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Gino Decoster (Decoster@zawm.be) Seite 1 Die Turboaufladung

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Fachwissen/Motorentechnik<strong>Die</strong> <strong>Turboaufladung</strong><strong>Die</strong> Motoraufladung wurde seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in Erwägung gezogen und seit1922 in Renn- und Sportfahrzeugen verwendet. Sein Prinzip <strong>be</strong>ruht auf der Hinzufügung einesKompressors, der die Ansaugluft verdichtet und die Verbrennung von mehr Kraftstoff imvorhandenen Motor ermöglicht, um die Leistung zu erhöhen. Wird der Luftverdichter von derKur<strong>be</strong>lwelle des Motors angetrie<strong>be</strong>n, absorbiert er einen <strong>be</strong>deutenden Teil Leistung die er erzeugt.Ein Turbolader hingegen ist nichts anderes als ein dynamischer Verdichter (Kreiselverdichter) dernicht von der Kur<strong>be</strong>lwelle sondern von einer Abgasturbine angetrie<strong>be</strong>n wird, die ü<strong>be</strong>r einegemeinsame starre Welle miteinander verbunden sind und dadurch mit dersel<strong>be</strong>n Geschwindigkeitund in dersel<strong>be</strong>n Richtung drehen. <strong>Die</strong> Energie in den Abgasen, die ansonsten verloren ginge, wirdvon der Turbine genutzt, um den Kompressor anzutrei<strong>be</strong>n (Bild 1).Bild FordBild 1 Aufbau eines Verbrennungsmotors mit Abgasturbolader. 1= Ladeluftkühler; 2 = VerdichteteAnsaugluft; 3 = Verdichtergehäuse; 4 = Lufteintritt; 5 = Lagerung Turbinenwelle; 6 = Turbinenrad; 7= Abgasaustritt; 8 = Verdichterrad; 9 = Abgasstrom; 10 = Motorzylinder.In früheren Jahren waren die zwangs<strong>be</strong>atmeten Motoren mittels Turbolader wenig alltagstauglich.Im unteren Drehzahl<strong>be</strong>reich ging es meist nur zäh voran, bis der Turbo sein prinzip<strong>be</strong>dingtes Lochü<strong>be</strong>rwunden hatte, genug Ladedruck aufbauen konnte und dann vehement für Vortrieb sorgte. <strong>Die</strong>Nachteile früherer Jahre sind heute größtenteils ü<strong>be</strong>rwunden und der Durchbruch derAbgasturboaufladung im Pkw gelang mit der Einführung der ersten aufgeladenen <strong>Die</strong>selmotorenim Mercedes Benz 300 SD im Jahre 1978 und 1981 im VW Golf Turbodiesel. Mit Hilfe desTurboladers konnten der Wirkungsgrad des Pkw-<strong>Die</strong>selmotors erhöht und die Fahrleistungswertedes Ottomotors annähernd erreicht werden. Zugleich wurden die Schadstoffemissionen verringert.Generell gibt es mehrere Wege, einem Motor durch Aufladung zu mehr Luft, mehr Füllung unddadurch mehr Kraft zu verhelfen. Kompressoren wie der Rootslader (<strong>be</strong>i Mercedes) werden nurnoch selten verwendet. Der Comprexlader (zuletzt <strong>be</strong>i Mazda) ist von der Bildflächeverschwunden, und auch der G-Lader (VW) und Flügelzellenverdichter spielen heute keine Rollemehr. <strong>Die</strong> weitaus meisten Luftverdichter basieren heute auf dem Prinzip der <strong>Turboaufladung</strong> (Bild2).<strong>Gino</strong> <strong>Decoster</strong> (<strong>Decoster</strong>@zawm.<strong>be</strong>) <strong>Seite</strong> 1


Bild BorgWarnerBild 2 War die Leistungssteigerung früher das Hauptargument für den Turbolader, so sind es heute in ersterLinie Energieersparnis, verringerte Emissionen und somit auch der Umweltschutz.Vor- und Nachteile<strong>Die</strong> Vorteile der Abgasturboaufladung gegenü<strong>be</strong>r herkömmlichen Saugmotoren sind:• Deutlich <strong>be</strong>sseres Leistungsgewicht.• Ein Turbomotor ist kleiner als ein gleich starker Sauger,• dadurch ein hohes Potenzial für „Downsizing“, also kleinere, a<strong>be</strong>r gleich starke Motoren.• Der Drehmomentverlauf kann durch spezielle Turbos ver<strong>be</strong>ssert werden.• Aufgeladene Motoren ha<strong>be</strong>n in größerer Höhe kaum Leistungsabfall.• Weniger Verbrauch und geringere Emissionen <strong>be</strong>i kleineren, a<strong>be</strong>r gleich starkenTurbomotoren.Dem gegenü<strong>be</strong>r stehen a<strong>be</strong>r auch Nachteile in Zusammenhang mit der Abgasturboaufladung:• Drehmoment <strong>be</strong>i niedriger Drehzahl und Motorbremse schwach, wegen eines <strong>be</strong>grenztenHubraums im Vergleich zu denen eines Saugmotors von gleicher Leistung.• Beim Beschleunigen aus niedrigen Drehzahlen fehlte vor allem <strong>be</strong>i älteren Turbomotoren dierichtige Abgasmenge, um den gewünschten Ladedruck zu erzeugen (Turboloch).• Das Verdichtungsverhältnis <strong>be</strong>i Ottomotoren muss verringert werden um innerhalbannehmbarer Verdichtungs- und Verbrennungsdrücke zu blei<strong>be</strong>n (Klopfgefahr).• Bei Ottomotoren muss das Kraftstoff-Luftgemisch <strong>be</strong>i Volllast (Lambda zwischen 0,75 und0,85) ü<strong>be</strong>rmäßig angefettet werden, weil ein Teil des Kraftstoffes zur inneren Kühlung desMotors verwendet werden muss, da die Abgasturbinen rot glühend heiß werden können, um sodie Abgastemperatur zu senken. <strong>Die</strong> neuesten Ausführungen verkraften Temperaturen bis1.050 °C, a<strong>be</strong>r ihre Produktionskosten sind sehr hoc h.• Durch den Einsatz eines Turboladers erhöht sich der Bauteilaufwand, vor allem im Bereich derLadeluftkühlung und Schmierung und eventueller Kühlung des Turboladers.• Erhebliche Regelungstechnik rund um den Turbolader ist notwendig, die auch dieStöranfälligkeit steigert. <strong>Die</strong> Schadensdiagnose kann sich durch den Einsatz von Turboladernerheblich komplizieren.<strong>Gino</strong> <strong>Decoster</strong> (<strong>Decoster</strong>@zawm.<strong>be</strong>) <strong>Seite</strong> 2


AllgemeinesDas Prinzip der Abgasturboaufladung ist einfach. Ein Turbo ist nichts anderes als eine Luftpumpe,die mehr Luft in die Verbrennungsräume <strong>be</strong>fördert, als der Motor es durch konventionelleSaugar<strong>be</strong>it selbst <strong>be</strong>werkstelligen kann.Da die Leistung eines Hubkol<strong>be</strong>nmotors mit innerer Verbrennung von der Luftmasse die er proZeiteinheit ansaugen kann abhängt, kann sein mittlerer Verbrennungsdruck – und folglich dadurchsein Drehmoment und seine Leistung – in sehr großem Maßstab durch das zuführen vonkomprimierter Luft erhöht werden. Sein Verdichtungsverhältnis, das heißt das Verhältnis der imZylinder vorhandenen Volumen zum Kol<strong>be</strong>n im unteren (UT) und o<strong>be</strong>ren Totpunkt (OT) mussjedoch in dem Maße verringert werden, dass der Verdichtungs- und der Verbrennungsdruck diezulässigen Grenzwerte nicht ü<strong>be</strong>rschreiten. Für Benzinmotoren ist eine Begrenzung desVerdichtungsdrucks notwendig um das Phänomen der Selbstentzündung des Kraftstoff-Luftgemisches zu vermeiden wo hingegen <strong>be</strong>i <strong>Die</strong>selmotoren der Verbrennungsdruck durch denmechanischen Widerstand der Motorstrukturen <strong>be</strong>grenzt ist.Heute halten die neuesten Turbolader am Eingang der Turbine Temperaturen die 1050°Cerreichen können aus, was die Notwendigkeit zusätzlicher Kraftstoffeinspritzung <strong>be</strong>i Volllast(Mehrverbrauch) zur Kühlung durch Verdunstung ü<strong>be</strong>rflüssig macht.In Verbindung mit der Benzindirekteinspritzung und der Einlassnockenwellenverstellung, kannauch die <strong>Turboaufladung</strong> <strong>be</strong>i Benzinmotoren optimal genutzt werden.Aufbau und FunktionsweiseSeit der Erfindung des Turboladers im Jahre 1905 durch den Schweizer Alfred Büchi ha<strong>be</strong>n sichdie Grundfunktionen eines Abgasturboladers nicht mehr wesentlich geändert. Ein Abgasturbolader<strong>be</strong>steht aus einem Verdichter und einer Turbine, die durch eine gemeinsame Welle miteinanderverbunden sind (Bild 3). <strong>Die</strong> heißen Motorabgase werden ü<strong>be</strong>r den Auslasskrümmer direkt auf dasTurbinenrad des Turbos geleitet und trei<strong>be</strong>n es zu extrem hohen Drehzahlen bis zu 300.000Umdrehungen pro Minute an (<strong>be</strong>i <strong>Die</strong>selmotoren deutlich weniger). Beispielsweise erreicht einkleiner Turbolader wie der des PSA/Ford HDI/TDCi 1,4 <strong>Die</strong>selmotors Drehzahlen bis zu 240 0001/min (240.000 1/min : 60 = 4.000 Umdrehungen pro Sekunde). <strong>Die</strong> Turbine liefert somit dieAntriebsenergie für das Verdichterrad, das Frischluft ansaugt, komprimiert und sie an dieBrennräume weiterleitet. Aufgrund der thermischen Belastung durch die hohenAbgastemperaturen ist das Turbinengehäuse in der Regel aus Grauguss und dasVerdichtergehäuse aus Leichtmetall ausgeführt.Bild BMWBild 3 Bei einem Turbolader sitzen Turbine (links) und Verdichterrad (rechts) auf einer Welle. Für den Antrieb sorgt dieEnergie im Abgas.<strong>Gino</strong> <strong>Decoster</strong> (<strong>Decoster</strong>@zawm.<strong>be</strong>) <strong>Seite</strong> 3


<strong>Die</strong> Verdichter der meisten Turbolader sind Radialverdichter. Durch die Drehzahl desVerdichterrades aus Aluminiumdruckguss wird Luft axial angesaugt und im Rad auf hoheGeschwindigkeiten <strong>be</strong>schleunigt. <strong>Die</strong> verdichtete Luft verlässt das Verdichterrad in radialerRichtung und wird mit entsprechendem Druck dem Motor zugeführt. Dem Motor wird also dieSaugar<strong>be</strong>it abgenommen. Mit der erhöhten Kraftstoffmenge für die vorverdichtete Luft kann derMotor eine höhere Leistung abge<strong>be</strong>n. <strong>Die</strong> Turbine eines Turboladers <strong>be</strong>steht in der Regel aus demTurbinenrad (hochwertige Eisen-Nickel-Legierung) und dem Turbinengehäuse. <strong>Die</strong> Turbine setztdie Energie aus den Motorabgasen in mechanische Energie zum Antrieb des Verdichters um. Dersich verengende Querschnitt des Turbinengehäuses sorgt dafür, dass die thermische Energie derAbgase in kinetische Energie umgewandelt wird, die das Turbinenrad antreibt. Man unterscheidetzwischen Axial- und Radialturbinen. In Pkw- sowie in Nutzfahrzeug- und Industriemotoren sind fastausschließlich Radialturbinen zu finden.Ein Turbo muss möglichst präzise auf die Eckwerte des Motors abgestimmt sein, also aufHubraum, Leistung und Drehzahl. <strong>Die</strong> anvisierte Turboleistung wird erreicht ü<strong>be</strong>r die Kombinationaus Verdichter- und Turbinenradgröße, Laufgeschwindigkeit und Gehäusegröße. <strong>Die</strong>se Parameter<strong>be</strong>stimmen die Luftmenge, die der Turbo liefern kann.Hinweis: Hingegen der weitverbreiteten Meinung, schaltet sich der Turbolader nicht Ein und Aus.Er dreht <strong>be</strong>reits wenn der Motor im Leerlauf läuft. Der Ladedruck baut sich kontinuierlichund progressiv, mit der Erhöhung der Last und der Drehzahl auf.Stau- und StoßdruckaufladungEs gibt verschiedene Turbinenausführungen: Turbinen, die mit konstantem Druck ar<strong>be</strong>iten(Staudruckaufladung) und solche, die mit Stosswellen ar<strong>be</strong>iten (Stoßdruckaufladung). Anwendungfinden <strong>be</strong>ide Ausführungen, manchmal in etwas modifizierter Form. Welche Art gewählt wird, hängtvom Motortyp, der Anzahl der Zylinder, dem jeweiligen Anwendungsgebiet und verschiedenenanderen Faktoren ab.Bei der Staudruckaufladung werden die Abgase aller Zylinder in einem gemeinsamenAuspuffkrümmer zusammengeführt und erst danach unter fast konstantem Druck zum Turboladergeleitet. Dadurch werden die durch das Ausschie<strong>be</strong>n <strong>be</strong>dingten Druckpulsationen der einzelnenZylinder in einem einzigen Abgassammel<strong>be</strong>hälter geglättet. <strong>Die</strong> Turbine kann dadurch im Bereichhoher Motordrehzahlen <strong>be</strong>i geringem Druck mehr Abgas durchsetzen. Da der Motor gegen einengeringeren Abgasgegendruck ausschie<strong>be</strong>n kann, ver<strong>be</strong>ssert sich der Kraftstoffverbrauch desMotors in diesem Betriebs<strong>be</strong>reich.Um <strong>be</strong>i kleinen Motordrehzahlen ein großes Motordrehmoment zu <strong>be</strong>kommen <strong>be</strong>dient man sichder Impuls- oder Stoßdruckaufladung. Es handelt sich um ein „fächerförmiges“ Auspuffsystem, <strong>be</strong>idem die Abgase der verschiedenen Zylinder in getrennten Leitungen zum Turbolader geleitetwerden, um so ihre kinetische Energie nutzen zu können (Bild 13).Schmierung und Kühlung<strong>Die</strong> Schmierung und Kühlung des Turboladers erfolgt ü<strong>be</strong>r den Schmierölkreislauf des Motors. DasLager- oder Mittelgehäuse bildet die Verbindung zwischen Turbine und Verdichter. <strong>Die</strong>Turbinenwelle dreht sich im Mittelgehäuse. Das Schmieröl strömt mit ca. 4 bar in den Turbolader.Der Ölablauf erfolgt nahezu drucklos in das Kur<strong>be</strong>lgehäuse. Für Ottomotoren, <strong>be</strong>i denen dieAbgastemperatur um 200 bis 300 °C höher liegt als b ei <strong>Die</strong>selmotoren, werden meistwassergekühlte Lagergehäuse eingesetzt (Bild 4).<strong>Gino</strong> <strong>Decoster</strong> (<strong>Decoster</strong>@zawm.<strong>be</strong>) <strong>Seite</strong> 4


Bild BorgWarnerBild 4 Auf der Abgasseite (rechts) herrschen Temperaturen bis zu 1000 °C. Auf der Frischluftseite (links) sin d esdagegen nur rund 180 °C. Der Lader für Ottomotoren ist zwar ähnlich aufgebaut wie ein Lader für <strong>Die</strong>selmotoren, hata<strong>be</strong>r einen zusätzlichen Wasserkühlmantel um die Läuferwelle samt Lagern.Um zu verhindern das Motoröl in das Verdichter- bzw. Turbinengehäuse eindringt, muss dasLagergehäuse nach <strong>be</strong>iden <strong>Seite</strong>n abgedichtet werden. Hierzu werden <strong>be</strong>i der dynamischenAbdichtung Kol<strong>be</strong>nringe verwendet. <strong>Die</strong>se Kol<strong>be</strong>nringe tragen zwar dazu <strong>be</strong>i, Ölleckagen zuverhindern, garantieren a<strong>be</strong>r keine absolute Abdichtung. Eigentlich müsste man sie als eine ArtLabyrinthdichtung <strong>be</strong>zeichnen, durch die der Gas- und Luftstrom von der Turbine bzw. vomVerdichter zum Lagergehäuse und umgekehrt erschwert wird. Wenn ein Turbolader normalar<strong>be</strong>itet, sind die Drücke in der Turbine und im Verdichter höher als im Lagergehäuse und diesführt im Betrieb zu einer weiteren Ölabdichtung des Lagergehäuses. Eine andere Möglichkeit dasLagergehäuse abzudichten ist die Anbringung eines Gleitringes auf einem Gaspolster, der dieLäuferwelle zum Lagergehäuse abdichtet.Hinweis: Wird der Ölrücklauf <strong>be</strong>hindert, kommt es zu einem Ölrückstau in der Lagerung. DasMotoröl strömt dann durch die Dichtringe in den Verdichter und in die Turbine.Lagerung<strong>Die</strong> enorm hohen Drehzahlen der Turbolader können nur erreicht werden durch eine guteWellenlagerung. Anfangs und auch heute noch <strong>be</strong>steht diese aus hydrodynamischen Gleitlagern,d.h. durch Ölanschlüsse und entsprechendem Öldruck fängt die Welle an zu schwimmen und wirdgeschmiert. <strong>Die</strong> Lagerung ist so aufgebaut, dass sich zwischen dem stehenden Lagergehäuse undder drehenden Welle eine mit etwa hal<strong>be</strong>r Wellendrehzahl mitrotierende Schwimmbuchse ausMessing <strong>be</strong>findet (Zweibuchsenlagerung). Dadurch ist es möglich, die Lagerung dieser schnelldrehenden Wellen so abzustimmen, dass es in keinem Betriebspunkt zu einerFestkörper<strong>be</strong>rührung zwischen Welle und Lagerung kommt. Heute wird jedoch oft dieEinbuchsenlagerung verwendet, ermöglicht sie doch einen geringeren Lagerabstand wodurch dieTurbolader kleiner und kompakter gebaut werden können Hier dreht sich die Welle innerhalb derim Lagergehäuse feststehenden Gleitlagerbuchse (Bild 5). Neuere Fertigungstechnikenermöglichen den Einsatz einer kugelgelagerten Welle, welche deutlich robuster und haltbarer sind,sich jedoch bis heute nicht durchsetzen konnten. Da<strong>be</strong>i gibt es ein oder zwei Keramiklagerzusätzlich zur Gleitlagerung. Kugelgelagerte Turbolader ha<strong>be</strong>n eine geringere Gleitreibfläche, wassie schneller ansprechen lässt. Dadurch erfolgen ein schnellerer Drehzahlanstieg des Turboladersund ein früher einsetzender Ladedruck, sie sind a<strong>be</strong>r wiederum nicht für die heutigen hohenDrehzahlen geeignet. Zudem sind die Herstellungskosten in der Produktion sehr hoch.<strong>Gino</strong> <strong>Decoster</strong> (<strong>Decoster</strong>@zawm.<strong>be</strong>) <strong>Seite</strong> 5


Bild BorgWarnerBild 5 Ein Turbolader kann Drehzahlen bis zu 300.000 1/min erreichen. <strong>Die</strong>se enorm hohen Drehzahlen können nurerreicht werden, weil die Turboladerwelle in einem hydrodynamischen Gleitlager gelagert ist.Ladeluftkühlung<strong>Die</strong> Verdichtung der Ansaugluft führt zu einer Temperaturerhöhung der Ansaugluft, die <strong>be</strong>iSerienmotoren dadurch bis zu 180 °C erwärmt wird. N e<strong>be</strong>n der zusätzlichen Temperatur<strong>be</strong>lastungdes Motors verringert sich dadurch auch die erreichbare Leistung, da sich der Füllungsgrad desMotors verschlechtert. Der Grund dafür ist die geringere Dichte der heißen Luft, wodurch demMotor eine geringere Sauerstoffmenge zugeführt wird. Um das zu vermeiden, wird die Ladeluft <strong>be</strong>ipraktisch allen modernen aufgeladenen Motoren durch Ladeluftkühler gekühlt. <strong>Die</strong> Ladeluftkühlerverwenden Kühlflüssigkeit oder Luft zur Kühlung (Bild 6 + 7). Es sind auch zweistufigeLadeluftkühler im Einsatz, die gleichzeitig Kühlflüssigkeit und Luft als Kühlmedium verwenden. <strong>Die</strong>Ladeluft strömt da<strong>be</strong>i zum Beispiel durch einen Rippenkühler und gibt einen Teil ihrer Temperaturan die Umgebung ab. <strong>Die</strong> O<strong>be</strong>rfläche des Ladeluftkühlers wird <strong>be</strong>i Luft-Ladekühler vom Fahrtwindumströmt und abgekühlt. Da der Ladeluftkühler dem Strom der Ladeluft einen gewissenWiderstand entgegensetzt und so den Ladedruck etwas vermindert, sollte die Temperaturdifferenzder Ladeluftkühlung größer als ca. 50 Grad sein, um eine wirksame Leistungssteigerung zuerzielen. <strong>Die</strong> Ladeluftkühlung bringt zusammengefasst folgende Vorteile:• Eine weitere Leistungssteigerung aufgeladener Motoren <strong>be</strong>i konstantem Druckverhältnis(Verdichterleistung) entsprechend der höheren Ladungsdichte.• Eine abgesenkte NOx-Emission infolge niedrigerer Verbrennungstemperaturen durch diekältere Luft.• Eine entscheidende Ver<strong>be</strong>sserung im Klopfverhalten aufgeladener Ottomotoren. Erst mitLadeluftkühlung sind Ottomotoren im Kraftstoffverbrauch akzepta<strong>be</strong>l.Hinweis: Manche Fahrzeughersteller boten frühere <strong>Die</strong>selmotoren mit oder ohne Ladeluftkühleran, wodurch es große Leistungsunterscheide gab<strong>Gino</strong> <strong>Decoster</strong> (<strong>Decoster</strong>@zawm.<strong>be</strong>) <strong>Seite</strong> 6


Bild AudiBild 6 Eine Ladeluftkühlung macht einen aufgeladenen Motor wirklich effektiv.Bild VWBild 7 Beim 1,4l-90KW-TSI-Motor kommt eine flüssigkeitsgekühlte Ladeluftkühlung zum Einsatz. Dazu ist im Saugrohrein vom Kühlmittel durchströmter Ladeluftkühler verbaut.Ladedruckregelung<strong>Die</strong> Steuerung von Ladedruck und Ansprechverhalten geschieht immer turbinenseitig. <strong>Die</strong>folgenden Arten kommen zum Einsatz:• Mechanisch-pneumatische Ladedruckregelung ü<strong>be</strong>r ein Bypassventil.• Verstellbare Turbinengeometrie.• Elektronische Ladedruckregelung ü<strong>be</strong>r Stellmotor.Hinweis: <strong>Die</strong> Ladedrücke eines aufgeladenen Motors dürfen die vom Hersteller festgelegtenLadedrücke nicht ü<strong>be</strong>rschreiten, da es sonst zur Zerstörung des Motors kommen kann.<strong>Gino</strong> <strong>Decoster</strong> (<strong>Decoster</strong>@zawm.<strong>be</strong>) <strong>Seite</strong> 7


Bypassventil (Wastegate)<strong>Die</strong> kostengünstigste Art der Ladedruckregelung ist die Steuerung durch ein Bypassventil. Bei ihrwird ein Teil der Motorabgase <strong>be</strong>i Bedarf um die Turbine herumgeführt (Bypass). DerLadequerschnitt wird in diesem Fall so ausgelegt, dass die Turbine <strong>be</strong>reits <strong>be</strong>i geringenMotordrehzahlen ordentlich Druck aufbaut. Dadurch kann das <strong>be</strong>rüchtigte Turboloch etwasentschärft werden. Als Regelorgan dienen entweder ein Tellerventil oder eine platzsparendeKlappe. Beide werden pneumatisch <strong>be</strong>tätigt. Der nötige Steuerdruck wird auf der Druckseitehinterm Verdichterrad abgenommen.Das Bypassventil <strong>be</strong>grenzt die Leistung des Abgasturboladers, d.h., der Abgasturbolader kann <strong>be</strong>iöffnen des Klappenventils nur einen <strong>be</strong>stimmten Ladedruck erreichen. Das Klappenventil <strong>be</strong>stehtaus einer Ventilklappe im Turbinengehäuse und einem außen liegenden Antriebsgestänge miteiner Membrandose. Sie ist <strong>be</strong>i kleiner Bauform sehr robust gegen hohe Umgebungstemperaturenund starke Vibrationen (Bild 8).Bild FordBild 8 Schnittbild eines Turboladers mit einem Bypassventil.<strong>Die</strong> Membrandose wurde früher vom Ladedruck aus dem Verdichtergehäuse direkt <strong>be</strong>aufschlagtund öffnet <strong>be</strong>i einem eingestellten Wert die Ventilklappe ü<strong>be</strong>r die Druckstange. Wenn dasKlappenventil öffnet wird ein Teil des Abgases nicht mehr ü<strong>be</strong>r die Turbine, sondern direkt in dasAuspuffrohr geleitet. Mit dieser Funktion wird ein weiterer Anstieg des Ladedrucks verhindert (Bild9).Bild FordBild 9 Ladedruckregelung mit Wastegate. Erreicht der Ladedruck einen <strong>be</strong>stimmten Wert, wird die Membrandose dasKlappenventil <strong>be</strong>tätigen. 1 = Turbinenrad; 2 = Verdichterrad; 3 = Verbindungswelle; 4 = Klappenventil; 5 = Druckstange;6 = Membrandose.<strong>Gino</strong> <strong>Decoster</strong> (<strong>Decoster</strong>@zawm.<strong>be</strong>) <strong>Seite</strong> 8


Bei heutigen pneumatischen <strong>be</strong>tätigten Druckdosen wird der <strong>be</strong>nötigte Druck aus einemDruckspeicher zum Erreichen einer vorgege<strong>be</strong>nen Position durch ein Magnetventil (Drei-Wege-Ventil) eingestellt. <strong>Die</strong>ses Magnetventil wird mit einer vom Motorsteuergerätpulsweitenmoduliertem (PWM) Steuerspannung versorgt (Bild 10).Hinweis: Bei <strong>Die</strong>selmotoren kann die Ladedruckreglung auch mit Unterdruck erfolgen.Bild Ford abgeändertBild 10 Abgasturbolader mit Bypass (Wastegate) mit elektronischer Ladedruckregelung durch dasMotorsteuergerät. A = Leckluft; 1 = Turbinenrad; 2 = Verdichterrad; 3 = Verbindungswelle; 4 =Klappenventil; 5 = Druckstange; 6 = Membrandose; 7 = Motorsteuergerät; 8 = Magnetregelventil.Gegenü<strong>be</strong>r der rein pneumatischen Regelung, die nur als eine Begrenzung des Volllastdruckeswirken kann, wird durch eine flexible Ladedruckreglung auch die Einstellung des optimalenLadedruckes <strong>be</strong>i Teillast ermöglicht. Der Ladedruck kann da<strong>be</strong>i in Abhängigkeit einer Vielzahl vonParametern wie z. B. der Ladelufttemperatur, des Zündwinkels bzw. der Einspritzparameter undder Kraftstoffqualität optimal eingestellt werden. Auch hat das Motorsteuergerät die Möglichkeit jenach Lastanforderung den Ladedruck ü<strong>be</strong>r die Normalwerte hinaus anzuhe<strong>be</strong>n (Overboost-Funktion). <strong>Die</strong> dadurch resultierende Drehmomentanhebung ist vorü<strong>be</strong>rgehend und varia<strong>be</strong>lgeschaltet.Regelung mittels verstellbarer Turbinengeometrie<strong>Die</strong> verstellbaren Leitringe im Turbinengehäuse von VTG-Turboladern ermöglichen es, denStrömungsquerschnitt der Turbine den Betriebszuständen des Motors anzupassen. DerGesamtwirkungsgrad von Turbolader und Motor wird erheblich ver<strong>be</strong>ssert. VTG-Lader erlau<strong>be</strong>nden Verzicht auf das Ladedruckregelventil, weil der Anströmwinkel des Abgasstroms auf dieTurbine ü<strong>be</strong>r die Leitschaufeln pausenlos verändert werden kann, mit den entsprechenden Folgenfür Ladedruck.Elektronische Ladedruckregelung ü<strong>be</strong>r Stellmotor<strong>Die</strong> elektronische Ladedruckregelung durch einen elektrischen Stellmotor verfügt ü<strong>be</strong>r einendeutlich erweiterten Verstell<strong>be</strong>reich, wodurch der Ladedruck noch genauer ü<strong>be</strong>r den gesamtenDrehzahl<strong>be</strong>reich auf einen gewünschten, im Kennfeld gespeicherten Wert geregelt wird (Bild 11).Besonders im unteren Drehzahl<strong>be</strong>reich ist es wichtig, einen schnellen Ladedruckanstieg zuerzielen. Das drückt sich direkt im Drehmoment und damit in den Durchzugsvermögen des Motorsund im reduzierten Schadstoffausstoß aus.<strong>Gino</strong> <strong>Decoster</strong> (<strong>Decoster</strong>@zawm.<strong>be</strong>) <strong>Seite</strong> 9


Bild FordBild 11 Elektrisch angesteuerter VGT-Lader von Garrett.UmluftventilBei aufgeladenen Ottomotoren ist die Drosselklappe, mit der die Motorlast vorgege<strong>be</strong>n wird, hinterdem Verdichter im Luftansaugrohr angebracht. Bei einer plötzlichen Gaswegnahme würde sich dieDrosselklappe schließen und der Verdichter infolge seiner Massenträgheit Luft gegen ein nahezugeschlossenes Volumen fördern, wodurch ein Staudruck im Verdichtergehäuse entsteht. Durchdiesen Staudruck wird das Verdichterrad stark abgebremst und der Verdichter würde anfangen zupumpen. <strong>Die</strong> Drehzahl des Turboladers würde sehr schnell abnehmen und würde im Fahr<strong>be</strong>trie<strong>be</strong>in „Turboloch“ verursachen.Um das zu verhindern, wird ein Umluftventil durch einen elektrischen Stellmotor oder durch einUnterdruck <strong>be</strong>tätigtes Ventil geöffnet. Es öffnet einen Umgehungskanal, um die <strong>be</strong>reits verdichteteLuft ü<strong>be</strong>r das Verdichterrad wieder zur Saugseite des Verdichterkreislaufs zu leiten. Somit bleibtdie Turbine auf Drehzahl und <strong>be</strong>i einem anschließenden Beschleunigungsvorgang steht sofortwieder Ladedruck zur Verfügung (Bild 12).Bild VWBild 12 Direkt am Turbolader angeflanscht ist das Schubumluftventil. Es sorgt dafür, dass der Lader im Schie<strong>be</strong><strong>be</strong>triebnicht zu viel Drehzahl verliert.<strong>Gino</strong> <strong>Decoster</strong> (<strong>Decoster</strong>@zawm.<strong>be</strong>) <strong>Seite</strong> 10


Zweiflutige Turbine (Twin Scroll)Bessere Ausnutzung der Abgasenergie und optimiertes Motoransprechverhalten <strong>be</strong>i niedrigenDrehzahlen verspricht die zweiflutige Turbine (Bild 13). Hier werden die Abgase von jeweils zweiZylindern <strong>be</strong>im Vierzylindermotor (jeweils drei Zylinder <strong>be</strong>im Sechszylindermotor) durch separateKanäle auf die Turbine geleitet (Stoßdruckaufladung). Dadurch soll vermieden werden, dass dieVerbrennungsgase, die von dem Zylinderpaar ausgestoßen werden, das andere Paar<strong>be</strong>einflussen, das genau in dem Moment neue Frischgase einatmet, also <strong>be</strong>im Ladungswechsel.Zudem wird der Abgasgegendruck, der auf das Turbinenrad wirkt, durch den Zweiflutergleichmäßiger, das Pulsieren der ausgestoßenen Abgase reduziert sich. Dadurch ver<strong>be</strong>ssern sichWirkungsgrad und Ladedruckverlauf und somit auch die Drehmomententfaltung und derKraftstoffverbrauch des Motors.Bild RenaultBild 13 Bei der zweiflutigen Turbine (Twin Scroll) sollen getrennte Abgaseinlasskanäle für jeweils zwei Zylinderunerwünschte Interferenzen zwischen einzelnen Zylindern vermeiden.VTG-Lader (Variable Turbinen Geometrie)<strong>Die</strong> bisher dargestellten Ladedruckregelverfahren regeln die Turbinenleistung, indem ein Teil derAbgasmenge um die Turbine herum geleitet wird. <strong>Die</strong> verstellbare Turbinengeometrie (andereBezeichnung VNT = Variable Nozzle Turbine) ermöglicht es, den Strömungsquerschnitt derTurbine in Abhängigkeit des Motor<strong>be</strong>triebspunktes zu verstellen (Bild 14). Dadurch wird diegesamte Abgasenergie genutzt, und der Strömungsquerschnitt der Turbine kann für jedenBetriebspunkt optimal eingestellt werden, sodass gegenü<strong>be</strong>r der Bypassreglung der Wirkungsgraddes Turboladers und damit der des Motors ver<strong>be</strong>ssert werden.<strong>Gino</strong> <strong>Decoster</strong> (<strong>Decoster</strong>@zawm.<strong>be</strong>) <strong>Seite</strong> 11


Bild BorgWarner abgeändertBild 14 Sowohl im Nutzfahrzeug als auch im Pkw-Sektor werden seit den Neunziger verstärkt die sogenannten VTG- (BorgWarner) oder VNT- (Garrett) Turbolader mit variabler Turbinengeometrie eingesetzt.<strong>Die</strong> Leitschaufeln werden mit einem Stellring ü<strong>be</strong>r einen – in diesem Fall pneumatischen – Aktor <strong>be</strong>wegt. 1= verstellbare Leitschaufel; 2 = Unterdruckdose; 3 = Verdichterrad; 4 = Turbinenrad.<strong>Die</strong> verstellbare Turbinengeometrie mit drehbaren Leitschaufeln ist heute <strong>be</strong>i modernen Pkw-<strong>Die</strong>selmotoren Stand der Technik. Sie sind zurzeit am <strong>be</strong>sten in der Lage, dieDrehmomentschwäche <strong>be</strong>i niedrigen Drehzahlen, die vor allem <strong>be</strong>i Vierventilern auftritt, teilweiseauszubügeln. <strong>Die</strong> ständige Anpassung des Turbinenquerschnittes auf den Fahrzustand des Motors<strong>be</strong>wirkt eine Verminderung des Verbrauches und der Schadstoffemissionen und sorgt für einnahezu optimales Drehmoment in allen Last- und Drehzahl<strong>be</strong>reichen des Motors.<strong>Die</strong> drehbar gelagerten Leitschaufeln, welche um das Turbinenrad herum angeordnet sind,verändern das Aufstauverhalten und damit die Leistung der Turbine. Da<strong>be</strong>i kann derDurchsatz<strong>be</strong>reich der Turbine im Verhältnis von 1:3 <strong>be</strong>i gutem Wirkungsgrad variiert werden.Bei niedrigen Motordrehzahlen wird der Einströmungsquerschnitt der Turbine durch schließen derLeitschaufeln enger. <strong>Die</strong> Verengung <strong>be</strong>wirkt eine hohe Geschwindigkeit des Abgasstroms.Gleichzeitig wirkt der Abgasstrom auf den Außen<strong>be</strong>reich der Turbinenschaufeln (großerHe<strong>be</strong>larm). Der Ladedruck und damit das Drehmoment des Motors steigen (Bild 15).Bei hohen Motordrehzahlen öffnen die Schaufeln und ge<strong>be</strong>n einen größeren Eintrittsquerschnittfrei, um die große Abgasmenge aufnehmen zu können. Der gewünschte Ladedruck wird <strong>be</strong>i einemniedrigen Turbinendruckverhältnis erreicht, der Kraftstoffverbrauch des Motors wird verringert.Während der Fahrzeug<strong>be</strong>schleunigung aus niedrigen Drehzahlen werden die Leitschaufelngeschlossen, um die maximale Energie aus dem Abgas zu gewinnen. Mit zunehmender Drehzahlöffnen die Schaufeln und passen sich an den jeweiligen Betriebspunkt an (Bild 16).<strong>Gino</strong> <strong>Decoster</strong> (<strong>Decoster</strong>@zawm.<strong>be</strong>) <strong>Seite</strong> 12


Bilder <strong>Decoster</strong>/PeugeotBilder 15 + 16 Bei einem VTG-Lader lässt sich ü<strong>be</strong>r die Leitschaufeln der Turbinenquerschnitt verändern und somit derLadedruck <strong>be</strong>i unterschiedlichen Drehzahlen anpassen. Das Bild links zeigt die Stellung der Leitschaufeln für hohesDrehmoment <strong>be</strong>i niedrigen Drehzahlen. Im Bild rechts öffnet sich der Einlassquerschnitt vor der Turbine maximal, damitwird <strong>be</strong>i höheren Drehzahlen der <strong>be</strong>nötigte Ladedruck erreicht a<strong>be</strong>r nicht ü<strong>be</strong>rschritten.<strong>Die</strong> Ansteuerung der Leitschaufeln erfolgt heute meist ü<strong>be</strong>r einen elektrischen Stellmotor mitPositionsrückmeldung, der erheblich schneller und präziser als mit der pneumatischen Betätigungar<strong>be</strong>itet. <strong>Die</strong>s bringt Vorteile im Ansprechverhalten und <strong>be</strong>i den Abgasemissionen. Ab der Euro 4Norm sind elektrische Stellmotoren in Verwendung.Hinweis: Befindet sich das System im Notlauf, werden die Leitschaufeln so gesteuert, dass sieden größten Einströmungsquerschnitt freige<strong>be</strong>n, wodurch Ladedruck und Motorleistungsinken.<strong>Die</strong> Abgastemperaturen <strong>be</strong>tragen heute <strong>be</strong>i moderner Hochleistungs-<strong>Die</strong>selmotoren bis zu 830 C.Damit die Leitschaufeln sich im heißen Abgasstrom exakt und zuverlässig <strong>be</strong>wegen können,werden hohe Anforderungen an die Werkstoffe gestellt. E<strong>be</strong>nso ist eine sehr sorgfältigeAbstimmung der Toleranzen innerhalb der Turbine notwendig. Durch das Ansammeln vonRusspartikeln aus dem Abgas im Bereich des Stellrings und der Steuernocken, muss an denLagerstellen und ins<strong>be</strong>sondere an den Eingriffen der Steuernocken in den Stellringen einausreichendes Spiel vorhanden sein, damit die Leitschaufeln während der gesamten Le<strong>be</strong>nsdauerdes Fahrzeugs zuverlässig ar<strong>be</strong>iten.<strong>Gino</strong> <strong>Decoster</strong> (<strong>Decoster</strong>@zawm.<strong>be</strong>) <strong>Seite</strong> 13


VNTOP-Lader (Variable <strong>Turboaufladung</strong> mit Regelungskol<strong>be</strong>n)Garrett entwickelte nach dem VTG-Lader (Variable Nozzle Turbine) den VNTOP-Lader (VariableNozzle Turbine One Piece). Bei diesem Turbolader handelt es sich um eine einfachere Ausführungdes Turboladers mit variabler Turbinengeometrie (Bild 17).Bild Honeywell-GarrettBild 17 Variable <strong>Turboaufladung</strong> mit Regelungskol<strong>be</strong>n von Honeywell-Garett mit der Bezeichnung VNTOP 15, findetVerwendung <strong>be</strong>i PSA (Peugeot-Citroën).Der Turbolader <strong>be</strong>sitzt keine verstellbaren Leitschaufeln, sondern einen axial <strong>be</strong>weglichen Kol<strong>be</strong>n,der den Einlassquerschnitt der Turbine im Verhältnis zur Achse des Turboladers einstellen kann(Bilder 18 + 19). Es handelt sich um einen kompakten, kostengünstigeren und einfacheraufgebauten Turbolader ohne aufwendige Einstellmöglichkeiten. <strong>Die</strong>ser Turbolader eignet sich<strong>be</strong>sonders für kleine <strong>Die</strong>selmotoren in der kleinen und mittleren Fahrzeugklasse.Für die Verstellung des Einlassquerschnittes wird nur ein Aktuator <strong>be</strong>nötigt. <strong>Die</strong> Verstellung erfolgtpneumatisch mittels einer Steuerdruckdose.Bilder Honeywell-GarrettBilder 18 + 19 Im linken Bild <strong>be</strong>finden sich die Leitschaufeln in der offener Position es erfolgt maximalerTurbinenantrieb. Im rechten Bild <strong>be</strong>finden sich die Leitschaufeln in geschlossener Position es erfolgt nur eine <strong>be</strong>grenzterTurbinenantrieb.<strong>Gino</strong> <strong>Decoster</strong> (<strong>Decoster</strong>@zawm.<strong>be</strong>) <strong>Seite</strong> 14


Turbolader in doppelter AusführungMehrere Fahrzeughersteller setzen vermehrt auf den Einsatz von mittlerweile zwei Turboladern.Dadurch wird noch mehr Ladedruck und damit mehr Leistung erzielt. <strong>Die</strong>s ermöglicht kleinereMotoren mit weniger Hubraum <strong>be</strong>i gleicher oder höherer Motorleistung (Downsizing) und damitgeringeren Kraftstoffverbrauch und Abgasemissionen. Folgende Kombinationen von Turboladernsind möglich:• Zweistufige Aufladung• DoppelaufladungZweistufige AufladungBei der zweistufigen Aufladung, auch als Registeraufladung oder Twin Turbo (Twin ist englischund <strong>be</strong>deutet „Zwilling“) <strong>be</strong>zeichnet, gibt es zwei Turbolader in Reihe, ein großer Niederdruckturbound eine kleine Hochdruckturbine (Bild 20). <strong>Die</strong> verschiedenen Turbolader können optimal aufihren Wirkungs<strong>be</strong>reich abgestimmt werden, und der kleine Hochdrucklader minimiert das sogenannte Turboloch.Bild BorgWarnerBild 20 Zweistufen Turbolader von BorgWarner. <strong>Die</strong> zweistufige Aufladung erfüllt Anforderungen an Drehmoment,Ansprechverhalten und Leistung.Der Hochdruck-Abgasturbolader ist auf den geringen Massenstrom <strong>be</strong>i niedrigen Drehzahlenausgelegt und kann schon <strong>be</strong>i 1.000 1/min ordentlich Ladedruck aufbauen. Bei mittlerenDrehzahlen ar<strong>be</strong>iten <strong>be</strong>ide Stufen in Serie. Bei höheren Drehzahlen wird die Hochdruckturbinemittels Bypass umgangen, weil der Niederdrucklader allein für ausreichend Ladedruck sorgt. ImVergleich zu herkömmlichen Turboladern baut sich der Ladedruck im unteren Drehzahl<strong>be</strong>reich vielschneller auf, was Auswirkungen auf einen hohen Drehmomentverlauf ab Leerlaufdrehzahl hat.Eine kontinuierliche Regelung zwischen den <strong>be</strong>iden Stufen erfolgt durch abgas- und luftseitigeSteuerklappen, die die Luft- und Abgasströme pneumatisch oder elektronisch steuern (Bild 21).Vorteile dieser Konfiguration sind:• Schnelles Ansprechen auf Drehzahl- und Lastwechsel.• Schneller Ladedruckaufbau.• Hoher Luftdurchsatz <strong>be</strong>i hohen Drehzahlen.<strong>Gino</strong> <strong>Decoster</strong> (<strong>Decoster</strong>@zawm.<strong>be</strong>) <strong>Seite</strong> 15


Bild <strong>Decoster</strong>Bild 21 Schematische Darstellung der zweistufigen Aufladung. 1 = Lader für tiefe Drehzahlen; 2 = Lader für hoheDrehzahlen; 3 Externes Wastegate-Ventil; 4 = Ladeluftkühler; 5 = Umluftventil; 6 = Drosselklappe; 7 = Ansaugkrümmer;8 = Motor; 9 = Auslasskollektor; 10 = Umschaltklappe; 11 = Umschaltventil.Hinweis: Auch die Kombination von Abgasturbolader und mechanisch angetrie<strong>be</strong>nen Kompressorist möglich.DoppelaufladungBei ihr erfolgt die Aufladung durch zwei gleich große parallel geschaltete Abgasturbolader der auchals Bi-Turbo <strong>be</strong>zeichnet wird. Bi ist die lateinische Vorsil<strong>be</strong> für zwei. Bei dieser Konstruktionsformwerden anstelle eines einzelnen größeren zwei kleinere Abgasturbolader verwendet. So wird <strong>be</strong>ieinem Vierzylinder-Biturbo-Motor jeder Turbolader von zwei Zylindern mit Abgas versorgt. Durchdie Verwendung von zwei kleineren Turboladern mit entsprechend geringeren Trägheitsmomentenkann das Ansprechverhalten <strong>be</strong>im Gasge<strong>be</strong>n ver<strong>be</strong>ssert werden. E<strong>be</strong>nso wird das Drehmomentim unteren Bereich gesteigert und mehr Leistung im o<strong>be</strong>ren Bereich erzielt.Sequentieller Bi-TurboBei einem sequenziellen Bi-Turbo werden nicht <strong>be</strong>ide Turbinen ständig durch das Abgasangetrie<strong>be</strong>n, sondern die zweite Turbine wird erst <strong>be</strong>i entsprechendem Leistungs<strong>be</strong>darfzugeschaltet und treibt dann den zweiten Verdichter an. Ist das geschehen, ar<strong>be</strong>iten die Ladernach dem Prinzip des Bi-Turbos parallel. Vorteil dieser Technik ist, dass in den niedrigenLast<strong>be</strong>reichen das gesamte Abgas auf nur eine Turbine wirkt, was den Wirkungsgrad des Ladersver<strong>be</strong>ssert.Der 2,2 l <strong>Die</strong>selmotor von Ford/PSA (DW12BTED4) ist mit einem sequentiellen Bi-Turboausgerüstet, <strong>be</strong>i der zwei Turbolader mit fester Turbinengeometrie von gleicher Größe parallelgeschaltet sind (Bild 22 + 23). So werden 400 Nm ab 1.750 1/min erreicht und verhelfen so zueiner imposanten Drehmomentsreserve von 34%. Das Ziel ist nicht die Leistung zu steigern,sondern vielmehr den Einlassdruck <strong>be</strong>i niedriger Drehzahl zu erhöhen um die schädlichenAbgasemissionen zu verringern und das maximale Drehmoment frühzeitiger zu erreichen.Tatsächlich, kann die Ausführung mit einem einzigen Turbolader die gleiche Leistung (125 KWoder 170 PS) und das gleiche maximale Drehmoment erreichen, jedoch erst <strong>be</strong>i 2.000 1/minanstatt <strong>be</strong>i 1.750 1/min. Auch wird die Ü<strong>be</strong>rgansreaktion erheblich ver<strong>be</strong>ssert, einerseits weil die<strong>be</strong>iden kleinen Turboladern, drehende Bauteile mit geringer Massenträgheit ha<strong>be</strong>n undandererseits weil nur ein Turbolader unterhalb von 2.700 1/min in Betrieb ist. O<strong>be</strong>rhalb dieserDrehzahl werden die Abgase auf die <strong>be</strong>iden Turbolader verteilt.<strong>Gino</strong> <strong>Decoster</strong> (<strong>Decoster</strong>@zawm.<strong>be</strong>) <strong>Seite</strong> 16


Bild PSABild 22 Beim 2,2 L Vierzylinder (DW12) <strong>be</strong>i PSA sorgt die Doppelaufladung für günstigere Abgasemissionen.Bild 23 Schematische Darstellung der Doppelaufladung <strong>be</strong>im 2,2 HDI Bi-Turbo von PSA. Es gibt ein Wastegate auf<strong>be</strong>iden Turboladern (1). Ein Magnetventil (2) <strong>be</strong>findet sich vor dem größeren Turbolader (B), der den Durchfluss derAbgase zum Turbolader regelt. Zusätzlich gibt es ein Umluftventil (4), welches die verdichtete Luft des großenTurboladers zur Ansaugluft leitet und ein Absperrventil (3) welches die verdichtete Luft des großen Turboladers zumAnsaugkrümmer regelt.<strong>Gino</strong> <strong>Decoster</strong> (<strong>Decoster</strong>@zawm.<strong>be</strong>) <strong>Seite</strong> 17


KASTENTipps im Umgang mit Turbolader• Den Motor immer Starten ohne das Fahrpedal zu <strong>be</strong>tätigen. Es dauert ein paar Sekunden, bisdie Ölversorgung sichergestellt ist.• Nie einen turboaufgeladenen Motor (ins<strong>be</strong>sondere Ottomotoren) nach Fahrende sofortausschalten, vor allem wenn er mit hoher Leistung <strong>be</strong>trie<strong>be</strong>n wurde, durch die hoheTurbinentemperatur sollte man ihn etwa zehn Sekunden (je nach Temperatur sogar bis zueiner Minute) lang im Leerlauf abkühlen lassen um ein verbrennen des Öls im Bereich derAchswelle zu verhindern (Bild 1).• Motoröl und Ölfilter sollten vorschriftsmäßig nach Fahrzeugherstelleranga<strong>be</strong>n gewechseltwerden, da<strong>be</strong>i ist auf die entsprechenden Motorölspezifikationen zu achten.• Bei ungewöhnlichen Geräuschen sollte man schnellstens die Ursache suchen. Sollte einfühlbares Spiel an der Welle festgestellt werden, empfiehlt es sich den Turbolader umgehendzu tauschen.• Vor Einbau eines neuen Turboladers, eine geringe Menge Öl in den Ölkanal einfüllen.Bild BorgWarnerBild 1 Turbolader erreichen je nach Ausführung Dauerdrehzahlen von 50.000 1/min bis 300.000 1/min undTemperaturen von bis zu 1.050 °C.KASTENNützliche InternetadressenUmfangreihe Infos zu Turbolader und deren Reparaturmöglichkeiten gibt es im Internet:http://www.de.garrettbulletin.com/technische-informationenhttp://www.turbodriven.com/de/turbofacts/default.aspxhttp://www.turbos.bwauto.comhttp://www.motair.de/http://www.turbolader.de/http://www.turbolader.comhttp://www.turbolader.net<strong>Gino</strong> <strong>Decoster</strong> (<strong>Decoster</strong>@zawm.<strong>be</strong>) <strong>Seite</strong> 18


KastenPump- und Stopfgrenze von StrömungsverdichternBei der untenstehenden sonderbaren Zeichnung handelt es sich um ein Kennfeld, der dasBetriebsverhalten von einem Verdichter <strong>be</strong>schreibt, <strong>be</strong>i denen das Druckverhältnis ü<strong>be</strong>r demdurchgesetzten Volumen- bzw. Massenstrom dargestellt ist. Der Ar<strong>be</strong>its<strong>be</strong>reich im Kennfeld vonStrömungsverdichtern ist auf der einen <strong>Seite</strong> <strong>be</strong>grenzt durch die Pumpgrenze, auf der anderen<strong>Seite</strong> durch die Stopfgrenze sowie die maximal zulässige Drehzahl des Verdichters (Bild 1).Bild BorgWarnerBild 1 Verdichtungskennfeld eines Turboladers für Pkw.Pumpgrenze<strong>Die</strong> Pumpgrenze <strong>be</strong>grenzt den linken Kennfeldrand. Bei zu kleinen Volumenströmen und zu hohenDruckverhältnissen löst sich die Strömung von den Verdichterschaufeln. Der Kompressor kannkeine konstante Strömung mehr aufrecht erhalten und der Fördervorgang wird unterbrochen. <strong>Die</strong>Luft strömt rückwärts durch den Verdichter, bis sich wieder ein stabiles Druckverhältnis mitpositivem Volumenstrom einstellt. Der Druck baut sich erneut auf. Der Vorgang wiederholt sich inrascher Folge, die dadurch entstehende Druckstöße sind akustisch sehr deutlich als Geräusch(Pumpen) hörbar. Der Ar<strong>be</strong>its<strong>be</strong>reich des Kompressors muss in einem Sicherheitsabstand von derinstabilen und potentiell zerstörenden Pumpgrenze entfernt sein. Eine geschlosseneDrosselklappe im Ansaug<strong>be</strong>reich kann <strong>be</strong>ispielsweise ein „Pumpen“ verursachen.StopfgrenzeAls Stopfgrenze wird das Erreichen des maximalen Volumenstromes <strong>be</strong>zeichnet. Begrenzt durchden Querschnitt am Verdichtereintritt und dem Erreichen der Schallgeschwindigkeit am Radeintritt,wodurch kein weiteres Anwachsen des Luftdurchsatzes möglich ist. <strong>Die</strong> stark abfallendenDrehzahllinien am rechten Kennfeldrand zeigen die Stopfgrenze im Verdichterkennfeld.Maximal zulässige Drehzahl<strong>Die</strong> Drehzahl des Verdichterrades ist aufgrund der Bauteilfestigkeit <strong>be</strong>grenzt. <strong>Die</strong>se ergibt sich ausder maximal zulässigen Umfangsgeschwindigkeit am Radaußendurchmesser. Übliche zulässigeUmfangsgeschwindigkeiten liegen <strong>be</strong>i etwa 520 m/s bis 560 m/s. <strong>Die</strong>Berstumfangsgeschwindigkeiten heutiger Verdichterräder liegen <strong>be</strong>i etwa 700 bis 750 m/s.Der größte Gesamtwirkungsgrad des Turboladers wird zwischen der Pump- und Stopfgrenzeerreicht. <strong>Die</strong> Größe und die Art des Kompressors richten sich folglich nach dem Druckverhältnisund der Durchflussmenge, damit er so nah wie möglich am maximalen Wirkungsgrad <strong>be</strong>inormalem Motor<strong>be</strong>trieb liegt.<strong>Gino</strong> <strong>Decoster</strong> (<strong>Decoster</strong>@zawm.<strong>be</strong>) <strong>Seite</strong> 19


KASTENPrüfungsaufga<strong>be</strong>n1. Welche Vorteile ha<strong>be</strong>n turboaufgeladene Motoren im Vergleich zu Saugmotoren?2. Welche Arten von Abgasturboladern unterscheidet man?3. Wodurch unterscheiden sich Turbolader für Otto- und für <strong>Die</strong>selmotoren?4. Weshalb kommen vor allem <strong>be</strong>i Ottomotoren wassergekühlte Turbolader zum Einsatz?5. Aus welchen Hauptbauteilen <strong>be</strong>steht ein Abgasturbolader?6. Wie ar<strong>be</strong>itet ein Abgasturbolader?7. Wie hoch ist der Ladedruck <strong>be</strong>i Pkw-Turbomotoren im Normal- und <strong>be</strong>i Volllast<strong>be</strong>trieb?8. Welche Arten der Ladedruckregelung finden Anwendung?9. Welche Aufga<strong>be</strong> hat das Ladedruckregelventil?10. Welchen Vorteil bringt eine Ladeluftkühlung?11. Was versteht man unter „Overboost“?12. Wie funktioniert die Beeinflussung der Abgasströmungsgeschwindigkeit im VTG-Lader?13. Begründen Sie die Vorteile der variablen Turbinengeometrie <strong>be</strong>im VTG-Lader.14. Beschrei<strong>be</strong>n Sie kurz die Funktionsweise der geregelten zweistufigen Aufladung?<strong>Gino</strong> <strong>Decoster</strong> (<strong>Decoster</strong>@zawm.<strong>be</strong>) <strong>Seite</strong> 20


Antworten1. ∗ Bessere Füllung ergibt Drehmomentsteigerung und somit höhere Leistung.∗ Deutlich <strong>be</strong>sseres Leistungsgewicht.∗ Bei gleicher Motorleistung kleineres Bauvolumen gegenü<strong>be</strong>r Saugmotoren.∗ Energie zum Antrieb des Laders wird aus den Abgasen gewonnen.∗ Weniger Verbrauch und geringere Emissionen <strong>be</strong>i kleineren, a<strong>be</strong>r gleich starkenTurbomotoren.2. ∗ Herkömmlicher Abgasturbolader mit mechanischer Aufladung.∗ Abgasturbolader mit zweiflutiger Turbine (Twin Scroll).∗ Abgasturbolader mit variabler Turbinengeometrie (VTG-Lader).∗ Abgasturbolader mit variabler <strong>Turboaufladung</strong> mit Regelungskol<strong>be</strong>n (VNTOP-Lader).∗ Abgasturbolader in doppelter Ausführung (Twin-Turbo, Bi-Turbo).3. Der Unterschied liegt in der Materialauswahl. Turbolader für Ottomotoren müssen hitzefestersein, weil die Abgastemperaturen wegen des schlechten Wirkungsgrads deutlich höher sind.4. Weil <strong>be</strong>i Ottomotoren die Abgase annähernd 200 °C heißer sind als dieselmotorische Abgase,entstehen auch an der Abgasturbolader-Läuferachse Temperaturen von 1.000 °C. OhneWasserkühlung würde es zu Schäden an den Lagern und der Abgasturbine kommen.5. ∗ Lagergehäuse mit Lagern und Ölkreisanschluss.∗ Laufzeug <strong>be</strong>stehend aus Turbinenrad, Welle und Verdichterrad.∗ Turbinengehäuse und Verdichtergehäuse.∗ Ladedruckregelventil.6. Beim Abgasturbolader verdichtet ein hochdrehendes Verdichterrad die Ansaugluft. Hierzu wirddas Turbinenrad von heißen Abgasströmen auf sehr hohe Drehzahlen gebracht.7. Der Ladedruck <strong>be</strong>i Pkw-Turbomotoren liegt im Normal<strong>be</strong>trieb zwischen 1,5 und 2,5 bar undkann <strong>be</strong>i Volllast bis zu 3 bar Absolutdruck <strong>be</strong>tragen8. ∗ Mechanisch-pneumatische Regelung.∗ Elektronische Regelung ü<strong>be</strong>r Magnetventil oder elektrischen Stellmotor.∗ Regelung mit verstellbaren Leitschaufeln.9. Das Ladedruckregelventil <strong>be</strong>grenzt den mit steigender Drehzahl wachsenden Ladedruck undschützt somit den Motor vor Selbstzerstörung, indem ein mehr oder minder großer Abgasanteilam Turbinenrad vor<strong>be</strong>i direkt in den Auspuff geleitet wird.10. <strong>Die</strong> <strong>be</strong>im Verdichten erwärmte Luft <strong>be</strong>kommt nach der (Ladeluft-)Kühlung eine höhere Dichte.<strong>Die</strong> Luftmasse im Zylinder wächst und sorgt <strong>be</strong>i entsprechend größerer Einspritzmenge fürmehr Motordrehmoment und Motorleistung.11. Darunter versteht man eine kurzzeitige Ü<strong>be</strong>rhöhung des Ladedrucks zum Beschleunigen.12. <strong>Die</strong> Beeinflussung der Strömungsgeschwindigkeit des Abgases vor der Turbine erfolgt durchQuerschnittsänderung ü<strong>be</strong>r verstellbare Leitschaufeln.13. Mit variabler Turbinengeometrie blei<strong>be</strong>n Ladedruck und Turbinenleistung nahezu unverändert.Folge: weniger Verbrauch <strong>be</strong>i höherer Leistung. Zudem kann das Bypassventil entfallen.14. Bei der zweistufigen Aufladung strömt Ansaugluft zuerst durch den großen Turbolader und wirddann durch den kleinen Turbolader vorverdichtet. Das Abgas hingegen strömt zunächst durchden kleinen und dann erst durch den großen Turbolader. Dadurch baut sich derleistungssteigernde Ladedruck <strong>be</strong>i niedrigen Motordrehzahlen spürbar schneller auf.<strong>Gino</strong> <strong>Decoster</strong> (<strong>Decoster</strong>@zawm.<strong>be</strong>) <strong>Seite</strong> 21

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