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Band 5 - WordPress – www.wordpress.com

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sich geziemt. Apologie des Sokrates darnach zu beurtheilen. —Manche von diesen vitia kommen nun auch als Zierden, alsSteigerungen später, unter der Rubrik des ornatus, vor.Es kommt ferner darauf an, für wen und bei wem manspricht, zu welcher Zeit, an welchem Ort, für welche Sache.Anders der bejahrte Redner, anders der junge Mann. BewundernswerthLysias, sich bei seinen Reden nach demCharakter der Redenden zu richten, ebenso nach den Zuhörernund dem Gegenstande. Dionys. de Lys. iudic. 9 p. 245.Manche an sich lobenswerthe Eigenschaften können unpassenderscheinen — in einem Prozess auf Leben und Tod ist zugrosse Sorgfalt des Stils und Kunst der Komposition nichterlaubt. Die epideiktische Beredsamkeit verlangt viel mehrSchmuck als die gerichtliche. Die scharfe Scheidung der generaim Ausdruck führte sogar zur Manier: Quint. III 8, 58 klagt,dass einige Deklamatoren bei der Suasoria einen schroffenAnfang afFektiren, eine eilige und aufgeregte Rede, im Ausdruckden cultus effusior, um in allen Stücken von der Gerichtsredeabzuweichen. — Also in summa: Reinheit undDeutlichkeit überall 5 alles aber modificirt nach dem Charakteristischenvon Ort, Gelegenheit, Sprechenden, Zuhörenden— das Stilgefühl, welches in jedem Falle einen modifizirtenAusdruck verlangt: etwa wie in der Musik der gleiche Rhythmuseines Tonstücks durchgeht, unverletzt: innerhalb desselbenaber die zartesten Modifikationen nöthig sind. Dercharakteristische Stil ist das eigentliche Kunstbereich desRedners: hier übt er eine freie plastische Kraft, die Spracheist für ihn ein bereites Material. Hier ist er nachahmenderKünstler, er redet ähnlich wie der Schauspieler aus einerfremden Person oder einer ihm fremden Sache heraus: hierliegt der Glaube zu Grunde, dass Jeder in seiner eigenstenManier seine Sache am besten führt, d. h. am überzeugendstenwirkt. Dabei empfindet der Zuhörer die Natürlichkeit,20 Nietzsche V 305

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