13.07.2015 Aufrufe

ich fliege

ich fliege

ich fliege

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Erster Luftsprung in Rossitten!Jeden Sommer bin <strong>ich</strong> dann immer wieder zum Wettbewerb als Helferin der Rhön gewesen. Die Segelkisten aber waren für die großenKanonen reserviert, und wir Jungens standen dabei und wurdenobendrein noch ausgelacht, wenn wir mit Stielaugen den Luft-Rittender Prominenten folgten. Hier war kein Weiterkommen.Daher bat <strong>ich</strong> meine Eltern um die Erlaubnis, im Juli 1926 einenKursus in Rossitten mitzumachen. Daß Eltern ihren Kindern dasFliegen n<strong>ich</strong>t gerne gestatten, sah <strong>ich</strong> ein. Die meinen gingen zwarn<strong>ich</strong>t mit Waffengewalt, jedoch mit Aufbietung aller diplomatischenKünste gegen meine Verstiegenheit vor. Aber selbst die Aufforderung,mit ihnen nach Italien zu reisen, lehnte <strong>ich</strong> stolz und in unbeirrbarerIIaltung ab. Meine Gegengründe waren schlagend genug: In Italienkönne <strong>ich</strong> doch keinen Menschen verstehen, außerdem würde <strong>ich</strong>später im Flugzeug viel schneller dorthin kommen. Außerdem: Italienliefe ja n<strong>ich</strong>t fort, während jeder Tag auf der Wasserkuppe vonhöchster W<strong>ich</strong>tigkeit sei. So stimmten meine Eltern, meine Festigkeitanerkennend, schließl<strong>ich</strong> zu.Damals wurden krasse Anfänger nur in Rossitten geschult. DieSchule auf der Wasserkuppe sollte nur der Fortbildung dienen. Ichtrat also die lange Reise nach der östl<strong>ich</strong>en Ecke Deutschlands an.So ein Anfängerkursus ist eine eigene Sache. Man wird gle<strong>ich</strong> vomFleck weg in eine Schulmaschine hineingesetzt, bekommt gesagt: diesist das Höhensteuer, das ist das Seitensteuer, das ist das Querruder,und im geeigneten Moment müssen Sie das Steuer so-und-so bewegen,Wo man den Knüppel hinstellt, in die R<strong>ich</strong>tung geht auch die Maschine,rechts, links oder hinauf oder hinunter.Man hört klopfenden Herzens, doch voll Gottvertrauen zu. Aber wenndann der erste Schuß in die Luft erfolgt, sind alle guten Lehren n<strong>ich</strong>tsnutze. Der Ruck, mit dem das Flugzeug wie der Stein von derSchleuder durch die auf gespe<strong>ich</strong>erte Kraft des Gummiseils in dieLuft geworfen wird, macht einen benommen; und ehe man rechtzeitigseine Gedanken wieder gesammelt hat, setzt die Maschine schonwieder auf. Gle<strong>ich</strong> ist die Mannschaft zur Stelle, jeder sucht s<strong>ich</strong> einenPlatz (spr<strong>ich</strong>: Druckposten), um die Maschine anzuheben und imGalopp, später in langsameren Gangarten und schließl<strong>ich</strong> am Abendim Trauerzug zum Startplatz hinaufzubringen.So folgt ein Start auf den anderen, und jedesmal als fünfzehnter Mannkommt man wieder dran: 15 Flugzeugtransporte auf einen kurzenLuftsprung. Wenn man abends in die Koje kriecht, weiß man, wasman geschafft hat.Wenn ungefähr zehn Sprünge vollbracht sind, fängt man an mitUeberlegung durch die Luft zu schaukeln. Es dauert n<strong>ich</strong>t lange, und16

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!