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was ausser uns ist, keinen Schluss, dass etwas so und sosein werde; das ungefähr Sichere, Berechenbare sind wir:der Mensch ist die Regel, die Natur die Regellosigkeit.Nun beachte man: je reicher der Mensch sich innerlichfühlt, je polyphoner sein Subject ist, um so mehr imponirtihm das Gleichmaass der Natur j so wie Goethe die Naturals das grosse Beschwichtigungsmittel für die moderne Seeleansah. Umgekehrt: denken wir an rohe, frühe Zustände vonVölkern oder sehen wir die jetzigen Wilden, so sehen wirsie auf das stärkste durch das Gesetz, das Herkommen bestimmt:das Individuum ist fast automatisch an dasselbegebunden. Ihm muss die Natur als das Reich der Freiheit,der Willkür, der höheren Macht erscheinen, ja gleichsam alshöhere Menschheitsstufe: Gott. Nun fühlt der Einzelne aber,wie von jenen Willkürlichkeiten der Natur seine Existenz,sein Glück, das der Familie, des Staates, das Gelingen allerUnternehmungen abhängen: einige müssen zur rechten Zeiteintreten, andere nicht: wie kann man einen Einfluss auf sieausüben, wie kann man das Reich der Freiheit binden? Sofragt er sich: giebt es Mittel, jene Mächte ebenso durch einHerkommen und Gesetz regelmässig zu machen, wie du selberregelmässig bist? — Das Denken der magie- und wundergläubigenMenschen geht dahin, der Natur ein Gesetz aufzulegen:der religiöse Cultus ist sein dazu erfundenes Mittel.Es ist ein ähnliches Problem, wie das : wie kann der schwächereStamm dem stärkeren doch Gesetze diktiren, ihn bestimmen,seine Handlungen (im Verhalten zum schwächeren) leiten?Die harmloseste Art ist der Zwang, den man ausübt, wennman jemandes Neigung erwirbt. Durch Flehen und Gebete,durch Unterwerfung, regelmässige Abgaben und Geschenke,durch schmeichelhafte Verherrlichung u. s. w. Dann kann manVerträge schliessen, wobei man sich zu bestimmtem Verhaltengegenseitig verpflichtet und Pfänder stellt. Schwüre wechselt.328
Aber es kann auch ein gewaltsamer Zwang ausgeübt werden,durch Magie und Zauberei: wie der Mensch mit Hülfe desZauberers einem Feind schadet und ihn vor sich in Angsterhält, wie der Liebeszauber in die Ferne wirkt. Das Hauptmittelaller Zauberei ist, dass man etwas in Gewalt bekommt,was jemandem gehört, Haare, Nägel, etwas Speise von seinemTisch, ja selbst sein Bild, seinen Namen. Damit kann mandann zaubern: zu allem Geistigen gehört etwas Körperliches,mit Hülfe dessen kann man den Geist binden, schädigen,vernichten. So wie nun Mensch den Menschen bestimmt,so bestimmt er auch irgend einen Naturgeist j der hat auchsein Körperliches, an dem er zu fassen ist. Der Baum undneben ihm der Keim, aus dem er entstand, scheinen zu beweisen,dass dies nur Einkörperungen von einem Geiste sind.Ein Stein, der plötzlich rollt, ist der Leib, in dem ein Geistwirkt : hegt auf einsamer Haide ein ungeheurer Block, so mussder sich selbst hinbewegt haben, also einen Geist beherbergen.Alles, was einen Leib hat, ist der Zauberei zugänglich, alsoauch die Naturgeister. Ist ein Gott geradezu an sein Bildgebunden, so kann man auch ganz direkten Zwang gegenihn ausüben. Die geringen Leute in China umwinden dasBild eines Gottes, der sie im Stich lässt, mit Stricken, reissenes nieder, schleifen es über die Strassen durch Lehm- undDüngerhaufen; „du Hund von einem Geiste," sagen sie, „wirHessen dich in einem prächtigen Tempel wohnen, wir vergoldetendich hübsch, wir fütterten dich gut, wir brachtendir Opfer und doch bist du so undankbar."Durch alle diese Beziehungen sind unzählige Ceremonienin's Leben gerufen. Allmählich bemüht man sich, sie zu ordnen,zu systematisiren, so dass man den günstigen Verlauf desNaturganges') sich durch einen entsprechenden Verlauf eines^) [Am Rande von erster Hand:] Namentlich des grossen Kreislaufsder Natur (annus annulus).329
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