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13.07.2015 Aufrufe

des Cultus oder als Anhang zu demselben zum guten Theilerwachsen. Es fragt sich, ob eine Zeit wie die unsere, diein Maschinenwesen und Ausbildung des Krieges ihre Stärkehat, ihre Kraft auf eine allgemein nützlichere Weise anlegt.Es ist gar nicht auszurechnen, was man der eigenthümlichenNeigung der Hellenen verdankt,an den gottesdienstlichenGebräuchen alle ihre Kraft, ihren Ernst, ihre Erfindungsgabeauszulassen. Original zwar sind sie, im Sinneeinesganz autochthonen und unberührt gebliebenen Cultus,nicht; im Gegentheil, die Elemente ihres Cultus finden wirüberall wieder, es ist gar nicht zu sagen, warum nicht diePhönizier oder die Phryger oder die Germanen oder dieRömer es hätten ebenso weit bringen können; sie brachtenes nicht so weit, weil sie auf dieselben Elemente nicht so vielGeist, so viel Mühe verwendeten. Man sage auch nicht: „Ja,man muss erst Geist haben, um Geist verwenden zu können";— ich wüsste nicht, warum die Griechen als Ganzes mehrGeist haben sollten als z. B. die Germanen. Aber die anhaltendeEnergie des Nachdenkens, der gute Wille, sich mitnichts Mittelmässigem genügen zu lassen — das ist hiergriechisch: also Charaktereigenschaften. „Wie kamen Sie nurzu Ihren Entdeckungen?" fragte man Newton. Er antwortete:„Dadurch, dass ich immer daran dachte.^''Etwas von diesem Denken der Griechen zu errathen, istauch diesmal unsere Aufgabe.Nur ist freilich die Logik des Denkens auf dem Gebieteder gottesdienstlichen Gebräuche etwas im Verrüfe: denndiese Art Logik istder wissenschaftlichen feindlich und antagonistisch;sie ist verwandt mit der Logik des Aberglaubens,aber auch mit der der Poesie. Bei allen magischen, spiritistischen,sympathetischen Wirkungen wird eine ähnliche Artzu schliessen angewendet; aus guten Gründen kämpft maneben gegen das hier geübte unreine Denken an. Ueberall, wo324

man jetzt noch Völkerschaften auf niederen Culturstufenfindet, und ebenso überall in den niederen, schlecht unterrichtetenVolksklassen der civilisirten Nationen findet mandie gleiche Art zu denken. Auf diesem Boden des unreinenDenkens erwuchs der griechische Cultusj wie auf dem Bodendes Rachegefühls das Rechtsgefühl erwachsen ist. So wieman gesagt hat: „Die besten Dinge und Handlungen habenunappetithche Eingeweide."Wir wollen die charakteristischen Züge und Fehler diesesDenkens und Schliessens zusammenstellen jalle Menschen,die an Wunder und Magie glauben, haben die EigenschaftdiesesDenkens.1. Ungenauigkeit der Beobachtung. Wie gewinnt jetzt z. B.ein Universalheilmittel, ein Wunder- und „Königstrank"seinen Ruf? Es werden Leute gesund, welche ihn trinken;aber es werden auch Leute nicht gesund, die ihn trinken!Das Publikum beachtet nur den einen Theil der Erfahrungen,günstige Fälle werden allein bekannt, denn da eben zeigtsich die angebliche „Wunderkraft" j an diese zu glauben —das ist eben die Prädisposition vieler Menschen. Man ivillheber den Beweis eines Wunders alsdie Widerlegung.2. Falscher Begriff der Causalitat, Verwechselung des Nacheinandermit dem Begriff der Wirkung. „Jemand nahm denTrank einj später wurde er gesund — also in Folge desTrankes!" so schliesst man. Der König der Coussa-Kaffernhatte ein Stück von einem gestrandeten Anker abgebrochenund starb bald darauf. Sämmtliche Kaffern hielten nunmehrden Anker für ein lebendes Wesen und grüssten ihn ehrfurchtsvoll,sobald sie in seine Nähe kamen.]3. Ausschliesslichkeit des Gedächtnisses für absonderliche Fälle:während der Philosoph und der wissenschaftüche Menschgerade das Gewöhnliche, Alltägliche als Problem fasst und325

des Cultus oder als Anhang zu demselben zum guten Theilerwachsen. Es fragt sich, ob eine Zeit wie die unsere, diein Maschinenwesen und Ausbildung des Krieges ihre Stärkehat, ihre Kraft auf eine allgemein nützlichere Weise anlegt.Es ist gar nicht auszurechnen, was man der eigenthümlichenNeigung der Hellenen verdankt,an den gottesdienstlichenGebräuchen alle ihre Kraft, ihren Ernst, ihre Erfindungsgabeauszulassen. Original zwar sind sie, im Sinneeinesganz autochthonen und unberührt gebliebenen Cultus,nicht; im Gegentheil, die Elemente ihres Cultus finden wirüberall wieder, es ist gar nicht zu sagen, warum nicht diePhönizier oder die Phryger oder die Germanen oder dieRömer es hätten ebenso weit bringen können; sie brachtenes nicht so weit, weil sie auf dieselben Elemente nicht so vielGeist, so viel Mühe verwendeten. Man sage auch nicht: „Ja,man muss erst Geist haben, um Geist verwenden zu können";— ich wüsste nicht, warum die Griechen als Ganzes mehrGeist haben sollten als z. B. die Germanen. Aber die anhaltendeEnergie des Nachdenkens, der gute Wille, sich mitnichts Mittelmässigem genügen zu lassen — das ist hiergriechisch: also Charaktereigenschaften. „Wie kamen Sie nurzu Ihren Entdeckungen?" fragte man Newton. Er antwortete:„Dadurch, dass ich immer daran dachte.^''Etwas von diesem Denken der Griechen zu errathen, istauch diesmal unsere Aufgabe.Nur ist freilich die Logik des Denkens auf dem Gebieteder gottesdienstlichen Gebräuche etwas im Verrüfe: denndiese Art Logik istder wissenschaftlichen feindlich und antagonistisch;sie ist verwandt mit der Logik des Aberglaubens,aber auch mit der der Poesie. Bei allen magischen, spiritistischen,sympathetischen Wirkungen wird eine ähnliche Artzu schliessen angewendet; aus guten Gründen kämpft maneben gegen das hier geübte unreine Denken an. Ueberall, wo324

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