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braunschweigisches jahrbuch - Digitale Bibliothek Braunschweig

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> <strong>Braunschweig</strong>http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042650Fensterstiftungen für den Blasiusdom 99scheinlich aus Stendal, wohin der Rat im selben Jahr zuvor einen Boten tom glasewertengeschickt hatte. In Stendal wurde seit den zwanziger Jahren des 15. Jahrhundertsder neue spät gotische Domchor der Stiftskirche St. Nicolai mit farbigen Glasgemäldenversehen. Von diesen, nach der zu verglasenden Fläche wie dem Bildprogrammaußerordentlich reichen Glasmalereien hat sich der größere Teil erhalten, so daß Stendalin Norddeutschland bis heute einen der umfangreichsten Bestände farbiger Glasgemäldedes späten Mittelalters besitzt 42 •Doch betrachten wir die Einträge zu Hinrik Gronow und den Glasfenstern für dasneue Seitenschiff näher. Hinrik Gronow wird namentlich erst im September 1471 erwähnt,doch beziehen sich auch die vorangehenden Einträge sicher auf ihn, in denenes um die Verdingung und ersten Lieferungen von Glasfenstern geht. Im Juni 1469hören wir das erste Mal davon, daß in Lüneburg Glasfenster für das nördliche Seitenschiffin Auftrag gegeben wurden 43 • Ein Gottespfennig besiegelt den Vertrag; eskönnte also das erste von den Stiftsherren in Auftrag gegebene gewesen sein. Über einJahr später erst, im August 1470, wird der Glasmaler wieder erwähnt; er kommt nämlichnach <strong>Braunschweig</strong> oder Wolfenbüttel zu Herzog Heinrich, offenbar, weil auchdieser ein Fenster in Auftrag geben will. Doch er traf den Herzog nicht an. Und dieNotiz, daß die Stiftsherren ihm die vergebliche Reise zum Herzog erstattet haben,macht die Zufälligkeit der Eintragungen deutlich: wäre die Reise erfolgreich verlaufenund er mit dem Herzog zusammengetroffen, so hätte die Baukasse seine Reisenicht bezahlt und es hätte keinen Grund für Johannes Sternebereh, der die Baurechnungführte, gegeben, diese Nachricht festzuhalten. Dieser Eintrag wirft auch einSchlaglicht darauf, wie Stifter und Glasmaler miteinander umgingen. Man traf sichzum Vertragsabschluß und verhandelte mit Sicherheit auch, wie das Fenster gestaltetwerden sollte. Doch das ist wiederum keinen Eintrag wert.Fast ein Jahr später, im Mai 1471, wird in den Baurechnungen erwähnt, daß einGlasfenster aus Lüneburg angeliefert wird; für die Anfahrt sind zwei Schilling unddrei Pfennig zu entrichten. Die Stiftsherren geben dem Glasmaler, der die Fuhre, sowird erkennbar, persönlich bringt, dafür acht rheinische Gulden, die sie sich noch inderselben Woche von Herzog Heinrich erstatten lassen. Dieser schulde dem Glasmalerim übrigen 2 Gulden, ob für dieses oder ein anderes Fenster, wird nicht klar. Eswird überraschenderweise als dat eyne ander glasevenster bezeichnet und dürfte alsowohl das zweite farbige Glasfenster (nV) sein, das in der Burg von <strong>Braunschweig</strong> aus-42 Zu den Glasmalereien des Stendaler Doms vgl. K.-J. MAERCKER, Die mittelalterliche Glasmalerei imStemlaler Dom (= CVMA 5,1), Berlin 1988, passim. Dort schritt die Ausstattung mit farbigen Glasgemäldenvom mittleren Chorfenster (I = Christusfenster) aus den zwanziger Jahren zu den Fensterndes Chores und Querschiffs weiter im Westen, z. B. dem Standfigurenfenster (nIV) und Mariae Verkündigungsfenster(sVII) aus den vierziger Jahren, voran.43 Es ist gut möglich, daß dieser Vertrag in Lüneburg verhandelt und abgeschlossen wurde; denn mehrereStiftsherren hatten Ämter auch in anderen Landesteilen inne; z. B. Hildebrand von Eltze, der alsStiftsherr von SI. Blasii das officium armarii führte, zugleich aber auch Propst des Klosters Ebstorfund früher Schreiber der Herzöge in Celle war, oder Dietrich Schaper, einst Lüneburger Stadtschreiber,und nun auch Propst des Klosters Lüne, Vgl. dazu G. und U. SCHWARZ, Bauhütte (wie Anm. 2)S. 7. In den Vizedominatsrechnungen des Jahres 1470 wird festgehalten, daß 3 Pfennige vor wagensmer,alse de heren voren na Luneborch aufzuwenden waren (StA WF, 11 Alt Blas 635 fol. 173r).

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