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Folge 121 - waldegg.spoe.at

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Nr.: 3/2011 www.Waldegg-Aktuell.<strong>at</strong>Seite 10Waldegger ChronikEine Serie von OSR Josef MlinerFortsetzung von Seite 9<strong>121</strong>. <strong>Folge</strong>sen Vermerk folgen die Namen von 83 Verstorbenen (26Erwachsenen und 57 Kindern oder Jugendlichen.).Der Älteste war der 100jährige Stephan Hauer aus Oberpiesting.Die steigenden Sterber<strong>at</strong>en zeigen die Zunahmeder Infektionskrankheiten und die mangelhafte Ernährungin den Burgen.„Die auf Starhemberg Verstorbenen 83 Personen stammenaus folgenden Orten:Piesting 24, Dreistetten 9, Oberwaltersdorf 9, Muthmannsdorf7, Deutsch Prodersdorf 3, M<strong>at</strong>zendorf 3, Oberpiesting3, Unterwaltersdorf 3, Wampersdorf 2, Alkersdorf 1,Breitenbrunn 1, Dürnbach 1, Eisenstadt 1, Hernstein 1,Hölles 1, Leithaprodersdorf 1, Lindabrunn 1, Maiersdorf 1,Peisching 1, Sollenau 1, Sommerein 1, Starhemberg1,Steinabrückl 1, Stollhof 1, Wimpassing 1, Wopfing 1, ausder Steiermark 1, unbekannt 2.“ (4)Nach Regionen zusammengefasst stammen 60 Personenaus der näheren Umgebung der Burg Starhemberg, dasentspricht ungefähr dem n<strong>at</strong>ürlichen und zu erwartendenEinzugsgebiet. Eine auch noch recht starke Gruppe kommtaus der Gegend zwischen Baden und dem Leithagebirge.Nur mehr wenige stammen aus der Gegend zwischen demLeithagebirge und dem Neusiedler See. (4)Von den auf Starhemberg verstorbenen 83 Personen stammenaus dem heutigen Waldegger Gemeindegebiet: ThomasStippel aus Dürnbach; aus Oberpiesting N. Drachsler,Stephan Hauer (100 Jahre alt), M<strong>at</strong>thias Stix, Kind desRichter Elias, N. Biner (7 Jahre alt); aus Wopfing BarbaraBerger (20 Jahre).In dem gleichen Zeitraum, in dem auf Starhemberg diese 83Menschen starben, wurden hier auch 4 Kinder geboren. IhreEltern stammen aus Oberwaltersdorf (2), Deutsch-Prodersdorfund Maiersdorf. Alle 4 Kinder haben überlebt, denn siefinden sich nicht unter den auf der Burg Verstorbenen. (4)Von den auf der Burg Gutenstein verstorbenen Personenstammen aus Oed Eva Payer (11 Jahre) und Elisabeth Stükkelberger(6 Jahre), aus Waldegg Eva Regner (6 Jahre) undAndreas Sandaschitz (6 Jahre).Schöbitz folgert: „Nehmen wir an, dass auf Starhemberg jeder10. gestorben ist, kämen wir auf 830 dorthin geflüchtetePersonen. Starb aber jeder 20. so wäre mit 1.660 Flüchtlingenzu rechnen.“ Auf jeden Fall ist die Zahl von 11.000Flüchtlingen auf Starhemberg, die in der heim<strong>at</strong>kundlichenLiter<strong>at</strong>ur immer wieder angegeben wird, viel zu hoch! EinAlarmsystem aus „Kreid(en)feuern, Kreid(en)schüssen undGlockenstreichen“ sollte bei Feindeinbrüchen die Fluchtbewegungin Gang setzen. (3) (mhd. kriden, kreien = lärmen,schreien). Aber das Alarmsystem scheint versagt zu haben,weil die in den Seitengräben unseres Tales liegenden Siedlungenund Einzelhöfe überhaupt nicht gewarnt waren. (2)Auch in den tiefen Wäldern wurden Flüchtlinge von denT<strong>at</strong>aren mit Spürhunden aufgestöbert, getötet oder verschleppt.In den damaligen Ortsteilen Peisching, Dürnbach und Waldegggab es damals 43 steuerpflichtige behauste Güter, vondenen 20 abgebrannt wurden, deren Bewohner den Tod fandenoder gefangen wurden. Von 15 Brandstätten h<strong>at</strong>ten sichdie Bewohner gerettet, fanden bei ihrer Rückkehr aber nurmehr ihre ausgebrannten Häuser vor. (3)Die Waldegger Kirche dürfte ebenfalls abgebrannt sein,worauf bei der Renovierung im Jahre 1875 aufgefundeneBrandspuren schließen lassen.Im Dorfe Wopfing gingen 18 Häuser mit ihren Bewohnernzu Grunde. Auf 14 Brandstätten kehrten die Leute zurück.Alle Bauerngüter zu Oberpiesting waren verbrannt. Für 3Brandstätten fehlten die Leute. (3)Vier Mon<strong>at</strong>e nach der Belagerung Wiens begann die Bestandsaufnahmeder Kriegsschäden in allen 4 Vierteln Niederösterreichs.(1b) Die ruinierten Häuser wurden in Klasseneingeteilt:1. Totalschaden in Haus und Hof, Landwirtschaft verwüstet,Bewohner getötet oder gefangen.2. Haus und Hof verwüstet, Bewohner vorhanden aberkeine Unterkunft, keine Lebens- und Anbaumittel3. Haus und Hof geplündert, Bewohner ohne Viehund Sa<strong>at</strong>gut.Die Frage der Gefangenen, die Todeserklärung der Vermissten,später der Loskauf von Gefangenen, blieb über Jahrzehnteaktuell. Die Schriftquellen über diese Zeit eröffnenuns oft erschütternde Menschenschicksale. (1c)Ein Edikt von 1685 sagt aus: „……… was Massen höchstmissfällig vorkommen … also dass diejenigen, deren Eheweiberund -männer durch den Erbfeind entführt wurden,als wie zusammen gegebene Eheleute miteinander in Ungebührleben und von ihren Seelsorgern sich keinesfalls abmahnenlassen.“ (1d)Schluss folgt in der nächsten AusgabeLiter<strong>at</strong>ur:1.) Ernst K<strong>at</strong>zer: a) Das zerstörte Land, Unser Neustadt 2 u. 3/84, 1/85b) Die Türken im Raume Wr. Neustadt 1683 (Kulturberichte1972)c) Der T<strong>at</strong>areneinfall 1683, Unser Neustadt 2/83d) Der Wiederaufbau nach 1683, Unser Neustadt 4/852.) Ernst K<strong>at</strong>zer / F.Stundner: Piesting im Wandel der Zeit3.) Ernst K<strong>at</strong>zer: 850 Jahre Pfarre Waldegg4.) Helmut Schöbitz: Kirchenm<strong>at</strong>riken als Quellen der Türkeninvasion1683, Uns.Heim<strong>at</strong> 3/83 5.) R.F. Kreutel: Kara Mustafa vor Wien(1683 aus der Sicht türkischer Quellen) 1982

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