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dass die Entartung hinter jeder grossen Erscheinung her ist, dassin jedem Augenblick der Ansatz zum Ende da ist,dass die Liniezwischen einem Genius und dem andern selten eine gerade Linieist, dass eine Menge von Formen der Entwicklung erdrücktworden sind, und dass es überhaupt sehr gefährlich herging.Will man das „naturgemäss" nennen, so habe ich nichts dagegen.Die Entstehungder griechischen Poesie geschah nicht autochthon,sondern auf fremden Einfluss hin: die Thrakier und dieKleinasiaten machen sie mit ihrer Musik bekannt, mit ihrenRhythmen, die Griechen versuchen ihre Sprache nach diesenRhythmen zu bewegen, den Eindruck jener orphischen undolympischen Melodieen in Worten wiederzugeben. Die Musender Same der Tragödie, Philosophie und Wissenschaftsind lydisch-thrakisch ursprünglich. Ebenso kam, im 6. Jahrhundert,noch einmal eine grosse Sturzwelle asiatischer Einflüsse,wurde mitgeschleppt,das Ernster-Tieferwerden der Hellenenkam ihnen nicht von innen: denn ihr eigentliches Talentwar, wie Homer zeigt, die Ordnung, Verschönerung undVerflachung, das Spielen und eu o^oXaCeiv. Während des6. und 5. Jahrhunderts war im fernen Indien die Erscheinungdes Ernstesdes Lebens übermächtig geworden: aus der zuletztdie buddhaistische Philosophie und Religion hervorging. DieletztenWellen dieser tiefen Bewegung schlugen an griechischenüber diesenBoden an. Nun bemüht sich wieder das hellenische Wesen,aufgezwungenen Ernst Herr zu werden, es separirtdie Ernsten (in den Philosophenschulen) und benutztdie Leidenschaft: am Schönsprechen, zum schönen Auftretendazu, um die Seelen wieder hohl und scheinsüchtig zu machen:ihr später Triumph der Sophist des 5. Jahrhunderts, der ganzAussenseite und pomphaftes Wort ist.')Die Abneigung des') [Anmerkung von späterer Hand.] Selbst das Agonale der griechischenNatur kämpft gegen den Ertist der Philosophen an. So gilt eine Niederwerfungin der Dialektik für einen Sieg der Wahrheit — unwillkürlich.24Ö
klassischen Hellenenthums gegen die Strenge der Wissenschaft(wie gegen die Strenge des Lebens) zu Gunsten des Gutsprechenszeigt sich am wunderbarsten im Athener (cpiXoXoYo?)Sokrates: die Philosophen vor ihm, eine kleine Zahl! habeneine ungeheure Arbeit in Mathematik, Astronomie, Physikgethan, da ist nun freilich Thaies ein wirklicher Phönizier,Pythagoras ein Schüler der Aegypter, und Demokrit, dieeigentlich ivissenschaftlkhe Natur, vielleicht ein Thrakier: wiees zu dem besten Theil der wissenschafthche HistorikerThukydides war. Sokrates machte sich über diese wissenschaftlichenLeute lustig, Sternkunde sei etwas für Nachtwächterund Seeleute, man solle überhaupt nicht wissenwollen, was die Götter sich vorbehalten hätten, Mathematiksei gar etwas Lächerliches; man müsse erst mit sich imReinen sein, ehe man zu den Wissenschaften komm^e: undWimti sei der Mensch so weit! Da musste freilich erst dieWissenschaft wieder durch einen halben Makedonier (wieAristoteles) und durch viele halbe und ganze Aegypter undSemiten zu Ehren gebracht werden: damit die alexandrinischeBlüthe der Wissenschaften zuletzt noch gar als Erzeugnissdes griechischen Geistes erscheinen kann. — Es ist zwischenDemokrit und Sokrates ein Riss, keine Brücke: Sokrates erfindeteine neue Form des eu o/oXdCsiv mit der Leidenschaftfür Zwiegespräche, aber die wissenschaftliche Forschung unddas einsame Gelehrtenleben macht er seinen Schülern zueinem Gegenstande des Widerwillens. Das Reden können,das durch Reden niederwerfen können, tritt übermässighervor: die Meinung, es sei ein Satz -mderlegt, wenn diePerson, die ihn vertritt, sich hat durch Dialektik fangenlassen. Aus seiner Schule ging, wie billig, als grösste Schöpfung,eben Dialektik und Logik hervor.Also: die Genesis durch auswärtige Antriebe bedingt, dietiefen, gründlichen und ernsten Geister sind eine Ausnahjne,247
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dass die Entartung hinter jeder grossen Erscheinung her ist, dassin jedem Augenblick der Ansatz zum Ende da ist,dass die Liniezwischen einem Genius und dem andern selten eine gerade Linieist, dass eine Menge von Formen der Entwicklung erdrücktworden sind, und dass es überhaupt sehr gefährlich herging.Will man das „naturgemäss" nennen, so habe ich nichts dagegen.Die Entstehungder griechischen Poesie geschah nicht autochthon,sondern auf fremden Einfluss hin: die Thrakier und dieKleinasiaten machen sie mit ihrer Musik bekannt, mit ihrenRhythmen, die Griechen versuchen ihre Sprache nach diesenRhythmen zu bewegen, den Eindruck jener orphischen undolympischen Melodieen in Worten wiederzugeben. Die Musender Same der Tragödie, Philosophie und Wissenschaftsind lydisch-thrakisch ursprünglich. Ebenso kam, im 6. Jahrhundert,noch einmal eine grosse Sturzwelle asiatischer Einflüsse,wurde mitgeschleppt,das Ernster-Tieferwerden der Hellenenkam ihnen nicht von innen: denn ihr eigentliches Talentwar, wie Homer zeigt, die Ordnung, Verschönerung undVerflachung, das Spielen und eu o^oXaCeiv. Während des6. und 5. Jahrhunderts war im fernen Indien die Erscheinungdes Ernstesdes Lebens übermächtig geworden: aus der zuletztdie buddhaistische Philosophie und Religion hervorging. DieletztenWellen dieser tiefen Bewegung schlugen an griechischenüber diesenBoden an. Nun bemüht sich wieder das hellenische Wesen,aufgezwungenen Ernst Herr zu werden, es separirtdie Ernsten (in den Philosophenschulen) und benutztdie Leidenschaft: am Schönsprechen, zum schönen Auftretendazu, um die Seelen wieder hohl und scheinsüchtig zu machen:ihr später Triumph der Sophist des 5. Jahrhunderts, der ganzAussenseite und pomphaftes Wort ist.')Die Abneigung des') [Anmerkung von späterer Hand.] Selbst das Agonale der griechischenNatur kämpft gegen den Ertist der Philosophen an. So gilt eine Niederwerfungin der Dialektik für einen Sieg der Wahrheit — unwillkürlich.24Ö