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Band 5 - WordPress – www.wordpress.com

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schmerzhaften Krämpfe gleichkommt. Selbst dieses schmerzhafteFolgen und Sich-fortziehn-lassen wird aber für den,welcher mitten in der Noth des Lebens steht, noch alsReiz, Abziehung, Entrückung, Vergessen gelten können —dessen sind sich die Dichter und Musiker aller Zeiten bewusstgewesen; sie glaubten den Druck des Daseins zu erleichtern,selbst wo sie Schmerzen machten. Und so nahmensie selber das Leben schwer, und erfassten ihre Kunst miteinem ungemeinen und verzehrenden Ernst, so dass nunwieder die Betrachtung ihrer Jahrtausend alten Geschichtezum Ernste mahnt und zum Bilde des Lebens den letztenStrich hinzuthut: ist doch in ihm nichts tragischer als dassgerade die Erleichterer und Beglücker des Lebens an ihmtiefer zu leiden, härter zu tragen hatten, als alle die Welterobererund Weltvernichter. Vielleicht liegt dies darin, dasssie etwas wollen, was dem Charakter des Daseins widerstrebt,dass sie an den Pfeilern der düstern Nothwendigkeit zurütteln sich unterfangen; sie können über den Charakter desDaseins nur auf kurze Zeit sich und andre täuschen — dieseTäuschung ist ja das Wesen der Kunst — , aber dafür rächtsich an ihnen auch fortwährend das böse Gewissen undWissen aller Künstler, wie sie den Dingen eine Larve mitreineren, freieren Zügen aufsetzen wollen, die immer wiederherabfallen muss. Ja wenn Plato Recht hätte! Wenn derMensch ein schönes Spielzeug in der Hand der Götter wäre!Wenn das Leben als eine Kette edler Spiele und Feste angeordnetwerden könnte! Wenn das Dasein nichts als einästhetisches Phänomen wäre! Dann würde der Künstler nichtnur der vernünftigste, weiseste Mann sein, er fiele nicht nurmit dem Philosophen in Eins zusammen, er würde auch dasleichteste Leben haben und dürfte mit gutem Gewissen wiePlato sagen: die menschhchen Dinge sind grossen Ernstesnicht werth. — Ob wir freilich dann eine Kunst haben475

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