Ich mache BruchEin Fabrikant hatte mir eine Maschine für den Rhön-Segelflug-Wettbewerb zur Verfügung gestellt, der in diesem Jahre — Juli 1929— zum zehnten Male ausgeflogen werden sollte. Ich war eifrig aufmeiner „Frankfurt" am Training, große Rosinen im Kopf. Die erstenTage vergingen ohne Mögl<strong>ich</strong>keit zum Segeln, des schlechten Wetterswegen. Auch am dritten Tage, als Starten mögl<strong>ich</strong> wurde, war mirklar, daß keine Lorbeeren zu gewinnen seien; aber wenn der Segel<strong>fliege</strong>rüberhaupt Gelegenheit hat zu segeln, dann st<strong>ich</strong>t er indie Luft.Mühsam krebse <strong>ich</strong> am Hang mit einigen anderen, um einige MeterHöhe kämpfend, hin und her. Verkehrsregeln gibt es da oben n<strong>ich</strong>t,und so komme <strong>ich</strong> am Hang-Ende mit einer anderen Maschine insGedränge. Zum Unglück, als <strong>ich</strong> in einer steilen Kurve ausrücke,schmeißt m<strong>ich</strong> eine Bö auf den einen Flügel, die Maschine wirdsteuerlos und trudelt aus 80 Meter Höhe in den Wald darunter. Meinletzter Eindruck ist das Bild von den Baumstämmen d<strong>ich</strong>t vor mir.Kameraden, die mit Schrecken diesem Absturz zugesehen hatten,kamen mit einer Tragbahre angelaufen. Der Fall sah hoffnungslos aus.Man suchte m<strong>ich</strong> in den Baumspitzen, rief nach mir, hob die Trümmerder Maschine in die Höhe, aber nirgends war der Missetäter, der denWaldfrieden so unverantwortl<strong>ich</strong> gestört hatte, zu finden. Endl<strong>ich</strong>vernahm man aus der Ferne meinen Antwortruf: „Ja, ja, hier bin <strong>ich</strong>."Man lief herbei und fand m<strong>ich</strong> himbeerensuchend im Gestrüpp. DerUnfall, der mein Erinnerungsvermögen gelähmt hatte, schien mirauch auf den Magen geschlagen zu sein. Was wollte man nur von mir?Ich sei abgestürzt! Abgestürzt? „Ja, beim Wettbewerb!" Sie befühltenm<strong>ich</strong>, fragten, ob <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t irgendwo Schmerzen hätte, aber bis aufden duseligen Kopf, ein paar Schrammen und ein zerrissenes Hemdwar kein edler Teil verletzt.Auf der Kuppe großes Aufatmen, als man m<strong>ich</strong> auf eigenen Füßenaus dem Walde herauskommen sah. Droben brachte man den „Schwerkranken"zu Bett. Immer noch konnte <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>ts tun als fragen, wasman mit mir wolle. Als mir der freundl<strong>ich</strong>e Schulleiter, es war HerrStamer, zum dritten Male erklärte, wie <strong>ich</strong> verunglückt sei, ohne daß<strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> dessen zu erinnern vermochte, bekam <strong>ich</strong> einen furchtbarenSchreck. Ich schloß m<strong>ich</strong> in meine Bude ein, holte einen Spiegel hervorund stellte eingehende Untersuchungen über meinen körperl<strong>ich</strong>en undgeistigen Zustand an. Gottlob, daß kein Psychiater zur Stelle war!Dann ging <strong>ich</strong> an das Fenster, redete einen Bekannten an und unterhieltm<strong>ich</strong> mit ihm, um festzustellen, wieweit mein Gehirn nochfunktioniere. Aber offenbar hatte m<strong>ich</strong> die Angst, irgend etwas inmeinem Schädel sei n<strong>ich</strong>t mehr normal, wieder in Schuß gebracht.34
Ich lief ans Telephon und gab nunmehr meinen Eltern Nachr<strong>ich</strong>t,daß <strong>ich</strong> einen „Restlosen" gemacht hätte, daß aber der „Pilot" unverletztsei.Am Abend des gle<strong>ich</strong>en Tages erfahre <strong>ich</strong>, daß Kronfeld mit einemGewitter bis nach Jena — 142 km weit — geflogen ist und damit einenneuen Weltrekord aufgestellt hat. Der Gedanke, daß <strong>ich</strong> nun keineMaschine mehr zur Verfügung habe, machte m<strong>ich</strong> traurig.Man fragt m<strong>ich</strong> oft, was man bei einem Bruch denke oder empfindeund welchen Einfluß ein solcher Unfall auf die spätere Fliegerei habe.Wer keinen Bruch gemacht hat, ist kein Pilot, und wer durch einenBruch für die weitere Fliegerei verdorben wird, muß ausgeschiedenwerden.Gerade die Gefahr gibt dem Fliegerberuf eine besondere Eigenartund läßt deshalb nur Menschen zu, die den vollen Einsatz herzugebenbereit sind. So kann man auf die Frage, ob man „hinterher" noch Lusthabe, wieder in eine „Kiste" zu steigen, nur antworten: Selbstverständl<strong>ich</strong>!Es ist oft nur das Bittere, daß man mit den Trümmernmeist n<strong>ich</strong>t weiter<strong>fliege</strong>n kann.Im Herbst 1929 sollte <strong>ich</strong> Hauptmann Köhl die Schwanzlose, den„Storch", vor<strong>fliege</strong>n. Zuerst wurde wegen starken Windes abgeblasen.Köhl mußte aber wegreisen, und so entschloß <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong>, weil geradeFlaute war, doch einen Start zu machen. Da der „Storch" früher einmalein Segelflugzeug gewesen und dann erst motorisiert worden war,hatte er noch eine Kufe und mußte deshalb mit dem Gummiseil in dieLuft geschossen werden. Eine n<strong>ich</strong>t ganz le<strong>ich</strong>te Aufgabe bei dieserschweren Maschine. Der Motor lief schon auf Vollgas, dann gab eseinen Ruck, und schon flog die Kiste mit 70 km durch die Luft. DerWind frischte gerade in diesem Moment zum le<strong>ich</strong>ten Sturm auf undschaukelte die „unterernährte", 8 PS starke Maschine nach Herzenslustund zum Schrecken des Piloten von einer Seite auf die andere.Um n<strong>ich</strong>t durch die Böen aus der Luft zu fallen, nahm <strong>ich</strong> lieber dasGas weg und wollte mit Rückenwind landen. Aber es war zu spät.Schon sackte <strong>ich</strong> durch, schlug auf den Boden auf, wobei Rumpf nebstFührersitz brachen, überschlug m<strong>ich</strong> dann und hing nun, mit denBeinen im Freien strampelnd, in den Anschnallgurten wie ein aufden Rücken gefallener Käfer. So schnell wie mögl<strong>ich</strong> arbeitete <strong>ich</strong>m<strong>ich</strong> aus dieser fatalen Lage heraus und flüchtete vor den allzu hilfsbereitenZuschauern. Bis auf einen dösigen Kopf und ein Andenkenauf der Stirn ging es mir ganz gut. Der „Storch" mußte vier Wochenins Krankenhaus und fügte s<strong>ich</strong> dann seinem alten Führer, ohne diesenZwischenfall übel zu nehmen.Noch einmal hatte <strong>ich</strong> Pech. Ich war mit einer schweren Motormaschine,einem Tiefdecker, notgelandet. Beim neuen Start geht zuerstalles sehr gut. Die Maschine hebt s<strong>ich</strong> vom Boden ab, und <strong>ich</strong> über-
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