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Band 5 - WordPress – www.wordpress.com

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jHeisshunger, sich einmal recht satt zu weinen und zu heulen,ja der edle Seelentheil werde in seinem Urtheil schwach undnehme es nicht so strenge, als ob er sich eben doch nur aneiner fremden Leidensgeschichte weide. Thatsächlich aberstehe fest: hat man durch das Anschauen jener fremdentragischen Fälle den jammernden Seelentheil (den mitleidendenund fürchtenden) grossgefüttert, so ist es gar nichtleicht, denselben bei eigenen tragischen Fällen im Zaumzu halten. Aristoteles, zur Rechtfertigung der Tragödie, meintdagegen, der leidenschaftliche Hang zu Mitleid und Furcht,der nach einem natürlichen Rhythmus im Menschen mitunterübermässig vorhanden sei, werde entladen, die Tragödieist ein moralisches Purgirmictel. Nach der Tragödieist der aristotelische Mensch kälter, mitleidloser als vorher,der platonische umgekehrt, wärmer, reizbarer, mitleidsvoller,seinen Affekten fnehr unterworfen 5 wer hat den tieferenBHck? — Aber jedenfalls ist das wieder nichts als die moralischeInstanz, bei Beiden. Und dann lese man nur die Republik,die Beweise, dass Homer kein guter Feldherr, Wagenlenker,Gesetzgeber gewesen sein könne, dass er nichtsordentlich gewusst habe.Man sehe, wie Sokrates im Protagorasdas Gedicht des Simonides interpretirt, wie willkürlich Platoseinen Sinn hineinlegt, wie alle Sophisten sich das Rechtzusprachen, aus den Dichtern alles, was ihnen zusagte,herauszuinterpretiren.Schon daraus ist zu schliessen, dass mandie Dichter viel weniger verstand, als man jetzt wohl glaubtsonst wäre ein so willkürliches Auslegen nicht allgemeingewesen. Selbst am grössten Kunstkritiker der Alten, anAristoteles, ist vielerlei völlig falsch: worüber viel zu sagenwäre: er hat keinen Blick gehabt für den grössten ProsarednerDemosthenes (den er sogar geringschätzt), noch für Thukydides,er behandelt Empedokles geringschätzig, er geht vonder Lesetragödie aus zur Beurtheilung der tragischen Kunst263

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