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jemand und lehnt nachher seinen Kopf an die Brust seinesSchwestersohnes: als die Richter nachher zu Gunsten seinesdienten entscheiden, finden sie ihn eingeschlummert. AuchThaies sirbt, in hohem Alter, beim Anschauen gymnischerWettspiele j der ganz alte Chrysipp, der ungeheure Vielschreiber,stirbt vor Lachen, als er einen Esel starken Weintrinkensieht.Mehrfach aber findet sich auch bei den reichsten Geisternim Alter eine Anwandlung von Melancholie, an der siesterben, meistens mit einem unbedeutenden Anlass. So stirbtHomer der Sage nach, als er ein Räthsel, das junge Fischerihm aufgeben, nicht lösen kann, er wird missmuthig, stolpertüber einen Stein und ist in drei Tagen todt. Aeschylusstirbt im Groll über die Athener in der Fremde. Man erzählte,ein Adler habe eine Schildkröte auf das Haupt desDichters fallen lassen. Niemand glaubt daran, aber die Er-Meine Ver-klärungen dieser Parabel lauten sehr verschieden.muthung: eingrosser Aufschwung ergreift und hebt das trägeVolk — der Perserkrieg, an dem Aeschylus den persönlichstenAntheil hatte —, als das Volk wieder sinkt und fällt, derSchwung des Adlers die Schildkröte nicht mehr trägt, soveranlasst das den Tod des Dichters: er stirbt utc ddu[iiac,wie Homer. Der Dialektiker Diodor stirbt aus Kummer, alser eine Streitfrage, die Stilpon in Gegenwart von PtolemausSoter aufwirft, nicht lösen kann: er schreibt erst ein Buch darüberund stirbt dann utc d&ü|jiia?. In dieser Stimmung verfielendie Alten leicht auf den Selbstmord: ein eigentlicher Grunddazu ist oft nicht einmal da, nur ist das Leben reizlos geworden:das gewöhnliche Mittel ist dann Enthaltung vonNahrung. Ein spezieller Grund liegt vor bei Menedemus,der gehofft hat, seiner Vaterstadt Eretria Freiheit bei Antigonoszu erwirken, wo er sonst Alles vermochte, es gelingt ihmnicht und er tödtet sich durch Hunger.280Isokrates, theils durch
Krankheit der Blase gequält, theils durch die Schlacht beiChäronea entmuthigt, nimmt keine Nahrung mehr zu sich,beinahe hundert Jahre alt. Dem Stoiker Kleanthes schwilltdas Zahnfleisch, die Aerzte verordnen ihm, zwei Tage zuhungern und stellen ihn wieder her, er aber findet, dass erund stirbtschon den halben Weg zum Hades gemacht habe,durch Enthaltung. Der hundertjährige Zeno fällt, zerstösstsich den Finger; sagt zur Erde: „Ich komme schon: was rufstdu mich?" und erstickt sich. Ohne alle näheren Gründe:Gorgias, hundert Jahre alt, enthält sich der Nahrung. Metrokiesin hohem Alter erstickt sich selber. Dionysios 6 [ktzad£|x£voc,der aus einem Stoiker durch Augenschmerzen zumhedonischen System bekehrt wurde (d. h. er meinte, derSchmerz sei doch ein Uebel), wurde achtzig Jahre alt undenthält sich der Speise. Speusipp verdriesst sich über seinhohes Alter und thut dasselbe. Ebenso schon Pythagoras,der in den Musentempel von Metapont flüchtet und durchHunger stirbt.Pherekydes geht nach Delphi und stürzt sichvon einem Berge herab. Bei Diogenes ist es zweifelhaft; dieFreunde von ihm finden, dass er sich durch Zurückhaltungdes Athems getödtet habe, die Andern erzählen, er habe einenrohen Ochsenfiiss gegessen und sei an Krankheit gestorben.Ofl^enbar war das den Freunden nicht philosophisch genug,man sollte nicht an Krankheit sterben. Antisthenes, der Lehrerdes Diogenes, hatte sehr zuletzt an seiner Krankheit zu leidenund fragt: „Wer erlöst mich von meinem Leiden?" Diogeneszieht einen Dolch hervor und sagt: „Dieser". „Ach ja!" sagter, „von diesem Leiden, aber nicht vom Leben!" Eine ganztiefsinnige Aeusserung: dem Lebenstriebe selbst kann man miteinem Dolche nicht beikommen, er aber ist das eigentlicheLeiden. Es ist ersichtlich, dass der Cyniker am Leben hängt,mehr als die andern Philosophen: „der kürzeste Weg zumGlück" ist so viel als „Lust am Leben an sich" und volle281
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Krankheit der Blase gequält, theils durch die Schlacht beiChäronea entmuthigt, nimmt keine Nahrung mehr zu sich,beinahe hundert Jahre alt. Dem Stoiker Kleanthes schwilltdas Zahnfleisch, die Aerzte verordnen ihm, zwei Tage zuhungern und stellen ihn wieder her, er aber findet, dass erund stirbtschon den halben Weg zum Hades gemacht habe,durch Enthaltung. Der hundertjährige Zeno fällt, zerstösstsich den Finger; sagt zur Erde: „Ich komme schon: was rufstdu mich?" und erstickt sich. Ohne alle näheren Gründe:Gorgias, hundert Jahre alt, enthält sich der Nahrung. Metrokiesin hohem Alter erstickt sich selber. Dionysios 6 [ktzad£|x£voc,der aus einem Stoiker durch Augenschmerzen zumhedonischen System bekehrt wurde (d. h. er meinte, derSchmerz sei doch ein Uebel), wurde achtzig Jahre alt undenthält sich der Speise. Speusipp verdriesst sich über seinhohes Alter und thut dasselbe. Ebenso schon Pythagoras,der in den Musentempel von Metapont flüchtet und durchHunger stirbt.Pherekydes geht nach Delphi und stürzt sichvon einem Berge herab. Bei Diogenes ist es zweifelhaft; dieFreunde von ihm finden, dass er sich durch Zurückhaltungdes Athems getödtet habe, die Andern erzählen, er habe einenrohen Ochsenfiiss gegessen und sei an Krankheit gestorben.Ofl^enbar war das den Freunden nicht philosophisch genug,man sollte nicht an Krankheit sterben. Antisthenes, der Lehrerdes Diogenes, hatte sehr zuletzt an seiner Krankheit zu leidenund fragt: „Wer erlöst mich von meinem Leiden?" Diogeneszieht einen Dolch hervor und sagt: „Dieser". „Ach ja!" sagter, „von diesem Leiden, aber nicht vom Leben!" Eine ganztiefsinnige Aeusserung: dem Lebenstriebe selbst kann man miteinem Dolche nicht beikommen, er aber ist das eigentlicheLeiden. Es ist ersichtlich, dass der Cyniker am Leben hängt,mehr als die andern Philosophen: „der kürzeste Weg zumGlück" ist so viel als „Lust am Leben an sich" und volle281