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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042650Fensterstiftungen für den Blasiusdom 109Glasfenster zu stiften, war im ausgehenden Spätmittelalter schon fast eine Modeerscheinung,was vielleicht auch die Zunahme der Glasmalerwerkstätten in Lüneburgzwischen 1470 und 1480 erklärt. In Wienhausen etwa, keine 50 km nördlich von<strong>Braunschweig</strong>, weiß man aus dem Totenbuch des Klosters von 37 Fensterstiftungenfür 54 Fenster 71 • "Etliche Fenster sind von Fürstlichen Personen, etliche von anderngeist- wie weltlichen Standes verehret, wie man denn noch sehen kann", so berichtetdie Klosterchronik, die 1692 nach damals noch vorhandenen Vorlagen des 15. und16. Jahrhunderts neu verfaßt wurde, über die vielen neuen Fenster aus der Zeit ab1501, was nicht heißt, daß nicht auch schon vorher Fenster gestiftet worden wären 72 •Das Töbingfenster ist nur eines davon.Auf ein quellenmäßig besonders gut belegtes Beispiel für Fensterstiftungen in Süddeutschlandsei hier hingewiesen, auf die zahlreichen Fensterstiftungen eines einzelnenMannes aus Nürnberg nämlich. Se bald Schreyer, der von 1483 bis 1505 Kirchenmeisterder Sebalduskirche in Nürnberg war, hat in seinen Rechnungsbüchern ausführlichüber alle seine Stiftungen, darunter die für 21 Fenster, Buch geführt 73 . Vielfachhat er genau angegeben, wie diese Fenster gestaltet waren, was auf den "geprennetscheiben", d. h. auf den bemalten und danach gebrannten Glasscheiben dargestelltwar, wo sie im Fenster angebracht waren und auch, wie viel er für die anderenFensterteile aus "venedischem Glas", d. h. Butzenscheiben, zu zahlen hatte. Aus seinenAufzeichnungen über drei Jahrzehnte hinweg ist ablesbar, welche Motive er imLauf der Zeit bevorzugte und worum es ihm in erster Linie bei diesen Fensterstiftungenging. Um es vorweg zu nehmen: Sein Wappen fehlt nur zweimal in den Fenstern,und zwar den beiden ersten, die er stiftete 74 • Ergänzt um die Helmzier sollten sie anihn, den großzügigen und gottesfürchtigen Stifter, erinnern. Neben sein Wappen wurdemeist das seiner Frau, Margarethe Kammermeister, gestellt (12x). Einige Malewählte Schreyer seinen und seiner Frau Namenspatrone, die Heiligen Sebaldus und7t Sie sind alle in den Regesten des CVMA VII,2 S. 274f. aufgeführt. Das Totenbuch verzeichnet unterdem Sterbedatum der Stifter, wofür sie zu Lebzeiten gespendet hatten. Dafür hatte das Kloster anihrem Todestag eine Messe zu ihrem Gedenken zu lesen. Da werden nicht nur Glasfenster gestiftet,sondern es wird alles vermacht, was dem Kloster und seiner Wirtschaft irgend nützlich sein kann, vgl.ApPuHN, Chronik (wie Anm. 62) S. XXXIV-LXXV. Es kehren immer Mitglieder derselben Familiendarin wieder, wie die Töbing aus Lüneburg, so aus <strong>Braunschweig</strong> beispielsweise die Broitzem undKemme. Mit Hilfe dieser Eintragungen unter dem Tagesdatum des Todes läßt sich vielfach das Sterbedatumpräzisieren, z. B. des Gerwin von Hameln (gest. 1496) am 11. November; vgl. zu letzteremA. HAucAP-NAss, Der <strong>Braunschweig</strong>er Stadt~chreiber Gerwin von Hameln und seine <strong>Bibliothek</strong>,Wiesbaden 1995, S. 41 mit Anm. 242.72 Von 1501-1549 leitete die Äbtissin Catharina von Remstede die Geschicke des Klosters und entfaltete- sicher v. a. in der Zeit, bevor die Unruhen in der Folge der Reformation solche Maßnahmen verhinderten- eine rege Bautätigkeit. Für die meisten der durch sie renovierten oder neu errichtetenBauten waren die Fenster bestimmt: 7 für die Abtei oder die Stube in der Abtei, 5 fürs Aeischhaus, je2 fürs Refektorium und für das Sommerrefektorium, den Kapitelsaal, das Krankenhaus, vgl. ApPuHN,Chronik (wie Anm. 62) S. XXXIV-LXXV.73 A. GÜMBEL, Kirchliche Stiftungen Sebald Schreyers 1477-1517, in: Mitt. des Vereins für die Gesch.der Stadt Nürnberg 18 (1908) S. 99-133; DERS., Sebald Schreyer und die Sebalduskapelle zu Schwäbisch-Gmünd,ebd. 16 (1904) S. 125-150.7. 1485: Auf dem Michaelschor von St. Sebaldus ist eine Kreuzigung mit Maria und Johannes dargestellt;die Darstellung der Stiftung von 1489 ist unbekannt.

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