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Wer ist wann wo wer bei Heinrich von Kleist - Humboldt-Universität ...

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Preprint version – Die vorliegende Fassung entspricht nur eingeschränkt der Print-Fassung.In: Zofia Berdychowska / Jerzy Zmudzki / Magdalena Olpinska (Hrsg.),Festschrift für Franciszek Grucza zu seinem 75. Geburtstag. Warschau 2012.Norbert Fries (Berlin)<strong>Wer</strong> <strong>ist</strong> <strong>wann</strong> <strong>wo</strong> <strong>wer</strong> <strong>bei</strong> <strong>Heinrich</strong> <strong>von</strong> Kle<strong>ist</strong> …und Peter Schlobinski?In diesem Beitrag geht es um einige sprachliche Besonderheiten <strong>von</strong> <strong>Heinrich</strong> <strong>von</strong> Kle<strong>ist</strong>,genauer gesagt um sprachliche Verschlungenheiten, die nicht mit Durcheinander, Wirrwarr odergar Sammelsurium verwechselt <strong>wer</strong>den sollten. Entsprechende Verschlungenheiten sind vielmehrkonstruiert, sie sind dramatisch und szenisch konzipiert und in gewissem Grad absehbar. IhrInterpretationsresultat <strong>ist</strong>, verallgemeinert gesagt, eine Reflexion über die Bedingungen <strong>von</strong> Zuständenund Ereignissen, insbesondere <strong>von</strong> menschlichen Handlungen, über die darin involviertenPersonen und über unsere Gewissheit über deren Identität, ihre Authentizität und ihre Motivationen.Die Komplexität relevanter sprachlicher Konstrukte wird an einigen kleineren Textausschnittenexemplifiziert: Am Beispiel des ersten Satzes der Erzählung „Das Erdbeben in Chili“soll es zunächst um die Verschlungenheit <strong>von</strong> Ereignissen gehen; am Beispiel <strong>von</strong> Textausschnittenaus der Erzählung „Der Zweikampf“ und dem Drama „Penthesilea“ wird anschließend dieVerschlungenheit <strong>von</strong> Personen thematisiert.1 Die Verschlungenheit der Ereignisse„In St. Jago, der Hauptstadt des Königreichs Chili, stand gerade in dem Augenblicke dergroßen Erderschütterung vom Jahre 1647, <strong>bei</strong> welcher viele tausend Menschen ihrenUntergang fanden, ein junger, auf ein Verbrechen angeklagter Spanier, Namens JeronimoRugera, an einem Pfeiler des Gefängnisses, in welches man ihn eingesperrt hatte, und<strong>wo</strong>llte sich erhenken.“ 1Ein Charakter<strong>ist</strong>ikum Kle<strong>ist</strong>’scher Texte <strong>ist</strong> die vielschichtige Kodierung <strong>von</strong> Zuständen (Ž)und Ereignissen (Ě), welche mit der wiederum für Kle<strong>ist</strong> typischen Komplexität seiner Sätze undihrer Anordnung korreliert. Die Annahme der Variablen Ž und Ě und <strong>von</strong> Prädikaten, welche aufdiese angewandt <strong>wer</strong>den können, <strong>ist</strong> aus theoretisch unabhängigen Gründen erforderlich, z.B. fürdie Explikation der D<strong>ist</strong>ribution temporal spezifizierter sprachlicher Einheiten und für die Erfassungder Semantik und der semantischen Differenzen <strong>von</strong> Sätzen, welche Situationen beschrei-1 <strong>Heinrich</strong> <strong>von</strong> Kle<strong>ist</strong>: Das Erdbeben in Chili. Sämtliche <strong>Wer</strong>ke und Briefe. Münchner Ausgabe, Bd. II, S. 148.


en, die als Zustände bzw. Ereignisse charakterisiert <strong>wer</strong>den können. Es <strong>ist</strong> unter anderem derRückgriff auf entsprechende grammatikalisierte Kodierungsmöglichkeiten, welcher natürlichenSprachen die mehr oder weniger präzise Zuordnung <strong>von</strong> Zuständen und Ereignissen zu verschiedenen,für die Kommunikation sowie für die Textprozessualisierung relevanten Zeitintervallenermöglicht. Vereinfacht seien für die hier verfolgten Ziele lediglich zwei Situationsklassen unterschieden2 , Zustände und Ereignisse. Unter einem Zustand Ž sei ein Element einer Situationsklasseverstanden, welche durch das Bestehenbleiben eines Verhältnisses bzw. Sachverhaltes ineinem bestimmten Zeitintervall ZI (t 1 … t 2 ), das für jedes Subintervall <strong>von</strong> ZI gilt, charakterisiert<strong>ist</strong>. Mit anderen Worten: Ist eine Zustandsbeschreibung zu einem beliebigen Zeitpunkt innerhal<strong>bei</strong>nes bestimmten Zeitintervalls wahr bzw. falsch, so <strong>ist</strong> sie auch zu einem beliebigen anderenZeitpunkt desselben Zeitintervalls wahr bzw. falsch. Demgegenüber sei unter einem Ereignis Ěein Element einer Situationsklasse verstanden, welche durch eine Veränderung eines Verhältissesbzw. Sachverhaltes in einem bestimmten Zeitintervall ZI (t 1 … t 2 ) charakterisiert <strong>ist</strong>.Die Kodierung zahlreicher Ereignisse bzw. Zustände sowie ihr Bezug zu verschiedenenZeitpunkten und Zeitintervallen erfolgt im ersten Satz <strong>von</strong> Kle<strong>ist</strong>s Erzählung „Das Erdbeben inChili“ auf grammatisch recht unterschiedliche Art und Weise: unter anderem durch verschiedeneFormen <strong>von</strong> Attributen (‚Königreich Chili’, ‚Hauptstadt des Königreichs’, ‚junger Spanier’,‚namens’), durch Nominalisierung (‚Erderschütterung’) und durch verschiedene Verben und ihreunterschiedlichen morphologischen Formen (‚stand’, ‚fanden’, ‚angeklagt’, ‚eingesperrt’, ‚hatte’,‚<strong>wo</strong>llte’, ‚erhenken’).Dementsprechend sind es nicht weniger als 10 Zustände, welche im ersten Satz desErdbebens kodiert <strong>wer</strong>den:Ž 1 : ‚St. Jago <strong>ist</strong> die Hauptstadt <strong>von</strong> Chili’Ž 2 : ‚Chili <strong>ist</strong> ein Königreich’Ž 3 : ‚er heißt Jeronimo Rugera’Ž 4 : ‚Jeronimo Rugera <strong>ist</strong> jung’Ž 5 : ‚Jeronimo Rugera <strong>ist</strong> Spanier’Ž 6 : ‚Jeronimo Rugera <strong>ist</strong> auf ein Verbrechen angeklagt’Ž 7‚Jeronimo Rugera <strong>ist</strong> eingesperrt’2 Insbesondere in der für die Erforschung <strong>von</strong> Aktionsarten und Typen <strong>von</strong> Verben relevanten Literatur <strong>wer</strong>dendemgegenüber divergierende Situationsklassen für unterschiedliche Zustandswechsel angenommen, die in diesemBeitrag <strong>von</strong> untergeordneter Bedeutung sind, vgl. umfassend und mit entsprechenden Hinweisen auf die relevanteLiteratur die Ar<strong>bei</strong>ten in Dölling et al. (2008).N. Fries: <strong>Wer</strong> <strong>ist</strong> <strong>wann</strong> <strong>wo</strong> <strong>wer</strong> <strong>bei</strong> <strong>Heinrich</strong> <strong>von</strong> Kle<strong>ist</strong> … und Peter Schlobinski? [2012] – Seite 2


Ž 8 : ‚Jeronimo Rugera steht an einem Pfeiler’Ž 9 : ‚Jeronimo Rugera will sich erhenken’Ž 10 : ‚das Gefängnis hat einen Pfeiler’Die Zustände Ž 1 - Ž 10 <strong>wer</strong>den in diesem ersten Satz mit 5 Ereignissen verbunden:Ě 1 : ‚man klagte ihn auf ein Verbrechen an’Ě 2 : ‚man sperrte ihn ein’Ě 3 : ‚1647 fand eine große Erderschütterung statt’Ě 4 : ‚viele tausend Menschen fanden ihren Untergang’Ě 5 : ‚Jeronimo Rugera erhenkt sich’Die Komplexität solcher Schilderungen 3 korreliert mit einem weiteren Aspekt, der in derKle<strong>ist</strong>-Forschung häufig thematisiert wird: einer spezifischen Raum- und Zeitgestaltung und derhiermit verbunden Gestaltung <strong>von</strong> Ruhe und Bewegung. Um die Komplexität dieser Gestaltungsweisenzu entschlüsseln, muss man zwischen verschiedenen Zeitintervallen (ZI) unterscheiden,welche auf die Interpretation <strong>von</strong> Texten Einfluss haben:• ZI Betrachtzeit [hier ein Zeitabschnitt des Jahres 1647, in welchem es um den SpanierJeronimo Rugera geht, und in welchem die Ereignisse E 3 und E 4 jeweils einenuntergeordneten Zeitabschnitt bilden]• ZI Referenzzeit [hier das Ereignis E 3 ]• die für Z 1 -Z 10 und E 1 -E 5 relevanten Zeitintervalle• ZI Äußerungszeit [die in diesem Falle der Betrachtzeit folgt und zwischen 1805-1807anzusetzen <strong>ist</strong>, also die Zeit, in welcher Kle<strong>ist</strong> die Erzählung schrieb]• ZI Rezeptionszeit [die in jedem Falle der Äußerungszeit folgt]Die differenzierten Zeitintervalle wirken als Parameter der Textinterpretation: Sie bedingen,in Abhängigkeit vom sprachlichen Wissen und Weltwissen des Rezipienten, spezifische Interpretationsresultate.Beachtens<strong>wer</strong>t <strong>ist</strong> z.B., dass Ž 1 , also dass St. Jago die Hauptstadt Chilis <strong>ist</strong>, füralle Zeitintervalle gilt, dass Ž 2 , also dass es sich <strong>bei</strong> Chili um ein Königreich handelt, jedochnicht für die heutige Rezeptionszeit gilt. Die sich ergebenden Konstellationen <strong>wer</strong>den durch die3 Die Vielschichtigkeit der Kodierung <strong>von</strong> Zuständen und Ereignissen bedeutet allerdings nicht, dass das Geschildertemit h<strong>ist</strong>orisch verbürgten Geschehnissen übereinstimmt. Zwar erwecken zum Beispiel der Titel und der erste Satzder Erzählung den Eindruck, dass es um h<strong>ist</strong>orische Ereignisse ginge — tatsächlich bezieht sich Kle<strong>ist</strong> auch auf einbekanntes Erdbeben in Chile, das jedoch am 13. Mai 1647 die chilenische Hauptstadt erschütterte und ein Drittel derBevölkerung (12.000 Menschen) das Leben kostete. Kle<strong>ist</strong> verlegte das Geschehen um mehrere Wochen auf denFronleichnamstag, der 1647 auf den 20. Juni fiel, und änderte auch die Tageszeit <strong>von</strong> Abends auf den Vormittag.N. Fries: <strong>Wer</strong> <strong>ist</strong> <strong>wann</strong> <strong>wo</strong> <strong>wer</strong> <strong>bei</strong> <strong>Heinrich</strong> <strong>von</strong> Kle<strong>ist</strong> … und Peter Schlobinski? [2012] – Seite 3


in Abb. 1 wiedergegebene Grafik verdeutlicht:Abb. 1: Zuordnungen <strong>von</strong> Zeitintervallen für den ersten Satz der Erzählung <strong>von</strong><strong>Heinrich</strong> <strong>von</strong> Kle<strong>ist</strong>, Das Erdbeben in ChiliAus dem einfachen Satz In St. Jago stand ein Spanier an einem Pfeiler und <strong>wo</strong>llte sich erhenkenkonstruiert Kle<strong>ist</strong> mithin eine geordnete, vielfältige und verschachtelte Welt. Eine Weltmit im Rahmen der Referenzzeit vergangenen und zukünftigen Ereignissen, die sich um das zentralegegenwärtige Ereignis der Erderschütterung gruppieren:N. Fries: <strong>Wer</strong> <strong>ist</strong> <strong>wann</strong> <strong>wo</strong> <strong>wer</strong> <strong>bei</strong> <strong>Heinrich</strong> <strong>von</strong> Kle<strong>ist</strong> … und Peter Schlobinski? [2012] – Seite 4


2 Die Verschlungenheit der PersonenEs <strong>ist</strong> durchaus typisch für Kle<strong>ist</strong>, dass diese Anreicherung der Zustände und Ereignisse imersten Satz einer Erzählung die ganze Geschichte in Gang bringt: Sie drängt zu der Klärung derFrage, was das Eine <strong>wo</strong>hl mit dem Anderen zu tun haben könnte. Kle<strong>ist</strong>s Erzählungen setzen mitKrisen ein, mit Extremsituationen, deren Hintergründe jedoch verschwiegen <strong>wer</strong>den: Sie <strong>wer</strong>fendie Frage auf, was eigentlich geschehen <strong>ist</strong>, wie es dazu kommen konnte und was daraufhin geschehenwird. Entsprechende einführende Sätze, welche durch ihre Verschachtelung zugleich einQuerlesen verhindern, können durchaus noch komplexer sein, als der erste Satz in „Das Erdbebenin Chili“, wie <strong>bei</strong>spielsweise der erste Satz der spätesten Kle<strong>ist</strong>-Erzählung „Der Zweikampf“zeigt. Wiederum haben wir hier die Konstruktion einer ganzen Welt in ineinander verschachteltenKonstruktionen innerhalb eines einzigen Satzes — eine Welt, die an dem simplen Ereignis entwickeltwird, dass Herzog Wilhelm <strong>von</strong> Breysach gegen Ende des vierzehnten Jahrhunderts <strong>von</strong>einer Zusammenkunft mit dem Kaiser zurückkehrt. Nimmt man die <strong>bei</strong>den folgenden Sätze hinzu,so umspannt diese Welt — welche innerhalb eines Textabsatzes formuliert wird — das Lebenund die Ermordung sowie den Tod des Herzogs. Die kritische Situation <strong>ist</strong> hier, dass– der Herzog Wilhelm <strong>von</strong> Breysach mit einer Gräfin unter seinem Rang verheiratet <strong>ist</strong>,– mit ihr einen vorehelichen Sohn hat,– dessen Legimitation er vom Kaiser bewirkte und– dass er mit seinem Halbbruder in Feindschaft lebt:„Herzog Wilhelm <strong>von</strong> Breysach, der, seit seiner heimlichen Verbindung mit einer Gräfin,Namens Katharina <strong>von</strong> Heersbruck, aus dem Hause Alt-Hüningen, die unter seinem Rangezu sein schien, mit seinem Halbbruder, dem Grafen Jacob dem Rothbart, in Feindschaft lebte,kam gegen Ende des vierzehnten Jahrhunderts, da die Nacht des heiligen Remigius zudämmern begann, <strong>von</strong> einer in Worms mit dem deutschen Kaiser abgehaltenen Zusammenkunftzurück, <strong>wo</strong>rin er sich <strong>von</strong> diesem Herrn, in Ermangelung ehelicher Kinder, die ihmgestorben waren, die Legitimation eines, mit seiner Gemahlin vor der Ehe erzeugten, natürlichenSohnes, des Grafen Philipp <strong>von</strong> Hüningen, ausgewirkt hatte. Freudiger, als währenddes ganzen Laufs seiner Regierung in die Zukunft blickend, hatte er schon den Park, derhinter seinem Schlosse lag, erreicht: als plötzlich ein Pfeilschuß aus dem Dunkel der Gebüschehervorbrach, und ihm, dicht unter dem Brustknochen, den Leib durchbohrte. Herr Friedrich<strong>von</strong> Trota, sein Kämmerer, brachte ihn, über diesen Vorfall äußerst betroffen, mitN. Fries: <strong>Wer</strong> <strong>ist</strong> <strong>wann</strong> <strong>wo</strong> <strong>wer</strong> <strong>bei</strong> <strong>Heinrich</strong> <strong>von</strong> Kle<strong>ist</strong> … und Peter Schlobinski? [2012] – Seite 5


Hülfe einiger andern Ritter, in das Schloß, <strong>wo</strong> er nur noch, in den Armen seiner bestürztenGemahlin, die Kraft hatte, einer Versammlung <strong>von</strong> Reichsvasallen, die schleunigst, auf Veranstaltungder letztern, zusammenberufen <strong>wo</strong>rden war, die kaiserliche Legitimationsactevorzulesen; und nachdem, nicht ohne lebhaften Widerstand, indem, in Folge des Gesetzes,die Krone an seinen Halbbruder, den Grafen Jacob den Rothbart fiel, die Vasallen seinenletzten bestimmten Willen erfüllt, und unter dem Vorbehalt, die Genehmigung des Kaiserseinzuholen, den Grafen Philipp als Thronerben, die Mutter aber, wegen Minderjährigkeitdesselben, als Vormünderin und Regentin anerkannt hatten: legte er sich nieder und starb.“[a.a.O., Bd. II, S. 234]Ich erwähnte schon, dass die Komplexität der Schilderung <strong>von</strong> Zuständen und Ereignissen<strong>bei</strong> Kle<strong>ist</strong> mit einem weiteren Aspekt korreliert, nämlich einer in der Kle<strong>ist</strong>forschung vielfach erörtertenspezifischen Raum- und Zeitgestaltung und der hiermit verbundenen Kodierung <strong>von</strong> Ruheund Bewegung. Die entsprechenden sprachlichen Formulierungen erlauben dem Leser dieEntwicklung lebhafter, nahezu theatralischer Vorstellungen der Zustände und Ereignisse in Raumund Zeit. Nicht <strong>von</strong> ungefähr erinnern also insbesondere Absatzenden in der Kle<strong>ist</strong>’schen Prosaan Szenenwechsel, Abgänge <strong>von</strong> der Theaterbühne. 4Zur Dramatik der konstruierten Welten gehören freilich Personen — entsprechend wirdauch schon im ersten Satz der Erzählung „Der Zweikampf“ ein Großteil der wichtigsten Personenmittels ihrer Namen, und zwar zugleich mit ihren gesellschaftlichen Positionen und verwandtschaftlichenBeziehungen zueinander, eingeführt: Graf Jacob der Rothbart <strong>ist</strong> der Halbbruder desHerzogs <strong>von</strong> Breysach, die Gräfin Katharina <strong>von</strong> Heersbruck seine Frau, Graf Philipp <strong>von</strong> Hüningender voreheliche Sohn des Herzogs und der Gräfin.Auf die Wichtigkeit der Namen wird in der Kle<strong>ist</strong>forschung immer wieder hingewiesen: ImGebrauch oder Nicht-Gebrauch <strong>von</strong> Namen zeigen sich zwei zentrale Themen Kle<strong>ist</strong>’scher Weltsicht:Seine Skepsis gegenüber der Sprache einerseits, gegenüber Identität und Authentizität andererseits— oder in einer Frage vereint: Ist einer das, was er zu sein behauptet?4 Beispielsweise in der Erzählung „Der Findling“ (a.a.O., Bd. II): „er nahm Pferde und reisete wieder ab.“ (S. 204),„so hob ihn Piachi, in einer großen Bewegung, in den Wagen, und nahm ihn, an seines Sohnes statt, mit sich nachRom.“ (S. 205), „er schloß, in nicht geringer Verwirrung, die Thür wieder zu, und entfernte sich.“ (S. 213), „empfahlsich ihm ziemlich kalt und verließ das Zimmer.“ (S. 214), „nahm, unter einem häßlichen Zucken seiner Oberlippe,seinen Huth, empfahl sich und ging ab.“ (S. 217.N. Fries: <strong>Wer</strong> <strong>ist</strong> <strong>wann</strong> <strong>wo</strong> <strong>wer</strong> <strong>bei</strong> <strong>Heinrich</strong> <strong>von</strong> Kle<strong>ist</strong> … und Peter Schlobinski? [2012] – Seite 6


„<strong>Wer</strong> so besorgt um seinen Namen <strong>ist</strong>, /Wird schlechte Gründe haben, ihn zu führen“ 5 sagtJupiter in der Gestalt des Amphitryon in dem gleichnamigen Lustspiel, einem psychodramatischenNarrativ, wie man dieses Stück auch bezeichnete, in welchem die Identitätsfrage das dramatischeZentrum bildet. Aber auch für die anderen Texte Kle<strong>ist</strong>s <strong>ist</strong> die genannte Frage zentral:Nicht zufällig nennt Penthesilea in dem gleichnamigen Trauerspiel auf die Frage des Achilles zunächstnicht ihren Namen 6 , nicht zufällig gibt Meroe die gesellschaftliche Auslöschung der Amazonen-Königinmit den Worten bekannt „Sie, die fortan kein Name nennt“ 7 . Penthesilea nenntAchilles kein einziges Mal <strong>bei</strong>m Namen, sie nennt ihn „Kriegsgott“, „Sohn des Peleus“, „Nereidensohn“und „Peleïde“, aber nicht „Achilles“.Das heißt, die identitätsstiftende Funktion <strong>von</strong> Namen, ihre Referenz und ihr Verweis aufPersonen, wird <strong>von</strong> Kle<strong>ist</strong> aufgelöst zugunsten anderer Bedeutungen, mythologischer Ursprünge,gesellschaftlicher Funktionen oder Rollen.Am Beispiel einer kurzen Passage aus der „Penthesilea“ sei die kunstvolle Verknüpfungentsprechender Bedeutungen detaillierter demonstriert. In der betreffenden Szene berichtet Diomedesauf die Frage des Antilochus, wie Penthesilea Achilles das Leben rettete. Insgesamt sindin dieser Erzählung des Diomedes drei Personen beteiligt, Penthesilea, Achilles und Deiphobus,sowie Penthesileas Pferd: 8DIOMEDES.[…]Er stieg zum Orkus, wenn sie ihn nicht hielt.ANTILOCHUS.Wie? Wenn ihn <strong>wer</strong>? Die Königinn?DIOMEDES.Sie selbst!Denn als sie, um die Abenddämmrung gestern,Im Kampf, Penthesilea und Achill,Einander trafen, stürmt Deiphobus her,Und auf der Jungfrau Seite hingestellt,Der Teukrische, trifft er dem PeleïdenMit einem tück'schen Schlag die Rüstung prasselnd,5 Amphitryon, III, 5, a.a.O., Bd. I, S. 351.6 Penthesilea, 15. Auftritt, a.a.O., Bd. I, S. 447.7 Penthesilea, 23. Auftritt, a.a.O., Bd. I, S. 480.8 Penthesilea, 1. Auftritt, a.a.O., Bd. I, S. 380.N. Fries: <strong>Wer</strong> <strong>ist</strong> <strong>wann</strong> <strong>wo</strong> <strong>wer</strong> <strong>bei</strong> <strong>Heinrich</strong> <strong>von</strong> Kle<strong>ist</strong> … und Peter Schlobinski? [2012] – Seite 7


Daß rings der Ormen Wipfel widerhallten.Die Königinn, entfärbt, läßt zwei MinutenDie Arme sinken: und die Locken dannEntrüstet um entflammte Wangen schüttelnd,Hebt sie vom Pferdes-Rücken hoch sich auf,Und senkt, wie aus dem Firmament geholt,Das Sch<strong>wer</strong>dt ihm wetterstrahlend in den Hals,Daß er zu Füssen hin, der Unberufne,Dem Sohn, dem göttlichen, der Thetis rollt.Er jetzt, zum Dank, will ihr, der Peleïde,Ein Gleiches thun; doch sie bis auf den HalsGebückt, den mähnumflossenen, des Schecken,Der, in den Goldzaum <strong>bei</strong>ßend, sich herumwirft,Weicht seinem Mordhieb aus, und schießt die Zügel,Und sieht sich um, und lächelt, und <strong>ist</strong> fort.Penthesilea wird hier als ‚Jungfrau’ und ‚Königin’ bezeichnet, Achilles als ‚Peleïde’ und als‚göttlicher Sohn der Thetis’, Deiphobus als ‚der Teukrische’ und ‚der Unberufne’. Interessant andieser Szene <strong>ist</strong>, dass sie nur auf der Grundlage der Kenntnis der genannten mythologischen Ursprüngeder involvierten Individuen und ihrer gesellschaftlichen Rollen und Funktionen verständlichund eindeutig wird, denn der Bezug der zahlreichen Pronomen in diesem Textsegment<strong>ist</strong> <strong>von</strong> dieser Kenntnis abhängig. Wen <strong>bei</strong>spielsweise Penthesilea mit einem Sch<strong>wer</strong>thieb in denHals tötet, folgt aus unserer Kenntnis, dass es sich <strong>bei</strong> dem ‚Unberufnen’ um Deiphobus, <strong>bei</strong>‚dem göttlichen Sohn der Thetis’ um Achilles handelt. Die gesamten Bezüge sind ausgesprochenkomplex, <strong>wo</strong><strong>bei</strong> die Beschreibung der Königin bereichert wird um ihre Arme, ihre Locken, ‚entflammteWangen’ und dass sie sich bis zum Hals ihres Pferdes bückt usw. Das Pferd der Königinwird lediglich durch den „Pferdes-Rücken“ eingeführt, und durch „den Hals, den mähnumflossenen,des Schecken“ und „in den Goldzaum <strong>bei</strong>ßend“, „sich herumwirft“ und „Zügel“ wieder aufgenommen.Einfach könnte man diese Szene etwa wie folgt erzählen:Penthesilea und Achilles treffen in der Abenddämmerung im Kampf aufeinander. Deiphobusstürmt an die Seite Penthesileas und trifft Achilles mit einem Sch<strong>wer</strong>tschlag auf die Rüstung.Penthesilea richtet sich auf ihrem Pferd auf und erschlägt Deiphobus mit ihrem Sch<strong>wer</strong>t. AchillesN. Fries: <strong>Wer</strong> <strong>ist</strong> <strong>wann</strong> <strong>wo</strong> <strong>wer</strong> <strong>bei</strong> <strong>Heinrich</strong> <strong>von</strong> Kle<strong>ist</strong> … und Peter Schlobinski? [2012] – Seite 8


will nun seinerseits Penthesilea mit dem Sch<strong>wer</strong>t erschlagen. Penthesilea weicht seinem Schlagjedoch aus, indem sie sich zum Hals ihres Pferdes bückt, und entflieht lächelnd.Kommen wir nun noch einmal zu der Frage zurück Ist einer das, was er zu sein behauptet?Diese Frage <strong>ist</strong> zentral für das Verständnis Kle<strong>ist</strong>’scher Texte, insbesondere vor dem Hintergrundseiner Auffassung, dass es, wie er 1801 an seine Schwester Ulrike schreibt, „kein Mittel“ gibt,„sich Andern ganz verständlich zu machen u. der Mensch […] <strong>von</strong> Natur keinen andren Vertrauten,als sich selbst [hat]“ 9 . Die Frage charakterisiert nicht nur das wesentliche Problem in zahlreichenseiner Texte, sondern sie umfasst zugleich die wichtigsten Themen seines Denkens:– das Erkennen und Verkennen der Außenwelt– Wahrheitsansprüche– emotionale Gewissheit, Vertrauen und Misstrauen.So schreibt Kle<strong>ist</strong> in einem Brief an seine Verlobte, Wilhelmine <strong>von</strong> Zenge, am 22. März1801:„Wenn alle Menschen statt der Augen grüne Gläser hätten, so würden sie urtheilen müssen,die Gegenstände, welche sie dadurch erblicken, sind grün — und nie würden sie entscheidenkönnen, ob ihr Auge ihnen die Dinge zeigt, wie sie sind, oder ob es nicht etwas zu ihnenhinzuthut, was nicht ihnen, sondern dem Auge gehört. So <strong>ist</strong> es mit dem Verstande. Wirkönnen nicht entscheiden, ob das, was wir Wahrheit nennen, wahrhaft Wahrheit <strong>ist</strong>, oder obes uns nur so scheint. Ist das letzte, so <strong>ist</strong> die Wahrheit, die wir hier sammeln, nach dem Todenicht mehr — u. alles Bestreben, ein Eigenthum sich zu er<strong>wer</strong>ben, das uns auch in dasGrab folgt, <strong>ist</strong> vergeblich — Ach, Wilhelmine, wenn die Spitze dieses Gedankens DeinHerz nicht trifft, so lächle nicht über einen Andern, der sich tief in seinem heiligsten Innernda<strong>von</strong> verwundet fühlt. Mein einziges, mein höchstes Ziel <strong>ist</strong> gesunken, und ich habe nunkeines mehr — —“ [a.a.O., Bd. II, S. 712]Daher <strong>ist</strong> für das Verstehen Kle<strong>ist</strong>’scher Texte nicht nur die Skepsis gegenüber der Spracheund Wahrheitsansprüchen relevant, sondern insbesondere auch, welche Konsequenzen dieseSkepsis für das Handeln <strong>von</strong> Personen hat. Der Sprache <strong>ist</strong> bezüglich der Wahrheit nicht zutrauen, und dies gilt <strong>bei</strong> Kle<strong>ist</strong> nicht nur für die Sprache im eigentlichen Sinn, sondern auch fürdie Körpersprache und Mimik. „Mienen Sind schlechte Räthsel, die auf Vieles passen“ sagt Otto-9 Brief vom 5. Februar 1801, a.a.O., Bd. II, S. 705N. Fries: <strong>Wer</strong> <strong>ist</strong> <strong>wann</strong> <strong>wo</strong> <strong>wer</strong> <strong>bei</strong> <strong>Heinrich</strong> <strong>von</strong> Kle<strong>ist</strong> … und Peter Schlobinski? [2012] – Seite 9


kar in dem Drama „Die Familie Schroffenstein“ 10 . Das Vertrauen in die Sprache und in die Körpersprachewird in nahezu allen literarischen Texten Kle<strong>ist</strong>s immer wieder enttäuscht. Die literarischenTexte Kle<strong>ist</strong>s <strong>wer</strong>fen dementsprechend zugleich die Frage auf: Was <strong>ist</strong> eigentlich geschehen?Die Texte Kle<strong>ist</strong>s fordern den Leser auf, dem Geschehen und der Identität der Personen,ihrer Authentizität auf die Spur zu kommen. Sprachlich gestaltet Kle<strong>ist</strong> dieses zentrale Problemum Wahrheit unter anderem durch sprachliche Mehrdeutigkeiten und Vagheiten — und nicht zuletztmit verschachtelten, sch<strong>wer</strong>verständlichen Sätzen der oben besprochenen Art, welche überdiesnicht selten in gestörten Kommunikationssituationen lokalisiert <strong>wer</strong>den. Beispielhaft hierfürkönnen — neben den schon dargebotenen Beispielen — die in indirekter Rede notierten langatmigenBeteuerungen des Grafen in der Erzählung „Die Marquise <strong>von</strong> O....“ gegenüber der Marquiseund ihren Eltern stehen, welche so<strong>wo</strong>hl für die Zuhörer seiner Ausführungen als auch fürden Leser kryptisch und irreführend sind:„Der Graf äußerte, indem ihm eine Röthe ins Gesicht stieg, daß er seinen ungeduldigenWünschen, während seiner ganzen Reise, dies Schicksal vorausgesagt habe; daß er sich inzwischendadurch in die äußerste Bekümmerniß gestürzt sehe; daß ihm, <strong>bei</strong> der ungünstigenRolle, die er eben jetzt zu spielen gezwungen sey, eine nähere Bekanntschaft nicht andersals vorteilhaft seyn könne; daß er für seinen Ruf, wenn anders diese zweideutigste allerEigenschaften in Erwägung gezogen <strong>wer</strong>den solle, einstehen zu dürfen glaube; daß die einzigenichtswürdige Handlung, die er in seinem Leben begangen hätte, der Welt unbekannt,und er schon im Begriff sey, sie wiedergutzumachen; daß er, mit einem Wort, ein ehrlicherMann sey, und die Versicherung anzunehmen bitte, daß diese Versicherung wahrhaftigsey.“ [a.a.O., Bd. II, S. 115]Das Resultat der kryptischen Beteuerungen des Grafen <strong>ist</strong> dann auch entsprechend: „Als erdas Zimmer verlassen hatte, wußte die Familie nicht, was sie aus dieser Erscheinung machensolle.“ 11 Bedenkt man, dass „die einzige nichtswürdige Handlung, die er in seinem Leben begangen“hat, die Vergewaltigung der Marquise während ihrer Ohnmacht <strong>ist</strong>, so muss man zu demSchluss kommen, dass diese Ungeheuerlichkeit durch seine Beteuerung, ein ehrlicher Mann zusein, noch verstärkt und überschritten wird.10 Die Familie Schroffenstein, I, 1, a.a.O., S. 24.11 Die Marquise <strong>von</strong> O...., a.a.O., Bd. II, S. 117.N. Fries: <strong>Wer</strong> <strong>ist</strong> <strong>wann</strong> <strong>wo</strong> <strong>wer</strong> <strong>bei</strong> <strong>Heinrich</strong> <strong>von</strong> Kle<strong>ist</strong> … und Peter Schlobinski? [2012] – Seite 10


Die genannte Problematik um Gewissheit zieht sich durch das gesamte Schaffen Kle<strong>ist</strong>s;schon sein erstes vollendetes <strong>Wer</strong>k, „Die Familie Schroffenstein“, führt uns ja die Tragödie derMissverständnisse radikal in mehreren Handlungssträngen vor Augen und <strong>ist</strong> ein Spiel mit Gewissheitund Wahrheit und ihren Gegensätzen, Ungewissheit und Unwahrheit.3 <strong>Wer</strong> <strong>ist</strong> <strong>wann</strong> <strong>wo</strong> <strong>wer</strong> <strong>bei</strong> <strong>Heinrich</strong> <strong>von</strong> Kle<strong>ist</strong> oderWas verbindet Peter Schlobinski mit Kle<strong>ist</strong>?Wie alle literarischen Texte <strong>von</strong> Kle<strong>ist</strong> die Frage auf<strong>wer</strong>fen, Was <strong>ist</strong> eigentlich geschehen?<strong>wer</strong>fen sie zugleich auch die Frage auf <strong>Wer</strong> <strong>ist</strong> <strong>wann</strong> <strong>wo</strong> <strong>wer</strong>?<strong>Wer</strong> jemand <strong>ist</strong>, hängt nach Kle<strong>ist</strong>’scher Sicht ab vom Zeitpunkt und vom Ort, <strong>wo</strong> jemandsich befindet — und selbst wenn man das <strong>wann</strong> und <strong>wo</strong> beant<strong>wo</strong>rten kann, bleibt vielfach offen,<strong>wer</strong> jemand wirklich <strong>ist</strong>.In den virtuellen Welten der Gegenwart wie <strong>bei</strong>spielsweise im Internet mit seinen Kommunikationsforenund Chat-Räumen haben wir uns schon seit einigen Jahren an die Loslösung derKommunikation <strong>von</strong> körperlicher Identität gewöhnt. Nicknames, Email- und Facebook-Accountsunter anderem Namen usw. ermöglichen uns nicht nur die Stilisierung der eigenen Person zueinem Amphitryon oder zu einem Jupiter, sondern sogar Gender Swapping. In vielen Chat-Räumengilt die Maxime: Du darfst lügen und Realität vortäuschen, wenn das Vorgetäuschte lustiger,attraktiver, interessanter, schöner <strong>ist</strong>.Der folgende Ausschnitt aus einer Chat-Kommunikation zeigt exemplarisch, wie im Internetdie Kommunikation wesentlich durch die Suche nach den wirklichen Verhältnissen bestimmtwird: Schlobi22 gibt vor, Schlobinski <strong>von</strong> der <strong>Universität</strong> Hannover zu sein:AB: Was machst Du denn ? Eher was künstlerisches ?Schlobi22: bin mit dem 68er nach dahlem gefahren über den kreiselAB: Toll !Schlobi22: nein, sprachwissenschaft, grammatik und soAB: Bald fertig ?Schlobi22: <strong>wo</strong>mit fertig?AB: Mit der Uni .Schlobi22: bin doch prof, beamter auf lebenszeitAB: Sag doch ma ehrlich . Ich verarsch dich schließlich auch nich .Schlobi22: stimmtt!!!N. Fries: <strong>Wer</strong> <strong>ist</strong> <strong>wann</strong> <strong>wo</strong> <strong>wer</strong> <strong>bei</strong> <strong>Heinrich</strong> <strong>von</strong> Kle<strong>ist</strong> … und Peter Schlobinski? [2012] – Seite 11


Schlobi22: s. homepageAB: Und Schweine können fliegen .Schlobi22: Schlobi steht für SchlobinskiAB: Und ???Schlobi22: SCHLOBINSKI, Uni HannoverAB: Wenn das nicht stimmt , spreche ich kein Wort mehr mit Dir .[Runkehl et al. (1998: 89)]Aber was gibt uns die Gewissheit, dass sich hinter dem Nickname Schlobi22 wirklichProfessor Peter Schlobinski <strong>von</strong> der <strong>Universität</strong> Hannover verbirgt oder, ohne Peter SchlobinskiUnseriosität in seiner Publikation unterstellen zu <strong>wo</strong>llen, dass dieser Chatdialog überhauptstattgefunden hat? So <strong>ist</strong> zumindest die Ant<strong>wo</strong>rt <strong>von</strong> Schlobi22 auf die folgende Frage <strong>von</strong> AB,der inzwischen seine wirkliche Identität inklusive Gender Swapping zu Maja gewechselt hat, einweiteres Indiz für seine Identität:AB: Jetzt lasse ich mal meine Freundin Maja an die Tasten .Schlobi22: hi majaAB: hiSchlobi22: wuerde ich als studi chatten, dann könnte man sauer seinAB: Hey wenn Du Prof b<strong>ist</strong> zitiere mir mal ein satz aus FaustSchlobi22: ich sitze hier als alter tor und bin so schlau als wie zuvorAB: Cool[ebd.]LiteraturverzeichnisDölling, Johannes/Heyde-Zybatow, Tatjana/Schäfer, Martin (2008): Event structures in lingu<strong>ist</strong>icform and interpretation. Berlin et al.Kle<strong>ist</strong>, <strong>Heinrich</strong> <strong>von</strong> (2010): Sämtliche <strong>Wer</strong>ke und Briefe. Auf der Grundlage der BrandenburgerAusgabe herausgegeben <strong>von</strong> Roland Reuß und Peter Staengle. 3 Bde. München [MünchnerAusgabe].Runkehl, Jens/Schlobinski, Peter/Siever, Torsten (1998): Sprache und Kommunikation imInternet: Überblick und Analysen. Opladen.N. Fries: <strong>Wer</strong> <strong>ist</strong> <strong>wann</strong> <strong>wo</strong> <strong>wer</strong> <strong>bei</strong> <strong>Heinrich</strong> <strong>von</strong> Kle<strong>ist</strong> … und Peter Schlobinski? [2012] – Seite 12


Prof. Dr. Norbert Fries<strong>Humboldt</strong>-<strong>Universität</strong> zu BerlinInstitut für deutsche Sprache und Lingu<strong>ist</strong>ik /Lehrstuhl SyntaxUnter den Linden 6D 10099 Berlinhttp://fries.anaman.defries@anaman.deN. Fries: <strong>Wer</strong> <strong>ist</strong> <strong>wann</strong> <strong>wo</strong> <strong>wer</strong> <strong>bei</strong> <strong>Heinrich</strong> <strong>von</strong> Kle<strong>ist</strong> … und Peter Schlobinski? [2012] – Seite 13

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