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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042650Probleme und Wege der Namenforschungim <strong>Braunschweig</strong>er Land 1vonJürgen UdolphEinleitung. Grundsätzliches zur Bedeutung der geographischen NamenDas besondere Interesse, das die Orts-, Rur- und Gewässernamen immer wieder hervorrufen,ist sprachgeschichtlich begründet. Das Phänomen der Veränderlichkeit derSprachen bringt es mit sich, daß Wörter, die früher einen festen Platz innerhalb einerSprachgruppe hatten, sterben und verschwinden. Jedes Wort erlebt in seiner Geschichteeine Entstehungsphase, eine Blütezeit und einen Niedergang, der bis zumvollständigen Verlust führen kann. Das bedeutet, daß das Wort in der lebenden Sprachenicht mehr verwendet wird und nur noch aus Texten, Wörterbüchern und schriftlichenAufzeichnungen gewonnen werden kann. Im Endstadium kommt es gelegentlichzu der Erscheinung, daß Wörter aus der normalen Umgangssprache verschwindenund in einer gehobenen, leicht angestaubt wirkenden Form weiterleben. So verwendetman etwa Roß für Pferd, Eiland für Insel, geläutert (ein geläuterter Charakter)für ehrlich, rein usw.Zusammenfassend gesagt: Wörter verschwinden und sterben. Aber sie leben oftweiter: in den Orts-, F1ur- und Flußnamen, denn diese sind zäh mit dem Boden verhaftet.Zwar wandelt sich ihre sprachliche Gestalt, indem sie Lautveränderungen, deneneine Sprache immer unterworfen ist, mitmachen, aber sie bleiben konstant amOrt und - was sie besonders wertvoll macht - sie überstehen selbst Völkerwechsel.Mit anderen Worten: "Namen sind der Friedhof der Wörter", denn ein einmal entstandenerName verändert sich nicht mehr. Niemand wird auf die Idee kommen, zu<strong>Braunschweig</strong> jetzt Magdeburg zu sagen oder zur Oker etwa Weser. Die Namen werdenvon Generation zu Generation weitergegeben, ohne Diktat von außen, alleindurch mündliche Überlieferung von der Mutter auf das Kind, von diesem als Erwachsenenwiederum weiter usw.Daher hat das Wort von Jacob GRIMM nach wie vor Gültigkeit: Es gibt ein lebendigeresZeugnis über die Völker, als Knochen, Waffen und Gräber, und das sind ihreI Dieser Aufsatz beruht in wichtigen Teilen auf einer gemeinsam mit H. BLUME (Rraunschweig) 1996veranstalteten Übung zu den Ortsnamen der Stadt <strong>Braunschweig</strong>. In den Text sind auch Gedanken,Meinungen und Ideen der Teilnehmer der Übung eingeflossen. Allen Mitwirkenden - vor allem aberH. BLUME - sei an dieser Stelle für ihre Beiträge herzlich gedankt.

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