOIhier dem herde (H V Nr. 202, Sp. 147).61 Hans WISWE, Ein mittelniederdeutsches Kochbuch des 15. Jahrhunderts, in: <strong>Braunschweig</strong>isches Jahrbuch37, 1956, S. 19-55.62 Vgl. Hansjörg Küster, Wo der Pfeffer wächst. Ein Lexikon zur Kulturgeschichte der Gewürze, München1987, S. 220 ff. Safran ist ein in den Mittelmeerländern und im Balkangebiet aus den Narben desgelhen Krokus gewonnener Würz- und Farbstoff.63 i malhier vor krude 10 koken 10 backen Hinrike, vgl. H V Nr. 202, Sp. 144. Der Begriff krude ist derübliche Sammelname für Gewürze, vgl. Hans WISWE (wie in Anm. 61), S. 23.64 Natürlich kauft die Familie auch Salz, das zum Würzen und zum Konservieren leicht verderblicherNahrungsmittel, wie Fleisch, Fisch oder Butter, benötigt wird. Die Kosten für Salz sind jedoch unbekannt,da alle Ausgaben für Kovent, Backlohn, Bier und Salz zusammengefaßt wurden .• , Zu Preisen für Gewürze, vgl. Hans Heinrich MAIJRUSCHAT, Gewürze, Zucker und Salz im vorindustrieHenEuropa. Eine preisgeschichtliche Untersuchung, Göttingen 1975.66 Es sind jedoch nur Importgewürze in der Rechnung erfaßt, Ausgaben für einheimische Würzpflanzenwie Minze, Salbei, Raute, Anis, Lauch, Zwiebeln, Knoblauch, Petersilie, Fenchel, Dill und Kümmelfehlen. Vermutlich verfügte die Familie über einen Garten, in dem sie einheimische Gewürze undKräuter anbaute.

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