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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042650Haushalt der Witwe Lucie Kubbeling 131milie" wird zum einen verstanden als Personenkreis, der durch mehr oder wenigerenge verwandtschaftliche Bindungen geprägt ist. Erich Maschke beispielsweise benenntdrei genealogisch-soziologische Grundformen der Familie 8 • "Es ist die KleinoderKernfamilie, die aus einem rechtlich verbundenen Elternpaar und den im gleichenHaushalt lebenden unmündigen und beruflich noch unselbständigen Kindernbesteht. Von ihr sind zu unterscheiden die Abstammungsfamilie, die in Aszendenzund Deszendenz direkt miteinander verwandte Menschen umfaßt, also auf einen gemeinsamenStammvater zurückgeht, sowie die Verwandtschaftsfamilie, die außer Elternund Kindern als direkten Verwandten in auf- und absteigender Linie auch dieSeitenverwandten und die Verschwägerungen einschließt, also sowohl die agnatischenwie auch die cognatischen Familienverbindungen berücksichtigt". Von der Familieunterscheidet Maschke den "Haushalt", in dem "eine Familie allein, aber auchfamilienfremde Personen wie Gesellen, Knechte, Mägde" unter einem Dach lcben 9 •Mit dem Gedanken eines durch Gesinde und Gesellen erweiterten Personenkreisesnähert sich Maschke dem Konzept des "ganzen Hauses" , dessen wichtigstes Merkmalnach Otto Brunner die räumliche Verbindung von Werkstatt oder Kontor und Wohnung,von Produktions- und Verbrauchsgemeinschaft ist lO • Das Konzept des "ganzenHauses" spiegelt sich wider in der Ökonomik, der Lehre vom Oikos, welche "die Gesamtheitder menschlichen Beziehungen und Tätigkeiten im Hause, das Verhältnisvon Frau und Mann, Eltern und Kindern, Hausherrn und Gesinde und die Erfüllungder in Haus- und Landwirtschaft gestellten Aufgaben umfaßt" 11.Jedoch nicht immer werden, wie durch Erich Maschke, Familie und Haushalt sodeutlich voneinander unterschieden. Beispielsweise legt es die von der Forschung beobachteteIntegration des Gesindes in den Familienverband, nahe, "die Familie alseine real zusammenlebende Gruppe ... nicht von genealogischen Beziehungen, sondernvon funktionalen Zusammenhängen her zu fassen ... " Michael Mitterauer 12sieht die gemeinsame Arbeit und Gestaltung der Freizeit, das Essen an einem Tischund das Schlafen unter einem Dach als entscheidende Kriterien für die Zurechnungzum Familienverband. "Nach den Funktionen von Sozialisation und Konsumption,von Produktion und Reproduktion läßt sieh die Familie als eine Primärgruppe derVergesellschaftung viel besser bestimmen als nach Positionen im Verwandtschaftssytem".Im folgenden soll der funktionale Familienbegriff Mitterauers Verwendung fin-8 Erich MAscHKE, Die Familie in der deutschen Stadt des Spätmittelalters, Hcidelberg 1980, S. 11 f.9 E. EGNER (Der Haushalt, Berlin 1952, S. 30) definiert Haushalt als "die Einheit der auf Sicherung dergemeinsamen Bedarfsdeckung einer Menschengruppe im Rahmen eines sozialen Gebildes gerichtetenVerfügungen" .10 Vgl. Otto BRUNNER, Das "ganze Haus" und die alteurupäische Ökonomik, in: Ders., Neue Wege derVerfassungs- und Sozialgeschichte, Göttingen 1968, S. 103-127, S. 109.11 BRUNNER, wie Anm. 10, S. 104. Irmintraut RtCHARZ (Oikos, Göttingen 1994) weist darauf hin, daß diealteuropäische Ökonomik keineswegs auf die sogenannte "Deutsche Hausväterliteratur" des 17. und18. Jahrhunderts reduzierbar ist, sondern daß bereits im hohen und späten Mittelalter ökonomischeSchriften entstanden sind.12 Vgl. Michael MrITERAuF.R, Familie und Arheitsorganisation in städtischen Gesellschaften des spätenMittelalters und der frühen Neuzeit, in: Alfred HAVERKAMP (Hrsg.), Haus und Familie in der spätmittelalterlichenStadt, Kolnl Wien 1984, S. 1-36, S. 7.

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