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Das Damwild-ABC - Wild und Hund

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kelverluste <strong>und</strong> unbekannten Abgängen(zum Beispiel <strong>Wild</strong>erei) zusammen. Dermit großem Abstand bedeutendste Abgangsfaktorist in weitgehender Ermangelungnatürlicher Feinde die Jagd, direkt gefolgtvom Straßenverkehr. Natürliche Feindewie der Wolf existieren in Mitteleuropanur noch auf extrem geringer Fläche. <strong>Wild</strong>erndegroße H<strong>und</strong>e spielen im Normalfallkeine nennenswerte Rolle. Einzelne Verlustebei (frischgesetzten) Kälbern können aufFuchs <strong>und</strong> Sauen zurückgeführt werden.Eventuelle Abgänge durch Krankheitensind aus populationsökologischer Sichtkaum zu bewerten. Verluste durch Äsungsmangeltreten nur in ungewöhnlich harten<strong>und</strong> schneereichen Wintern <strong>und</strong> selbstdann nur in Einzelfällen auf. <strong>Damwild</strong> giltals ausgesprochen „winterhart“.Natürliche Lebenserwartung: <strong>Das</strong>natürliche Höchstalter des <strong>Damwild</strong>esist wiederkäuertypisch sehr eng an den Abnutzungsgrad<strong>und</strong> Gesamtzustand des Gebissesgekoppelt <strong>und</strong> liegt zwischen etwa 15<strong>und</strong> 20 Jahren. Doch ist <strong>Damwild</strong> in dieserAltersstufe in freier <strong>Wild</strong>bahn bereits sehrselten. Bei 292 markierten Stücken <strong>Damwild</strong>im Hakel (Sachsen-Anhalt) erreichtebei den männlichen Tieren je ein Prozentein Alter von neun, zehn <strong>und</strong> elf Jahren, beiden weiblichen je ein Prozent ein Alter von12 <strong>und</strong> 13 Jahren. Ältere Stücken mit bekanntemAlter wurden nicht festgestellt(STUBBE et al. 1999). GORETZKI (2003) dagegenberichtet, dass die bis dahin ältestenwiedergef<strong>und</strong>enen Stücke aus einem bis1989 im <strong>Wild</strong>forschungsgebiet Serrahndurchgeführten Markierungsprogramm imAlter von 15, 16 <strong>und</strong> mindestens 17 Jahrenalle noch führten. <strong>Das</strong> Durchschnittsalterder lebenden Populationen liegt deutlichdarunter <strong>und</strong> schwankt in Abhängigkeitvon der Jahreszeit <strong>und</strong> der Abschussdurchführungzwischen etwa zwei <strong>und</strong> vier Jahren.Ausnahmen bestätigen wie immer dieRegel: So berichtet EINSIEDEL (1950, zit. inUECKERMANN & HANSEN 1994) von einem imGatter gehaltenen 32-jährigen Alttier, dasnoch bis zum 27. Lebensjahr jährlich einKalb setzte.Optik: SIEFKE & STUBBE (in Vorbereitung)beschreiben, dass das optische Wahrnehmungsvermögendes <strong>Damwild</strong>es dasdes Reh- <strong>und</strong> Schwarzwildes beträchtlichübertrifft, dem des Rotwildes nicht nachsteht<strong>und</strong> nur von jenem des Muffelwildesübertroffen wird. Sehr gut werden Bewegungenwahrgenommen, die gleichsam dieIdentifikation erleichtern. HEIDEMANN(1973) schildert, dass <strong>Damwild</strong> sich bewegendenMenschen im Offenland auf Entfernungenbis zu 700 Metern ausweicht. Inhellen Nächten mit Schneelagen erkanntedas <strong>Damwild</strong> den Beobachter noch auf 230Meter Entfernung. <strong>Das</strong> Farbsehen ist huftierspezifischstark eingeschränkt. Rot wirdkaum wahrgenommen, Blau dagegen sehrgut (PETRAK, mündl. Mitt.).Prellsprünge:Als einzige heimischeSchalenwildart ist das <strong>Damwild</strong> in derLage, sogenannte Prellsprünge auszuführen.Dabei schnellt es mit allen vier Läufengleichzeitig in die Höhe, kommt mit allenvier Läufen gleichzeitig wieder auf <strong>und</strong>springt so wieder ab. Eine Form der Fortbewegung,die die meisten Mitteleuropäer nuraus dem TV von afrikanischen Gazellen kennen.<strong>Das</strong> <strong>Damwild</strong> zeigt diese Prellsprüngevor allem bei Verunsicherung <strong>und</strong> plötzlichenStörungen, zum Beispiel bei der Erlegungeines Rudelmitgliedes oder des eigenenKalbes. Funktional gedeutet werden diePrellsprünge vornehmlich als bessere optischeOrientierung <strong>und</strong> als Alarmsignal.Querungen: Wie alle anderen Schalenwildartennimmt auch das <strong>Damwild</strong>Querungen an Verkehrstraßen, zum BeispielAutobahnen, schon nach kurzer Zeitgut an. Dies gilt für Über- (<strong>Wild</strong>brücken)<strong>und</strong> Unterführungen (<strong>Wild</strong>tunnel) – sofernausreichend breit <strong>und</strong> hoch – gleichermaßen.Oft reichen dabei die bekanntenWirtschaftswege-Unterführungen als <strong>Wild</strong>wechselbereits aus. Dabei sollte die Wirkungzumindest auf einer gewissen Streckebeidseitig der Unterführungen durch entsprechendeZäune unterstützt werden. Bei<strong>Wild</strong>brücken sind flankierende Zäune ohnehinStandard. Die <strong>Damwild</strong>verluste imStraßenverkehr sind ohne diese Hilfen regelmäßigsehr hoch. In <strong>Damwild</strong>gebietenergeben sich dabei mitunter höhere Verlusteals beim Rehwild. Die Gefahr eines Zusammenstoßesmit <strong>Damwild</strong> steigtgr<strong>und</strong>sätzlich immer dann, wenn es in Rudelnzieht <strong>und</strong> das Leittier die Straße bereitsüberquert hat. Die übrigen Mitglieder desVerbandes geraten in den Konflikt, das Fahrzeugvorbeizulassen oder dem Leittier direktzu folgen. Besonders häufig ereignen sichUnfälle mit <strong>Damwild</strong> in der Brunftzeit.Rekorde: Die Goldmedaillenränge beginnenlaut CIC-Bewertung bei 180 IP. DieZahl der Goldmedaillenhirsche in Deutschlandist mittlerweile aber unüberschaubargroß. Sämtliche Damhirschtrophäen ausfreier <strong>Wild</strong>bahn, die 190 IP oder mehr erreichen,gelten als besonders stark. Als Ausnahmensind in Deutschland nach wie vorSchaufler mit 200 oder mehr Punkten zu betrachten.Der aktuelle Weltrekordschauflerwurde 2002 im ostungarischen Revier Guthin der Nähe von Debrecen erlegt <strong>und</strong> erreichte237,63 CIC-Punkte.Strecke: Die <strong>Damwild</strong>strecke in Deutschlandstieg in den zurückliegenden 20 Jahrenvon 24 127 auf 53 255 Stück an. Sie hatsich folglich mehr als verdoppelt! Außer inBremen kommt <strong>Damwild</strong> in jedem deutschenB<strong>und</strong>esland regelmäßig zur Strecke.Die aktuell führenden B<strong>und</strong>esländer sindBrandenburg (13 557), Mecklenburg-Vor-FOTO: JÜRGEN GAUSSDie Störquelle ist erkannt. Wie wird das Leittier reagieren? Wie beim Rotwild lebendie Geschlechter auch beim <strong>Damwild</strong> außerhalb der Brunft weitgehend getrennt


TITELTHEMAFOTO: JÜRGEN SCHIERSMANNAuch <strong>Damwild</strong> nimmt offenes Wasser zumSchöpfen <strong>und</strong> zur Kühlung an. ImUnterschied zum Rotwild suhlt es aber nichtpommern (12 424), Niedersachsen (9 197)<strong>und</strong> Schleswig-Holstein (7 660). In Brandenburghat sich die Jahresstrecke seit demJagdjahr 1985 bis heute fast vervierfacht.Tagaktiv: Nach wie vor ist das <strong>Damwild</strong>nach dem Muffelwild die heimischeSchalenhochwildart, die sich ihre natürlicheTagaktivität am meisten bewahrt hat.<strong>Das</strong>s dabei die Störungsintensität eine entscheidendeRolle spielt, versteht sich vonselbst. Seine Tagesaktivität ist im Vergleichzum Rot- <strong>und</strong> Schwarzwild auch in starkbejagten Einstandsgebieten bedeutendhöher. MAHNKE & STUBBE (1999) charakterisierendie Tagesaktivität nach Untersuchungenim Serrahn-Teil des Müritz-Nationalparkswie folgt: Die Bewegungsaktivitätdes <strong>Damwild</strong>es kulminiertganzjährig von 7.30 bis 8.30 Uhr. Ein abgeschwächterGipfel liegt in der Mittagsst<strong>und</strong>e,ein dritter am späten Nachmittag.<strong>Das</strong>s <strong>Damwild</strong> sowohl tag- als auchnachtaktiv ist, zeigen die unzähligen Beobachtungenaus der jagdlichen Praxis.Unfälle: An erster Stelle rangieren unzweifelhaftdie zahlreichen Unfälle imStraßenverkehr. Im Vergleich zu den anderenSchalenwildarten werden beim <strong>Damwild</strong>beziehungsweise vor allem bei jüngerenDamhirschen darüber hinaus Verwicklungendes Geweihs in Netzen, Kabeln,Bindegarn, Weidedraht, Seilen oder anderenGegenständen beobachtet. In schwerenFällen <strong>und</strong> offensichtlichen Beeinträchtigungensollte man sich zum Schussentschließen. Weiterhin nimmt <strong>Damwild</strong>relativ häufig umherliegende Kunststoffteile(z. B. Silofolie) sowie Schnüre <strong>und</strong> Garneauf. GÄRTNER et al. (1988) fanden beiPansenanalysen in 3,2 Prozent (WFG Nedlitz<strong>und</strong> Serrahn), 30,5 Prozent (Königs Wusterhausen)<strong>und</strong> 38,1 Prozent (WFG Hakel)aller Pansen Fremdkörper. Die Folgen könnenMagen- <strong>und</strong> Darmverschlüsse sowieinnere Verletzungen sein. Forkelverlustegelten aus soziobiologischer Perspektivenicht als Unfälle.Verwandtschaft: <strong>Das</strong> <strong>Damwild</strong> (Cervusdama dama) gehört von den heimischenCerviden, gemeinsam mit dem Rot<strong>und</strong>Sikawild, zur Unterfamilie der EchtoderAltwelthirsche (Plesiometacarpalia).Von den Trug- oder Neuwelthirschen (Telemetacarpalia),zu denen das Reh- <strong>und</strong>Elchwild zählt, unterscheiden sich die Echthirscheunter anderem dadurch, dass bei ihnendie oberen Enden der seitlichen Mittelhandknochenerhalten geblieben sind, beiden Trughirschen die unteren. Der nächstenoch lebende (rezente) „Verwandte“ des Europäischen<strong>Damwild</strong>es ist der MesopotamischeDamhirsch (Cervus dama mesopotamica),der heute aber als Unterart geführt wird.Kreuzungen zwischen Europäischem <strong>und</strong>Mesopotamischem <strong>Damwild</strong> in Gehegenerfolgten mehrfach. Nach neuen Untersuchungendes University College London istder Damhirsch mit dem ausgestorbenenRiesenhirsch (Megaceros giganteus) verwandt,der damhirschähnliche Schaufelnbis zu einer Auslage von vier Metern trug.Wasser: Auch <strong>Damwild</strong> schöpft beimVorhandensein offener Wasserstellenoder Wasserläufe. Es ist aber nicht daraufangewiesen, da es darüber hinaus in derLage ist, seinen Wasserbedarf über den hohenWassergehalt der aufgenommenenÄsung abzudecken. Selbst in Rinden <strong>und</strong>verholzten Trieben liegt der Wassergehaltnoch bei etwa 50 Prozent (UECKERMANN &HANSEN 1994). Wie alle anderen Schalenwildartenist auch das <strong>Damwild</strong> ein guter<strong>und</strong> relativ ausdauernder „Schwimmer“.X-mas: Auch zum Weihnachtsfest hatdas <strong>Damwild</strong> einiges zu bieten. ZumBeispiel nach folgendem Rezept zubereitet:400 Gramm Pfifferlinge mit drei EsslöffelnButter etwa 15 Minuten gar dünsten lassen,mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer würzen <strong>und</strong> warmstellen.Vier Scheiben <strong>Damwild</strong>filet (je 150Gramm) leicht flachklopfen <strong>und</strong> in zweiEsslöffeln Butterschmalz von jeder Seite etwadrei Minuten braten, mit Salz <strong>und</strong> Pfefferwürzen, herausnehmen <strong>und</strong> warmstellen.Den Bratensatz mit 125 MilliliternFleischbrühe loskochen, 1/8 trockenenRotwein hinzugießen <strong>und</strong> die Bratenflüssigkeitauf etwa die Hälfte einkochen lassen.150 Gramm Crème fraîche mit einemEsslöffel Johannisbeergelee verrühren, indie Sauce rühren, erhitzen <strong>und</strong> mit Salz<strong>und</strong> Pfeffer abschmecken. Die Hirschsteaksmit Pfifferlingen <strong>und</strong> Speckböhnchen aufeiner vorgewärmten Platte anrichten <strong>und</strong>die Sauce dazu reichen. Guten Appetit!Y: Die originellsteZuschriftzum Buchstaben Ywird mit einemBuch über das Ansprechen<strong>und</strong> dieBejagung des <strong>Damwild</strong>esprämiert!Schicken Sie IhrenVorschlag bis zum22. November 2005 an die Redaktion WILDUND HUND, Stichwort: <strong>Damwild</strong>, Paul PareyZeitschriftenverlag GmbH & Co. KG, Erich-Kästner-Str. 2, D-56379 Singhofen oder perE-Mail an: wuh@paulparey.de (Bitte Adressenicht vergessen!)Zuwachs: Der jagdlich nutzbare, jährlicheZuwachs des <strong>Damwild</strong>es wird, wiebei allen wiederkäuenden Schalenwildarten,auf die Zahl der am 1. April vorhandenenweiblichen Tiere bezogen <strong>und</strong> in Prozentangegeben. Je nach Produktivität, Altersstruktur<strong>und</strong> Umweltverhältnissenschwankt der Zuwachs im Mittel zwischenetwa 70 <strong>und</strong> 75 Prozent (MEHLITZ 1989, PE-TRAK et al. 2002). Bei der Abschussplanungwerden diese Werte zugr<strong>und</strong>e gelegt. Dabeiist allerdings zu bedenken, dass der tatsächlicheBestand weiblichen <strong>Wild</strong>es regelmäßigmehr oder minder deutlichhöher ist als der angenommene.24WILD UND HUND 20/2005

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