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ich fliege

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kleinen Fenster bringe <strong>ich</strong> auch n<strong>ich</strong>t den Kopf soweit heraus, daß<strong>ich</strong> nach hinten sehen könnte.Ich ergebe m<strong>ich</strong> in mein Schicksal, <strong>fliege</strong> in R<strong>ich</strong>tung Interlaken undnehme mir vor, spätestens in 500 Meter Höhe mit dem Fallschirmherauszuspringen. Wie auf einer Treppe verliere <strong>ich</strong> meine Höhe,komme aber trotzdem noch bis über Interlaken. In allen mögl<strong>ich</strong>enFluglagen versuche <strong>ich</strong> den „Fafnir" wenigstens einigermaßen steuerfähigzu bekommen. Aber vollkommen ohne Erfolg. Der Höhenmesserkommt der 500 immer näher. Ich sehe mir den Wind an und berechnedie Stelle, wo <strong>ich</strong> ungefähr abspringen muß, um auf dem kleinen,freien Platz bei Interlaken 'zu landen. Ich löse den Verschlußdeckelund nehme die Leika schußbereit in die Hand, um den letzten Flugdes „Fafnir" festzuhalten. 500 ist erre<strong>ich</strong>t. Aber wie <strong>ich</strong> den Deckelanheben will, kann <strong>ich</strong> es n<strong>ich</strong>t. Den bewährten „Fafnir" einfach verlassenund aufgeben, fällt mir zu schwer. Ich denke an den KaadenerFlug und an den kommenden Rhön-Wettbewerb, bei dem <strong>ich</strong> ihndringend brauche. In 300 Meter kann <strong>ich</strong> auch noch rausspringen.Wieder probiere <strong>ich</strong> alles aus. Einmal, als der „Fafnir" auf dem Kopfsteht, gebe <strong>ich</strong> volles Tiefensteuer. R<strong>ich</strong>tig bleibt er auf dem Kopfstehen und fängt durch die Geschwindigkeit an zu pfeifen. Langsamgebe <strong>ich</strong> Höhensteuer, solange, bis <strong>ich</strong> merke, daß er s<strong>ich</strong> wiederselbständig machen will. Mit weit über 100 Kilometer Geschwindigkeitkomme <strong>ich</strong> dem Boden in steilem Gleitflug schnell näher. Jetztmuß es s<strong>ich</strong> entscheiden. Entweder bleibt er im Steuer oder es gibtBruch. Der Boden kommt heran, <strong>ich</strong> überspringe ein paar Bäume,und als <strong>ich</strong> die Maschine über dem Boden horizontal nehmen will,neigt sie wieder von selber ihren Kopf, schlägt auf den Boden auf unddreht s<strong>ich</strong> durch das Bremsen an der Spitze um. 90 ° und rutscht soseitl<strong>ich</strong> noch vielle<strong>ich</strong>t 20 Meter durch das ein Meter hohe Gras.Glatt gelandet!58 Minuten brauchte <strong>ich</strong> vom Jungfrau joch bis zur Landung, genügendZeit, um graue Haare zu kriegen. Hier unten ist es ekelhaft heiß. Vorallen Dingen bei meiner dicken Verpackung. Ich steige aus und sehezu meinem Erstaunen, daß das halbe Höhensteuer fehlt. Ich ziehemeine Flugbekleidung aus und lege m<strong>ich</strong> einen Augenblick in daskühle Gras, um etwas auszuruhen. Von einem Zuschauer leihe <strong>ich</strong>mir ein Fahrrad und strampele so schnell wie <strong>ich</strong> kann zum nächstenTelephon. Ich merke meinen Leuten die Freude an, als sie nun hören,daß es mir noch gut geht. Sofort spreche <strong>ich</strong> mit der Wasserkuppeund bestelle ein neues Höhensteuer. Am Nachmittag schon treffenmeine Leute mit dem Transportwagen ein und bringen den Vogelwieder auf den Weg zum Jungfrau joch. Am Abend setzen wir unszusammen und feiern meinen „neuen Geburtstag". Für die Zuschauermuß dieser Fehlstart mindestens ebenso schlimm gewesen sein wie62

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