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Favoriten des Monats - P-Magazin

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50_KOLUMNISCH<br />

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Wrede und Antwort<br />

Guten Morgen, Ihre Bestellung bitte.<br />

Gestartet mit 5.000, aktuell 9.000<br />

und ab Frühjahr dann 10.000 P-<br />

<strong>Magazin</strong>e pro Monat, das bedeutet<br />

ja für jeden Darmstädter, der lesen<br />

kann und will, sich in Gaststuben,<br />

Videotheken, Reinigungen, Bäckereien<br />

oder Secondhand-Läden<br />

aufhält und grundsätzlich Sozialkontakten<br />

aufgeschlossen gegenübersteht,<br />

ein Exemplar! Was soll<br />

ich so vielen Menschen denn nur<br />

mitteilen?<br />

Neustes erfahren Sie in diesem Heft<br />

von anderer Stelle, für lokalpatriotische<br />

Fußballfreunde ist die Auflage<br />

vier-bis fünfmal zu hoch, und<br />

über Musik schreibt Herr Hill hier<br />

gut und gerecht. Ungerecht hingegen<br />

finde ich das Verhalten der<br />

Fleischbratekette McDonald‘s. Dort<br />

gibt es seit einem kleinen Weilchen<br />

morjens nüscht Jescheites mehr<br />

zu beißen! Als ob es in unserer über<br />

Anglizismen nur so wutschnaubenden<br />

Gesellschaft nicht schon doof<br />

genug ist, keinen Kaffee mehr<br />

bestellen zu können, oder einen<br />

Milchkaffee, oder Kaffee mit einem<br />

Schuss Milch oder etwas Zucker,<br />

oder bei<strong>des</strong> oder ohne bei<strong>des</strong>; nein<br />

das Zeug heißt Latte blablabla oder<br />

Latte blablablablabla. Wenn die damals<br />

die Australier nicht mit ihrem<br />

Fake-Elfmeter unfairerweise aus<br />

der WM beschissen hätten, ja dann<br />

wer weiß ... Aber so wende ich mich<br />

totally ab von Italismen.<br />

McDonald’s wendet sich deren zu,<br />

und drum gibt’s vormittags nix<br />

G’ scheites mehr beim Macces,<br />

sondern nur Dreck und Sachen,<br />

die es beim echten Bäcker in viel<br />

besser gibt. Mann geht aber doch<br />

wegen den Burgern dorthin, nicht<br />

wegen Rührei, aufgeflufften Eierdingen<br />

zwischen Toast – oder sonst<br />

welchem Nonsens.<br />

Hoffentlich geht<br />

der Schuss nach<br />

hinten los, und<br />

unsere Arbeits -<br />

agenturen werden<br />

***<br />

schlossgartenplatz 11<br />

64289 darmstadt<br />

reservierungen unter<br />

06151/ 9674409<br />

catering-service<br />

***<br />

von weinenden Franchising-Heinis<br />

überrannt, die nicht wissen, dass<br />

ein Burgerbrater nun mal kein<br />

Eiscafé betreibt. Eine aufrichtige<br />

Hackfleischwelle möge ihre Gedanken<br />

durcheinanderwirbeln, und<br />

BigMac-Soße ihre Venen durchfluten,<br />

bis es zum Frühstück für große<br />

Kerle endlich wieder große und kleine<br />

Burger, mit Pommes etc. gibt.<br />

Die Wimps sollen doch woanders<br />

gemütlich frühstücken gehen und<br />

Marmeladenscheißtoast oder so<br />

was essen. Ist doch wahr.<br />

Jetzt habe ich Hunger<br />

und schließe.<br />

Hoffentlich<br />

ist schon<br />

halb elf!<br />

(Gerald Wrede)<br />

***<br />

montag bis samstag<br />

ab 18 uhr<br />

dienstag bis donnerstag<br />

mittags suppenküche<br />

sonntag ruhetag<br />

***<br />

Fleischwurst, Pickel und Falten<br />

Mitgebsel verraten uns, wie alt wir sind<br />

Geld ausgeben ist einfach, wenn man welches hat.<br />

Besorgungen müssen sein, auch wenn man keines<br />

hat. Beispielsweise in der Apotheke. Neulich fand ich,<br />

als ich zuhause die Tabletten aus dem Apothekentütchen<br />

ausräumte, unschuldig zwischen der Rezeptpflicht<br />

zwei Antifalten-Creme-Probierschachteln.<br />

Ich verdrängte, was das heißen könnte, und versuchte,<br />

mich an Früher zu erinnern.<br />

Mein Kurzzeitgedächtnis erinnerte sich an die samstägliche<br />

Einkaufstour mit meinen Kindern: Beim Bäcker<br />

bekamen sie jeweils ein Croissant geschenkt, beim<br />

Metzger die obligatorische Fleischwurst, die erst auf<br />

der Straße verzehrt werden konnte, nachdem das<br />

Bonbon vom Blumenladen gelutscht war, beim Schlüsseldienst<br />

versorgte der nette Herr sie mit einem bunten<br />

Anhänger. Beim Passieren <strong>des</strong> Werbestan<strong>des</strong> irgendeiner<br />

Partei drückte man ihnen einen Luftballon in die<br />

Hand. Während mein Portemonnaie immer leerer wurde,<br />

füllten sich die kleinen Händchen mit Traubenzucker,<br />

Gummibärchen, Postkarten, bunten Aufklebern und abgelaufenen<br />

Wandkalendern sowie einem Tierposter.<br />

Mein Langzeitgedächtnis erinnerte nur wenig. Während<br />

meiner Kindheit gab es das „Mitgebsel“ weder in<br />

Geschäften noch wurde man beim Geburtstagsfest<br />

gleich mit einem solchen „zurückbeschenkt“. Bei<br />

KOLUMNISCH_ 51<br />

meinen ersten Einkaufstouren in den Achtzigern, wo<br />

ich als Teenie mit dem Zug nach Frankfurt fuhr, gab<br />

man mir in den Läden auch nichts für „umme“ mit. Ich<br />

schuf dem Abhilfe, indem ich mich mit dem Sammeln<br />

von Einkaufstüten beglückte und meine Zimmerwand<br />

mit Plastiktüten von Fiorucci oder ähnlichem beklebte.<br />

Manchmal sogar ging ich in Läden und fragte nur nach<br />

den Tüten, da ich mir eh nichts zum Kaufen hätte leisten<br />

können. Als weiteres, mich glücklich machen<strong>des</strong> Mitbringsel<br />

meiner Vergangenheit erinnere ich mich an einen<br />

Kassenzettel, auf dem neben dem horrenden Preis<br />

für ein Halstuch geschrieben stand: „Flic Flac – für die<br />

Zeit zwischen Pickeln und Falten.“ Dies muss zu der<br />

Zeit gewesen sein, als ich noch dachte, dass ich keine<br />

Pickel mehr haben würde, wenn ich denn mal Falten<br />

bekäme. Ich klebte ihn stolz in mein Tagebuch. Seitdem<br />

kamen dann allerhöchstens noch kostenlose Taschentuchpäckchen<br />

aus der Apotheke hinzu, wenn ich<br />

mich gegen den alljährlichen Heuschnupfen eindeckte.<br />

Der Kreis <strong>des</strong> Mitgebsel-Kultes schließt sich für mich<br />

nun also mit Anti-Falten-Crémes zum Austesten, und<br />

ich wünschte, ich könnte sie beim Metzger gegen ein<br />

gaaaaaanz kleines Stückchen<br />

Fleischwurst<br />

eintauschen.<br />

(Meike Heinigk)<br />

Illustration: Astrid Fischer<br />

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