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13.07.2015 Aufrufe

jGorgias, um sich einem Meister der Rede anzuvertrauen undXoyoYpd'fo? später zu werden. Gegen 400 ist er wieder in Athen,es gab einige wenige Gerichtsreden von ihm. Später, als erberühmt geworden war, fälschte man massenhaft, Aristotelesweiss von ganzen Bänden zu erzählen, welche die Buchhändlervon Isocrates' Gerichtsreden feilboten, zum Verdrussvon Lehrer und Schülern. Er war ein viel zu sorgsamer undlangsamer Autor, als dass er hier hätte Gewinn finden können:und die schhchte Gattung widerstand ihm. So wurde erzum Lehrer. Früher hatte er geleugnet, dass durch Theorieetwas zu gewinnen sei für die Rede, jetzt ändert er dieMeinung: Natur und Uebung sei das Erste, Theorie dasZweite. [....] Sein Programm ist die Rede gegen die Sophisten jdarin bekämpft er die Conkurrenten, er will die gesammtedem Leben erforderliche Bildung geben: so weist er dieDialektiker und Eristiker, die Jünger des Protagoras, zurückseinen Rivalen, den Rhetoren, wirft er vor, sie verhiessenzu vielj seine Theorie könne nichts als den Begabten dasAuffinden der Gedanken erleichtern und die minder Begabtenetwas über sich selbst hinausführen. Nun findet er baldseine eigene Meisterform, auf die er nachher so stolz ist,Xo-^oi, ivelche zugleich ^EXXrivixoly tcoXitixoi und Tza^ri-^opi-üolsind, wie er selbst sagt, und der Poesie naher als die gerichtlichen.Bis dahin hatte die Kunstrede meistens ein absurdesoder paradoxes Thema, war eine Spielerei; man wollte sicheinmal frei ergehen lassen und seine Kunst geniessen. NurGorgias zeigt einen höheren Ansatz. Vollender ist Isocrates.Die Rede gilt ihm als die Ursache aller höherenBildung, auch der sittlichen: denn „die halten wirfür verständig und weise, welche sich mit sich selbstam besten über die Dinge zu besprechen wissen". Sonimmt er das Wort ^iX6oocpo? und aocpo? für seine Bildungvornehmlich in Anspruch. Wir übergehen seinen Kampf16

5mit den Philosophen, zumal mit Plato, von ihm war schondie Rede. Er steht auch in Widerspruch zu den Dichtererklärernund Antiquaren der Zeit. Er hält Epos und Tragödiefür (l^u^aytoyia Unterhaltung, gegründet auf die Vorliebeder unverständigen Menge für Fabeln und Kampfschauspiele,er verachtet die Komödie. Die berühmten Dichtervverke,ohne Metrum wiedergegeben, würden viel geringer erscheinen.Er ist der fanatische Prosaiker. Sein Schüler Ephoros hatsogar gesagt, die Musik sei unter den Menschen eingeführtETC a-Kaxi^i xai -{oriida, Isocrates selber sagt vom Musiker, alteMänner hätten keinen Verdruss und junge einen angenehmenund nützlichen und ihnen angemessenen Zeitvertreib. [. . .]Das isocrateische Kunstwerk, durch das er diesen ungeheurenErfolg hatte, steht uns fremder gegenüber als etwa die DemosthenischeRedej wir hören zu stark auf die Gedanken,finden diese nicht tief, staatsmännisch, philosophisch genugein wenig Mittelgut! und wir begreifen die Wirkung nicht,die sie hatten. Selbst für die Form haben wir keinen Sinnmehr; das mag daher kommen, weil wir an viel stärkereWürzen und Contraste gewöhnt sind und allesammt demasianischen Genuss der Rede huldigen.Dafür hat der grössteProsaiker des Jahrhunderts, Leopardi, ihn übersetzt undsich an ihm gebildet, er, der sagen konnte, treffliche Prosasei weit schwieriger als treffliche Verse j die Poesie gleicheeiner prächtig geschmückten, die Prosa einer unverhülltenFrauengestalt. Plinius aber sagt von der Skulptur: graecasimplicitas est nihil velare. Darin besteht die Schwierigkeit.So erscheint uns wohl der Stil des Isocrates, mit dieser simplicitas,quae nihil velat. Für die noch feineren Ohren derGriechen war er schon geschmückt und verhüllt, gemessenam lysianischen Stil. Es ist die epideiktische Art. Diese will /auf den Leser wirken j man kann sich so das Bild des griechischenLesers aus Isocrates Zeit vorstellen, einen langsamen2 Nietzsche V 17

5mit den Philosophen, zumal mit Plato, von ihm war schondie Rede. Er steht auch in Widerspruch zu den Dichtererklärernund Antiquaren der Zeit. Er hält Epos und Tragödiefür (l^u^aytoyia Unterhaltung, gegründet auf die Vorliebeder unverständigen Menge für Fabeln und Kampfschauspiele,er verachtet die Komödie. Die berühmten Dichtervverke,ohne Metrum wiedergegeben, würden viel geringer erscheinen.Er ist der fanatische Prosaiker. Sein Schüler Ephoros hatsogar gesagt, die Musik sei unter den Menschen eingeführtETC a-Kaxi^i xai -{oriida, Isocrates selber sagt vom Musiker, alteMänner hätten keinen Verdruss und junge einen angenehmenund nützlichen und ihnen angemessenen Zeitvertreib. [. . .]Das isocrateische Kunstwerk, durch das er diesen ungeheurenErfolg hatte, steht uns fremder gegenüber als etwa die DemosthenischeRedej wir hören zu stark auf die Gedanken,finden diese nicht tief, staatsmännisch, philosophisch genugein wenig Mittelgut! und wir begreifen die Wirkung nicht,die sie hatten. Selbst für die Form haben wir keinen Sinnmehr; das mag daher kommen, weil wir an viel stärkereWürzen und Contraste gewöhnt sind und allesammt demasianischen Genuss der Rede huldigen.Dafür hat der grössteProsaiker des Jahrhunderts, Leopardi, ihn übersetzt undsich an ihm gebildet, er, der sagen konnte, treffliche Prosasei weit schwieriger als treffliche Verse j die Poesie gleicheeiner prächtig geschmückten, die Prosa einer unverhülltenFrauengestalt. Plinius aber sagt von der Skulptur: graecasimplicitas est nihil velare. Darin besteht die Schwierigkeit.So erscheint uns wohl der Stil des Isocrates, mit dieser simplicitas,quae nihil velat. Für die noch feineren Ohren derGriechen war er schon geschmückt und verhüllt, gemessenam lysianischen Stil. Es ist die epideiktische Art. Diese will /auf den Leser wirken j man kann sich so das Bild des griechischenLesers aus Isocrates Zeit vorstellen, einen langsamen2 Nietzsche V 17

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